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Bang Your Head 2006

Balingen, Messegelände, 23.-24.6.2006


BANG YOUR HEAD 2006
Balingen, Messegelände, 23.-24.6.2006

 

Im Zentrum der Schwäbischen Alb, etwa 60 Kilometer nördlich vom Bodensee verzeichneten die Geologen Ende Juni erhebliche seismografische Schwingungen wie sie schon in den vorigen Jahren in diesem Gebiet gemessen worden waren. Als Ursache stellte sich auch diesmal eine riesige Menschenansammlung heraus, die mit wilden Tänzen zu elektronisch verstärkten Stammesgesängen die Götter klanglicher Urgewalten beschwor. Bis zu 15000 Sippenangehörige in schwarzen Gewändern huldigten an zwei aufeinanderfolgenden Tagen in freier Natur den Elementen Erde, Feuer und Luft und verbannten durch Anbetung der Sonne das vierte Element Wasser (auch als Regen bekannt) in fernere Regionen...

Freitag, 23.06.2006

Hellfueled aus Schweden eröffneten den Festivalmarathon 10 Uhr morgens bei wolkenverhangenem Himmel mit rassigen Riffs und eingängigen Metalstrukturen, so dass schon während der ersten Liveband des Bang Your Head vor und auf der Bühne kräftig die Mähnen geschüttelt wurden. Während die Soundtechniker hinterm Pult noch um die richtigen Klangeinstellungen kämpften, spielte sich die Viererformation unbeirrt durch Let Me Out. Die metallische Lebensphilosophie der Skandinavier sprach unmissverständlich aus Folgenummern wie Can´t Get Enough oder Born To Rock, bevor sie sich nach einem vierzigminütigen Set bei inzwischen gnadenlos durch die Wolken brechenden Sonnenstrahlen verabschiedeten.

Als Communic um 10.55 die Bühne übernahmen, kam Bewegung in die langsam anwachsenden Hundertschaften im Publikum. Oddleif Stensland an Flying-V und Vocals bewies stimmliche Klasse, angereichert mit einem erstaunlich langem Atem (Communication... ), während Erik Mortensen seinen Tieftöner mit Doublebassattacken folterte und Tor Atle Andersen alles niederknüppelte was bei \"Drei\" nicht auf den Bäumen war. Die 2003 gegründete Norwegertruppe hatte Livekracher ihrer beiden Alben Conspiracy In Mind und Waves Of Visual Decay am Start, welche aufgrund ihrer abwechslungsreich gestalteten Überlängen (Songs im Schnitt sieben/acht Minuten) die vierzigminütige Spielzeit wie im Fluge vergehen ließen. Kraftvolle Speedpassagen wechselten sich mit gelegentlich ruhigeren, melancholischen Klangmomenten ab, während packende Rhythmuswechsel für anhaltende Spannung sorgten. Dass Oddleifs Stimme Assoziationen mit Warrel Dane von Nevermore erweckt sei hier nur am Rande erwähnt, da die Band ansonsten einen komplett eigenständigen Stil verfolgt.

Der kollektive Herzschlag aller Powermetaller beschleunigte sich erheblich, als Leatherwolf aus Kalifornien ihren neuen Frontmann präsentierten. Wade Black (seines Zeichens Ex-Crimson Glory und Ex-Seven Witches-Sänger) fügte sich nahtlos in die klassische Wolfsmeute ein, bestehend aus Leatherbeast Geoff Gayer (Gitarre) und Drumbestie Dean Roberts, verstärkt durch Paul Carman am Bass und einen noch zusätzlich hinzurekrutierten zweiten Gitarristen... Nach 17 Jahren Veröffentlichungsfunkstille feierten die Wölfe mit Klassikern wie Live Or Die oder Season Of The Witch nicht nur den heutigen Balingen Triumph, sondern auch ihre auf den Festivaltag genau erscheinende neue Scheibe World Asylum, deren Frischmaterial ohne Frage an die Klasse alter Heuler anknüpft, wie die musikalischen Kostproben zeigten. Atemberaubende Gitarrenarbeit und feinste Gesangsperformance machten den Leatherwolf-Gig zu einem unverfälschtem Liveerlebnis.

