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German Rock Festival 1973
Rock-Festival Scheessel 1973
Rockfestival in der Rheinlandhalle 1973

Rock-Festival Scheessel 1973

Rock-Festival Scheessel 1973


ROCK – FESTIVAL SCHEESSEL 1973

 

Speedway Stadion Eichenring vom 08. Bis 09. September 1973

 

Es war schon ein ziemlich gewaltiges Aufgebot an Supergruppen die auf dem Plakat ein kleines Woodstock hier in Norddeutschland versprachen. 1970 beim Fehmarn Love & Peace Festival war ich noch zu jung, so dass ich (Gott sei Dank) nicht vor Ort war und sich in dem Chaos alle Befürchtungen meiner Eltern bewahrheitet hätten. Gefragt hatte ich aber....

 

Jetzt war die Gelegenheit günstig. Das Festival war nicht allzu weit von meinem Wohnort entfernt, und selbst mein Vater musste seinerzeit bei dem Bericht über das Woodstock Festival in der Tagesschau zugeben, dass so etwas schon etwas Besonderes ist.

 

Wie dem auch sei - ich zog mit einigen Freunden los um endlich die Bands zu sehen, die bei mir zuhause einen großen Teil meines musikalischen Lebens begleiteten. Da der Termin für ein Open Air Festival Anfang September schon von den Temperatur her ein wenig kritisch war, hatten wir Planen, dicke Schlafsäcke und diverse Decken dabei. Campen vor der Bühne war nicht erlaubt. Es sollte mein erstes großes Open Air Festival sein, und das wollte ich natürlich auch festhalten. Als Fotoapparat musste die damals sehr gebräuchliche Kodak Instamatic Kompaktkamera erhalten, und für den Klang hatte ich einen Philips Stereokassettenrecorder mit Uher Report Mikrofon, Kleinstativ und reichlich Batterien dabei, so dass das alles einigermaßen klappen sollte.

 

Natürlich kam es wie es bei solchen Veranstaltungen immer ist: einige Gruppen traten nicht auf. Hier waren das Buddy Miles, Ten Years After, Richie Havens und Osibisa. Die letzten zwei waren für mich nicht so interessant, obwohl Richie Havens ja auch wie Ten Years After in Woodstock dabei war. Sounds International Productions aus Hannover hatten aber wie ich finde für hervorragenden Ersatz gesorgt. Doch dazu später.

 

Ich möchte zunächst einmal erzählen wie die Umstände für die Zuschauer dort waren. Eine Security die am Eingang jeden Besucher abtastete gab es damals noch nicht. Natürlich achtete man darauf, dass nicht irgendwelche größeren und schweren Gegenstände mit auf das Gelände genommen wurden, aber Brotbeutel wie sie damals üblich waren wurden nicht durchsucht. So hatte ich kein Problem meine Sachen mit rein zu nehmen. Man konnte sich Essen und Getränke kaufen und das zu durchaus zivilen Preisen. Schwieriger wurde es allerdings diese auch wieder zu entsorgen. Es gab sage und schreibe bei 35.000 Besuchern ganze zwei Dixi Klos(!)  Eins für Männlein und eins für Weiblein, vor denen sich gewaltig lange Schlangen bildeten. Bei den Ladies war diese natürlich am längsten, behalfen sich die Herren der Schöpfung doch entlang der Zäune, an denen regelrechte gelbe Flüsse entstanden. Auch nahegelegene Büsche und Bäume bekamen neue braune Untergründe. Das wäre heute natürlich ein unhaltbarer Zustand, wegen dem alleine schon so ein Festival abgebrochen werden würde. Damals aber war noch vieles anders. Der Veranstalter hatte diverse Dixis bestellt, die aber nicht geliefert wurden - Pech für die Zuschauer. Die Security aus England war allerdings durchaus umgänglich und man konnte als Zuschauer sich so richtig umschauen.

 

Die Bühne war natürlich auch noch ein wenig anders als heute. Es gab nur eine, und so musste man immer den Umbau abwarten. Dass gerade das einen Höhepunkt des Festivals hervorrufen würde war nicht abzusehen. Denn als Moderatoren hatte man Henning Venske, der früher beim NDR gearbeitet hatte und dank seiner politischen Einstellung und Äußerungen schnell Freiberufler wurde, sowie Musikerlegende Alexis Korner engagiert. Alexis sprach sehr gut Deutsch und machte meiner Meinung nach die launigeren Ansagen. Doch später dazu mehr…

 

Sonnabend der 8. September

 

Unsere Gruppe erreichte das Festival rechtzeitig, und so bekamen wir noch einen guten Platz nicht allzu weit von der Bühne, so dass man eine gute Sicht und durch die Platzierung in der Mitte auch einen guten Sound hatte. Schnell richteten sich alle Zuschauer ihre kleinen Liegeplätze ein. Selbst kleinste Zelte nur aus zwei Stangen und einer Plane konstruiert sah man. Das Wetter übrigens spielte mit und so hat auch wohl niemand richtig gefroren. Das sollte eine Woche später in Krefeld etwas anders sein.….

