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Dong Open Air 2009

Neukirchen-Vluyn - 17.07.2009-18.07.2009


DONG OPEN AIR
Neukirchen-Vluyn, Dong-Berg, 17.-18.07.2009

In Erwartung des Heavy Metal Himmels zählt jeder Schritt mindestens doppelt schwer. Somit sind es fast genau 666 Stufen bis zum Gipfel der Dong-Halde, auf deren metal-lastigem Hochplateau alljährlich nahezu 2000 Kuttenträger und Schwarzhörer den Düster-Kult auf die diabolische Spitze treiben!

Wer zu den privilegierten Teilnehmern des mittlerweile neunten Dong Open Airs zählen will, muss am achten März diesen Jahres zwischen 12.00 und 16.00 Uhr zugeschlagen haben, denn der Online-Run um die begehrten Tickets für 28,50 Euro pro Stück dauerte in diesem Jahr nur ganze vier Stunden!

Der Dong-Berg mit seinem Landschaftsschutzgebiet-Status darf nur von Musikern und Crew mit Ausnahmegenehmigung (sprich Durchfahrtschein) motorisiert erklommen werden. Für alle anderen führt der Weg über die bereits erwähnte Treppe. Freitag ab 8.00 Uhr stehen Veranstaltercrew und Ordner in ihren Startlöchern, organisatorisch ist man - selbst auf fliegende Kühe - bestens vorbereitet. Ab 9.00 Uhr darf auf dem Metal-Hügel gezeltet werden. Schwer beladenen Campern wird die Anreise durch einen Shuttleservice für schlappe 1,50 Euro versüßt. Für die unerlässliche Getränkeausstattung bieten sich erstmals im Vorverkauf erhältliche Wertmarken an. Bier gibt´s für 1,50 pro Halbliter verbraucherfreundlich und gut gekühlt. Ernährungstechnisch kann der Festivalgänger zwischen teuer und schnell (Thai-Stand) oder preiswert und Endloswarteschleife (Pommes und Burger) wählen, oder sich gesund und kalorienfrei per Soundmahlzeit (nahrhaftes Dong Line-up) verköstigen. Den ultimativen Startschuss nach morgendlichem Sturzregen und Unwetterwarnung gibt der Soundcheck im Zelt gegen 11.30 Uhr. Was dann folgt, muss man erlebt haben, zumal selbst der Wettergott die nun folgenden eineinhalb Tage relativ milde gestimmt zu sein scheint:

Freitag:

Interrobäng aus Münster füttern den Dong-Kampfpanzer 2009 als Erste mit leckerem Power Metal Kraftstoff. Ihr Drummer hat sich bei einer Tanzveranstaltung (häää?) verletzt, deshalb bedient heute eine Vertretung die Knüppelbude, während der Tanz-Drummer mit Beinschiene aus dem Publikum zuschaut. Melodisch, mit zum Teil gar orientalischen Soundeinflüssen, geht hier von Anfang an die Post ab!

In December begeistern - seit nunmehr acht Jahren - mit steilen Riffs und Extremposing, inspirierenden Rhythmuswechseln, coolem Drumming und lupenreinem melodischen (gelegentlich brachial vorwärtspreschendem) Gesang. Die fünf Jungs aus Bonn und Koblenz machen keine Gefangenen bei Revolution oder Unglued und füllen das Zelt zu früher Stunde mit Haarpracht schleudernden Trash-Jüngern aller Geschmacksrichtungen. Ihre 2006er Veröffentlichung E.A.R.T.H. - (A New World´s Anthropology) - sei allen Kuttenträgern ans Herz gelegt...

Bei The Splatter And Gore Department wird während der Show gleich das Grillfleisch für die parallel on stage stattfindende Party zerlegt. Ein echt schweinischer Splattersound Gig mit Hausfrauen-Performance und blutiger Gitarrenschredderei. Schon jetzt kann zwischen den dicht gedrängten Zuschauern im Zelt kaum noch ein Steak zu Boden fallen, welches, von Live Performer Lemmy liebevoll zubereitet, fachmännisch per Postwurfsendung frisch gegrillt zugestellt wird. Der zeitgleich runtergeschrubbte Death/Grind Metal aus dem Emsland kommt mit Nummern wie Butchers Son, Eat Meat oder Brutal Wife selbst bei Vegetariern tierisch gut an. -Fleisch, Fleisch, Fleisch!-, die Sprechchöre nehmen kein Ende.

