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Orkus Herbstnächte 2001
Rock Peace Solidarity 2001
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Schlettweiner Open Air 2001
Thüringen Grammy 2001
Wacken Open Air 2001
With Full Force 2001

Wacken Open Air 2001


WACKEN OPEN AIR 2001

 

Am 2.8.2001 pilgerten sie wieder Richtung Norden, ganze Autokolonnen mit Hartsoundbesessenen, zum weltweit größten Metalfestival in Wacken. Über 70 Bands aus aller Herren Länder an zwei Tagen, inklusive Zusatzgigs mit vier Liveaufheizern am Donnerstag. Soviel Sounddröhnung verlangt vor allem eines: eine gute Kondition, gilt es doch schließlich, neben Campingspaß und Bierseligkeit den stundenlangen Dauersprint von einer der vier Bühnen zur nächsten zu überstehen. Da sich in diesem Jahr selbst der Wettergott gnädig zeigte, konnte der Bandmarathon - von Hagel, Wirbelstürmen oder anderen Naturkatastrophen verschont - ungestört seine Kreise ziehen...

Schon die Vorabparty am Donnerstag wurde nach dem alljährlichen Promi-Fußballspiel von Metalfans jeglicher geschmacklicher Ausrichtung und verschiedenster Altersklassen stark frequentiert, den Job des Openers erledigten die Türken von Knight Errant ganz passabel. Auch Finntroll heizten mit ihrer Symbiose aus Lappländischen Vocals, Humppa-Finnfolk und Black Metal (kurz: Trollish Metal...) die allgemeine Adrenalinausschüttung weiter an, so dass spätestens hier klar war: Wacken Nr. 12 hat begonnen und man steckt bereits mittendrin, im Trommelfellrausch der kommenden Tage.

Die erste Programmänderung gab’s bei Crematory. Weil selbige im Stau auf der Autobahn hängenblieben, wurde ihr Gig vorerst auf Sonnabend verlegt, stattdessen beglückten die Impotent Seasnakes das Publikum mit einer strittig kitschigen Mischung aus Coversound und schräger, erotisch-"transilvanisch" angehauchter Bühnenaktion, welche letztendlich nichts wirklich Neues zu bieten hatte, aber dennoch die Zeit bis zum W.A.S.P.-Spektakel verkürzte. Altschockrocker Blackie Lawless ließ musikalisch wie showtechnisch die Sau raus mit einem Set, dass den hohen Erwartungen gerecht wurde und die frühe Anreise aller anwesenden Metalmaniacs zur Genüge belohnte. Highlights von The Crimson Idol oder Headless Children kamen genauso zum Zuge wie aktuelleres Material von K.F.D.

Wer am Freitag von Anfang an dabei sein wollte musste (wie immer in Wacken) verdammt früh aufstehen, um Punkt 10.00 Uhr die Powershow von Nostradameus nicht zu verpassen. Die Schweden legten mit einem stimmlich voll aufgeweckten Freddy Persson an der Vocalfront eine tolle Weckperformance auf die Bretter, auch wenn der Sound eine Spur zu basslastig aus den Boxen dröhnte. Hochmotiviert waren nach dem Namenswechsel Hin- und Her der letzten Jahre auch die Österreicher Stygma IV (früher Big Heat und Stigmata), die den Powermetal schon seit Jahren mit den Löffeln der Genialität gefressen haben. Coole Frickeleien und phantastische Lyrics waren bei den Mannen um Ritchie Krenmaier (voc.) hier wie immer Programm, an Meilensteinalben wie Solum Mente Infirmis und Phobia kommt einfach niemand dran vorbei. Die Querbeet-High-Energy-Schweden von Soilwork machten mit Hammernummern wie Needlefeast oder Bastard Chain die Gegend unsicher, durch ihre Tour als Annihilator-Support sichtlich gereift...