Tempomäßig wurde gegen Mittag dann mit Flotsam and Jetsam, den Melodic-Speed-Metallern aus Arizona/USA, die an Spielfreude und Bühnenperformance alles zuvor gesehene noch übertrafen, noch ein Zahn zugelegt. Mit einem Frontmann der professionell und emotional zugleich agierte und damit ein Groovegewitter seiner Mitstreiter untermauerte, blieben keine Wünsche offen. Von herausragenden Erfolgs-Alben (No Place For Disgrace, Cuatro) trafen Kracher wie Are You Willing genau ins Schwarze, bei einem inzwischen zahlenmäßig weiter angewachsenen Publikum. Wer bis dahin weder Sonnenmilch noch Jägermeister-Kopfbedeckung erbeutet hatte, wurde jetzt auf dem glühenden Asphalt des Festivalgeländes gnadenlos gargekocht, zum Soundtrack der Flotsam and Jetsam´schen Triple-Axe-Meisterröstung...

Mit den holländischen Hardrockern um Leon Geowie startete Punkt 13.40 eine Vengeance-Party wie aus dem Bilderbuch. Nach mehreren Comeback-Aktionen scheint die aktuelle Viererbesetzung mit dem brandneuen Back In The Ring wieder fest im Sattel zu sitzen. Während einige Fans immer noch dem Weggang von Gitarrist Arjen Lucassen nachweinen oder sich an Geowie`s Stonewashed-Projekt (Way Of Thorns, 1995) erinnern, setzt der wuselige Frontmann auf bewährte Melodiemuster und mitsingtaugliche Refrains. Dass die alten Gewinnstrategien bei Vengeance immer noch funktionieren bewiesen die den nächsten Song ankündigenden Nummerngirls und Klassiker wie Arabia, Take It Or Leave It, Rock´n´Roll Shower oder May Heaven Strike Me Down. (Welche selbst die hitzegeplagtesten Zuschauer zu Tanzeinlagen in der Mittagsglut motivierten.) Das volle Bierglas, welches sich Leon mit Vorliebe zum Ende der Show hin verkehrt herum auf dem überhitzten Kopf packt, brachte zumindest ihm nach vierzig Minuten Hardrock-Fun die langersehnte Abkühlung.

Raven aus Newcastle posten nicht nur allesamt wie der Teufel, sie legten auch spielerisch ein Set auf die Bretter, dass jedem NWOBHM-Freak den Atem stocken ließ. Mit einer Albenkollektion so lang wie der Schwanz des Mephisto (Wiped Out, Life´s A Bitch, Achitect Of Fear, Glow, Everything Louder...) war bei einer Spielzeit von nur 55 Minuten dann auch guter Rat teuer, als es um die Playlistauswahl ging. Mit Take Control oder All For One griffen Gallagher & Co. voll ins Schwarze, ganz zu schweigen von der zum Kult erhobenen Eunuchenstimme und Hochgeschwindigkeitsriffs der Superlative. Von vier kürzlich im Studio eingespielten Songs brachten die Metal-Puristen Bringin` You Down zu Gehör (eine Nummer, die dem geneigten Publikum sichtlich zu schmecken schien).