Clanrock lassen die Herzen Fantasy- and Folk-Metal-ambitionierter Fans von der ersten Sekunde an höher schlagen. Neben irischen und schottischen Klangeinflüssen und dem elektronischen Dudelsack (!) geht bei den Luxemburgern ganz gewaltig der Tanzbär ab! Mal Mittelalter, mal Celticfolk mal ganz jenseits von dieser Welt, Clanrock füllen die Lücke zwischen In Extremo und Corvus Corax mit etwas ganz Eigenem, und einem anarchischen, livesüchtigem Vorzeige-Frontmann namens Mario -Woody- Bruns, der nach reichlichem Bier-Zuspruch aus dem zünftigen Kuh-Gehörn kaum noch zu halten ist. Ob der verantwortliche Tontechniker an Mittelalter-bedingtem Tinnitus leidet, sich aufgrund eines klangbedingten Adrenalinschubes ins Mischpult verbissen hat, oder ob gar sphärische Rückkopplungen aus dem Weltall die Ursache des Sounddebakels sind, bleibt ungeklärt. Fakt ist: Die Soundqualität litt zu nachmittäglicher Stunde etwas unter breiiger Dröhnung, der unglaublich geniale Live-Wahnsinn der sechs Action-Akrobaten aber verdient allerhöchstes Lob und euphorischen Respekt! Das Dong-Zelt jedenfalls versinkt mit ambitioniertem Refrain-Chor-Gebrüll zu Foggy Dew, County Down, Der Rivale (und Against The Law als Zugabe) in feierlauniger Hysterie.

Markenzeichen von Elexorien sind zwei Haarpracht-Schleudernde Schönheiten an Vocals und Bass, die selbstbewusst und professionell den optischen Kontrast zu den aggressiven male vocals und harten, eingängigen Knüppel-Sounds der vier anderen Bandmitglieder zu bilden verstehen. Brutales Klangbrett und eingängige, filigrane Gesangslinien erinnern zeitweise an die Italiener von Lacuna Coil und motivieren das Publikum zu immer neuen Headbanger-Attacken. Ob Serpent 2, For Those oder Wolves, Elexorien sind inspirierend und kraftvoll!

Ravage aus dem Ruhrgebiet springen kurzfristig ein, um den Bestand des 10-Band-Sets am Freitag zu sichern, da die für den Abend vorgesehenen Dew Scented leider aus gesundheitlichen Gründen ausfallen müssen. Die spontan gebuchten Düstermucker erweisen sich als echte Bereicherung des ersten Dong-Tages. Splattersound-Geschosse aus Trash-, Speed- und Death/Grind-Gebolze stempeln Ravage zu einer empfehlenswerten Live-Granate mit Streufaktor, deren Durchschlagkraft die rechte PA-Box tatsächlich zum Bersten bringt. Ihr Lichtgeschwindigkeits-Drummer Dennis Thiele darf als -musikalisch allgemeingefährlich- eingestuft werden... Blasphemic War, Dead Cravings und Riddled heizen ein. Beim Dong gibt es unerbittlich vorgetragene Zugabe-Forderungen der Fans im Zelt. Die Referenzscheibe Violent Offense bleibt wärmstens zu empfehlen! Ravage wüten fleißig weiter: Am 22.08.2009 in Düsseldorf, am 28.08.2009 in Bergisch Gladbach und am 12.09.2009 in Trier.

