German Rock e.V. | Das Online-Archiv der Deutschen Rockmusik
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Festivals in 2002

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Summer Flash 2002
Taubertal 2002
Wacken Open Air 2002
With Full Force 2002

Wacken Open Air 2002

1.-3.8.2002


WACKEN OPEN AIR 2002

1.-3.8.2002

Dieses Jahr KEINE Band-Fotos! Die Veranstalter hielten es trotz jahrelanger Treue nicht für nötig, uns einen Fotopass auszustellen.

Es ist offiziell mittlerweile das Band- und besucherzahlenmäßig größte Festival in Sachen Metal in ganz Europa, das Wacken Open Air im gleichnamigen Dorf bei Itzehoe/Hamburg.


In diesem Jahr war das W-O-A bereits im Voraus ausverkauft. Für all die Fans, die sich alljährlich 12 ganze Monate ihre magere Kohle für dieses Großereignis zusammensparen, gab es 2002 vor Ort gleich mehrere nette Überraschungen finanzieller Art, denn, dass größer auch gleichzeitig teurer heißen muss, scheint nicht unbedingt einzuleuchten:

 

Zu den 56 Euro Ticketkosten kamen diesmal 20(!) Euro Parkgebühr pro Pkw auf dem Wacken-Acker, welche im Programm-Magazin mit den hohen Müllkosten (grins!) begründet wurden... Auch die Getränkekosten waren unter anderem fürs Bier auf stolze 3(!) Euro (für 0,3l) angeklettert und für die Toilettenbenutzung wurden 50 Cent (= 1DM!) pro Benutzung abkassiert. Sogar im Backstage wurde man zum Pinkeln permanent zur Kasse gebeten, tolle Sache auch für die vielen ausländischen Gäste und Journalisten, welche zum Teil auf eigene Kosten aus Amerika, Japan und ganz Europa angereist waren um über Wacken zu berichten.

 

Vom geschlechterdiskriminierenden Punkt dieser Maßnahme mal ganz abgesehen... als Frau pinkelt man halt nicht so gerne und ungeniert wie das andere Geschlecht in kostenlose Pinkelrinnen, an Zelte, Autos oder Zäune! Dass die Zahlklos auch nicht immer sauber waren und oft das Papier fehlte kam noch dazu! Jetzt aber erst mal zum musikalischen Inhalt von Wacken 2002, denn man fährt ja schließlich für die Bands, die Musik und das Festivalflair zum Open Air, und nicht nur aus Besorgnis um das finanzielle Wohlergehen der Veranstalter! (Weitere organisatorische Details im hinteren Teil des Berichts...!)

Donnerstag, der 01.08.:


Mit A Night To Remember war auch 2002 der Donnerstag überschrieben, die Namen der auftretenden Bands sprachen allesamt für sich und schon zu Beginn um 16.00 Uhr war die Fläche vor der Bühne gut mit erwartungsvoll dreinblickenden Festivalbesuchern gefüllt.

Die als Opener agierenden Powermetaller von Messiah´s Kiss begeisterten besonders durch die wandelbare Megastimme von Frontmann Mike Tirelli, das Liveerlebnis wurde allerdings durch den einsetzenden Regen und aufkommenden starken Wind leicht getrübt, nachdem bis ca. 15.00 Uhr noch gnadenlos die Sonne auf das Festivalgelände herniedergebrannt hatte.

Finnlands Traumstimme Timo Kotipelto ging anschließend mit seinem Soloprojekt Kotipelto bei Regen und starkem Wind an den Start. Der Stratovarius-Mann konnte mitsamt seiner Truppe zweifelsfrei überzeugen, die Menge vor der Bühne hatte sich sichtlich vergrößert und ließ sich auch von der durch den Fronter durchgegebenen amtlichen Sturmwarnung nicht vom melodischen Musikgeschehen vertreiben. Glücklicherweise legten sich die stürmischen Winde nach ein paar kurzen Böen wieder und das Wacken-Programm des ersten Tages wurde wettertechnisch nicht weiter gefährdet.

Über Blaze-Stimme Blaze Bayley gibt es seit seiner Wirkungszeit bei Iron Maiden geteilte Meinungen, an Stage-Aktion und Motivation des Briten jedenfalls kann man - somit auch in Wacken - definitiv nichts bekritteln! Auch Ex-China Beach Haudegen Jeff Singer an den Drums ist und bleibt in Sachen Timing und Druck ein echtes Vergnügen!