Jon Oliva wurde gerade noch mit einem (leicht ironischen?) \"Melodien für Millionen\"-Kommentar angekündigt, als Tausende vor der Bühne dem sympathischen Schwergewicht Sekunden später regelrecht zu Füssen lagen. Jon Oliva`s Pain, die eigene Band des Savatage-Keyboarders/Sängers, der in Amerika seine größten Erfolge mit dem Trans- Siberian Orchestra feiert, hatte neben monumentalen Savatage-Hymnen nun auch einen eigenen Silberling am Start, der frühere Klangbilder weiterführt und mit neuen Sounds erweitert. Ein zweites Jon Oliva´s Pain-Album erscheint im September 2006. Vom aktuellen Material gab es in Balingen unter anderem das dramatische Time To Die zu hören. Trotz all der positiven Resonanz darauf war unübersehbar, dass die stärkste Anziehungskraft vermutlich weiter von unvergleichlichen Klassikern wie Sirens (gleichnamiges Album 1983), Hall Of The Mountain King (gleichnam. Album 1987), Hounds (Gutter Ballet, 1989) oder Agony And Ecstasy (Streets, 1991) ausgehen wird, die auf dem BYH zu immer neuen Begeisterungsstürmen führten. Durch die sichtbar bedenkliche körperliche Verfassung ebenso, wie durch die zu Herzen gehende Ansage für Hounds, war dem Sänger anzumerken, dass er wohl nie über den tragischen Unfalltod seines Bruders Criss vor 13 Jahren hinwegkommen wird. Um so erstaunlicher, welche kreative Energie der Musiker und Produzent entwickelt, seinen Emotionen auf klanglicher Ebene Ausdruck zu verleihen. Auf der gut besuchten Rollstuhlrampe hievten sich gleich mehrere Fans aus ihren Gefährten, um aufrecht, am Gitter Halt findend, mitzurocken.

Death Angel mussten heute auf Fremd-Equipment zurückgreifen und lieferten trotz der anhaltenden Hitze eine energiegeladene Show mit Pfeffer im Arsch. Die Melodic-Trasher aus San Francisco, der legendären Bay Area, - die sich laut eigener Aussage oft und gern an ihren ersten Bang Your Head Auftritt 2004 erinnern - hatten bei Kultscheiben wie The Ultra Violence, Act III oder Frolic Through The Park leichtes Spiel. Während der schweißtreibenden einstündigen Performance hagelte es durchweg adrenalinstrotzendes Soundmaterial auf die Köpfe der headbangenden Fans hernieder.

Trotz einschneidendem Line-Up-Rauf-Und-Runter sind Helloween live immer wieder ein Vergnügen, dass man sich nicht entgehen lassen sollte. Gekonnt ist eben gekonnt. Daran änderte auch die geringfügige Verspätung aufgrund technischer Probleme nichts. Erwähnt werden sollte, dass die Hamburger am heutigen Festivaltag die einzige deutsche Band waren. Die Rollstuhlfahrerplattform war rammelvoll und auch auf dem Platz vor der Bühne wogte mittlerweile ein Menschenmeer auf dem heißen Asphalt. Die Stimmung stieg minütlich, mit für heilig erklärten Nummern der ersten beiden Keeper-Scheiben, die da hießen Keeper Of The Seven Keys, Future World, Halloween oder I Want Out. Natürlich durften auch die Highlights vom aktuellsten Output Keeper Of The Seven Keys - The Legacy nicht fehlen. Versteht sich von selbst, dass in den ersten Reihen ohne Pause lautstark mitgesungen wurde, bis die Stimmbänder glühten. An Pyros wurde nicht gespart und die Bühnenseiten schmückten je ein riesiger diabolischer Kürbiskopf. Kurz vor Ende der Show gab es eine wirkliche Überraschung, als Andi Deris seinen Part an Ex-Black Sabbath Sänger Tony Martin abgab, der bei der Warm-Up-Show am Donnerstag im W.O.M. in Hechingen schon einen Headlinergig bestritten hatte. Heute nun setzte der brillante Stimmenakrobat (unterstützt von den Helloween-Instrumentalisten) mit Headless Cross das Sahnehäubchen auf einen lupenreinen Kürbiskopfgig.

