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Summer Breeze 2002

Abtsgmünd, 22.-24.08.2002


SUMMER BREEZE 2002

Abtsgmünd, 22.-24.08.

Neben Balingen hat der Süden noch ein sich immer weiter etablierendes alljährliches Hardsound-Großfestival am Start, das Summer Breeze in Abtsgmünd (Nähe Aalen). Das 2002er Band-Line-Up mit insgesamt 65 Bands aus den Bereichen Gothic, Metal, Rock, Hardrock, Crossover ließ die Augen der Fans schon im Vorfeld glänzen... Auch die organisatorischen Voraussetzungen, die fairen Preise und das Positiv-Image der Vorjahre sorgten dafür, dass dieses Festival mittlerweile (nach dem diesjährigen Mega-Erfolg) auf dem besten Wege ist, zu den Top-Drei-Sommerspektakeln der Metalszene zu gehören.

Eine zünftige Warm-Up-Party startete bereits am Mittwoch, dem 21.8.2002, im Wasseralfinger (Metal-Club) Heavies, auf dem Programm standen Coldspell, Shylock, Traceelords, Blackend und Edenbridge, Beginn war 20.00 Uhr.

Donnerstag, der 22.08.

Eröffnet wurde der erste Festivaltag auf der Mainstage mit Volcano aus Berlin. Die Mischung aus melodischen, teils groovenden und teils schleppenden Midtempo-Sounds harmonierte mit Steven Mogins charismatischer Stimme. Zeitloser Düsterrock, Danzig ließen grüßen!

Auf der Painstage gaben die gelernten Poser von Dry Rot den Startschuss, mit metalbeeinflusstem Hardcore, musikalisch allerdings fehlte der letzte Schliff. (Zu viel Klischee...) Nummern wie Pain oder Wake Up gingen trotzdem gut in die Beine. Die im Infoheft als Trashmetaller angekündigten Mr. Vader brachten eher völlig untrashigen Rock, mit überraschenden Rhythmuswechseln, kehligem Gesang und leicht depressiven Strukturen, alles in allem recht hörenswert. Burden Of Grief zogen mit ihrem feurigem Death/Trash-Metal das Publikum wie ein Magnet vor die Painstage. Als dann die arg gepeinigte Snaredrum mitten im Set ihren Geist aufgab, wurde der Schaden blitzschnell behoben, bevor mit rasanten Sounds weiter geknüppelt werden konnte.

Der Melodik-Kracher Demon Eyes (von der neuen Scheibe) fand besonderen Zuspruch. Criminal mit einer Mehrländerbesetzung aus Chile und England zeigten sich - wie auch schon beim diesjährigen Wacken-Festival - klanglich brutal genial, fett-bretternd und aggressiv. Ob Kokain in Spanisch oder Flamemaster in Englisch, hier stimmte die Atmosphäre! Sehr melodisch (und für Gothic recht flott und heftig) waren Deep Inside Myself, bis zum letzten Song Without A Trace erwiesen sich die durchgängig sehr eingängigen Titel der Oberpfälzer einer Hörprobe wert. Das neue Album At A Late Hour wurde derzeitig gerade fertiggestellt.

Suidakra aus Nordrhein-Westfalen sah man schon von weitem an, welchen Bock die Black/Death/Heavy-Metaller auf den Summer Breeze-Gig hatten. Knüppelnd melodiös legten sie sich ins Zeug, so dass es die Fans scharenweise vor die Bühne zog. Mit älteren Nummern - aber auch bei Son Of The Braves von der neuen Platte - ging es mit kräftigem Sonnenschein und immer weniger Wolken heiß her. Die Ruhrpott-Poser-Mannen von Night In Gales litten unter leider etwas übersteuertem Sound, ein technisches Übel, welches sich im Laufe der Tage bei anderen Band-Auftritten noch verstärkte.

