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Herbstblues 2001


HERBSTBLUES 2001

Aschersleben, 12.-14.10.2001

 

Klangrausch für Weltschmerzbesessene

 

Wie schon im vergangenen Jahr tobte auch diesmal wieder der Herbstblues durch die Ascherslebener Altstadt und machte für insgesamt mehr als 2000 Besucher die Nacht zum Tag und die Musik zur alles verbindenden Klangreligion.

 

Was der örtliche Blueskontor-Verein mit Hilfe zahlreicher Sponsoren diesbezüglich schon im Vorfeld an organisatorischem Aufwand betrieben hatte sprengte diesmal eindeutig die Grenzen jeglicher Vorstellungskraft. War das hier zelebrierte doch eindeutig das bisher niveauvollste und umfangreichste Spektakel, das Sachsen-Anhalt in Sachen Blues jemals heimgesucht hat. Fünf Szenegrößen aus den USA, neun Bluescombos aus deutschen Landen und ein Live-Beitrag aus Dänemark gaben sich Schlag auf Schlag die Klinke in die Hand. Austragungsort war neben dem traditionellen Gemäuer des Grauen Hofes die nahegelegene geräumige Halle der Alten Hobelei im Zentrum Ascherslebens. So bunt wie das Aufgebot an Musikern war auch das Bild der tanzenden, soundinhalierenden, singenden Menschenmenge vor den zwei Bühnen: Vom besinnlichen Gelegenheitsblueser und verzückten Szenekenner über den in Erinnerungen schwelgenden Plattensammlerfreak oder Laien/Profimusiker bis hin zum rock- oder metalgereiften Familiennachwuchs im Teenie-Alter und dem ekstatisch hopsenden Kleinkind war alles vertreten, was Beine zum Zucken und Ohren zum Verzücktsein hatte.

 

Bereits am Freitag eröffneten die Ascherslebener Lokalmatadoren der Autumn Blues Band gegen 20 Uhr in ihrem unverkennbar urigen Kultstil das dreitägige Klasseprogramm, mit eigenen Bringernummern wie Helmut und filigranen Coverversionen. Richtig rockig wurde es anschließend mit den drei Berliner Originalen der East Blues Experience, die mit Songs wie Closer To It, Knockin` At Your Window oder Power Of Soul schlagartig den Spaßnerv des Publikums trafen. Den mehr als glaubwürdigen Leib-und-Seele-Muckern floss der Bluesrock auch hier wieder literweise durch die adrenalingedopte Blutbahn, so dass es für alle Beteiligten trotz der knapp bemessenen Spielzeit von ungefähr einer Stunde pro Band ein wahres Gänsehauterlebnis wurde.

 

Nicht weniger aufregend ging es dann beim Gig des 1938 in Mississippi geborenen Altmeisters Aron Burton zu, dessen musikalische Wurzeln im Gospel liegen, und der durch sein bisheriges Lebenswerk maßgeblichen Anteil an der Verbreitung des klassischen Chicago Blues-Sounds hat. In Aschersleben brillierte Burton mit einer phantastischen Liveband, Christian Rannenberg am Piano.

 

Zu wahren Begeisterungsausbrüchen kam es später beim Auftritt der Urblueser vom Dritten Ohr, welche die markanten Vocals Udo Wolffs, unterhaltsame Lyrics, spielerische Besessenheit und spürbares Charisma zu fast beängstigender Perfektion vereinten. Mehr als dreißig Jahre gelebte Bandgeschichte bringen jede Bühne zum Kochen, so geschehen auch beim diesjährigen Herbstblues. Boogie, Big-City-Blues, Deltablues, mit dem Dritten Ohr hört man halt besser als mit dem vierten Auge. An Songs ihrer aktuellen Negerküsse-Jubiläums-Scheibe (Boogie, Bis Du Brennst; Süßer Tee, Bin Ein Fremder Hier, Hüftschwung und so weiter) kann man sich einfach nicht sattnaschen.

 

Als Abräumer des Vorjahres gehörte Meister Luisiana Red auch diesmal wieder zum Traumaufgebot der Organisatoren. Mit einem deftigen Traditional-Blues als Jungbrunnen zeigte sich der bereits im siebten Lebensjahrzehnt stehende Gitarrenbändiger in Höchstform und kommentierte seine euphorischen Live-Ausbrüche grinsend mit einem charmanten \"Sometimes I go a little bit crazy!\"
Mit seinem unvergleichlichen Gespür für Rhythmus und Atmosphäre verlieh Red Nummern wie Driftin` oder Bring Me Some Water Individualität und Abräumerpotential. Dieser Old Daddy hat den Blues auf Lunge inhaliert und am Freitag in der Alten Hobelei selbst den coolsten Beobachter infiziert. Als Höhepunkt der Session brachten Das Dritte Ohr und Luisiana Red noch gemeinsam ein paar Songs zu Gehör, bei denen sie sich - die Intensität betreffend - gegenseitig noch weiter hochschaukelten. What a fun!

