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Taubertal 2006

Rothenburg ob der Tauber, Eiswiese, 11.-13.08.06


Taubertal 2006

Rothenburg ob der Tauber, Eiswiese, 11.-13.08.06


Das Taubertal ohne Schlamm ist wohl wie Bayern ohne CSU. Obwohl man seit vergangenem Jahr einen direkten Draht zu Petrus haben sollte, sind doch er und Papa Razzi gewissermaßen Arbeitskollegen. Es hat trotzdem geregnet, allerdings in erträglichem Maße. Nur der Boden war eben aufgeweicht, was der Feierlaune der Zuschauer keinen Abbruch tat und für amtlich Spaß gesorgt hat. Dazu später mehr, jetzt erst mal zum Wichtigsten: den Bands und ihrer Musik.

Freitag, der 11.08.:

Hauptbühne
Hund am Strand dürfen die elfte Ausgabe des Taubertal Festivals eröffnen. Die beiden Jungs und die junge Dame am Bass spielen einen total unaufregenden Deutschrock, so dass es bald langweilig wird ihnen zuzusehen. Mangelnde Bühnenerfahrung trägt zu diesem Eindruck noch bei. Muss man nicht gesehen haben.

Fire In The Attic machen da schon wesentlich mehr Alarm. Sie haben ein hochexplosives Gebräu aus Metalcore und melodischem Gesang gemixt, das ordentlich aus den Boxen ballert. Ergebnis: der erste Moshpit des Tages. Humor haben sie auch. Gute Band.

Für eine so junge deutsche Band haben Revolverheld schon erstaunlich viel Routine. Ihre Songs sind mal melodisch, mal etwas rockiger, die Ansagen sympathisch, wenn dann noch bekannte Lieder wie Die Welt Steht Still dazu kommen, hat man das Publikum schnell auf seiner Seite.

Allerdings setzen Die Happy da ganz locker noch einen drauf. Haben die eine energiegeladene Show hingelegt! Ihr neues Album ist im Kasten, davon haben sie zwei neue Songs vorgestellt, die sich nahtlos in ihr Repertoire einordnen. Knaller wie Ordinary People und das Finale Supersonic Speed runden einen klasse Gig ab.

Millencolin machen auch ganz viel Spaß. Melodiebetonter Punk a la Blink 182 tönt da reichlich flott aus der Anlage. Gelegentlich geht es auch mal in den Midtempo-Bereich. Sie nutzen die gesamte Bühne, es gibt Moshpits auch weiter hinten im Publikum. Einige deutsche Ansagen machen einem die Truppe noch sympathischer. Die Leute wollen eine Zugabe und bekommen sie auch. Alter Schwede, was für ein Auftritt!

Wir Sind Helden überzeugen durchaus. Sie kommunizieren viel mit dem Publikum, was manchmal etwas lästig wird. Für den zweiten Teil der Show haben sie drei Bläser mitgebracht, die ihren Songs so etwas wie Big-Band-Flair verpassen. Bei Gekommen Um Zu Bleiben wirkt das richtig gut. Die Fans feiern sie und singen mit, das Gelände ist ordentlich gefüllt. Alles in allem waren sie ein guter Headliner an diesem Abend, wenn auch nicht überragend.

Sounds for Nature

GEM spielen einen coolen Rock\'n\'Roll, der an die 50er und 60er erinnert. Der Rhythmusgitarrist sieht aus wie Pete Townsend und bewegt sich auch so, eine optische Reminiszenz an ihre Einflüsse. Ein wenig heftiger als ihre Vorbilder gehen sie schon zu Werke, doch die Grundlinie bleibt erkennbar. Sehenswert.

