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Under The Bridge 2003

14. Under The Bridge Festival


14. UNDER THE BRIDGE FESTIVAL 2003

Arnsberg-Neheim, 29.-30.08.2003

 

Wir schreiben den 29. August 2003. Hinter uns liegen die heißesten Tage des Rekordsommers und es regnet wie aus Eimern. Ausgerechnet bei diesem Wetter findet ein Open Air Festival, nämlich das Under The Bridge, in Arnsberg-Neheim statt. Doch wie der Name schon verrät, müssen die Zuschauer und die Bands nicht ganz unter freiem Himmel ausharren, vielmehr befinden sich Bühne und Zuschauerraum unter einer Autobahnbrücke. So blieben die Füße der Zuschauer trocken, obwohl der Regen anfangs nicht nachlassen wollte. Für alle, die dieses Festival besuchen möchten, Wetterprobleme gibt es dort praktisch nicht.

Zum 14. Mal findet dieses Festival mittlerweile statt und ich muss mich schon schämen, dass ich erst in diesem Jahr zum ersten Mal diesem Event einen Besuch abstatte. Das Festival, das über drei Tage geht und bei dem an zwei Tagen, nämlich am Freitag und Samstag, die musikalischen Beiträge den Ton angeben, kann mit einigen tollen Gruppen, darunter vor allem Bands aus der näheren Umgebung, aufwarten. Die musikalische Bandbreite geht von Ska über Britpop, Rock ’n’ Roll bis Punk. Und am Sonntag findet dann noch ein Familienprogramm mit Puppentheater und Kinderzirkus, einem zaubernden Pichel und leiser Livemusik statt.

Ich selbst konnte leider nur am Freitag an dem Festival teilnehmen, aber dieser Tag hatte es schon in sich und den Besuch allemal gelohnt. Denn die Gruppen heizten den Zuschauern ein und ließen die kühlen Außentemperaturen in Vergessenheit geraten. Übrigens bestand das Publikum aus allen Alterklassen. Auch die Fans der unterschiedlichen Musikrichtungen waren zu erkennen. Neben alt gewordenen “Rockern” waren auch einige Punker vor Ort.

Freitags spielten die Bands Edible, Supernichts, Rosen & Gomorrha und Boppin’B. Am Samstag standen dann die Gruppen Hypnotix, Los Placebos, Lady Godiva, Phonodrive und Tasse Kaffee auf dem Programm.

Mit Tagespreisen von 9,00 und 10,00 Euro im Vorverkauf und je einen Euro teurere Karten an der Abendkasse liegen diese bei der gebotenen Klasse wirklich im unteren Bereich. Für eine Dauerkarte, also beide Tage (der Sonntag ist kostenlos), musste der geneigte Besucher nur 15,00 bzw. 20,00 Euro bezahlen. Hier stimmte das Preis-/Leistungsverhältnis.

Am Freitag standen vier Bands auf dem Programm. Eröffnet wurde es von der gerade zur besten Band Südwestfalens gekürten Gruppe Edible. Die Formation, deren Bandname übrigens genießbar bedeutet, besteht aus fünf Musikern sowie drei Sängerinnen und einem Sänger. Die aus Arnsberg stammende Gruppe wurde kürzlich vom WDR mit dem vorgenannten Preis prämiert. Damit verbunden war ein Fernsehbericht in West 3 sowie am 30.August ein Auftritt in Bad Laahspe als Vorgruppe von Cosmo Klein.

Die Mitglieder der Band bestehen aus zwei Generationen und das ist vielleicht ihr großes Plus. Während die “Instrumentalisten” Wilfried Schilling (Gitarre), Markus Kampschulte (Gitarre), Ansgar Unger (Keyboards), Mikel James Couley (Schlagzeug) und Michael Hernes (Bass) um die Mitte Vierzig sind und somit auf eine gewisse musikalische Erfahrung zurückblicken können - sie spielen alle seit etlichen Jahren ihr Instrument und haben auch schon erfolgreich Banderfahrungen gesammelt, was man deutlich spürte -, sind die vier Frontleute Tanja Jursch, Iris Thiergarten, Miriam Wolf und Stefan Wolf (alle Gesang) gerade Anfang 20 und bringen eine gewisse Frische mit. Dadurch sprechen sie gleich mehrere Alterschichten an. Darüber hinaus agierte Sarah Belhareth als Gastsängerin bei diesem Auftritt. Neben der Edible-Eigenkomposition Masquerade sang sie auch den Song Hedonism von Skunk Anansi.

Das Problem so mancher Eröffnungsband hatten auch Edible, denn als sie gegen 18.10 Uhr die Bühne betraten mögen sich gerade mal um die 100 Leute unter der Brücke versammelt haben. Das es nur so wenig Besucher zu diesem Zeitpunkt waren ist umso trauriger, denn sie verpassten eine wirklich frische Band, die mit ihren eigenen Stücken genauso zu überzeugen wussten, wie mit ihren Coverversionen bekannter Songs wie zum Beispiel von Alanis Morisette, Lenny Cravitz oder Toto. Das Repertoire konnte sich wirklich sehen und hören lassen.