Lieber etwas weniger laut und klar akzentuiert, als übersteuert matschig und überlaut, liebe Festival-Tontechniker! Night In Gales jedenfalls powerten ihren Death/Trash motiviert durch die Boxen. Bei Storm, Scissor, Doom, Blades, Sylph, Dust oder Razor durfte schweißtreibend mitgerockt werden. Entwine aus Finnland erwiesen sich als eine Art Him-Kopie die eigentlich niemand braucht, die letztendlich aber trotzdem als netter Höreindruck hängenblieb, auch wenn der Frontmann etwas sehr selbstverliebt und unspontan rüberkam...

Die Schinder - mit Sänger Daniel charismatisch wie immer - gaben mit Todmaschine, Die Zeugen In Den Schacht oder Hure bretternde Drums, gewaltige, düstere Keyboardpassagen und harte Gitarren zum Besten, welche eine böse, kranke und verbitterte Klangatmosphäre schufen. Eine Band, die auf sehr eigene, eher ungewöhnliche Art mit der deutschen Sprache umgeht, zog live beim Summer Breeze die ungeteilte Aufmerksamkeit des Publikums auf sich, selbstbewusst und souverän. Dass Sänger Daniel Kaczmarek hier seinen vorletzten Auftritt als Bandmitglied zelebrierte, werden speziell die Fans der Erzgebirge-Formation stark bedauern, denn Kaczmareks Fronter- Qualitäten waren stets unumstritten erstklassiger Natur.

Bonfire, die deutsche Vorzeige-Heavy Metal Combo aus den Achtzigern, eröffnete ihren Gig mit dem Statement: \"Wir scheißen auf Wacken, da wird man als Musiker behandelt wie ein Arschloch! Wir spielen lieber im Süden, in Balingen oder beim Summerbreeze, hier fühlen wir uns wohl...!\" Bei Hot To Rock vom Don´t Touch The Light Longplayer (1986) oder Sweet Obsession von Fire Works (1987) oder auch einem abschließenden Sweet Home Alabama kamen alle Nostalgiker auf ihre Kosten.

Hypocrisy, die düsteren Deathmetaller aus Schweden, waren neben With Full Force und Wacken in diesem Jahr nun auch beim Summer Breeze wieder mit 100 Prozent Einsatz dabei. Neben obligatorischen Klassikern gab es die Vollbedienung mit Frischmaterial des aktuellen Outputs Abducted, welches inhaltlich und klanglich so manche Gänsehaut hinterließ.

Von den durchgeknallten Chrossover-Querbeetern Red Aim gab’s unter anderem mit Rock You Like A Hurricane ein Scorpions-Cover zu hören, bevor die Publikumslieblinge Edguy mit Fronter Tobias Sammet besonders das weibliche Publikum um den Verstand brachten. Sammet stürmte - so fit wie Bruce Dickinson in seinen besten (noch andauernden) Zeiten - wie ein lebendiger Torpedo von einer Bühnenseite zur anderen, überschlug sich regelrecht vor neckischen Gesten, spontanen Kommentaren und geradezu brillanten Vocals, während seine Mitstreiter sich ebenfalls zu immer neuen Klang-Höhepunkten treiben ließen. Live sind die Jungs die menschgewordene Party- Garantie, mit ihrem sechstes Album Mandrake lassen die Hessener keine Melodic-Metal-Wünsche offen! Der Titelsong desselben löste in Abtsgmünd ebenso große Begeisterungsstürme aus wie Avantasia, Pharao oder Out Of Control, alles in allem ein Feuerwerk der guten Laune, (grins...) von den Zuwendungen in Form von Spenden-Wurfsendungen weiblicher Oberweiten-Unterwäsche mal ganz abgesehen!