In dem zwar anfangszeitlich (durch die offizielle Sturmwarnung) um eine Stunde verspäteten, aber inhaltlich kaum Wünsche offen lassenden Set kamen sowohl Songs des Debüts Ghost In A Machine zum Einsatz, wie auch Folge-Nummern vom Zweitwerk Tenth Dimension. Das Publikum dankte es den Briten mit lautstarken Beifallsbekundungen.

Powerfrau Doro rettet seit nunmehr gut zwanzig Jahren die fast zur Null hin tendierende Frauenquote im Metal, was man der ständig zwischen Deutschland und Amerika pendelnden ehemals in Düsseldorf ansässigen Rocklady extrem zugute halten muss. Frauen wie sie oder zum Beispiel auch Sabina Classen haben sich vom gängigen Klischee des süßen Metal-Weibchens zweifelsfrei befreit und zeigen so manchem Kerl, wo der Hammer im Rock-Business und auf der Live-Bühne hängt! Was Doros aktuellen Longplayer Fight angeht, so konnte man sich in Wacken schon mal einen kurzen Höreindruck verschaffen. Der Titelsong, welcher auf dem Vorschlag der deutschen Boxerin Regina Halmich basiert, doch \"mal was Gemeinsames zu machen\" ist klanglich sicher nicht jedermanns Ding, aber dafür gab es in Wacken ja noch andere neuere Werke von Doro auf die Ohren und bei kultigen Klassikern wie All We Are oder True Steel hing das zahlreiche Publikum verzückt an den Lippen der quirligen Frontfrau. Was Doros amerikanische Bandmitstreiter betraf, so war auch hier sichtbare Professionalität am Start. Was die nächste Deutschlandtour von Doro betrifft, so müssen sich die Fans noch bis Oktober 2002 gedulden.

Die blueslastigen Heavy-Rocker von Rose Tattoo (Australien) hatten - wie im Vorjahr auch, wo die Live-Doppelscheibe 25 To Life mitgeschnitten worden war - das Wacken-Publikum von Anfang an auf ihrer Seite und heizten mit einem Hit nach dem anderen die Stimmung bis zum gigantischen Siedepunkt an und ließen sich selbst in Sachen Zugaben nicht lumpen. An Nummern wie Rock´n´Roll Outlaw, The Butcher And Fast Eddie oder Suicide City kommt einfach niemand vorbei, auch neue Songs des aktuellen Albums namens Pain wurden im Publikum wohlwollend aufgenommen.  

Freitag,der 02.08.:


Stormwarrior legten am Freitag nach einem langen schrillen Weckschrei melodischen Speedmetal auf die True Metal Stage Bretter, welcher sich in Sachen Eingängigkeit nicht hinter anderen Vertretern des Genres verstecken brauchte, auch wenn die Hamburger gerade mal ihr Studio-Debüt unter Dach und Fach gebracht haben... Dass sich zu dieser Zeit der seit den frühesten Morgenstunden wütende Regen noch immer nicht gelegt hatte, war nicht so dramatisch, da die Stunden des schlechten Wetters gezählt waren.

Allerdings bleibt zu vermerken, dass sich das ganze Festivalgelände quasi über Nacht in ein Schlammfeld verwandelt hatte, welchem der Veranstalter vor der Bühne mit massenweise Stroh beizukommen versuchte. Von der damit verursachten Brandgefahr (aufgrund unzähliger, achtlos ins Stroh geworfener glimmender Zigarettenkippen) - bei der ab nachmittags folgenden massiven Sonneneinstrahlung - wollen wir gar nicht erst reden. Nicht auszudenken, was bei einem Feuer auf dem mit Menschenmassen vollgestopften Gelände hätte passieren können...

Die deutschen Power-Metaller von Rebellion, allen voran die Ex-Grave Digger Musiker Tomi Göttlich und Uwe Lulis, mit Ex-Black Destiny-Frontmann Michael Seifert am Gesang und Ex-& Neu-Annihilator- Mitglied Randy Black an den Power-Drums, machten eine verdammt gute Figur auf der Party-Stage. Die Nummern des Debüts A Tragedy In Steel: Shakespeare´s Macbeth kamen in Wacken so energiegeladen, monumental und mystisch daher, dass es eine wahre Freude war, live so viel Spielwut erleben zu dürfen. Randy \"The Machine\" Black trommelte sich mit Inbrunst die metallische Seele aus dem Leib, während Storyteller Seifert die Massen vor der Bühne stilsicher und charismatisch durch die gut recherchierten Soundgeschichten um Macht und Verschwörung navigierte: The Prophecy, When Evil Speaks, Demons Rising oder Die With A Harness On Your Back,- um nur einige der Überflieger zu nennen...