Foreigner, für viele die heimlichen Headliner am Freitag, zeigten sich erwartet professionell von ihrer besten Seite. Neuzugang Ex-Hurricane-Röhre Kelly Hansen wurde den hohen Ansprüchen absolut gerecht, da er - die große Bühne durch viel Bewegung - und die Songs stimmlich - gut ausfüllen konnte. Gründer Mick Jones (Gitarre), Thom Gimbel (Gitarre, Saxophon), Ex-Dokken Jeff Pilson (Bass), Jeff Jacobs (Keyboards) und Jason Bonham (Drums) ließen musikalisch nichts anbrennen, mit Double Vision, Dirty White Boy und Cold As Ice. Nur auf die Herzschmerznummer Waiting For A Girl Like You wartete man vergeblich. Wahrscheinlich die richtige Entscheidung, neben Klassikern wie Hotblooded, Fool For Your Lovin`, Here We Go Again, Juke Box Hero, Is This Love oder Sweet Satisfaction lieber noch ein paar ebenfalls rockende Nummern mit ins Set zu nehmen... Vom Gitarristen über den Basser bis hin zum Schlagzeuger legte jeder der Klangperfektionisten in der Mitte des Auftritts ein astreines Solo hin. Eine Zelebration spielerischen Könnens, die heutzutage bei den meisten Bands leider in Vergessenheit geraten zu sein scheint. So war es nicht nur eine Ohren- sondern auch eine Augenweide, Jason Bonham bei der Malträtierung seiner Drums mit bloßen Händen zu erleben...

Als In Flames gegen 21.30 Uhr die Bühne stürmten, musste Sänger Anders Friden den inzwischen ca. zehntausend Zuschauern prophezeien, dass Deutschland beim Fußballspiel am Samstag gegen Schweden definitiv abloosen werde. Seine Vorhersage milderte der gern etwas provokante Rastaträger später dann mit der Bemerkung ab, wie sehr er die deutschen Fans liebe und als Freunde behalten wolle, egal wie die Weltmeisterschaft ausgehen würde... Auf der Bühne jedenfalls schossen sich die fünf Nordlichter definitiv kein Eigentor, denn ihre extraordinäre Show musste man einfach erlebt haben! Pyroattacken die selbst Rammstein alle Ehre machen würden; ein Sound, wie er abwechslungsreicher, melodie- und riffbeladener kaum sein konnte und Headbangeattacken on stage die dem Festivalnamen ebenfalls zum Ruhm gereichten. Zornig und energiegeladen beflügelten die mit Schlagzeuggewitter durchzogenen Songs in ihren ruhigeren Momenten die Phantasie und peitschten in den härteren Passagen die Adrenalinproduktion in die Höhe. Deathmetal der anspruchsvollen Art, woran Nummern wie Bullet Ride, Trigger, Behind Space, My Sweet Shadow oder Take This Life keinen Zweifel ließen.

Als der erste Festivaltag - wie immer in Balingen - pünktlich um 23 Uhr endete, waren die meisten Besucher sicherlich regelrecht geplättet von solch einem Aufgebot an Klassebands, dass es nun überwiegend nur noch darum ging, bis zur Fortsetzung am nächsten Morgen noch schnell eine Mütze Schlaf zu bekommen...