 

Zur gleichen Zeit wurde im Grauen Hof tüchtig gejammt: Autumn Blues Band-Rolf und Murphy, Gitarren-Mike und andere Musiker zelebrierten bis sieben Uhr morgens hemmungslos den Rausch der dynamischen Improvisation.

Am Sonnabend eröffnete H.P.Lange aus Dänemark mit seiner Akustikklampfe das zweite Set in der Alten Hobelei mit Gospel, Deltablues und Ragtime und wurde später für einige Songs noch spontan von Harp-Könner Igor Flach hochmotiviert unterstützt.


Eher soul- und mainstream-bluesig (was in seiner deftigen Eingängigkeit umso packender tanzmotivierend wirkte) ging es anschließend mit dem gebürtigen Amerikaner und Wahlberliner Eb Davis und seiner hochkarätigen Band weiter: Keyboarderin Nina T. Davis dürfte vielen noch von der phantastischen Tom Blacksmith Band her ein Begriff sein. Bei Howling, I Wanna Talk About You oder Temporary Lovin´ kam so mancher Gast gewaltig ins Schwitzen. Für Performer Davis nach mehr als 7000 Livekonzerten sicher fast schon Routine.
Für die einzige Frontfrau im Programm wurde mit der phantastischen Sydney Ellis kurzfristig gleichwertiger Ersatz eingeflogen, da die ursprünglich für diesen Part eingeplante New Yorkerin Angela Brown aufgrund der Terroranschläge in ihrer Heimatstadt wegen Betroffener im eigenen Bekanntenkreis ihre Auslandsaktivitäten unterbrochen hatte und nach Amerika zurückgereist war.
Sydney Ellis und ihr hochmotivierter Pianist lieferten eine filigrane, powerlastige Show, während Punkt 20 Uhr im Grauen Hof die Boogie Night mit Christian Rannenberg, Vince Weber und Michael Maass in den Startlöchern stand.
Tastengenie Rannenberg glänzte durch Emotionalität und fingerfertige Geschwindigkeit, Publikumsnähe und Charisma, während Michael Maaß (unter anderem Tom Blacksmith Band) durch kühle Konzentration und akzentuiertes Drumming bestach.

 

Mindestens ebenso heiß ging es zu später Stunde in der Hobelei mit der Woodstock-Legende Canned Heat ans Eingemachte, denen es bei so erfolgreicher History und anrüchigem Sex, Drugs, Rock ´n´ Roll-Lifestyle nicht an bandinternen Tragödien, aber auch nicht an zahllosen mitreißenden Ohrwurmkrachern fehlte. Die unkaputtbaren Groove-Rocker mit Boogie und Blues im Hintern zeigten trotz fortgeschrittenen Alters noch so manchem Nachwuchsmusiker, was ´ne Harke ist: Man denke nur an die packende Präsentation von Klassikern wie On The Road Again, Let´s Work Together, Fried Hockey Boogie oder Goin´ Up The Country, die das Publikum vor der Bühne in tiefste nostalgische Verzückung katapultierten. Und auch mit neuem Output wie 200 Reasons oder Wait And See bewiesen die Amis, dass sie noch immer wissen wie´s geht.

Als ob das nicht schon genug gewesen wäre, um den Anwesenden die letzte Energie aus den Beinen zu powern, legte sich die 1988 gegründete Münsterländer Blues Mafia nach Mitternacht dann noch mal extrem abwechslungsreich ins Zeug. Schwerpunkte: Swingender Jumpf-Blues, klassischer Chicago-Blues und Rhythm & Blues aus Louisiana /New Orleans. Locker vom Hocker und trotzdem extrem anspruchsvoll und professionell wurde hier das Letzte aus Musikern und Publikum rausgeholt. Die Jungs verstanden ihr Gewerbe sichtlich gut, so dass ans Nachhausegehen keinesfalls zu denken war.

Auch im Grauen Hof tanzte noch bis in die Morgenstunden der Bluesbär, denn hier wurden Jams geboten bis die Schwarte kracht. Beteiligte an diesem unzweifelhaften Vergnügen: Teile der Autumn Blues Band, Christian Rannenberg, Michael Maass, Aron Burton-Gitarrist, und, und, und...
Happy, geplättet, zergroovt und bebluest zog es die ganz Harten dann am Sonntagmorgen gegen elf Uhr noch zurück in den Grauen Hof, wo sich auch von den Beteiligten der letzten Tage das Who is Who der Szene zum geselligen Bluesbrunch unters Volk mischte.

So war spätestens jetzt mal wieder eindeutig bewiesen: Es gibt nichts Gutes, außer man bluest es!!!

Der nächste Herbstblues kommt bestimmt, und bis dahin lässt es sich herrlich von den 2001er Erinnerungen zehren...

Andrea Göbel


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