Einen ungeschliffenen Rockdiamanten gab es mit den Hamburgern von Bionix zu bewundern, die neue Band des diabolischen Temple Of The Absurd Klampfers Schrödey begeisterte mit leicht freakigem, dreckig-harten Gitarrensound, dessen von etlichen anderen Musikelementen durchzogener geiler Neuzeit-Rock'n'-Roll direkt in die Blutbahn ging. Augen- und Ohrenweide waren hier die Fronteraktionen der Power-Lady namens Tube am Mikro, die mit minimaler Mimik und Gestik maximale Erotikspannungen entlud. Ebenfalls wahre Wonnewellen für sämtliche Sinneswahrnehmungen verströmten die Schöngeister von Lacuna Coil um eine mittlerweile noch graziösere Christina Scabbia und den schmächtigen aber stimmgewaltigen Andrea Ferro, deren gesangliches Wechselspiel vor Harmonie und Sinnlichkeit - im Taumel zwischen Melodic und Druck - nur so strotzte vor subtiler Erotik und traumhaften Arrangements. Nummern wie Honeymoon weckten lange zurückliegende Erinnerungen an die gemeinsame Tour der Italiener mit Skyclad, auch das aktuelle Klangmaterial konnte durchweg überzeugen. Die Rückkehr der zu neuem Leben erweckten Trasher von Holy Moses wurde im Publikum ebenfalls euphorisch gefeiert. Extremvoice Sabina Classen gab mit ihren Mannen volle hundert Prozent an Bühnenperformance und heftigen Sounds und bewies, dass niemand anders als sie selbst an das Mikro dieser Band gehört. Die neuen Songs von Master Of Disaster belegten dies... Knüppelhart und gutgelaunt zeigten sich eine Woche nach dem absolvierten Force Attack Festival und einigen anderen Einzelgigs auch die Hochgeschwindigkeits-Haudraufmützen von Napalm Death, die in Wacken auch dieses Jahr wieder Fans und Security zum Schwitzen brachten. Barney & Co. (in Wacken schon fast zum Inventar gehörig) kommen noch immer so bodenständig und glaubhaft rüber wie am ersten Tag.

Auferstanden aus Ruinen zeigte sich Ex-Maiden-Voice Paul Di Anno nach mehreren Neuanfängen (unter anderem als Killers) erneut comebackmotiviert mit Altkumpan Cliff Evans an der Klampfe. Das Set aus Maiden-Kultnummern wie Phantom Of The Opera oder Sanctuary, gemeinsam mit Murder One-Krachern wie The Beast Arises ging rechnungstechnisch auf und brachte die Meute vor der Mainstage zum Toben. Auch wenn Paul nach Killers immer mehr in Alkoholismus und Identitätslosigkeit abzurutschen schien, bei seinem diesjährigen Wacken-Auftritt gab der kultige Oldie alles und lief kaltschnäuzig und hochmotiviert zur Klasseform auf. Zu Nevermore bleibt nur zu sagen, dass man hier wieder mal genau das bekam was man von Warrel Dane und seinen Mitstreitern erwartet, zumal spätestens das letzte Album Dead Heart In A Dead World die vier Amis in den Götterstatus erhoben hat. Auch wenn die Schweden von Therion nach unzähligen Klassescheiben noch lange nicht den Ruf genießen der ihnen zusteht, so schlugen sie beim diesjährigen Wacken definitiv erfolgreicher ein als vor zwei Jahren. Kreativbolzen Christofer Johnsson, ein Songwriter, Komponist und Gitarrist der lange seinesgleichen sucht, hatte (aufgestockt mit einem zwar kleinen, aber hochkarätigem Livechor) alles unter Kontrolle und manövrierte seine Band geschickt durch Klassiker wie Evocation of Naamah oder The Siren Of The Woods, per Gastsänger gab es abschließend (wie auf der letzten Tour) noch ein gut dargebotenes Maiden-Cover zu hören, Therion präsentierten sich beeindruckend professionell und monumental.

Am Sonnabend katapultierte mit Circle Of Grief dann ein echter Geheimtipp alle Metalheads aus ihren Betten. Die sympathischen Kulmbacher strotzten nur so vor musikalischen Ideen, unkonventionellen Umsetzungen und hemmungslosen Stilmixvariationen. Von Mittelalter über Gothic- und Irishfolk-Einflüsse bis hin zu Deathmetalvocals und waschechtem Powermetal war alles vertreten, in diesem Party-Abtanzcocktail, den Frontmann Markus mit seiner emotional-starken, engagierten Performance überzeugend kredenzte. Packende Canonrefrains und eingängige Melodikpassagen gaben der Stilodyssee ihren letzten Schliff, Circle Of Grief konnten einfach schlagartig überzeugen. Diese Vollblutliveband sollte man sich merken, genauso wie ihr aktuelles Scheibchen Into The Battle. Heftig zur Sache ging es bei den Franko-Kanadiern von Cryptopsy. Besonders, da für Starkstromsänger Mike DiSalvo der Gig in Wacken gleichzeitig seinen Abschied von der Band bedeutete, durfte man sich diese Fusion aus Druck und Energie einfach nicht entgehen lassen. DiSalvo kämpfte am Mikro eine regelrechte Schlacht und versprühte ein Charisma, dem sich wirklich niemand entziehen konnte. Deströyer knüppelten sich korrekt düster-kraftvoll durchs Programm, bevor die Nordlichter von Vintersong mit aktuellem Stoff von Cosmic Genesis heimleuchteten. Nicht von schlechten Eltern war die ebenfalls extrem charismatische Show von Dark Tranquillity. Melodisch packend und technisch versiert wurde hier zelebriert, was die Grenzen des Death Metals lange sprengt, Spielfreude und Hingabe peitschten sich in himmlische Höhen. Die brasilianischen Krisiun walzten akzeptabel brachial alles platt. Soul Doctor aus Berlin wurden ihrem Bandnamen vollauf gerecht. Mit Fear Warning Stimme Tommy Heart an der Front rockten die fünf Perfektionisten die stage, dass es eine wahre Freude war. Soviel Direkt-In-Den-Bauch-Soulrock war kaum zu verkraften, verzücktes Dauergrinsen im Publikum war unvermeidlich, diese Jungs hatten es einfach megafett hinter den Ohren! Da Annihilator (zugunsten des Crematory-Gigs auf 15.00 Uhr vorverlegt) zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht angereist waren, gab es auf der Megastage eine einstündige Spielpause, bevor Crematory sich festivaltechnisch von ihren jahrelang getreuen Fans verabschiedeten. In Wacken spielten die Pfälzer jedenfalls nochmal all ihre Trümpfe aus und lieferten einen gekonnten Abgang.