Eine echte Überraschung waren die ungarischen Neo-Trasher von Ektomorf, welche die Fläche vor der Painstage innerhalb weniger Sekunden kurz vor Mitternacht in ein klangliches Schlachtfeld verwandelten. Unglaublich energiegeladen legten die vier Plattmacher eine sichtbare Motivation und hörbare Aggression an den Tag, dass ein mittleres Erdbeben im Vergleich damit das geringere Übel gewesen wäre. Ektomorf, welche ihr Vorgängeralbum gar in einer ungarischen und einer englischen Textversion auf den Markt gebracht haben sollen, konnten bereits 2001 auf dem Summer Breeze überzeugen. Eventuelle Vergleiche mit Sepultura sind eher unangebracht, zumal allein die textlichen Inhalte dieser beiden Bands meilenweit auseinanderliegen. Wer die Ungarn noch nicht live erlebt hat, sollte das schnellstmöglich nachholen!

Ehrfürchtige Stille herrschte unmittelbar vor dem atemberaubenden Auftritt von Tiamat, deren faszinierend atmosphärischer, fast meditativer Gothic-Metal so manchen Zuhörer einmal mehr erschaudern ließ. Frontmann Johan Edlund zeigte sich so charismatisch wie eh und je, völlig verschmolzen mit seinem Werk und total abgetaucht in die eigene, düster-melancholische Klangwelt. Tiamat, die mit Alben wie Wildhoney, A Deeper Kind Of Slumber, Skeleton Skeletron oder dem neuesten Werk Judas Christ wahre Meilensteine der anspruchsvollen Musik erschaffen haben, zogen mit Lucy, Vote For Love, Angel Holograph oder Gaia sämtliche Register ihres Könnens und tauchten die Nacht zum Freitag in einen berauschenden Nebel aus psychedelischen Farben und überwältigender Klangmagie.

Freitag, der 23.08.


Der zweite Summer Breeze-Tag brachte wiederum gleißende Sonne und heiße Sounds, eingebettet in ein kultiges Festivalfeeling & friedliche, entspannte Atmosphäre.

Pünktlichkeit war Trumpf, und so standen Punkt 11.00 Real, Dead, Love auf der Mainstage. Die Süddeutschen mit Allergie-Gitarristen Roger am Sechssaiter rockten mit tollem Gesang und fetten Riffs die Bretter, die die Soundwelt bedeuten. Mit You Shine Like The Sun oder Rain Is Falling Down trafen die fünf beim leider noch recht lückenhaft erschienenem Publikum direkt ins Schwarze. Bei Redrum Inc. auf der Painstage schien der Funke nicht recht überspringen zu wollen. Erst beim letzten Song der Hildesheimer Crossoverformation kam etwas Power in die Stageperformance. Mourning Caress praktizierten auf der Bühne Headbanging in Reinkultur, die Münsteraner Death Metaller bestachen mit Songs wie A Lifeless Time durch Melodiösität und Spielfreude. Mirror Of Deception waren musikalisch nicht weniger beeindruckend, die 1991 gegründeten Doom-Metaller erspielten sich nahezu den Ruf des Überhighlights des Tages, mit deutschem und überwiegend englischem Gesang fesselten sie das Publikum auf packendste Art und Weise. Besondere Aufmerksamkeit verdiente die geniale Stimme des Gitarristen, welcher mit seinem Gesang den stimmlich nicht ins klangliche Bild passenden offiziellen Sänger bei weitem in den Schatten stellte. Vielleicht sollte man hier einen Fronterwechsel in Richtung des kahlrasierten Klampfers mit der düsteren Kultstimme in Erwägung ziehen? Live haben Mirror Of Deception ihr Können schon auf gemeinsamen Touren mit Bands wie Sacred Steel, Jack Frost oder den Farmer Boys bewiesen. Einfach geil!