Goldenhorse haben sich aus Auckland/Neuseeland auf den Weg ins Taubertal gemacht. Die vier Musiker und ihre Frontfrau bieten den Zuschauern eine locker-flockigen Countryrock. Songs wie Run, Run, Run (lief im Norden Deutschlands schon im Radio) und Maybe Tomorrow (war in ihrem Heimatland schon ein Hit, und sie hoffen, dass es in Deutschland auch funktioniert) sind ideal für warme Sommernächte. Nur die Kopfstimme trifft die Sängerin noch nicht immer. In der klassischen Dreierbesetzung entern The Revs aus Irland die Bühne. Bass und Schlagzeug bilden eine solide Rhythmusfraktion, auf der sich der experimentell veranlagte Gitarrist austoben kann. Er spielt mal clean, mal verzerrt, teilweise gibt es auch nur Drum\'n\'Bass. Ihre Musik könnte man unter Rock einordnen. Doch so ganz wird man ihnen damit nicht gerecht.

Blackmail fabrizieren ein amtliches Riffgewitter. Die verzerrte Klampfe dominiert den Sound. Straighter Hardcore, der mit teilweise vierstimmigem Gesang und hin und wieder mit Keyboardsounds angereichert wird. Der Mann mit der Gitarre greift diese auch mal einen ganzen Song lang von oben. Leider reagiert das Publikum etwas lahm. Die Band hätte mehr Applaus verdient.

Kanada produziert Rockladys am laufenden Band. Bif Naked ist eine weitere von ihnen, sie und ihre Backing Band rocken sich die Seele aus dem Leib. Anfangs wirkt sie noch etwas unsicher, doch mit zunehmender Spielzeit fühlt sie sich offensichtlich immer wohler auf der Bühne. Sie beherrscht das gesamte Spektrum von fragilem, balladeskem Gesang bis hin zu rauen Shouts. In ihren Texten geht es um Autos, Hinterhofkämpfe, Schuhe (!), Sex, Liebe und Tod. Vor jedem Song gibt es eine kurze Erläuterung zu dessen Inhalt. Sie lebt ihre Musik, das wird bei dieser Show ganz deutlich.

Computer, Schlagzeug und Gitarre bilden die Grundlagen für den Sound von Ostkreuz. Sie arbeiten viel mit Samples, dazu kommt russischer Gesang. Illustriert wird der Auftritt durch eine permanente Videoshow auf acht Bildschirmen. Ihre Songs bestehen aus einem Mix aus Rock und Industrial, manchmal findet auch ein wenig russische Folklore Eingang in die Lieder. Ihr Auftreten ist gewollt roboterartig, das erinnert ein wenig an Kraftwerk.

Emergenza


Cabiria aus Mailand eröffnen den Reigen der Emergenza-Bands am Freitag. Die Musiker sind alle über 40 und softer Rock ist die Grundlage für ihren Sound. Der Gesang der Femme Fatale in Lack und Leder erinnert ein wenig an französische Chansons. Allerdings wirkt das Ganze etwas statisch, ein wenig mehr Enthusiasmus stünde den Musikern gut zu Gesicht.

Die fünf Franzosen von Bawdy Festival kommen als böse Clowns geschminkt auf die Bühne, offensichtlich inspiriert von den Masken aus Nightmare Before Christmas. Ihre Musik ist ein Crossover aus Nu Metal und Hardcore, der Sänger kreischt dazu in bester Black-Metal-Manier. Der Keyboarder ergänzt diese Mischung noch mit abgefahrenen, total schrägen Klängen. Die ebenso kranke Comedyshow sucht ihresgleichen. Sie haben definitiv Aufsehen erregt.

Die Sieger des Leipziger Ausscheides heißen Lament und der Name scheint Programm zu sein. Ihre Musik ist verhalten und ruhig, die Akustikgitarre spielt eine tragende Rolle. Der Gesang ist hoch und klar. Allerdings fehlt es an Hooklines, die sich im Ohr festsetzen. Am Ende werden sie etwas schneller, was den Gesamteindruck aber nur unwesentlich verändert.

Concubine schmettern ein fettes Pfund reinrassigen Metalcore in die Meute zu ihren Füßen und bringen diese zum Kochen. Da ist richtig viel Bewegung, sowohl auf als auch vor der Bühne. Die Lyrics sind für so eine Truppe sehr variabel, manchmal schnell und klar, auch gerappt, aber vorherrschend ist schon das übliche wütende Gebrüll.