Das Dreamteam von Rage legte sich hyperfett ins Zeug und hatte das Publikum vom ersten Song an wie weiches Wachs in der Hand. Peavey navigierte, Victor brillierte und Mike prügelte sich durch ein Set das sich gewaschen hatte. Die 1985 gegründete Formation zeigt sich momentan so fit und anspruchsvoll wie nie zuvor. Entgegen aller Cancel-Befürchtungen standen dann mit zweieinhalb Stunden Verspätung die direkt aus der Schweiz angereisten Annihilatoren in den Startlöchern, mit einer Speedpowertrashgötterhämmerung wie sie die Welt selten gesehen hat. Mastermind Jeff Waters grinste sich die Backen aus dem Gesicht, Göttervoice Joe Comeau sang sich die Kehle heiß und an den Drums heizte kein geringerer als Rückkehrer Randy Black (zur Zeit ebenfalls tätig bei der deutschen Formation Schwarz), dass die Menge vor der Bühne nur so in wilden Zuckungen vibrierte. Set The World On Fire, Welcome To Your Dead, Refresh The Demon, Time Bomb, King Of The Kill, Never Neverland... Headbangerherz was willst du mehr!?! Was hier geboten wurde war der elektrifizierte Overkill!

Fortgesetzt wurde der Soundwahnsinn dann lückenlos von den Berliner Langzeitdurchstartern Subway To Sally, die in Wacken in Bilderbuchqualität rockten. Spätestens bei Nummern wie Kleid Aus Rosen, Veitstanz, Böses Erwachen, Ohne Liebe und Räuber kochte die Luft im Massenauflauf vor der Megastage. Da wurde gepoged, mitgesungen und gestagedived wie der Teufel, Subway selbst schienen überwältigt von der mehr als euphorischen Publikumsreaktion. Die Security hatte richtig zu tun, genau wie Eric Fish und Mannen on stage. Hier badete man regelrecht in Herzblut, Subway To Sally sind und bleiben eine Livemacht, zeitloser und fesselnder kann Mittelaltermetal nicht sein! Kultig teutonisch und routiniert poste sich auch Chris Boltendahl mit seinen Kriegern durch ein Best of Programm der umfangreichen Bandgeschichte,- von Mittelalter bis Schottische History bleiben Grave Digger immer einen True Metal Lauschangriff wert, das unvergessliche Heavy Metal Breakdown durfte natürlich auch im diesjährigen Wackenprogramm nicht fehlen!

Höchste Totalverzückung herrschte dann geländeweit beim Überfliegertaumel der Finnen von Nightwish, die mit Nummern wie Sleeping Sun (Festival-Livepremiere des Sonnenfinsternis-Songs in Deutschland!), Sacrament Of Wilderness oder Hymnen wie Wishmaster die Massen beherrschten. Während Augenweide Tarja stimmliche Höchstleistungen brachte, tobte sich Mastermind Tuomas am Keybord die Seele aus dem Leib. Nightwish waren einmal mehr der personifizierte Klangorgasmus, das konkurrenzlose Bombasthighlight in Wacken! Headbangen bis zur Bewusstlosigkeit war bei den Death Metal Schweden Opeth angesagt,- düster und heiß! Undergroundigen Extrem-Ostkult aus Thüringen gab es zu später Stunde von den Apokalyptischen Reitern voll auf die Zwölf. Angeführt von Frontmann Eumel wurde die Partystage im klanglichen Fegefeuer in Schutt und Asche gelegt, mit einer aggressiv-rohen Mischung aus Death Metal, Klassik und Grindcore.

So heftig wie es am Donnerstagabend begann, so schnell war es dann Sonnabendnacht schon wieder alles vorbei, man soll ja eh aufhören wenn es am schönsten ist!

Wacken Nummer 13 startet am 2.August 2002, der Countdown läuft...

Andrea Göbel


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