Dark At Dawn, deren Sänger Buddy gleichzeitig einer der Veranstalter des alljährlichen Rockharz-Festivals in Osterode am Harz ist, hatten auf der großen Bühne alles selbstsicher im Griff. Was sollte schon schief gehen, bei einer hochmotivierten Combo, welche auf so tolle Veröffentlichungen wie Oceans Of Time oder Baneful Skies zurückblicken kann, bei welcher der Sänger mit solch begnadetem Klang-Organ ausgestattet ist und bei der selbst der Schlagzeuger jede Textzeile begeistert mitsingt? Das dritte Output der True/Düster-Metaller ist demnächst zu erwarten. Beim Summer Breeze jedenfalls haben sich die Jungs garantiert eine Menge neuer Freunde gemacht, auch ihr deftiges Chris de Burgh Cover Don´t Pay The Ferryman wurde wieder euphorisch entgegengenommen. Charon erinnerten mit der dunklen Stimme ihres Frontmannes extrem an Him, gute Performance und treibender Rhythmus taten jedoch das ihrige, um den Massenauflauf vor der Painstage zu verstärken. Schöne Melodiebögen, Slowtempo-Passagen von besonderem Reiz (wie bei Desire) oder das zackig vorgelegte Come Tonight machten Lust auf mehr. Zum Abschluss bat man noch um frische Unterwäsche, da man eine lange Tour hinter sich hätte...

Auf dem With Full Force eher zurückhaltend, legten sich Substyle in Abtsgmünd deutlich selbstbewusster ins Zeug. Die noch recht junge Band konnte sich mit überwiegend neuen Nummern des zweiten Longplayers Out To Lunch beim Summer Breeze schnell behaupten. Auch hier war es wieder die markante Stimme des Sängers, welche den eingängigen Sounds ihren unverwechselbaren Charakter verlieh. Angefangen bei This Is My Day bis hin zu Quarantine wurde akzeptabel gerockt. Statt der ausgefallenen Thorn Eleven gehörte die Bühne nun den Österreicher Jungs von Belphegor, welche am Vortag auf der Autobahn hängen geblieben waren und heute spielwütig alles niederknüppelten. Böser ging es kaum!

Freakig und wild gebärdeten sich die Kieler Smoke Blow, bevor es mit den Franzosen- Trashern No Return hochenergetisch weiterging. Female Vocals und griffige Gitarren folgten mit Left Hand Solution und die Holländer Schöngeister von After Forever hielten die Frauenquote mit Bombast-Metal a la Nightwish weiter hoch. Floor Jansens phantastisch ausgebildetes Klassik-Klangorgan begeisterte ebenso, wie der freundliche Charm der langgewachsenen Front-Lady, auch ihre männlichen Mitstreiter lieferten instrumentales und gesangliches Können auf hohem Niveau, die Menschenmenge vor der Painstage zeugte vom guten Geschmack der Summer Breeze-Besucher! Wer die After Forever-Klangkunstwerke Prison Of Desire und Decipher noch nicht sein eigen nennt, sollte vor Kauf des nächsten Werkes sein diesbezügliches Defizit beheben.

Dem Hardcore-Metal verschrieben haben sich die vier Jungs von The More I See, die auf der Mainstage engagierte Überzeugungsarbeit leisteten. Mystic Circle bürsteten danach alle Black Metal-Feinschmecker mit dem klanglichen Fleischermesser, die Maschinengewehrgewitter ihrer aktuellen Veröffentlichung hinterließen (ebenso wie ihre bösen Blicke) tiefe Einschlags-Krater im Summer Breeze-Betonboden vor der Painstage. Keiner großen Worte bedarf es in Bezug auf die schwedischen Death-Trasher von Soilwork, die sich nicht zuletzt im Vorprogramm von Nightwish einen Namen erspielen konnten und die mittlerweile selbst für einen Headlinerposten fit sind. Klasse Set, klasse Stageperformance, klasse Hochdrucksound! Disbelief brachten im Fünferpack mit Black/Death-Metal die Luft zum kochen, die Emil Bulls frönten dem Metal modernerer Ausrichtung mit großem körperlichem Einsatz, über die Bloodflowerz aus süddeutschen Landen war man in Abtsgmünd im Publikum eher geteilter Meinung, Geschmäcker sind halt verschieden.