Samstag, 24.6.2006

Powerwolf, deren Sänger Attila Dorn aus den tiefsten Karpaten aufgebrochen war, um gemeinsam mit seinen weißgeschminkten und schwarzrotgekleideten deutschen Bandkollegen dem Vampirkult zu huldigen, legten Punkt 10 Uhr einen musikalischen Weckruf auf die Bretter, dass auf den nahegelegeneren Park- und Campingplätzen sicher nicht mehr an Weiterschlafen zu denken war. Der Frontmann im Seidenumhang gewann mit seinem natürlichen und doch so theatralischen Auftreten sofort die Herzen aller Anwesenden. Gleich zu Anfang gestand er \"ein bisschen verkältet\" zu sein, auch wenn seine Stimme trotz allem auf eine gute Gesangsausbildung schließen ließ. Bei Mr. Sinister, We Came To Take Your Souls und Demons & Diamonds hielten sich schmunzelleichtes Entertainment und melodiöser Power Metal die Waage. Mit \"Was ist der nächste Song? Ich muss nachgucken!\" hatte der schauspielernde Sänger wieder sämtliche Lacher auf seiner Seite, bevor es mit dem Singalong-Kracher The Kiss Of The Cobra weiterging. Als dann kurz vor Ende der Show noch ein (dem Kostümfundus entlaufener) Wolf in Turnschuhen die Bühne betrat und als \"Powerwolf\" enttarnt wurde, war die Mischung aus metallischer Kindergartenparty und ausgelassener Powermetalnostalgie perfekt. Bei den hinten aus der Maske lugenden Rastalocken liegt die Vermutung nahe, dass es sich bei dem ominösen Jackenfutterfell-Beast mit Plastikkopf um den In Flames Sänger handeln musste, der die Frühaufsteher zwar nicht zum Fürchten, doch aber herzhaft zum Grinsen brachte. \"Vielen Dank für Ihr Erscheinen! Sehr großzügig!\" verabschiedeten sich die liebenswerten Opener von ihren Fans.

Nach ihrem 2001er Gig rockten die Kanadier von Anvil nun zum zweiten Mal beim Bang Your Head. Die Speed Metal Urgesteine schienen heute allerdings nicht ganz in Höchstform, auch Fronter Lips wirkte stimmlich etwas angeschlagen. Laut Aussage der Band soll dieser Auftritt in Balingen ihr letzter bleiben, denn nach fast 30jähriger Musikgeschichte scheint man genug zu haben, auch der \"magische Gitarrenvibrator\" blieb diesmal in der Kiste. Den Fans in den ersten Reihen gefiel es dennoch, standen ja Forged In Fire, Winged Assassins oder Metal On Metal ebenso auf der Playlist wie neues Material des in einem halben Jahr erscheinenden Abschiedsalbums This Is 14.

Einen Sieg auf der ganzen Linie hatten Victory zu verzeichnen, die nach dem Gig beim BYH wieder in aller Munde sein werden, genau wie zu ihren besten Zeiten Ende der 80er bis Anfang der 90er Jahre. Neben bewährten Könnern wie Tommy Newton (Gitarre), Peter Knorn (Bass) und Hermann Frank (Gitarre) deren spieltechnische Qualitäten einfach außer Frage stehen, begeisterte Neuzugang Jioti Parcharidis (Gesang) mit einer Meisterleistung, die mühelos an alte Glanztaten von Fernando Garcia und Charlie Huhn anknüpfte. Ebenso wie die Mittagssonne standen die Hannoveraner um diese Stunde im Zenit und trieben das Publikum zu immer neuer Begeisterung. Culture Killed The Native (1989) wartete mit Don´t Tell Me Lies, Power Strikes The Earth und On The Loose auf, vom Temples Of Gold Glanzstück (1990) powerten Backseat Rider, Standing Like A Rock und Take The Pace durch den Äther. Die Don´t Get Mad...Get Even-Scheibe war mit The Check´s In The Mail vertreten und You Bought It, You Name It (1992) rockte per No Way Tonight wie die Hölle.

Während die unerbittliche Mörderhitze jede weitere Live-Erfahrung zum Transpirationswettstreit und zur Sunburn-Competition unter den Fans werden ließ, lieferten Count Raven Doom-Magie bis zum Abwinken. Epische Klangvibrationen, göttliche Riffs und das Charisma vom einzigen Gründungsmitglied Dan Fondelius (Gitarre, Gesang) erweckten eine Stimmung der andächtigen Ehrfurcht im Publikum, die den gesamten Auftritt über anhielt.

Unleashed, die vier Death Metaller aus Stockholm dürfen wohl ohne Frage als die düstersten Soundzocker des Festivals eingestuft werden. Von der Mimik über das Outfit bis hin zum Geknüppel: einfach unheimlich böööse Jungs denen die Spielwut auf die Stirn geschrieben stand! Von insgesamt sieben veröffentlichen Longplayern standen unter anderen Don´t Want To Reborn oder Death Metal auf dem teuflischen Spielplan.