Die Harzer von Cast In Silence stehen für charismatischen Gesang mit Wiedererkennungswert, melodische Frickel-Leadguitar-Ausflüge, interessanten Songaufbau und packende Rhythmuswechsel. Ihr schlicht und einfach als First betiteltes CD-Debüt geht als Tonkonserve genau so unter die Haut wie als innig performtes Live-Sahnestückchen beim Dong Open Air 2009. Den durchweg sehr versierten Musikern hört man ihre klangliche Weiterentwicklung aus früheren Band-Karrieren (wie Dark At Dawn...) an. Die auffallend catchy und dynamisch aufgebauten Nummern setzen sich in den Gehörgängen fest, bringen die Meute vor der Bühne in Bewegung und machen Lust auf mehr. Trotz kompletter Band-Erkältung zocken Cast In Silence ein lupenreines Soundbrett, aus dem neben all dem frisch dargebotenen Eigenmaterial a la Two Minutes Hate, Misery Inn, Fake, auch die Metal-Version des Pop-Klassikers Voyage Voyage erinnerungstechnisch hängen bleibt.

The Very End frickeln sich auf nicht weniger professionelle Weise die Tonleitern hoch und runter! Saftige Bühnenpräsenz, bombastische, wandelbare vocals und magische Death Metal Strukturen verwandeln das Zelt in einen Hexenkessel. Die Leib-Und-Seele-Metaller aus dem Ruhrpott überzeugen geschlagene 45 Minuten lang und treiben die Fans gekonnt durch ihre anspruchsvollen Todesblei-Gewitter. Bei Flatline, Stabwounds, The Loss Theory vibriert das Zelt bis in die hinteren Reihen. Frontmann Björn Goosses verschmilzt mitsamt seiner Band zur charakteristischen Front aus deftiger Härte und spürbarer Energie. Was hier geboten wird, darf als die Hohe Schule des Melodic Death bezeichnet werden!

Dornenreich durchbrechen die Soundwand des Dong Open Airs mit ihrem unvergleichlichen Geflecht aus melancholischen Geigenparts, Düstervocals, fetten Drums und tödlicher Klampfe. Die unvergleichliche Symbiose aus peitschender Breitband-Knüppelei und zarten Streichmonologen zieht die poetisch geprägten Feingeister der harten Fraktion unwiderstehlich in ihren Bann, während die Violin-Allergiker fluchtartig das Zelt verlassen.

Atmosphärisch und tief verleiten Dornenreich zum Sich-Fallenlassen, zum Tauchen in den Strudeln sich verwirbelnder Melodiestrukturen. Hier erwächst Klang-Kunst aus den dunklen Gräben des Unterbewussten, werden Dornen zu Messern, die in die Haut des Zuhörers schneiden und der gefangenen Seele den Weg nach außen bahnen... Mit Trauerbrandung, Eigenwach, Schwarz und Jagd wird das Sich-Fallen-Lassen leicht. Minimalistisch eingesetzte Poesie und maximierte Sound-Energie verstärken sich gegenseitig. Unglaublich reich an inhaltlicher Tiefe, werden hier musikalische Visionen zu etwas völlig Einzigartigem geformt. Dornenreich,- Eviga und Inve, die Paradiesvögel beim diesjährigen Dong, sind pure Magie, In Luft Geritzt...

Rage lassen ihre Fans (zur Spannungssteigerung?) erst mal eine geschlagene halbe Stunde auf sich warten, bis sie dann Punkt Mitternacht die Dong-Bühne stürmen. Bandgründer und Sänger Peter -Peavy- Wagner, Gitarrenhexer Victor Smolski und Hochgeschwindigkeits-Drummer Andrè Hilgers steigen mit Carved und Highter Than The Sky in ein fast zweistündiges Hammerset ein, bei dem speziell Herrn Smolksi´s geniale Flitzefinger so manchen Gitarristen im Publikum vor Bewunderung (Dongianer kennen keinen Neid!) fast erblinden lassen. Die Ruhrgebietsmetaller feiern in diesem Jahr das 25jährige Rage-Bestehen, was auf dem Festival natürlich begossen werden muss. All I Want, Prayers Of Steel und das deutschsprachige Gib Dich Nie Auf (welches beim Bundesvision Songcontest den dritten Platz belegte), bilden mit War Of Worlds und anderen Ohrwürmern den Soundtrack für eine Art improvisierte Geburtstagsparty, bei der Peavy mit lockeren Ansagen, voluminösen Vocals und altbekannten Gesten (wie meterlang Rausgestreckter Zunge) glänzt, während Victor seiner Gitarre beinah Unmögliches entlockt und Andrè seine - flächenmäßig die halbe Bühne einnehmende - Schießbude zum Kochen bringt. Mit Soundchaser und Straight To Hell endet der erste Dong-Abend euphorisch und würdig zugleich in massenhaft mitgesungenen Refrain-Exzessen. Die Fans in den ersten Reihen beschweren sich vergeblich darüber, dass das feiernde Dongianer-Team den ganzen Pressegraben füllt und den zahlenden Besuchern somit die Sicht auf ihre Lieblingsheadliner nimmt.