The Gathering, die von so manchem Metaller vor einiger Zeit noch als zu soft abgelehnt worden waren, präsentierten sich in ihrer Entwicklung zunehmend härter und rockiger, so dass sich auch beim Summer Breeze Best Of Set die psychedelisch angehauchten, ruhigeren Passagen mit mitreißenden Abgeh-Melodien mischten. Blickfang Anneke (diesmal in blond) zog verführerisch, zuckersüß, mimik- und gestenreich die Blicke der Festivalbesucher auf sich und lieferte samt Bandkollegen eine gute Show. Vader aus Polen sind Death-Metal mit Underground-Kultstatus, ausdrucksstark, gnadenlos und nachhaltig eindrucksvoll...

Als Überflieger der deutschen Szene sind sie in ihrer Heimat noch mindestens zehn Nummern größer, die rasant zum Massen-Schwarm aufgestiegenen Bombast-Metaller von Nightwish, mit Komponisten-Genie Tuomas Holopainen an der hinteren, schaffenstechnischen Denker-Linie & Keyboard-Verteidigung und Sanges-Elfe/Sopran-Traumfrau Tarja Turunen an vorderster Bühnenfront. Gemeinsam mit Jukka Nevalainen am Schlagzeug, Emppu Vuorinen an der Gitarre und Neuzugang Marco Hietala am Bass sind die fünf Fantasy-Freaks so unschlagbar, dass sie auch am 23.August mit Leichtigkeit ein wahres Sounderdbeben aus ihren Erfolgsalben Oceanborn, Wishmaster und Century Child aus dem Ärmel schüttelten. Come Cover Me, Over The Hills And Far Away, Dead To The World, End Of All Hope oder Sleeping Sun als Zugabe, hier wurde Metal vom Feinsten zelebriert, wie er atemberaubender und anspruchsvoller kaum sein kann!

Axxis, die Power-Metaller aus dem Ruhrpott, lösten mit Sänger Bernhard Weiss, dem einzig noch vorhandenen Mitglied aus der Urbesetzung, immer noch den alten Mitsing-Thrill beim Publikum aus. Klassiker wie Kingdom Of The Night, Little Look Back, Touch The Rainbow, Living In A World aber auch Titel jüngeren Jahrgangs wie My Little Princess oder Flashback Radio sorgten für klasse Partystimmung. Bei Dimmu Borgir war der Sound sehr übersteuert und basslastig, so dass die Killer-Gitarren leider fast im Nichts versanken, nichtsdestotrotz legten die nordischen Düstermänner eine Show hin, die sich sehen lassen konnte. Mit ihrem zuletzt veröffentlichten Longplayer Puritanical Euphoric Misanthropia hatten die bitterbösen Blackmetaller ja auch genügend Rückenwind, in Abtsgmünd jedenfalls huldigten sie Satan aufs Feinste, mit alten und neuen Hochgeschwindigkeitsattacken. Peter Tägtgren, mit Pain beim Summer Breeze (nach dem Hypocrisy-Gig vom Donnerstag) bereits das zweite Mal live am Start, lieferte am 23.8. die ultimative Durchhalte-Motivation schlechthin, für alle Nachtschwärmer. Seine Rechnung aus hämmernden Industriealbeats und heftigen Metal-Sounds ging Freitagnacht lückenlos auf und brachte so manchen Zuschauer bis 1.30 Uhr Samstag früh noch mächtig zum Tanzen und Toben.

Sonnabend,der 24.08.