Eingefleischten BYH-Besuchern wird der 2001er Gig von Amored Saint noch in den Ohren klingen. Wer dieses Jahr um 14.35 Uhr bei Temperaturen um den \"Siedepunkt\" noch nicht im Wiederbelebungszelt des Roten Kreuzes gelandet war, der hatte an dem fast einstündigen Set von John Bush, Joey Vera und Co. bestimmt seine Freude beim March Of The Saint 2006...

Anything Worth Doing Is Worth Overdoing sagten sich die Pretty Maids aus Dänemark und legten sich um 15.45 Uhr ins Zeug, um zweieinhalb Jahrzehnte Bandhistory und mehr als zwei Hände voller Albumveröffentlichungen wenigstens ansatzweise in 55 Minuten Spielzeit anzudeuten. Neben einem Statement gegen den Krieg im Irak und den amerikanischen Waffenwahn gab es reichlich klassische Leckerbissen a la Future World. Die Messlatte liegt weiterhin hoch für das neue Album der hardrockenden Dänen, man darf also gespannt bleiben!

Y&T aus San Francisco konnten gleich nach dem Opener-Song das erste Tor für Deutschland gegen Schweden ankündigen. Dieses Privileg war für die Hardrocker allerdings nicht so erfreulich wie man meinen mag. Da ihre Konzertspielzeit zeitgleich mit dem wichtigen Spiel der Fußballweltmeisterschaft über die Bühne ging, war es verständlicherweise recht leer vor den Brettern welche die Welt bedeuten, da sich nur recht wenige Fans für die Musiker und gegen die Kicker entschieden hatten. Y&T machten gute Laune zu bösem Spiel und belohnten die musikversessene Schar mit Hungry For Rock und anderen mitsingtauglichen Trommelfellmassagen aus über vier Millionen verkauften Scheiben in 30 Jahren History.

Was den Kanadier Rik Emmet angeht, so hatten die Festivalveranstalter vier Jahre daraufhingearbeitet, den Gitarristen, Sänger und Mitbegründer von Triumph mit seiner neuen Truppe nach Balingen zu bekommen. Nun zeigte man sich verständlicherweise mehr als enttäuscht über die geringe Menschenzahl vor der Bühne, da sich die meisten Zuschauer ins Partyzelt zur großen Leinwand oder an die eigenen mitgebrachten Fernseher verkrümelt hatten um dem Fußballspiel Deutschland gegen Schweden zu folgen... Nach seinem Ausstieg bei Triumph (Ende der achtziger Jahre) hat der Musiker mehr als zehn Alben unterschiedlichster Ausrichtung veröffentlicht. Rik Emmet und seine Mannen gaben vor deutlich gelichteten Publikumsreihen einen sehenswerten Gig und zauberten so manchen Klassiker aus dem Ärmel. Hochkarätiger Rock mit packenden Melodien aus vergangenen Triumph-Zeiten (wo Gil Moore, Mike Levine und Rik Emmet in großen Stadien spielten) weckte vergessene Hits (Never Surrender, When The Lights Go Down) zu neuem Leben.

Stratovarius sind nach Veröffentlichungen wie Twilight Time, Dreamscape, Fourth Dimension, Visions, Destiny, Infinite, Elements oder Stratovarius aus dem Power Metal Bereich kaum noch wegzudenken. Feines Gespür für eingängige Melodik, gepaart mit instrumentaler Perfektion und ein hörbares Händchen für geschickt platzierte Spannungsbögen, machen jedes Livekonzert der fünf herkunftstechnisch bunt gemischten Soundmagier zu einem Genuss ohne Reue. So verwunderte es dann auch beim 70minütigen Metalfegefeuer in Balingen wohl niemanden, dass Timo Kotipelto (Gesang), Timo Tolkki (Gitarre), Jörg Michael (Drums), Jens Johansson (Keyboards) und Lauri Porra (Bass) abgefeiert wurden, als wäre schon um 19.40 der Headliner des heutigen Tages on stage...
Bei Speed Of The Light, The Kiss Of Judas, Father Time, Million Lightyears Away oder Will My Soul Ever Rest In Peace wurden alle Register gezogen. Bleibt noch zu erwähnen, dass es sich beim Bang Your Head Auftritt der inzwischen 15jährigen Band (bei der allerdings nur noch Timo Tolkki von der Gründung an dabei ist) um das einzige 2006er Festival von Stratovarius handelte!