 

Nach einer durchaus flockigen Begrüßung durch Henning Venske trat als erstes Jane auf. Sie lieferten ein anständiges Set ab und boten nach meiner Meinung den besten Einstieg für eine derartige Veranstaltung.

 

Wenn ich jetzt nicht jede Band in der exakten Reihenfolge bespreche, so liegt das natürlich an den Zeitraum der vergangen ist. Gut in Erinnerung habe ich Long Tall Ernie & The Shakers, die in dieser Zeit durchaus angesagt waren und gleich eine Stimmung machten, die die Leute in gute Laune versetzte.. Am späten Nachmittag gaben wir uns alle Softmachine hin, die mit ihrem ganz eigenen Sound das Publikum in ihren Bann zogen. Live waren sie um Klassen besser als alles was ich bisher auf Vinyl von ihnen vorher gehört hatte. Dann begann eine Band, die nicht angesagt wurde. Es gab es richtig klasse Rockmusik der feinsten Art und alle im Publikum rätselten nun wer da gleich kommen sollte. Die Begleitband war jedenfalls allererste Sahne. Dann kam Lou Reed auf die Bühne. Natürlich erkannten wir ihn sofort alle, denn ganz aktuell hatte er ja seinen Walk On The Wild Side, und jeder kannte seine Werke mit Velvet Underground. Und ebenfalls nicht zu vergessen, in vielen Kinos und Jugendheimen liefen noch Peter Zadeks Film Ich Bin ein Elefant Madame, dessen Soundtracks zum Beispiel mit I’m Waiting For My Man geradezu genial war.

 

Hier aber kam jetzt jemand auf die Bühne der sich schon fast Tuntenhaft feiern lassen wollte und zu seinem absoluten Schrecken gnadenlos ausgepfiffen wurde. Da half auch kein Hit mehr. Ich gehe mal davon aus, dass er diesen Auftritt selbst sein Leben lang nicht vergessen wird. Ich muss es aber noch einmal ganz deutlich sagen, dass es an dem völlig unglücklichen Zusammenspiel einer Super Begleitband und Lou Reeds völligem Danebenbenehmens lag, dass das so ausuferte. Weiter ging's am ersten Tag. Die Sonne war schon untergegangen als Argent auftraten. Auf die hatte ich mich gefreut und ich wurde nicht enttäuscht. Ein hinreißender Gig mit allen Hits wie God Gave Rock’n’Roll To You oder It’s Only Money, und nicht zu vergessen das tolle Hold Your Head Up. Dann kam einer der absoluten Headliner nämlich Chicago. Was soll man sagen die spulten routiniert ihren Auftritt ab, und lediglich bei meinem absoluten Lieblingsstück I’m A Man kam ein wenig von der Stimmung auf, die ich erwartet hatte. So war es eine routinierte Show und Stücke wie Saturday In The Park waren überwiegend am Start. Bei einer derartig aufwändigen Besetzung hätte man mehr Stimmung im Stile von Carlos Santana erwartet. So fragte man sich schon fast wozu eine Rhythmsection dabei war.

 

Dann gab es später noch die englische Newcomerband Home, die alle wie kleine Bowies zu Ziggie Stardustzeiten aussahen (damals mit roter Frisur - so war das halt). Die Show war wohl so abgedreht wie ich auch zu dem Zeitpunkt, wenn die Müdigkeit und verschiedene Kräuter sowie Alkoholika ließen mich eindösen. Sehr spät in der Nacht hörte ich noch Epitaph, die natürlich so gekonnt wie immer keine Probleme hatten den internationalen Rahmen zu füllen. Ein guter Gig - nicht mehr  - aber auch nicht weniger. Dann dämmerte ich einem neuen Tag entgegen.

 

Sonntag der 9. September

 

Bronco eröffneten den zweiten Tag. Das passte gut, denn ihre neue LP hieß auch Ace Of Sunlight. Ein gutes flockiges Set um erst einmal wach zu werden. Mir gefiel es. Dann kam Colin Blunstone. Schon ziemlich kommerziell aber noch zur Tageszeit passend und durchaus gefeiert. Den ersten Glanzpunkt setzten jedoch Beggars Opera. Ihr Titel Time Machine wurde natürlich auch gespielt und war zu der Zeit mein absoluter Lieblingssong. Das muss vielen aus dem Publikum ähnlich ergangen sein denn die Band wurde abgefeiert und Sänger Linnie Paterson kletterte sogar am Mast hoch um einen Überblick über „Such fantastic people zu haben“. Dann kamen Odin. Damals glaubte ich noch die Band sei rein englisch, dabei war auch Holland und Deutschland bei den Mitgliedern vertreten. Es war ein Gig, der alles beinhaltete, was man so liebte. Eine gute Orgel flockige Gitarren, ein bisschen Zappa, ein bisschen Rock - eine Band die man sich merken konnte.