Samstag:

Aus Berlin angereist sind Orphan Hate, um im Rahmen der berühmten Dong-Party-Atmosphäre ihr aktuelles Album Blinded By Illusions live unters Trash-Volk zu bringen. Fronterin Sina präsentiert sich am Mikro tough und cool. Darüber, dass ihre musikalischen Roots geschmacklich bei Sepultura liegen, lassen einige professionelle Coversongs keine Zweifel, auch das eigene Material der Hauptstädter kann sich hören lassen. Solche Sound-Hurricans blasen auch den letzten Langschläfer aus seinem Zelt.

7 Seals aus Paderborn, haben sich den Power Metal auf ihre Fahnen geschrieben. Ihr Longplayer-Debüt Moribund: Every Kingdom Has to Pass widmet sich inhaltlich dem Thema Nibelungen-Sage. Der in dieser Formation noch brandneue Stimmband-Schleifer Hagen Hirschmann versteht sich hörbar auf wandelbaren, melodiösen Gesang, seine Performance könnte trotz allem Einsatz noch eine kräftige Portion Selbstbewusstsein vertragen. Haltung wagen, Kopf hoch, Hagen!

Die Leverkusener Kingdom Of Salvation legen sich posingtechnisch gut in die Kurve. Mit Bierständer am Mikro und kräftigem Headbanger-Rundumschlag geht es trashgewaltig in die Vollen. Der Pulk vor der Bühne ist mächtig aus dem Häuschen. Schade, dass die Jungs trotz lautstarker Zugabeforderungen fünf Minuten vor Set-Ende von der Bühne gehen. Hier werden echte Chancen verschenkt... Misery, Salvation, Slaughter oder Tyrant hinterlassen dennoch ihre Spuren im Aufschüttungsgelände der metalgetränkten Dong-Halde.

Sycronomica beweisen eindrucksvoll, dass Blackmetal auch ohne Schminke und Blutorgien on stage funktioniert. Die 1996 gegründete Münchner Truppe überzeugt allein durch ihr musikalisches Können und ihre Authentizität. Extreme Härte und Geschwindigkeit treffen auf Blutdrucksteigernde Melodik. Bombastische Keyboardteppiche und krasse Black Metal vocals harmonieren mit schrillen Riffs. Das neue Album der talentierten Schwarzgewandeten wird für Oktober dieses Jahres erwartet. Auf dem Dong-Berg nutzen sie jede Möglichkeit, um ihr Händchen für gute Brachialsounds a la Kaleidoscope, Creations Of Mine oder The Call unter Beweis zu stellen. Die Meute im Zelt gibt volle Rückendeckung. Klangliche Synchronität hat einen Namen: Sycronomica!

Melodiegetragenen modernen Death Metal gibt es von Sheephead aus Bayern. Ein couragierter Frontmann treibt das Publikum immer wieder an und rüttelt die vom ewigen Austoben müde gewordenen Headbanger wach. Mit den Schafskopf-Alben von 2006 und 2008 gibt es ausreichend Sprengstoff für sämtliche plattgewalzten Flimmerhärchen im kollektiven Ohr der Menge. Der Metalcore von Guilt And Instinct, Cell No. 10 oder Mirrored Twin verdickt das Blut der Zuhörer dermaßen, dass es umgehend mit reichlich Bier verdünnt werden sollte.