Y Not
gaben am dritten Summer Breeze-Tag den Startschuss, schubladenfrei, beherzt und erfrischend, alles in allem unkonventioneller, wacher und hungriger Sound. Songs wie Smile ermunterten dazu, selbiger Aufforderung nachzukommen. Die seit 1993 existierende Formation - die ihren Stil mit Fancy Free Metal bezeichnet - hat mit I Like It ein neues Output am Start und beherrscht (wie am Freitag eindrucksvoll bewiesen wurde) selbst die siebensaitige Klampfe aufs Feinste. Furbished Face verbreiteten gute Laune mit hörenswertem Prog-Rock und standen trotz bedauernswert geringer Zuschauerzahlen doch hoch in der Gunst des Publikums. Während Days Go Bye einfach schöne Melodien zu bieten hatte, lockte The Rage Inside You mit sphärischen Sounds, harten Beats und krachigen Gitarrenparts. Revolution machte ebenfalls Lust auf die neue CD der Siegerländer. The Blue Season warteten neben der üblichen Instrumentierung mit Percussions auf, verdienten jedoch trotz Sängerin Natalie Pereiras ruhigen Gesangslinien bei Nummern wie Dreamdance nur das Prädikat \"nett\". Volles Soundbrett gab es von My Darkest Hate, deren Drummer sonst bei Primal Fear die Sticks schwingt. Die Ludwigsburger Hass-Gemeinde überzeugte mit wachrüttelnden Grind-Vocals, coolen Rhythmuswechseln und hämmernden Basslinien. Massive Brutality, Exodus Pray Death oder der namensgebende Abschluss-Song My Darkest Hate gingen direkt ins Blut. Angenehm auflockernd wirkte der Flieger-Lederlook-Ausnahme-Punkrock von The Nerves. Schon der T-Shirt-Aufdruck des Sängers (\"333 - Half Way To Hell!\") besaß Kultcharakter, von Abrock-Krachern wie Rock´n Roll Loveletter ganz zu schweigen.

Elektronisch düster wurde es mit Ewigheim, krasse Texte in deutscher Sprache paarten sich mit schönen Klängen. Auf der Playlist standen Das Kinderwäldchen oder Ein Böser Scherz. Ashes You Leave aus Kroatien wurden durch die gewöhnungsbedürftige Stimme ihrer Sängerin (mehr oder weniger anstrengend) nicht den hohen Erwartungen gerecht, gaben aber trotzdem mit Metal-Nummern wie In Vain We Are Born) sichtlich ihr Bestes, beim Kampf um die Gunst des Publikums. Den richtigen Draht zum Pulk vor der Bühne besaßen die Schweizer Melodic-Hardrocker namens Crystal Ball. Bei Dance With The Devil, Rock´n´Roll, Am I Free oder Never Surrender steppte der Bär. What Do You Live For? fragten die ebenfalls aus der Schweiz angereisten Trash-Kanonen von Gurd. Lautstark, rasant und wild lief hier der Schweiß in Strömen. Fetter Groove und rauer Gesang waren und sind das Markenzeichen der Industrial-Metal-Combo Raunchy. Prädikat: hörenswert!

Stephanie Duchene von Flowing Tears brachte mit ihrem unverkennbar eigenständigem Gesang Männerherzen gleich reihenweise zum schmelzen. Eingängige Keyboardteppiche und satte Gitarren taten das ihrige, um tausende Fans in ihren Bann zu ziehen. Undertow (Deutschland) lagen stilistisch irgendwo zwischen Metal und Hardcore und bereiteten die Zuschauer schon mal darauf vor, was mit kraftvollem Death-Metal anschließend von Amon Amarth ausgelöst wurde. Die Wikinger aus Schweden segelten in Abtsgmünd steil mit dem Wind. Black-Metal-Vollbedienung aus deutschen Gefilden versprachen und hielten Agathodaimon, Within Temptation entführten anschließend wie Nightwish oder After Forever in die Sphären des orchestralen Monumentalmetals. Sängerin Sharon Den Adel dürfte Kennern noch aus dem Ayreon-Projekt Into The Electric Castle ein Begriff sein. Im blutroten Kleid präsentierte die charmante Lady mit der Traumstimme die Titel des Mother Earth-Longplayers. Within Temptation vollzogen die Entführung ins Reich der Sinne, traum- und zauberhaft, Markenqualität aus Holland. Höhepunkt der optisch mehr als ansprechenden Show mit monströsen, aufblasbaren, stacheligen Riesenpflanzen war ein die ganze Bühne verdeckender Schneeregen aus weißen Papierflocken, bei Icecream, der letzten Nummer des Sets. Die Apokalyptischen Reiter zeigten sich monumental in Traumform. Ihr druckvoller Sound vertrieb selbst das Gewitter, was in weiter Ferne vorüberzog, ohne einen Wassertropfen aufs heißgerockte Summer Breeze-Gelände zu vergießen.