Sie begannen gleich mit dem Anastacia-Hit Outta Love. Schon hier zeigte sich das Gesangstalent der jungen Gruppenmitglieder. Was diese vier jungen Menschen da aus ihrer Stimme herausholten war schon toll. Da stellt sich mir automatisch die Frage, wer bei solchen Talenten überhaupt Sendungen wie Deutschland sucht den Superstar braucht. Bei dem Stück What A Man von En Vogue zeigten sie, dass sie auch Rapgesang draufhaben. Das Repertoire von Edible bestand aus Popmusik mit Soul- und Funkelementen. Nach diesem Auftritt bin ich absolut überzeugt, dass man in der Zukunft noch einiges von Edible hören wird.

Da es Probleme bei der zweiten Band des Abends gab, erweiterten Edible kurzerhand ihr Programm um gut eine Viertelstunde. Der erweiterte Set ging nahtlos über die Bühne, ohne das ein Bruch im Konzert zu verspüren war oder die Qualität nachließ. Wie mir der Bassist Michael Hermes in einem Gespräch am Rande erzählte, hat die Band rund 50 Titel in ihrem Repertoire.

Während die alten Hasen an ihren Instrumenten recht gelassen und professionell agierten, war den jungen Frontleuten eine gewisse Schüchternheit nicht ganz abzusprechen. Das war aber nicht weiter schlimm, sondern machte sie eher noch sympathisch. Diese Gruppe wird weitere Auftritte bestreiten und an Professionalität dazu gewinnen, davon bin ich fest überzeugt.

Als zweites stand eine Punkband aus Köln mit dem Namen Supernichts auf dem Programm. Und Supernichts war der Bassist, denn er steckte in Belgien fest und schaffte es trotz einer erweiterten Pause nicht, bis zum Auftritt nach Arnsberg zu kommen. So musste das Quartett als Trio auftreten. Allerdings muss man sagen, dass die Band das gut hinbekommen hat. Mit einer gut einstündigen Verspätung begann die Band gegen 20.00 Uhr ihre Fans zu begeistern. Man spürte zwar, dass der Bass fehlte aber die drei Musiker (Gitarre, Schlagzeug und Gesang) bot trotzdem eine gute Show. Sie selbst bezeichnen ihre Musik als Melodybrillenpunkrock, der zwischen Bad Religion und Bläck Fööss, Pogozone und Kuschelecke, Handschütteln und Arschlecken liegt. Das Repertoire bestand aus Eigenkompositionen in deutscher Sprache. Mal schrieen sie aus voller Brust “Ich bin nicht - Ingo Dubinski”, sangen über eine Katze oder stellten fest, Bahnfahrn macht hässlich.

Die recht kurzen Stücke hatten mal recht knappe prägnante Texte oder erzählten eine Geschichte. Meist konnte man jedoch schnell den Refrain mitsingen.

Aufgrund der Verschiebung im Zeitplan blieb Supernichts allerdings nur gut eine halbe Stunde Zeit das Publikum so richtig einzuheizen. Ich steh zwar nicht auf Punk, muss aber sagen, dass die drei wirklich alles gaben und musikalisch einiges zu bieten hatten. Vor der Bühne wurde heftig Pogo getanzt. Einige der Punks, die schon mehrere Stunden tief in die Gläser geblickt hatten, ließen es sich nicht nehmen auf die Bühne zu steigen und sich in die restlich (ca. 10 Leute) von der Bühne fallen zu lassen. Das sah schon etwas gefährlich aus. Die Band ließ sich aber nicht aus der Ruhe bringen und ihr Sänger meinte: “Ihr habt die heftigsten Fahnen, die ich je gerochen habe”.

Nach einer kurzen Umbaupause - ich muss wirklich sagen, dass diese Umbaupausen absolut toll organisiert waren - kamen dann die Lokalmatadoren aus Neheim, nämlich Rosen & Gomorrha zu ihrem Recht.

Plötzlich füllte es sich vor der Bühne und man merkte, dass einige die Lieder bereits kannten, denn es wurde kräftig mitgewippt und teilweise sogar mitgesungen. Das Repertoire umfasste die meisten Stücke der CD Das Leben Ist Kein Tanzlokal. Die Musik liegt irgendwo zwischen Steely Dan und Tom Waits mit einem funken Soul und Jazz, wie ich finde. Toett (Keyboards und Gesang) und Martin Meinschäfer (Gitarre, Gesang) zogen wieder ihre bekannte Show ab, indem sie live spielten und die restlichen vier Musiker auf der Leinwand zu sehen waren. Auch die Bühne war wieder mit reichlich Kerzen und Rosen garniert.

Die beiden sind absolute Vollblutmusiker, das merkte man ihnen gleich vom ersten Ton an. Auch die tollen Extras, in denen Toett einem Mann auf der Leinwand Feuer gibt oder den Musikern im Film ein paar Glas Bier reicht sind wieder zu sehen gewesen.