Humano kommen aus dem Süden Spaniens und können ihre Herkunft nicht verleugnen. Ihre Intros weisen orientalische Einflüsse auf, die Songs selbst sind Balladen mit heftigem Einschlag im Chorus. Sie lieben die großen Melodien, die Heroes Del Silencio lassen grüßen. Ihr Sänger ist ein Entertainer, der die ganz großen Posen drauf hat. Bemerkenswert ist noch der echt gute Drummer.

Verse Of Trek sind äußerst versierte Musiker. Sie haben verhältnismäßig viele und lange Instrumentalanteile in ihren Kompositionen, der Bass und die Gitarre spielen teilweise identische Läufe. Der Gesang ist toll, spielt aber nicht die zentrale Rolle in ihrer Musik. Trotz der späten Stunde finden sich noch recht viele Festivalbesucher vor der Bühne ein.

Samstag, der 12.08.:

Hauptbühne

Spitting Off Tall Buildings bieten Rockmusik, meistens im Midtempo-Bereich, auch mal schneller und eine Ballade. Zwei ihrer Songs werden mit zwei Bassgitarren dargeboten, sonst schrubbt der Bass die Grundtöne durch. Der Leadgitarrist und das eine Mädel am Mikro teilen sich die Vocals, ihre Stimme nervt aufgrund ihrer Eintönigkeit am Ende ein wenig. Das ist aber das einzige Manko.

Poprock mit ambitionierten Texten ist das Spielfeld von Schrottgrenze. Der Sänger sollte keine Gitarrensoli spielen, seine technischen Fähigkeiten sind doch eher begrenzt. Im Gegensatz dazu ist der Mann am Bass durchaus kreativ, die Basslinie in Fotolabor beweist das. Schade ist nur, dass ihre eingängigen Songs fast alle im selben Tempo angelegt sind, das langweilt schließlich doch. Nur der letzte Song hat richtig gerockt.

Einen gutklassigen Auftritt haben Christina Stürmer & Band hingelegt. Deutschrock zelebriert von einer multinationalen Truppe. Der französische Bassist ist so etwas wie ein Halbgott, was hat der Mann für ein Bombensolo gezaubert! Ob das aber bei einem einstündigen Auftritt sein muss? Fräulein Stürmer selbst steht fast die ganze Zeit hinter ihrem Mikro. Ein wenig mehr Bewegung täte da durchaus gut. Ihre Stimme klingt live rauer als auf Platte, was den Songs gut tut.

Die Donots machen das, was sie am besten können: Unverfälschten Funpunk in die Massen ballern. Und diese haben es ihnen gedankt. Es waren sehr viele Fans vor der Bühne. Als dann der alte Twisted-Sister-Gassenhauer We\'re Not Gonna Take It angestimmt wurde, hat das gesamte Tal gebebt.

Massenweise Mitglieder der Turbojungend aus der gesamten Republik und auch aus dem Ausland (z.B. Oslo) haben ihnen entgegengefiebert, den Party-Animals von Turbonegro. Mit Recht, die Show war total unterhaltsam. Geboten wurde guter, alter Hardrock mit \'nem leichten Hang zum Punk. Da wurde das Gaspedal aufs rostige Bodenblech gepresst, dass es einem die Luft nahm. Es gab auch mal \'ne kurze Erholungspause in Form eines nicht ganz so fixen Songs, nur um dann wieder Vollgas zu geben. Coole Truppe, diese Norweger.

Am Beginn der Show rutschte Evil Jared, außerhalb der umzäunten Geländes, den Hügel hinunter und schon war Stimmung beim Auftritt der Bloodhound Gang. Sie haben sich wieder voll zum Affen gemacht und dabei den menschlichen Hang zur Schadenfreude bedient. Äußerst clever, wie die dabei vorgehen. Man schimpft auf Angela Merkel, Paris Hilton und was weiß ich wen noch alles. Um eine Pause zu überbrücken, stimmt Jimmy Pop auf einer Tröte das Deutschlandlied an und plötzlich singt das ganze Tal inbrünstig unsere Nationalhymne. Dann fordert Jared die Massen auf, ihn mit Schlamm zu bewerfen. So ganz nebenbei gab es auch noch Musik. Wer Along Comes Mary als zweiten Song verbraten kann, hat noch einiges Material in der Hinterhand. Die Zeit ist bei ihrem Konzert verdammt schnell vergangen!

