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Burgfolk 2006

Schloss Broich, 19.08.2006


BURGFOLK 2006

Schloss Broich, 19.08.2006

Wie jedes Jahr seit 2002 findet sich auch heute wieder ein bunt gewürfelter Haufen zum heiteren Abfeiern in Mülheim auf Schloss Broich ein. Die vielfältige Zusammenstellung des Publikums deutete darauf hin dass hier sowohl Liebhaber von Rock-Musik als auch Fans der Gothic-Szene auf ihre Kosten kommen. Das Publikum ist ein buntes Spektrum von mittelalterlich Gewandeten, Lederjackenträgern, in schwarze Umhänge gehüllte oder in Jeans, Hemd und Regenjacke gekleidete Menschen aller Altersklassen. Wie gewohnt wurde auch an Gehbehinderte gedacht. Die Rampe die extra für sie errichtet worden war bot freies Blickfeld auf die Bühne und eine wunderbare Akustik.

Auch auf das einmalige Ambiente, das der Burghof dieses altehrwürdigen Schlosses bietet möchte ich noch einmal hinweisen. Zum Teil mittelalterliche Festung und zum Teil Renaissance-Schloss bietet Schloss Broich nicht nur die ideale Umgebung für solche Festivals, sondern auch eine eins-A Akustik! Die zum Schloss gehörenden und regelmäßig gesäuberten sanitären Anlagen sind frei zugänglich. Die Bäume im Burghof bieten Schutz während des kleinen Nieselregens der an diesem Nachmittag das Publikum \"segnet\". Am Rande des Hofes finden sich nebst Promotion-Ständen der Bands noch zahlreiche Kramläden mit altertertümlich anmutenden Talismännern und Silberschmuck, Trinkhörnern und Mittelaltergewandung. Die Essens- und Getränkestände verfügen auch über ein recht breites Angebot: Softdrinks oder Bier sind für zwei Euro, Altbier, Wein und Met für dreieinhalb Euro plus Pfand (50 Cent) zu haben. Die Preise fürs Essen schwanken zwischen eineinhalb Euro für eine Portion Pommes-ohne-alles, und dreieinhalb Euro für eine leckere vegetarische Nudelpfanne oder ein leckeres Nackensteak. Würstchen, Frikadelle, Bratspeck etc. kosten um die zwei Euro. Kuchen oder Kaffee eineinhalb Euro.

Aus allen Ecken des Hofes hat man freie Sicht auf die Tribüne. Wie schon erwähnt haben die umgebenden dicken Gemäuer hervorragende Klangeigenschaften, aber auch die Leute an den Mischpulten tragen ihr Scherflein zur Akustik bei. Die Security ist den größten Teil des Festivals quasi \"zu Dekorationszwecken\" vorhanden. Ernstzunehmende Zwischenfälle gab\'s nicht: Ein -zweimal mussten sie einschreiten um ein paar übermütige Fans zu beruhigen und das war\'s auch schon. Auch bei den Sanitätern ging es einigermaßen ruhig zu, außer dass gegen den späten Abend die eine oder andere Bierleiche \"versorgt\" werden musste.

Ab 13:00 Uhr fingen die Bands dann an zu spielen. Die erste, Lyriel hatten wir leider verpasst. Es folgten Claymore: Die Jungs sind ist in schottische Kilts gekleidet. Mit E-Gitarre und Sänger im Vordergrund geht ihre Musik in Richtung Rock mit der einen oder anderen Folk-Einlage von Tim Lethen auf dem Dudelsack, Querflöte oder Tin Whistle. Mal sanft, mal laut aber immer rhytmisch genug zum Abtanzen.