Whitesnake, die um 21.20 den krönenden Abschluss des diesjährigen Events bilden sollten, ließen aber eine halbe Stunde auf sich warten. Bedauerlicherweise verkürzte sich damit ihre ohnehin knapp bemessene Spielzeit dramatisch, da eine Stunde vor Mitternacht aus \"Lärmschutzgründen\" definitiv Schluss sein musste. Zwar entschuldigte sich David Coverdale mit den Worten \"Das ist normalerweise nicht unsere Art, denn wir sind nicht Gun´s N´ Roses...\" bei seinen Fans für die angeblich equipmentbedingte Verspätung, aber böse Zungen behaupteten, dass der Manager der Weißen Schlange eine Verzögerung des Konzertbeginns verlangte, um bei einbrechender Dunkelheit von der besseren Live-Optik profitieren zu können... Coverdale, der aufgrund der eigenen Traumkarriere lange nicht mehr auf den Ruhm früherer Deep Purple Zeiten angewiesen ist, ließ keinen Zweifel an seinen starken Live-Qualitäten und startete energiegeladen durch. Er und seine erlesenen Profi-Musiker führten die inzwischen mehr als 15 000 Zuschauer durch das einstündige Best-Of-Programm unvergessener Klassesongs, bei denen Here We Go Again oder Crying In The Rain keinesfalls fehlen durften. Bei Rockkanonen wie Children Of The Night waren Nostalgiker sämtlicher Altersgruppen kaum noch zu halten. O-Ton eines durchweg sehr sympathisch und menschlich auftretenden David Coverdales: \"Thousand thanks for your hospitality! Be save, be happy and don´t let anyone make you feelin´ afraid!\"

Als Whitesnake nach diesen Worten gegen 23 Uhr die Bühne verließen, erhellte ein Feuerwerk für mehrere Minuten den nächtlichen Himmel und verstärkte die ohnehin schon vorherrschende Partystimmung auf romantische Weise indem es die Nacht zum Tag werden ließ.

Nachdem sich in der Nacht des 24. Juni 2006 deutlich messbare euphorische Vibrationen vom Zentrum des Klangbebenkraters in Balingen Schallwellengesteuert in die umliegenden Gebiete Süddeutschlands ausgebreitet hatten und den Bodensee beinahe zum Überschwappen brachten, war das Naturereignis zur Sperrstunde um 23 Uhr schlagartig beendet. Selig grinsende oder lautstark singende Menschengruppen werden auf die anschließend auftretenden Nachbeben zurückgeführt, ebenso wie der Lavastrom aus Festivalbesuchern der sich über die Campingplätze der Umgebung ergoss. Überlebende dieses faszinierenden zweitägigen Naturschauspiels berichten von grellen Pyro- und Bühnenlichtvisionen, Spontanheilungen durch Metal-Therapie und das Erlangen gemeinschaftlicher Glückseeligkeit. Psychologen führen dies auf faire Getränkepreise, gut organisierten Shuttle-Service, superfreundliche Klangbebenbetreuer (Security und so weiter), gern genutzte Autogrammstunden, Bodypainting-Wettbewerbe und auf eine extrem friedliche Atmosphäre bei minimalstem Polizeiaufkommen zurück. Warm up Show und Fußball-Leinwand im Partyzelt waren nach Meinung unabhängiger Beobachter ebenfalls für die Magie dieses naturverbundenen Massenphänomens verantwortlich, welches erfahrungsgemäss auch beim nächsten - für den 22. und 23.6.2007 vorhergesagten - Klangbeben wieder Tausende Freiluft-Fans nach Balingen treiben wird...