Cheeno stehen als einzige Formation des diesjährigen Dong für intensiven Alternativ Rock, der melodische Spannungsbögen baut und eigene Wege geht. Jennie, die Powerfrau am Mikro, schwingt sich mit ihrer ausgebildeten Stimme bei Gelegenheit gerne mal in gigantische Höhen und kracht auch sonst ganz gewaltig mit ihren männlichen Kollegen. Das Zelt allerdings könnte voller sein. Deftig rocken können die Saarbrückener auf jeden Fall und auf wirksames Posing verstehen sie sich neben fachlicher Versiertheit auch. Ihr Debüt The Next Step Will Be The Hardest glänzt durch innovative Ideen und echten Bandgeist. Bo-Toxx Mind Society, Invisible sowie Pacman, Go oder Bye Sequence sollte man sich ebenso merken, wie jeden weiteren Ohrkriecher der Megascheibe... Hier gibt es Inspirationen satt!

18.15 Uhr startet die Skyclad-Autogrammstunde im Metal Mirror Zelt auf dem Gelände. Die -Bekloppten Engländer aus Newcastle Upon Tyne-, frisch aus dem Königreich eingeflogen, stellen sich nun den Unterschriftenwünschen der Fans beim Dong bereits zum dritten Mal!

Umgekippte Biere, betrunkene Festivalbesucher, wirklich nichts kann die gut gelaunten Briten von ihrer Folkmetal-Mission abhalten! Bassist Graeme English hat diesmal seine beiden pubertierenden Bengels mit eingepackt, um sie in die Headbanger-Kultur des Kontinents einzuführen...

Hatred zocken derweil im Zelt wie der leibhaftige Teufel! Old School Trash der Extraklasse, gnadenlos gut und auf dem Dong mehr als willkommen. Ihr 2008er Killer-Album Madhouse Symphonies ist jedem anspruchsvollen Metaller zu empfehlen, schwangere Frauen und praktizierende Hypochonder mal ausgenommen! Vor Surrender, Follow The Leader, No Escape oder Fractured By Fear sei ausdrücklich gewarnt, hier brennt die Luft gleich flächendeckend und die Fans fangen gewaltig Feuer! Beim Dong schwebt man auf Schwermetallwolke 666...

Auch die Death Metaller von Failed Perfection verfehlen keinesfalls ihre Wirkung beim Publikum. Amored Heart, My Spirit Rise oder Pilgrimage kommen herrlich rau und deftig rüber. In der Schusslinie dieser Ruhrpott-Kolonne kann man einfach nur in Deckung gehen und per Schädel-Rundumschlag genießen. Eine hoffnungsvolle Formation mit dem nötigen Willen zum Erfolg... Das sich blitzschnell herumsprechende positive Dong-Feedback ist phänomenal!

Die Todesmetaller von Common Grave haben nach Dehumanized mit Embedded Coding neues Klangmaterial auf dem Markt, welches für das anspruchsvolle Festival-Publikum wie geschaffen zu sein scheint. Im Zelt rappelt es gewaltig im Karton, Flitzefinger und Drum-Attacken bestimmen das professionelle Klangbild von Casualty, Dethroning Duality oder Body Art,- Common Grave fahren einen Killersound der sich gewaschen hat und die Gehörgänge erbarmungslos gefrieren lässt. Respekt!

Skyclad, die beim neunten Dong mittlerweile schon fast zum Inventar gehören, finden bereits beim Weg auf die Bühne ein dicht gedrängtes Publikum vor, welches sie mit lauten „Skyclad!-Skyclad!“-Rufen anfeuert. Words Upon The Street, der erste Song des Sets, ist auch der Opener ihrer aktuellen 2009er CD In The... All Together. Von selbiger Scheibe kommen Modern Minds, A Well-Travelled Man, Superculture, Black Summer Rain, Hit List und Still Small Beer zur klanglichen Verkostung, selbst Klassiker wie Penny Dreadful oder Spinning Jenny dürfen natürlich nicht fehlen, in diesem 90minütigem Mix aus überwiegend sehr temporeichen metallastigen Songs mit mehr oder weniger starkem Folk Einschlag. Die gesamte Band scheint so Glückshormon-aufgeputscht wie ein mit Hasch-Keksen gefüttertes Balg beim Kindergeburtstag und kriegt das Grinsen die ganze Supershow über nicht mehr aus dem Gesicht! Als dann Graeme English´s 13jähriger Sohn Kieran (gemeinsam mit dem vor Stolz fast platzenden Bassisten-Daddy) mit The Widdershins Jig gleich einen ganzen Song aus seiner Klampfe zaubert, flippt das Dong-Publikum endgültig aus! Extase pur bis in die hinteren Reihen...