Die Band Omnia aus den Niederlanden ist schon was Besonderes. Bereits während der Tonprobe beim Aufbau wurde man automatisch vor die Bühne gezogen: Kurze Passagen, gespielt auf Laute, Schalmei, Harfe oder Didgeridoo machten nicht nur mich sehr neugierig. Das ganze Publikum clusterte sich im Vorfeld um die Bühne herum um den tätowierten keltischen Barden und der wunderschön Harfe spielenden Bardin bei der Tonprobe zuzuhören!
Die Band interpretiert folkloristische Musikstücke aus aller Herren Länder. Sie holen sich ihre Inspiration aus dem gälischen Raum (Bretagne, Normandie, Irland und England), aber auch aus skandinavischen Ländern und sogar Afghanistan. Das wohlsortierte Instrumentarium, das sie vorweisen ist bestückt mit einigen typisch mittelalterlichen Musikinstrumente wie Laute, Schalmei, Harfe und Dudelsack. Ein Didgeridoo verschönert die heidnischen Klänge und dient nebst Pauken und Handtrommeln der Percussion. Die Barden sind ein zusammengewürfelter Haufen aus aller Herrren Länder. Luka mit dem Didj kommt aus Indonesien. Sic, einer der Sänger kommt ursprünglich aus Cornwall. Er ist auch der Geschichtenerzähler der Bande, und da jedes ihrer Lieder vor einem bestimmten kulturellen Hintergrund gespielt wird, hat er die eine oder andere lustige Anekdote zum Besten gegeben. Nur die Waldelfe Jenny kommt wohl ursprünglich aus den Niederlanden. Mit ihrer vollen, melodischen Stimme und ihrem Talent den merkwürdigsten Instrumenten wunderbare Klänge zu entlocken, zog sie das Publikum von Anfang an in ihren Bann! Leider konnten wir weder dem lustigen Sic noch der wundersamen Jenny so lange zuhören wie sie und wir eigentlich gewollt hätten. Durch das ausladende Sortiment an Instrumenten und die Tonprobe während des Bühnenaufbaus hat sich der Auftritt etwas verzögert und musste nach einer sehr knappen Stunde der nächsten Band wieder Platz machen.

Eine von Sics spaßigen Anekdoten will ich hier trotzdem zum Besten geben: Das Lied Twa Corbiez hat seinen Ursprung in Frankreich. Dort erzählt diese sehr traurige Ballade von einem Ritters der heldenhaft auf dem Schlachtfeld zu Tode kam. Sowohl sein Falke als auch sein treuer Hund wichen dem toten Helden nicht von der Seite und folgten ihm dorthin. Seine hochschwangere (!) Frau gab noch letzte Anweisungen, ihn in der Nähe des Sees zu bestatten und starb anschließend ebenfalls auf seinem Grab! Die Moral von der Geschicht\': \"Gesegnet sei der Ritter der von solcher Gefolgschaft umgeben ist!\" (Sic verzieht das Gesicht zu einer hämischen Grimasse) Nun, dieses Lied wurde von den Schotten aufgegriffen und neu vertont: Zwei Raben sitzen auf der verwahrlosten Leiche eines toten Ritters und fragen sich, wo denn seine ganzen Gefährten hin sind? Der Falke zog von dannen, der Hund war einen Knochen suchen und die Frau war grad mit einem anderen Recken beschäftigt. \"Naja\" sagten sich die beiden Raben \"Wenn keiner mehr an der Leiche interessiert ist, dann dürfen wir sie ja beruhigt als Mittagmahl nehmen!\" Und so verwandelte sich ein hochdramatisches französisches Lied über Liebe und Treue in ein schottisches Lied über Recycling!

Die nächste Band, Korpiklaani wurden auf der Website von Burgfolk wie folgt angekündigt: \"Hurra die Verrückten sind zurück\" - Genau dieser Eindruck zwang sich auch einem kompletten Korpiklaani-Neophyt wie mir auf! Da standen fünf nordische Gestalten mit Klampfen und Fiedeln auf der Bühne und fingen an zu rocken wie besessen! Die Musik würde ich beschreiben als \"lustiger Tanzreigen für hyperaktive Trolle mit einer Vorliebe für Heavy Metal und Bier!\" Auch die Sprache (vermutlich finnisch?) der Liedertexte passte sehr gut zu Troll-Liedern. Ihr Leadsänger muss in seiner Blutlinie einen Steintroll haben - jedenfalls rollte er so über die Bühne. Das heißt wenn er nicht umherspringt und das Publikum zum Mitrollen oder -Springen animiert. Ja, Verrücktheit ist hochansteckend! Aber es ist gut möglich, dass alle Anwesenden im Publikum - mich eingeschlossen - eine gewisse Prädisposition für Ansteckung mit dieser \"Krankheit\" haben. Jedenfalls sorgten die finnischen Halbtrolle für Erdstöße mittlerer Stärke auf Burg Broich!

