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Orkus Herbstnächte 2001


ORKUS HERBSTNÄCHTE 2001

Glauchau, 5.-7.10.2001

Auf der Hauptbühne im Hof eines der schönsten Schlösser Sachsen-Anhalts gastierten 19 Bands aus den Kategorien Elektronic, Metal, Folk und Gothic zu den ersten Orkus-Herbstnächten in Glauchau, auch auf den zwei Nebenbühnen (Schloßhof Hinterglauchau und Alte Spinnerei) gab es kräftig was auf die Trommelfelle, neben zünftigen Schmuck-, Klamotten- und Met-Ständen, inklusive Bücherlesung und Mittelalterflair. Während es am Freitag insgesamt rund tausend Schwarzgekleidete in den Bann von Romantik und Düsternis zog, waren es am Folgetag bereits zweitausend Besucher, die sich dem optischen und akustischen Schauspiel genießerisch hingaben.

Am 5. Oktober 2001 eröffneten Eisheilig mit dunklen Sounds, bevor The Gallery und anschließend The Last Days Of Jesus die leeren Stellen vor der Mainstage allmählich füllten. Artwork vs. H.Coltello bewiesen, dass der ambitionierte Gitarrenmaniac Coltello es immer noch drauf hat, ebenso wie die Mannen von Sanguis Et Cinis 20.

Räumlich eng wurde es gegen 21:30 Uhr, als die Menschenmassen von Haggard ihre Völkerwanderung auf die Bühne starteten. Eine immer wieder sehenswerte Symbiose von heftigen Metalsounds und filigraner Klassik waren der Lohn.
L´Ame Immortelle, die gefeierten Headliner des ersten Abends, überzeugten mit einer wie immer guten Stage-Performance und zwei gut integrierten Gastcellisten im Hintergrund. Neben den brandaktuellen Songs von Dann Habe Ich Umsonst Gelebt gab es natürlich auch Klassiker wie Life Will Never Be The Same zu hören. Die Grazie von Sonja Kraushofer verschmolz mit stimmiger Lightshow und klarem Sound, während der silbrige Vollmond am Himmel die phantastischste Aussicht auf das nächtliche Spektakel im Schlosshof hatte.

Nachdem in der Glauchauer Innenstadt am Sonnabend schon um zwölf Uhr sämtliche Fußwege nach oben geklappt worden waren (sprich: Die Nahrungssuche für spätaufstehende Nachtgestalten wurde erheblich erschwert), ging es zwei Stunden später auf der Hauptbühne mit Schandmaul schon wieder mächtig in die Vollen. Die Münchner fidelten, schrummelten, klampften, trommelten und sangen sich die vagantische Gigantenseele aus dem Leib.

Wer bisher noch auf die richtige Band gewartet hat, um das klaffende Loch im heimischen Plattenregal zwischen Subway To Sally und In Extremo würdig zu füllen, dessen Rettung könnte der rattengeile Mittelalter-Folkrock Schelmen-Sechser aus Süddeutschen Gefilden sein! Die Band mit dem großmäuligen Bandnamen vereint durchweg gestandene Musikprofis allererster Güte in sich, so dass neben all der Spaßlastigkeit von den zwei Ladys und vier Herren auch die Ansprüche pingeligster Live-Kritiker durchweg befriedigt werden können. Schandmaul verbreiteten das Flair alter Schausteller und Wandermusikanten, wobei Thomas Lindners theatralisch geschulte Lupenrein-Stimme einen ganz besonderen Stellenwert einnahm.

Nicht weniger überraschend begeisterten die noch recht jungen Thüringer Deutschhartsoundler von Schock, deren androgyner Frontknabe Michael überzeugend präsent und optisch fesselnd agierte. Inhaltliche Assoziationen zu Megaherz taten der gesamtheitlichen Glaubwürdigkeit und Eigenständigkeit der Formation keinen Abbruch, erotische Wortspielereien und harte Metaphern harmonierten mit dynamischen, teils melodischen, teils elektronisch heftigen Sounds und verschmolzen zu einem genauso sinnlichen wie aufpeitschendem und interessanten Gesamtstil.

Fergusson/McDowell boten anspruchsvolle Klangunterhaltung im Zweierpack, bevor es mit Escape With Romeo aus Köln wieder extrem elektrolastig und tanzanimierend wurde.