Die Schwaben von Brainstorm mit Andy B. Franck (Gesang) sind im Grunde dem klassischen Power-Metal treu geblieben, klingen inzwischen allerdings um einiges härter als auf den Vorgängeralben. Der Gig in Abtsgmünd wurde für eine Live-CD komplett aufgezeichnet. Wer nicht vor Ort war, kann sich so noch nachträglich eine Meinung über den Auftritt der fünf Haudegen bilden. Doomig und trashig im Crossover-Stil ging es bei End Of Green zu, einer Band, die herkunftstechnisch direkt aus dem Umfeld des Summer Breeze-Geschehens kommt. Für gigantischen Gothic-Rock im Metalgewand stehen Ville Laihiala und seine vier Sentenced-Mitstreiter, die mit deftigem Sound, großer Lightshow und agiler Performance beim Summer Breeze gut abgefeiert wurden. Mit dem aktuellen Output The Cold White Light gab es etliche Leckerbissen auf die Tinnitus geplagten Ohren. Die Power-Metaller alter Schule kamen bei Stormwitch auf ihre Kosten, bei einer Setlist a la Dance With The Witches, Stranger Than Heaven, A Promise Of Old, Russia´s On Fire, The Devils Bride, Rats In The Attic, Ravenlord, Tears By The Firelight und Walpurgis Night. Samael beeindruckten mit hypnotisch wirkenden Leinwandprojektionen und perfekt in die Show integrierter Feuerreifen-Akrobatik. Ihr Black-Metal mit elektronischem Einschlag kam wie ein Rausch über die Zuhörer, optisch und klanglich reizüberflutet und doch beruhigend und faszinierend zugleich. Die Schweizer haben sich ihren eigenen Stil mit aussagekräftigen düsteren Lyrics und mystischen Klangbildern bewahrt. Am 24. August schwammen Tausende im Bann des perfekten Live-Spektakels. Prime Sth aus Stockholm powerten sich die Rock´n´Roll-Seele aus dem Leib und brachten die Menge vor der Bühne zum Hüftenschwingen. Dass sie in Deutschland noch keine einzige Veröffentlichung vorweisen können, tat dem Konzert-Spaß mit Songs wie From The Inside keinen Abbruch, auch wenn sich die Jungs noch nicht mit Szene-Größen wie Gluecifer messen können...

Paradise Lost, die ultimativen Über-Headliner des Festivals, präsentierten sich extrem gut gelaunt und voller Spielhunger. Nick Holmes brillierte in seinen Ansagen durch unterschwelligen (aber dennoch sehr unterhaltsamen) englischen Humor, der darin gipfelte, dass er ein und denselben Songtitel bei zwei unterschiedlichen Nummern ansagte oder zur Zugabe mit einem \"Guten Abend!\" auf die Bühne zurückkehrte. Insgesamt wirkte Holm unglaublich gelassen, in sich ruhend, konzentriert und locker. Von See Your Face über As I Die bis hin zu The Last Time oder Look At Me Now, einschließlich der Zugabe One Second, zelebrierten die sympathischen Briten einen eindrucksvollen und unvergesslichen Auftritt... Toll dabei gewesen zu sein!

Die live on stage oft böse drein guckenden Hardcore-Metaller von Pro-Pain zeigten zum glorreichen Abschluss des diesjährigen Summer Breeze-Festivals ihre humoristische, lockere Kumpel-Seite, indem sie - mit einem Schunkelmusik-Intro beginnend - folkloristisch die Hüften wiegten und die ganze Show über (versteckt,- und manchmal auch ganz offensichtlich) für schräge Mimik, alberne Gestik, sarkastische Ansagen und deftiges Partyfeeling zu haben waren. Was das folgende, fast eineinhalbstündige Power-Set anging, so waren die vier Brachial-Groover aus Amiland ganz die Alten, mit Fuck It, State Of Mind oder Full Taste Of Freedom wurde die Sau rausgelassen. Nachdem Gary Meskil, Tom Klimchuck, Eric Klinger und Eric Matthews sich bei den Fans für 10 Jahre Treue bedankt hatten und die crowddivende Menge noch immer nicht nach Hause gehen wollte, improvisierten die vier Originale eine Art Blues-Metal-Schunkelsong zum Mitsingen (a la Summer Breeze-Time Makes Me Feel Fine...), der das Festival in einer gigantischen Hochstimmung langsam ausklingen ließ.