Schelmish bezeichnen sich selbst als \"die fetteste Mittelalterband Deutschlands\". Das meint zumindest der zwei-Wärmeflaschen abgebende Dextro von sich und seinen Mitsängern. Aber andererseits: So volle, tiefe Stimmen brauchen ordentlich Klangkörper! Ausserdem könnte sich das \"fett\" genausogut auf das Instrumentarium beziehen: Tröten aller Größen und Gattungen und Dudelsack-Pfeifen, fast so groß wie ihre Spieler - nicht zu vergessen die Trommeln! In die Pauke hätte selbst Dextro problemlos reingepasst!

Als Nichtsahnender könnte man ja denken: \"So schön wie all diese Instrumente auf der Bühne plaziert sind ist das alles nur Deko. Gleich werden sie die Gitarren in der Ecke nehmen und dann darauf schönen Mittelalter-Rock spielen - wie viele anderen Bands auch.\" Weit gefehlt! Die Gitarren blieben erstmal in der Ecke! Gerockt wurde in buntem Wechsel mit Sackpfeifen, Tröten, Pfeifen, Pauken, Gong, Lauten... E-Gitarren waren wohl ganz neu in dem Instrumenten-Spektrum dieser Mittelalter-Band. Für das Benutzen dieser nicht-authentischen Instrumente haben sie wohl auch von einigen Seiten Kritik einstecken müssen. Als gediegene Artisten haben sie ihren Frust über missgünstige Mitmenschen natürlich auch in ein passendes Lied gepackt (Pank!). Wieviel Kritik sie von welchen Dummschwätzern dafür auch ernten mögen, sie werden trotzdem eine der ganz seltenen Mittelalter-Rockbands bleiben bei der das Sackpfeifen-Spiel nicht von den E-Gitarren übertönt wird, sondern umgekehrt!

Seit Korpiklaani und Schelmish haben sich die Mengen auf lustiges Kopfschütteln und Umhertrampeln eingestellt. Da konnte die Umstellung auf die grauhaarigen Herren von Oysterband nicht schlimmer sein. Nach fetzigem Abrocken mit Korpiklaani und Schelmish fingen Oysterband plötzlich an Folk-Music zu vertonen. Lauter als leicht rockige Country-Music a la Mark Knopfler wurd\'s bei ihnen nicht. Für Fans der traditionellen Folk-Music natürlich ein Ohrenschmaus. Auch in den Themenbereich von Burgfolk passt die Band zweifellos gut rein. Aber das Genre stand auf diesem Festival zwischen den ganzen Hardrock-Bands leider sehr einsam auf weiter Flur.

Am Anfang wirkten sie etwas wie Aspirin auf die tobenden Mengen. Die Mucke eignet sich definitiv besser zu Aufwärmen als zum Abtanzen. Diese Band hätte einigen der sehr jungen Zuhörer im Nachmittagsprogramm des Festivals vermutlich besser gefallen. Sie hätten gut vor Claymore gepasst.

Als Headliner machte Saltatio Mortis den Schluss. Mit schönem lauten Mittelalter-Rock. Stellenweise hören sie sich leicht wie Subway To Sally an. Mit Pyroeffekten, Feuerwerk und dem teuflisch grinsenden und ebenso teuflisch gut singenden Alea schüttelten sie die eingeschlafenen Glieder der Mengen wieder wach. Sie leiteten das fröhliche Abfeiern auf der Burg bis in die Nacht hinein.

 

Wendy Meyer


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