 

Irgendwann dann zu dieser Zeit passierte es: Die Umbaupausen drohten länger und länger zu werden. Alexis Korner hatte Mühe die Zeit überbrücken. Launige Ansagen, kleine Scherze – alles das haute er raus, doch die Zeit zog sich weiter hin. Es war nicht vorgesehen, dass Alexis Korner einen Auftritt als Musiker haben sollte. Doch als es immer länger dauerte bis der nächste Auftritt stattfinden konnte, griff er sich seine Gitarre und gab einige Stücke zum Besten. Bei Captain Amerika tobte die Menge. Schneller als jeder andere Gig vor ihm hatte er das Publikum im Griff. Dieses wollte den Sympathiebolzen gar nicht mehr von seinem Instrument getrennt sehen und diverse Zugaben streckten seinen Beitrag auf runde 40 Minuten. Für mich das Beste am ganzen Festival! Ich nahm mir vor ihm noch einmal im ganzen Konzert zu sehen, was ich ein Jahr später als er mit dem Dänen Peter Thorup unterwegs war, erleben konnte und die ganze Klasse dieses Mannes genießen durfte.

 

Leider mussten wir dann abreisen - weil ja alle am Montag wieder zur Arbeit mussten. So habe ich Wishbone Ash verpasst und Ian Carr's Nucleus, Chuck Berry und Jerry Lee Lewis, Karthago und Manfred Mann‘s Earthband. Ob ich East Of Eden mitbekommen habe weiß ich leider nicht mehr. Wer zur Reihenfolge was sagen kann, der mag mich anschreiben.

 

Was ich aber später auf NDR2 hören konnte war die Zusammenfassung von Lutz Ackermann, der damals mit wilder Haarpracht und offenem Hemd und stark behaarter Brust ganz den coolen Reporter gab. (Später wurde er ja zu einem bekannten Volksmusik Moderator (!) ) Seinem Bericht nach soll es jedenfalls noch ganz gut gewesen sein, und wie ich selber aus eigener Erfahrung bestätigen kann auch friedlich. Das ist bei den geschilderten Umständen und der unglaublichen Masse von 35.000 Menschen nicht selbstverständlich.

 

Dieses Festival wird auf Hurricane Festival Seite mit als einer der Grundsteine für die Hurricane Festivals genannt. Dem muss ich klar widersprechen Sounds International Productions aus Hannover haben zu der Zeit schon diverse Großveranstaltungen dieser Art durchgeführt. Dieses Festival hatte jedenfalls nichts mit den späteren an dieser Stelle gemein.

 

Fazit: Für Festival und Musikliebhaber waren die siebziger Jahre in Deutschland auf jeden Fall eine unglaublich spannende Zeit. Vieles war möglich, Beschränkungen und gesetzliche Vorgaben gab es für die Rockmusik noch nicht in dem Maße wie heute. Die Fans konnten noch per Anhalter zu den Veranstaltungsorten reisen. Improvisieren ging sowohl auf Veranstalterseite wie auch beim Publikum. Das gilt heute so leider nicht mehr.

 

Ich bin froh dabei gewesen zu sein!

 

Von diesem Festival habe ich folgende Mitschnitte gemacht:

Alexis Korner, Argent, Beggars Opera, Bronco, Chicago, Jane, Lou Reed, Manfred Mann’s Earthband, Odin, und Softmachine.

Davon ist nichts veröffentlicht, da mit wenigen Ausnahmen die Qualität eher unter dem Stichwort historisch zu sehen ist

 

Kurt Mitzkatis 


000 Plakat

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Impressionen vom Rock-Festival Scheessel 1973 Foto: Kurt Mitzkatis

Impressionen vom Rock-Festival Scheessel 1973  Foto: Kurt MitzkatisImpressionen vom Rock-Festival Scheessel 1973  Foto: Kurt MitzkatisImpressionen vom Rock-Festival Scheessel 1973  Foto: Kurt MitzkatisImpressionen vom Rock-Festival Scheessel 1973  Foto: Kurt MitzkatisImpressionen vom Rock-Festival Scheessel 1973  Foto: Kurt MitzkatisImpressionen vom Rock-Festival Scheessel 1973  Foto: Kurt MitzkatisImpressionen vom Rock-Festival Scheessel 1973  Foto: Kurt MitzkatisImpressionen vom Rock-Festival Scheessel 1973  Foto: Kurt MitzkatisImpressionen vom Rock-Festival Scheessel 1973  Foto: Kurt MitzkatisImpressionen vom Rock-Festival Scheessel 1973  Foto: Kurt MitzkatisImpressionen vom Rock-Festival Scheessel 1973  Foto: Kurt Mitzkatis

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