Sounds for Nature

Les Babacools boten Reggae der lockeren Art, die Musiker auf der Bühne haben eine harmonische Atmosphäre geschaffen. Ihr Sound ist eingängig und tanzbar, was einige Zuschauer trotz des leichten Nieselregens genutzt haben.

Bei Boozed fällt mir eigentlich nur ein Wort ein: geil! Die Jungspunde zocken Hardrock wie Angus & Co. in ihren Jugendzeiten. Die beiden Gitarristen toben über die Bretter, als ob morgen die Welt untergehen würde. Am Ende ihres Sets steht ein Gitarrenduell, während dessen sich beide, wie Sumoringer Schulter an Schulter gelehnt, gegenseitig über die Bühne schieben und so ganz nebenbei die Finger über die Griffbretter flitzen lassen. Als Zugabe gab es Last Caress von den Misfits. Ein Highlight der besonderen Art war ein etwa sechsjähriger Junge, der mit seiner Mutter im Schlepptau, zielstrebig zur Bühne stapfte und dort hüpfend, headbangend und Luftgitarre spielend offensichtlich viel Spaß hatte. Das haben dann auch die Profifotografen und Kameraleute mitbekommen und dokumentiert. Da muss man sich keine Sorgen um den Nachwuchs machen.

Eat The Gun hatten die schwierige Aufgabe, nach denen zu spielen, doch sie konnten da tatsächlich noch einen draufsetzen. Die Musik war durchaus vergleichbar, doch die Band war älter und wirkte souveräner als ihre jungen Kollegen. Sie spielten unglaublich tighten Hardrock der alten Schule, Livin\' In A Jailhouse und Viva The Insane sind nur zwei Beispiele für ihre Hammersongs. Bei welchem Song sie tiefere Backing Vocals verwendet haben, weiß ich nicht mehr. Aber weiß noch, dass es der ganzen Geschichte eine weitere Dimension verpasst hat. Sollten sie öfter machen. Ach ja, der Frontmann scheint für diesen Job geboren zu sein.

Emergenza


Flashmob aus der Schweiz servieren einen tollen Stilmix aus melancholischem Rock und Reggae. Der Sänger klingt ein wenig wie Mick Jagger, die Hammondorgel spielt eine große Rolle in ihrem Sound. Der letzte Song beginnt als Swing, danach folgt ein hardrockiger Mittelteil, das Ganze endet wieder als Swing. Mehr Crossover geht fast gar nicht.

Ill System kommen aus Cardiff und mischen Reggaeklänge in der Strophe mit Nu-Metal-Geschredder im Chorus. Das macht tatsächlich Sinn, den die geniale Rhythmussektion hält die Songs zusammen. Manchmal klingt es auch wie psychedelisch angehauchter Hardcore. Bongos und Congas sind eine wichtige Zutat, in einem Song wird sogar eine Gesangslinie mit diesen Instrumenten imitiert. Eigentlich stammen die vier jungen Musiker ja aus Südafrika, was ihre Einflüsse zumindest teilweise erklärt.

Die Spanier Sujeto K sind optisch ein Hingucker. Jeder der vier Musiker ist komplett in eine Farbe (grün, gelb, blau bzw. orange) gekleidet. Und ihre Songs grooven höllisch. Zwischendurch kommt mal eben ein Funkteil, zu dem man farblich passende Federboas trägt. Dann spielen sie eine Ballade mit Slideguitar, die im Chorus heftig knallt. Sie haben Spaß auf der Bühne und stecken die Zuschauer damit an.

Es gibt sie tatsächlich noch, die Sleaze Bands mit Stirnbändern, bis zum Bauchnabel offenen Hawaiihemden und Fusseln an den Instrumenten. The Greed sind handwerklich solide, ihr Leadgitarrist bekommt nicht umsonst einen Preis als einer der drei besten Klampfer. Allerdings singt ihr Fronter nicht immer sauber und klar. Sie bieten nichts Neues, als wären sie in den 80ern stehen geblieben. Dazu sind sie allerdings ein wenig zu jung.