Dornenreich aus Österreich erschlossen dem Hörer (wie bereits beim diesjährigen With Full Force Festival) deutschsprachige Poesie, geschickt verstrickt in düster-atmosphärische Klangwelten. Der Himmel hatte sich mittlerweile vollständig aufgehellt und bis auf ein paar kurze Nieselregen blieb es bis zum Sonntag dann auch brütend heiß und trocken.

Iron Savior gaben dieses Jahr in Wacken unter anderem Material des letztlich erschienenden Longplayers Condition Red zum Besten, auch Titel vorangegangener Veröffentlichungen wie zum Beispiel die Knaller der Unification-Scheibe wurden kräftig abgefeiert, bevor Atlantis das Set pompös beendete. Metalucifer hatten neben den Japanern Gizoluzifer (Vocals) und Samm (Gitarre) noch deutsche Verstärkung in Form von Metal Inquisitor \"Blumi\" (Gitarre) und Disaster-Knüppelbeast \"Tormentor\" an Bord, nachdem sie in dieser Besetzung 2002 bereits zwei andere Gigs in Osaka und Tokio/Japan erfolgreich bestritten hatten. Mit True-Metal-Krachern wie Heavy Metal Hunter hatten die vier sympathischen Strahlemänner die zahlreich angetretenen Wacken-Fans sofort auf ihrer Seite undbedienten selbige auch auf´s Feinste! Ganz zum Schluss musste dann noch Samms Gitarre zweigeteilt das Zeitliche segnen.

Die Briten von Lock Up fielen bedauerlicherweise ersatzlos aus, - bei so einem Bandaufgebot kommt so etwas halt gelegentlich vor...

Dimple Minds, die deutschsprachigen Sauf-Image-Vertoner, - im Auftrag des Durstes in Sachen Metal unterwegs -, trafen mit Durstige Männer und anderen Gassenhauer-Oldies ziemlich zielsicher den Geschmack vieler partywütiger Festivalbesucher.
Anspruchsvolle Musik-Konsumenten waren dann eher bei den leider immer noch haushoch unterbewerteten Elektro-Rockern von Megaherz an der richtigen Adresse, welche bisher in Wacken nur auf die Warteliste verdammt worden waren, durch das Ausfallen einer anderen Formation aber schicksalhafter- und glücklicherweise dann doch noch zum Zuge kommen durften. Ihr aktuelles Klasse-Album Herzwerk II ist definitiv das Beste, was bisher in diesem Jahr an deutschsprachigem hartem Sound auf den Markt gekommen ist.

Besonders textlich erreichen die Münchner auf ihrem mittlerweile vierten Longplayer ein Niveau, welches die Inhalte anderer Bands (mit Nummern wie Glas Und Tränen, 5.März oder An Deinem Grab) schlichtweg in den Schatten stellt. Auch musikalisch spielen die Jungs so manche Superstars der sogenannten Neuen Deutschen Härte glattweg an die Wand. In Wacken punktete Fronter Alexx mit dezenter Ironie und lockerer Publikumsnähe und bewies sich einmal mehr als beobachtender und hirnbenutzender Menschenkenner, der sein Publikum mit einem Augenzwinkern in der Hand hat. Dass Megaherz mit ihrem eher Wacken-untypischen Sound hier letztendlich doch an der richtigen Adresse waren, bewiesen die zu noch recht früher Stunde mehr als 3000 Fans vor der Party-Stage, welche nicht zu interessieren schien, dass nebenan zeitgleich die Megaseller von Savatage am rocken waren. Nicht jeder der Anwesenden hatte sich von Anfang an für Megaherz entschieden, aber etliche Festivalbesucher blieben einfach auf dem Weg zu Savatage bei den Münchnern hängen, weil ihnen sichtlich gefiel was sie hörten und sahen! Ob Miststück, Blender oder Rapunzel vom Kopfschuss-Album, ob Beiss Mich vom Himmelfahrt-Longplayer oder Herzwerk II Hammersongs a la Herzblut, Heute schon gelebt? oder I.M.Rumpelstilzchen,- Megaherz ließen es richtig deftig krachen! Durch Gegenwind von der True Metal Stage passierte es dann auch, dass sich Megaherz-Songs mit Savatage-Nummern überdeckten. Shit happens! (www.Megaherz.de)

Savatage jedenfalls auf der True Metal Stage lieferten ein tolles Set, mit Gastmusiker Jeff Waters (Annihilator) an der Gitarre!! Damond am Gesang machte seine Sache ebenfalls gut, bei Believe übernahm Jon Oliva die Vocals. Edge Of Thorns, Dead Winter Dead, Hall Of The Mountain King, Gutter Ballett... die Fans waren happy!