Andrea Göbel


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Amored Saint auf dem Bang Your Head 2006 Foto: Peter Windhövel

Amored Saint auf dem Bang Your Head 2006  Foto: Peter WindhövelAmored Saint auf dem Bang Your Head 2006  Foto: Peter WindhövelAmored Saint auf dem Bang Your Head 2006  Foto: Peter WindhövelAmored Saint auf dem Bang Your Head 2006  Foto: Peter WindhövelAmored Saint auf dem Bang Your Head 2006  Foto: Peter WindhövelAmored Saint auf dem Bang Your Head 2006  Foto: Peter WindhövelAmored Saint auf dem Bang Your Head 2006  Foto: Peter WindhövelAmored Saint auf dem Bang Your Head 2006  Foto: Peter WindhövelAmored Saint auf dem Bang Your Head 2006  Foto: Peter WindhövelAmored Saint auf dem Bang Your Head 2006  Foto: Peter WindhövelAmored Saint auf dem Bang Your Head 2006  Foto: Peter WindhövelAmored Saint auf dem Bang Your Head 2006  Foto: Peter Windhövel

Anvil auf dem Bang Your Head 2006 Foto: Andrea Göbel

Anvil auf dem Bang Your Head 2006  Foto: Andrea GöbelAnvil auf dem Bang Your Head 2006  Foto: Andrea GöbelAnvil auf dem Bang Your Head 2006  Foto: Andrea GöbelAnvil auf dem Bang Your Head 2006  Foto: Andrea GöbelAnvil auf dem Bang Your Head 2006  Foto: Andrea GöbelAnvil auf dem Bang Your Head 2006  Foto: Andrea GöbelAnvil auf dem Bang Your Head 2006  Foto: Andrea GöbelAnvil auf dem Bang Your Head 2006  Foto: Andrea GöbelAnvil auf dem Bang Your Head 2006  Foto: Andrea GöbelAnvil auf dem Bang Your Head 2006  Foto: Andrea GöbelAnvil auf dem Bang Your Head 2006  Foto: Andrea GöbelAnvil auf dem Bang Your Head 2006  Foto: Andrea GöbelAnvil auf dem Bang Your Head 2006  Foto: Andrea GöbelAnvil auf dem Bang Your Head 2006  Foto: Andrea GöbelAnvil auf dem Bang Your Head 2006  Foto: Andrea Göbel

Communic auf dem Bang Your Head 2006 Foto: Andrea Göbel

Communic auf dem Bang Your Head 2006  Foto: Andrea GöbelCommunic auf dem Bang Your Head 2006  Foto: Andrea GöbelCommunic auf dem Bang Your Head 2006  Foto: Andrea GöbelCommunic auf dem Bang Your Head 2006  Foto: Andrea GöbelCommunic auf dem Bang Your Head 2006  Foto: Andrea GöbelCommunic auf dem Bang Your Head 2006  Foto: Andrea GöbelCommunic auf dem Bang Your Head 2006  Foto: Andrea Göbel

Count Raven auf dem Bang Your Head 2006 Foto: Andrea Göbel

Count Raven auf dem Bang Your Head 2006  Foto: Andrea GöbelCount Raven auf dem Bang Your Head 2006  Foto: Andrea GöbelCount Raven auf dem Bang Your Head 2006  Foto: Andrea GöbelCount Raven auf dem Bang Your Head 2006  Foto: Andrea GöbelCount Raven auf dem Bang Your Head 2006  Foto: Andrea GöbelCount Raven auf dem Bang Your Head 2006  Foto: Andrea GöbelCount Raven auf dem Bang Your Head 2006  Foto: Andrea GöbelCount Raven auf dem Bang Your Head 2006  Foto: Andrea Göbel

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