The Daily Blowjob sind Italiener und ihr Material rauscht meistens brachial durch die Gehörgänge. Sie können es auch melodisch, doch das ist nur selten der Fall. Ihr aggressives Stageacting passt zur Musik. Bemerkenswert ist die Drei-Oktaven-Stimme des Sängers.

Die Siegerband aus Köln, deren Name mir leider nicht bekannt ist (Son), schwebt irgendwo zwischen Hardrock und -core. Sie haben zwei Sänger in ihren Reihen, von denen einer die cleanen Passagen übernimmt und der andere meistens brüllt. Gelegentlich flechten sie die eine oder andere langsamere Passage ein, doch dann lassen sie es wieder amtlich krachen.

My Baby Wants To Eat Your Pussy (Gibt es denn kein Gesetz gegen dämliche Bandnamen?) räumen jede Menge Preise ab. Ihr Gitarrist ist einer der besten. Geht in Ordnung. Ihre Sängerin wird als beste überhaupt gekürt. Nachvollziehbar. Der Bassist soll einer der drei besten sein? Hab ich anders gesehen. Aber drittbeste Band? Och nö! Da wird ein wilder Mischmasch aus Comedy und Musical zusammengerührt, in verschiedenen musikalischen Gefilden wird gewildert, nur was Zusammenhängendes kommt dabei nicht heraus. Sie sind wie Kasper angezogen und zappeln auch so herum. Deren Erfolg bei der Jury ist für mich nicht nachvollziehbar.

Southern Rock zu später Stunde spielt eine ganz junge amerikanische Band namens The Echos. Sie fahren, neben der Rhythmussektion, drei Gitarren und eine Hammondorgel auf. Eine Ballade haben sie auch im Gepäck, dem Hardrock sind sie ebenfalls nicht abgeneigt. Bei einem Song packt der Leadgitarrist sein Instrument auf die Bühne und tanzt vor den Fans im Graben.

Wie soll man eigentlich die Musik von Captain Cutthroat beschreiben? Als High Speed Ska vielleicht? Sie sind heftiger und schneller als die \"normalen\" Skabands. Sie haben sich auch nicht durchgehend an ihre musikalische Grundrichtung gehalten.

Depeche Mode sind offensichtlich das große Vorbild von The Sessions aus Kanada. Bereichert wird ihr Sound durch Schlagzeug, Bass und eine leicht verzerrte Gitarre, doch die Synthesizerklänge sind dominant. So ganz vertraut mit dem Auftreten vor vielen Leuten schienen sie nicht zu sein, doch als Sieger des gesamten Emergenza-Wettbewerbs mussten sie am Sonntag noch zweimal auf die Bühne.

Sonntag, der 13.08.

Hautbühne


The Alpine eröffnen am letzten Tag auf der Hautbühne. Sie bieten Synthie-Pop mit zwei Keyboards, ein Sänger und eine Sängerin teilen sich die Vocals, wobei er der wesentlich agilere ist. Die Keyboards dominieren ihre Musik. Immerhin haben sie es bei einer Newcomershow auf MTV bis auf Platz zwei geschafft.

Einen Sprach-Cocktail aus Spanisch, Deutsch und einigen englischen Fetzen präsentieren Culcha Candela aus Berlin. Drei Kolumbianer sind in der Band, die sechs Sänger aufbietet, welche sich gemeinsam durch ein farbenfrohes Programm rappen. Die Zutaten zu ihrem Sound sind unter anderem HipHop, Salsa und Reggae, ihre Texte auch mal sozialkritisch. Die Leute fanden es gut. Zu Recht.

Mit nur drei Leuten auf der Bühne haben The Marble Index einen glasklaren Sound hinbekommen. Sie zocken einen in die Beine gehenden Schrammel-Punkrock, der Sänger ließ es sich nicht nehmen, zwischendurch mal unmittelbar mit den Fans vor der Bühne zu tanzen.