Immer gut für Überraschungen waren und sind die Merlons, welche mit ihrer aktuellen und mittlerweile fünften Veröffentlichung Merlons Lichter einmal mehr ganz neue spirituelle Wege bestreiten. Kraftvoll und eigen, meditativ und magisch wurden auch bei den Herbstnächten fremde Klangwelten erschaffen, die in wirklich keine Schublade passen. Frontmann P.G. versprühte sein unglaubliches Charisma mit geschmeidigen Bewegungen, grazilen Gesten und wandelbarer Stimme, so manches Wort wurde durch schrille Laute und kehlige Geräusche künstlerisch anspruchsvoll ersetzt. Für die Merlons war Sprache schon immer ein Element, mit dem sich außerhalb der üblichen Normen spielen lässt. Nicht weniger packend als die Lyrics präsentierte sich die berauschende Klangkulisse, die von beschwörenden Sounds über fließende Töne bis hin zu rockenden Passagen alles zu bieten hatte.
The Fair Sex und die Untoten folgten auf dem Fuß, während im Inneren des Schlosses als kultureller Leckerbissen (zum zweiten Mal an diesem Tag) zur Lesung (Barbara Rossa: Ich Habe Meine Hoffnung Längst Aufgegeben) mit Videountermalung geladen wurde. Der Publikumszuspruch war so groß, dass auch im zweiten Durchgang fast keiner der zahlreichen Sitzplätze unbesetzt blieb.
Nach den bandinternen Wechseln wirklich schwer zu tragen ohne Mastermind Martin an der Front (dessen Rückkehr zu Sabbat wohl so gut wie kein Fan so richtig verschmerzen kann) hatten die verfolkten Engländer von Skyclad. Wenn man dann aber sah, was die live wieder folklastiger aufgepeppten Songs mit Kevin Ridley am Mikro tatsächlich an Abtanzcharakter und Kultigkeit beibehalten hatten, dann konnte man einfach nur selig grinsend staunen über das, was die quirligen Derwische nach etlichen Jahren Bandgeschichte und zehn phantastischen, immer wieder anders geprägten Alben noch auf dem klampfigen Kerbholz haben! Spielwütig rockend wie eh und je und abgefuckt fiddelverfuddelt blieb hier kein Tanzbein auf dem Boden und kein Frohsinn im Verborgenen. Bei solch einem Überangebot an Hitpotential fiel die Songauswahl natürlich nicht leicht, auch wenn bei knapp einer Stunde Spielzeit so mancher Kracher auf der Strecke bleiben musste. Die Songs, die es auf die Live-Bühne geschafft hatten, begeisterten ausnahmslos durch aufgepeppte Strukturierung und ein gut verteiltes Gleichgewicht an älterem und neuerem Material. Bleibt nur zu hoffen, dass auch die harten Fans der neuen Bandbesetzung (inklusive einem seinen phantastischen Skyclad-Erstgig bestreitenden Arron Walton an den Drums) weiter die Treue halten. Waren es doch schließlich immer die Fans selber, die Skyclad in allen schweren Phasen der Bandgeschichte stetig animierten durchzuhalten! Am 6. Oktober 2001 jedenfalls zeigten sich die Jungs inklusive Violingirl Georgina so frisch und motiviert wie lange nicht mehr. Skyclad - The Same But Different - are back!

Ekstatisch schreiende Mädchen in den ersten Reihen und einen zum Bersten gefüllten Schlosshof gab es dann zu nächtlicher Stunde, als Goethes Erben hochmotiviert und ausdrucksstark den würdigen Abschluss der zwei Haupttage einleiteten. Theatralisch, magisch und inhaltlich tiefgangdurchflutet zelebrierten Oswald Henke & Co. Philosophie für die Großhirnrinde, Klanggewalt zum Seelendiving.


Gegen Mitternacht fand ein Programm wie es schillernder und abwechselnder kaum hätte sein können sein vorläufiges Ende, bevor Sonntagmittag die ganz hartgesottenen Festivalgänger an der Hauptbühne noch mit den Dudelzwergen, Wolfenmond & Saltatio Mortis bedient wurden.

Gute Organisation, perfektes Timing, vielseitige Angebote und eine urgemütliche Atmosphäre gaben den Glauchauer Herbstnächten ein qualitativ hochwertiges Flair, so dass man diese Veranstaltung auch für das Jahr 2002 guten Gewissens weiterempfehlen kann. Gute Parkmöglichkeiten, nette Security und kurze Umbaupausen vervollkommneten das Bild einer durchweg gelungenen Szeneparty.


Andrea Göbel


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