Ich kann nur jedem empfehlen, sich ein Konzert von Rosen & Gomorrha mal anzusehen um sich selbst ein Bild von dieser magischen Show zu machen. Nach mehr als einer Stunde war das Konzert beendet, aber das Publikum tobte das erste Mal und verlangte nach einer Zugabe, die es dann auch gab. Allerdings spielten sie nur zwei Stücke, da ja noch eine weitere Band auf ihren Auftritt wartete.

Nach den drei Konzerten, die den Besuch schon gelohnt hatten, war ich mir nicht ganz sicher, ob ich schon die Heimreise antreten oder mir tatsächlich noch die angekündigte Rock ’n’ Roll-Truppe Boppin’B aus Aschaffenburg ansehen sollte. Ich entschied mich zum Bleiben um den Anfang abzuwarten. Was nun kam, war für mich die Überraschung des Abends. Ein Quintett aus Schlagzeug, E-Gitarre, Akustikgitarre und Gesang, Saxophon und Kontrabass brachte gleich mit den ersten Tönen die Zuschauer zum Rasen.

Zum einen waren die Typen einfach total locker und lustig drauf, zum anderen verstanden sie es durch ihre Musik und die Bühnenshow die Leute ganz nah an die Bühne zu holen, von denen dann viele anfingen zu tanzen. Es war schon ein tolles Bild die fünf auf der Bühne rumwirbeln und auf der anderen Seite Rock ’n’ Roller, “normale” Besucher und Punks gleichzeitig und durcheinander tanzen zu sehen. Der Bassist vollführte teilweise die irrwitzigsten Kunststücke mit seinem Instrument. Mal lag er auf ihm, dann stellte er sich seitlich darauf oder spielte es gar, während er es auf die Schultern gehoben hatte. Auch die anderen standen dem in nichts nach. So stieg der Gitarrist auf die Schultern des Bassisten und des Saxophonisten und alle drei spielten munter dabei weiter.

Neben eigenen Stücken (zumindest nehme ich das an, weil ich die gar nicht kannte) spielten sie auch einige Coverversionen. Dabei beschränkten sie sich aber nicht etwa auf reine Rock ’n’ Roll-Titel, nein auch Songs wie Tom Jones Sexbomb, Modern Talkings Your My Heart, Your My Soul, Wings Of Love von den Olson Brothers oder sogar der Neue Deutsche Welle-Hit Fred Vom Jupiter mussten dran glauben und wurden in Rock ’n’ Roll Manier gespielt. Und das Beste daran, die kamen in den Versionen absolut klasse rüber. Die Band brachte bei ihrem Auftritt eine Mixtur aus englisch und deutsch gesungenen Stücken.

Es herrschte wie gesagt während des ganzen Konzertes eine ausgelassene Partystimmung. Dazu gaben sie in den Pausen immer einige lustige Kommentare ab. So übten sie beispielsweise mit dem Publikum einen Refrain oder eine einfache Strophe a la “lalala lalala …” ein. Auch die Antwort auf ihre Frage “Do You Feel Alright” lautete “Scheißkapelle”, ganz nach ihrem gleichnamigen Song. Und das wurde solange geübt, bis die Zuschauer das auch lautstark genug drauf hatten. Später kam dann noch der Hinweis, dass, sollte eine Band uns mal Fragen “Do You Feel Alright” dann müssten wir halt das gelernte Wort “Scheißkapelle” aus voller Brust entgegnen. Wir könnten der Band dann ja einen schönen Gruß von Boppin’B ausrichten.

Meinen Schätzungen zu Folge mögen etwa 400 Besucher unter Brücke gewesen sein. Viele wird vor allem der doch erhebliche Temperatursturz und der beginnende Regen an dem Wochenende vor einem Besuch abgeschreckt haben. Das war aber völlig unbegründet. Neben der Stage waren mehrere Getränkestände sowie Stände mit T-Shirts, Schals, Räucherstäbchen und so weiter aufgebaut. Das verbreitete schon ein gewisses Flair. Auch Campen konnte man direkt unter der Brücke. Davon machten auch einige Gebrauch. Es qualmten an einigen Stellen die Lagerfeuer derer, die ein Musikwochenende einmal in ganz anderer Atmosphäre erleben wollten.

Fazit: Under The Bridge ist ein Festival, das ich nur jedem Musikfan empfehlen kann. Diese Vielfalt an Musik und die Location in Verbindung mit dem gut organisierten Ablauf muss einfach mehr Zustimmung finden. Also macht euch zum 15. Festival im nächsten Jahr auf die Socken und kommt nach Arnsberg-Neheim.

Internetseiten zum Festival und den aufgetretenen Bands (zumindest was den Freitag betrifft) findet ihr unter:
http://www.under-the-bridge.de/
http://www.edible.de/
http://www.supernichts.de/index2.htm
http://www.rosenundgomorrha.de
http://www.boppinb.de/

Stephan Schelle


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