Wilde Zugabe-Forderungen führen zu Antibody Politic und dem bereits erwähnten Still Small Beer-Song, der als Synonym dafür dienen soll, dass Skyclad trotz unzähliger Alben immer noch -Kleine Brötchen backen-... Georgina schwebt im neuen Kleid mit jauchzender Geige über die gut geölten Bretter, tanzt mal hier mit Steve, mal dort mit Graeme, um anschließend wieder wie ein Derwisch um den gestikulierenden Frontmann Kevin herumzuwirbeln. Drummer Arron bringt zielsicher und unauffällig im Hintergrund agierend die Felle zum Krachen. Jetzt steht die letzte Band des Festivals in den Startlöchern und Skyclad verabschieden sich mit einer galanten Verbeugung... Beim 2010er Handvoll-Kühe-Festival sollen die sympathischen Briten dann als Headliner dabei sein. Der Fans große Freud´ ist der Kritiker Leid... beim Dong bleibt es weiter Skyclad-Zeit!

Die Vorzeige-Finnen von Amorphis aus Helsinki sind spätestens seit der Tales From The Thousand Lakes (1994) offiziell in den Himmel der noch lebenden Metal-Legenden aufgestiegen. Ihr Stil entwickelte sich von Death- über Doom-Elemente bis hin zum Einsatz von Folk-Anleihen, arabischer Musik und Rock-Parts zu dem nunmehr weiter gereiften Melodic Death Metal, wie ihn Skyforger (VÖ 29.05.2009) eindrucksvoll zelebriert. Im Glanz der neunten Studioveröffentlichung der finnischen Metal-Trolle bleibt beim Dong, welches das Eine von insgesamt nur zwei Amorphis-Festivals 2009 in Deutschland sein wird, keine Mähne ungeschüttelt. Optischer Hauptanziehungspunkt ist und bleibt Sänger Tomi Joutsen, der mit seinen meterlangen Rastas und vollem Körpereinsatz stets das richtige Gespür für performerische Akzente besitzt. Das umfangreiche Dong-Live-Set glänzt mit Leaves Scar, Toward & Against, Majestic Beast und My Kantele. Im Zelt gibt es schon nach den ersten Songs unverständlicherweise relativ viel Bewegungsfreiheit zwischen den berechtigterweise in nahezu meditative Trance verfallenen echten Amorphis-Fans. Diese jedoch -entschweben- gemeinsam mit ihren Heroes in den anbrechenden Morgen des 19.07.2009, bei The Smoke/House Of Sleep als packende Zugaben. Hier liegen stilistischer Reichtum und spielerische Kreativität so dicht beieinander, dass man die glorreichen Finnen nur ungern ziehen lässt...

Gegen 3.00 Uhr morgens wird drinnen im Backstage bei den Bands und der Dong-Crew und draußen bei den hart gesottenen Dong-Besuchern immer noch gefeiert bis die Kuh qualmt. Auf der magnetischsten Metal-Halde des Ruhrgebietes kennt man keinen Schlaf und kein Erbarmen!

Verbesserungswürdig für 2010 ist das trotz ausreichend vorhandenen Tonnen noch immer bestehende Müllproblem, was wohl eher an der Unbekümmertheit der Festivalbesucher als an den organisatorischen Voraussetzungen liegen mag. Der Fun-Faktor des Dong ist kaum noch zu toppen, den durchtrainierten Organisatoren und zahlreichen Helfern, der freundlichen Security, den hochmotivierten Musikern und den trinkfesten Besuchern sei Dank!

Andrea Göbel






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