Drei Tage Live-Overkill fanden somit ein planmäßiges Ende. Außer einer einzigen Verschiebung im Spielplan hatte es keine Änderungen gegeben, die Bandauftritte erfolgten allesamt pünktlich und übersichtlich auf den zwei, zeitlich versetzt bespielten Bühnen. Dieses Timing kam nicht nur dem Zeitplan zugute, auch Bands und besonders die Fans profitierten durch ungestörte Aktionsfreiräume. Das Gelände selber erwies sich wie auch schon in den Vorjahren als extrem geeignet. Die zementierte Festivalfläche garantierte für jede Wetterlage trockenen Untergrund, die Bühnenwechsel waren aufgrund der kurzen Zwischenwege gut zu absolvieren und auch die Händler waren sicher glücklich, da der Weg vom Einlass aus jeden Festivalbesucher direkt über ihre Meile schickte.

Das Dreitageticket war im Vorverkauf für schlappe 35 Euro zu haben, ein super Preis bei dem Bandaufgebot. Sogar für Rollstuhlfahrer war vor Ort prima gesorgt, mit Rollipodest und so weiter. Die allgemeinen Essenpreise (Pizza 2,50 Euro) und Bier 0,4l (2,50 Euro) gingen in Ordnung, ebenso wie die Campinggebühr von 10 Euro pro Person (Es geht also auch anders, Wacken!). Kostenlose Dixi-Toiletten waren überreichlich vorhanden, so dass man sich (bei jederzeit ausreichend Klopapier!) fast nie anstellen brauchte. Mit Besucherzahlen von ca. 12.000 Besuchern pro Tag eine wirklich tolle Leistung! Selbst Duschen war für einen schlappen Euro in den Räumlichkeiten der örtlichen Sportvereine möglich. (Vielleicht lässt sich für nächstes Jahr beim etwas überlasteten Shuttleverkehr zu den abseits gelegenen Campingflächen was ändern?)

Die Security bestand 2002 aus lokalem und gemietetem überregionalem Personal, wobei sich speziell die lokalen Ordner auf dem Gelände, im Pressegraben und so weiter als superfreundlich, hilfsbereit und kumpelhaft erwiesen, was ihrer professionellen Arbeitsweise keinen Abbruch tat. Die zentrale Lage mitten im kleinen Örtchen Abtsgmünd sorgte dafür, dass Einkaufszentrum und Supermarkt ebenfalls zur Verfügung standen, ein Dank geht an alle Bewohner, welche die \"Masseninvasion\" ihres Wohnbereiches so geduldig hinnahmen. Bei so vielen Hammerbands war ein limitierter Kartenverkauf aufgrund der beschränkten Größe des Geländes nicht zu umgehen. Die Veranstalter werden für nächstes Jahr einen Geländewechsel oder eine weitere Limitierung der Tickets anstreben. Von beiden Varianten wäre sicherlich die letztere wünschenswerter, da ein weiteres umfangmäßiges Anwachsen des Festivals nur unnötige Probleme organisatorischen Charakters heraufbeschwören könnte. Die Veranstaltung soll ihr großfamiliäres Flair möglichst weiterhin behalten, das derzeitige Gelände lässt keine Wünsche offen.

Für 2003 existieren bereits feste Summer Breeze Buchungen für Children Of Bodom, Subway To Sally, The Covenant, Primal Fear, Sinner und Napalm Death, wildentschlossene Fans sollten sich also rechtzeitig ihre Tickets sichern!

Andrea Göbel


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