Die Fun Lovin\' Criminals sind eine Nummer für sich. Erst spielen sie einen Song wie Barry White, Easy Listening bei dem der Name Programm ist. Dann einen reinrassigen Rock\'n\'Roll mit Chuck-Berry-Solo, dann wird\'s plötzlich punkig, um danach wieder in ruhigere Gefilde einzutauchen. Sie verwenden auch Sprachsamples, all das trägt zu einem variablen und dynamischen, in keine Schublade einzuordnenden Auftritt bei.

25 Jahre Dienstzeit sind der New Model Army anzumerken. Und auch wieder nicht. Auf der einen Seite powern sie routiniert durch ihr Programm, trotzdem ist ihnen die Spielfreude immer noch anzusehen. Es ist richtig viel los, wenn es mal härter zur Sache geht. Ihr Alltime-Hit The 51st State Of America darf natürlich nicht fehlen. Da steht die akustische Gitarre im Vordergrund. Ein äußerst kurzweiliges Konzert.

Starsailor sind die letzte Band auf der Hauptbühne. Four To The Floor haben wohl die meisten Zuschauer noch in Erinnerung. In diesem Tempo geht es durch ihr gesamtes Programm, was auf die Dauer leicht uninspiriert wirkt. Doch die Melodien sind einprägsam, ihr Poprock ist eingängig. Sie spielen lange, instrumentale Zwischenteile. Ein melancholischer Abschied vom elften Festival. Irgendwie passend.

Sounds For Nature

Auffällig bei den Trashmonkeys ist der laute Bass, der coole Leads abfeuert. Moog-Synthesizer und Hammondorgel kommen ebenfalls zum Einsatz. Ihre Musik lässt sich wohl am besten mit Pop\'n\'Rock umschreiben.

Die Gods Of Blitz zelebrieren eine härtere Art des Rock\'n\'Roll der 60er und 70er. Inspiriert wurden sie wohl von The Who und Led Zeppelin. Das Publikum findet das extrem gut und tanzt zu den dargebotenen Songs.

The Robocop Kraus kochen ein Süppchen mit vielen Zutaten. Am deutlichsten schmeckt da die Neue Deutsche Welle hervor, es rockt auch ganz gut. Nur der Sänger lag ab und zu neben der Spur. Das kann aber auch an der Tagesform liegen.

Deutschrock mal ruhig, mal flotter, in diesem Metier tummeln sich Tomte. Die Texte sind ganz ok, ihre melodiösen Songs gehen ins Ohr. Das Gequatsche zwischen den Liedern hat tatsächlich so etwas wie Niveau, wird doch immer eine lustige Geschichte erzählt. Kann man sich antun.

Den finalen Gnadenschuss für das diesjährige Festival gab es von den Donots, die die Sounds-for-Nature-Bühne akustisch zum Beben brachten. Sänger Ingo war schon ganz gut unterwegs, vollendete er doch am nächsten Tag sein 30. Lebensjahr. Alle Anwesenden waren seine Freunde, auch die Fotografen, die er bat im Graben zu bleiben, obwohl sie nach dem dritten Song hätten gehen müssen. Sie erfüllten sich auch Wünsche, indem sie einige ihrer Faves coverten, so zum Beispiel London Calling von The Clash. Bei We\'re Not Gonna Take It hallten die alten Festungsmauern in Rothenburg wider, so laut haben die Fans vor der Bühne mitgesungen. Crowdsurfer bei einem Akustikset sieht man auch nicht alle Tage. Sie haben das Taubertal in den Schlaf gerockt. Akustisch.

Emergenza


Zehn Musiker tummelten sich bei Berto Ramon aus den Staaten auf der Bühne. Schlagzeug, zwei Percussionisten, Bass, Gitarre, Keyboards, ein DJ, ein Violinist und zwei Sänger/Rapper machten dem noch verschlafenen Publikum ordentlich Feuer unter dem Hintern. Da wurde Reggae mit Hiphop und Rock verschnitten, als Geschmacksverstärker kam auch noch ein wenig indische Musik dazu. Interessante Kombination. Sie mussten an dem Tag noch mal auf die Bühne. Als viertbeste Band. Die hatten es wirklich verdient.

Bei Vile Conundrum standen System Of A Down Pate. Viele verschiedene Musikstile fließen organisch zusammen, da gibt es HipHop, Funk\'n\'Jazz, Rap und Metal. Die Backing Band besteht aus sehr versierten Musikern, Bass und Gitarre spielen höchst komplexe und verdammt schnelle Läufe synchron. Da klappt schon mal die Kinnlade runter. Der Bassist wird als der beste des Wettbewerbs geehrt. Da hat die Jury gut aufgepasst. Der Sänger ist ein Derwisch, dem irgendwann die Bühne zu klein wird, also klettert er auf das Bühnendach, das sich etwa zehn Meter über dem Boden befindet. Singen und rappen kann er auch. Hammerband!

Der Sieger des Acoustic-Hero-Contests aus Amerika durfte wertungsfrei eine halbe Stunde auf der Emergenza-Bühne ran. Don Thomas Conoscenti hat als unabhängiger Künstler schon neun Alben produziert. Sein Art Gitarre zu spielen hat was Einzigartiges. Er nutzt das gesamte Griffbrett zum Anschlagen und schafft so eine unglaubliche Dynamik. Seine hohe, klare Stimme erzeugt ein Gänsehautfeeling, wie bei Paradox Of Grace. Und er ist ein Dichter. Selbst seine Ansagen haben poetische Qualitäten.

Dänemark scheint eine äußerst rührige Szene zu haben. Kamen doch die Gewinner des letztjährigen Wettbewerbs und die diesjährigen Zweitplatzierten aus unserem Nachbarland im Norden. The New Brand begannen mit einer Ballade und wurden dann immer rockiger, am Ende wurde es auch ganz kurz mal richtig hart. Sehr wichtig in ihrem Sound sind, wie beim Sieger, die Keyboards. Sie kreieren eine Art Synthie-Rock. Zeichnet sich da ein neuer Trend ab?

Es war wieder ein voller Erfolg, das Festival in diesem Jahr. Die Security muss man loben, obwohl an manchen Stellen gestresst, waren sie doch immer um einen freundlichen Umgang mit den Besuchern bemüht. Die Anzahl der Zuschauer an den einzelnen Tagen differierte ein wenig, Freitag und Sonntag war es nicht ganz so voll, doch am Samstag sollen sich 12.000 Menschen auf dem Gelände befunden haben. Viel Mühe haben sich die Veranstalter gemacht, um den schlammigen Untergrund in den Griff zu bekommen. Da wurden auch schon mal einige Fuhren Nadelbaum-Geschnetzeltes herangekarrt und in die Pfützen geworfen. So richtig viel geholfen hat es nicht, doch der Aufwand ist aller Ehren wert. Kommentiert wurde das Ganze auch mal von der Hauptbühne mit den Worten: \"Ich hab noch nie auf einem Festival gespielt, wo es so nach Wald riecht.\" Einige Zuschauer hatten mit dem Schlamm sehr viel Spaß. Irgendwann kamen schleppten zwei Mädels ihre total verkrusteten Freunde zu den Waschbecken im Dixie-Bereich und versuchten dort, das Gröbste von den beiden abzuwaschen. Hat bei den beiden Bengels und den Umstehenden für viel Erheiterung gesorgt.

Am Samstag wurde auch mal den Hang runtergerutscht, um unten in einer riesigen Pfütze zu landen. Da gab es Beifall und Anfeuerungsrufe von einigen hundert Zuschauern. Emergenza ist einer der größten Wettbewerbe für Nachwuchsbands weltweit. 8000 Bands aus Europa und Nordamerika hatten sich beteiligt, die 21 besten konnte man beim Finale in Rothenburg bestaunen. Wie steht es so schön im Begleitheft? \"Hier sind die Perlen der kommenden Jahre zu sehen.\" Genau, einige von denen waren besser als die etablierte Konkurrenz auf den anderen beiden Bühnen. Eines kann man vom Taubertal mit Fug und Recht behaupten: Aufgrund der Verschiedenheit der Bands ist dieses Festival immer eine Reise wert. Das sehen auch im nächsten Jahr bestimmt viele Leute so. Wetten?!

Steffen Roterberg


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