Metal-Legende Bruce Dickinson war verständlicherweise einer der in Wacken am heißesten hofierten Liveacts, der auch ohne Iron Maiden noch ohne Frage zum hochkarätigsten gehört, was die Metalszene momentan zu bieten hat.

Somit war sein Freitags-Gig auf der True-Metal-Stage ein Muss für alle Anwesenden. Mit Hammersongs der Accident Of Birth- und der Chemical Wedding-Scheibe, dargeboten mit der unvergleichlichen stimmlichen Begabung des Meisters wurde der Gig vor Sonnenuntergang zum unvergesslichen Erlebnis. Selbst alte Maiden-Fans unter den Musikern - wie zum Beispiel Alexx von Megaherz waren restlos begeistert!

Beim With Full Force musikalisch gefeiert, setzten die skandalumwitterten Österreicher von Pungent Stench in Wacken sogar modische Akzente, indem die zwei Brachial-Death-Metaller ihr aktuelles Album Masters Of Moral - Servants Of Sin sündig und heiß in minimaler Lederriemchenbekleidung promoteten. Für die Fotografen ein Hingucker, für die Fans ein Headbang-Gewitter.

Die Children Of Bodom gehören in Sachen Death-Metal mit zum Leckersten, was Finnland diesbezüglich zu bieten hat. Die melodiösen Knüppelattacken voller Abwechslungsreichtum und Energie zogen unzählige Soundfeinschmecker der härteren Gangart vor die Black-Stage und machten die Nacht zum Tage.
My Dying Bride, die todtraurigen britischen Melancholie-Fachleute mit Gänsehautgarantie hatten ihr brandneues Live-Scheibchen The Voice Ot The Wretched mitgebracht und ließen sich auch beim Ruf nach Klassikern nicht lumpen. Andächtig und verzückt gefror hier so mancher Fan ehrerbietig zur glückseeligkeitsüberfluteten Salzsäule und lauschte gebannt einem charismatischen Aaron Stainthorpe und seinen Mannen. Kult!

Die Rosa Armee Fraktion vom James Blast Orchester tönte ihren Fun-Metal-Mix a la Ein Schöner Tag Zum Sterben wie immer rosarot uniformiert über das Festivalgelände und versorgte neben dem Trommelfell der Fans auch deren Lachmuskeln aufs Feinste.

In Extremo, festivaltechnisch auch 2002 Hans Dampf in allen Gassen, und vor einigen Jahren noch die absolute Newcomer-Aufsteiger-Sensation in Wacken haben ihren phantastischen Live-Ruf auch in Wacken einmal mehr verteidigt, bei so krachig und feurig initiiertem Mittelalter-Metalsound mit inhaltlichem Anspruch und geheimnisvollem Flair kam auch diesmal einfach jeder Fan restlos mit Augen und Ohren auf seine Kosten!

Torfrock, die ganz und gar nicht Kühlen Jungs aus dem Norden spielten im Zeitplan von Candlemass, da selbige vorgezogen worden waren, aber die Zeitverschiebungen hielten sich im Vergleich zum Folgetag noch in Grenzen...

Samstag, derv 03.08.:


Die 80er Jahre Abräumer Stormwitch eröffneten den sonnigen Samstag auf der True Metal Stage, viele Fans haben alte Kultscheiben wie The Beauty And The Beast, Walpurgis Night oder Eye Of The Storm sicher noch zu Hause im Regal stehen... Andy Mück als Fronter in Wacken konnte leider nicht wirklich überzeugen, rein soundtechnisch gingen Stormwitch in Ordnung.

Aus Amiland auf den langen Weg nach Wacken gemacht hatten sich auch die vier altgedienten Power-Metaller von Rottweiler, die genau wie Stormwitch in den 80er Jahren (im Heimatland) schon mal so was wie eine Blütezeit erlebten. Die Jungs versuchen ihr Glück mit dem Deutschland-Debüt Screams Of The Innocent nun auch in europäischen Gefilden. Rottweiler gelang es jedenfalls in Wacken, die Fans schon zu früher Stunde Punkt 10.00 Uhr aus den Schlafsäcken zu rocken...Criminal aus Chile hatten neben einem Song in spanischer Sprache jede Menge englischsprachiges Hochgeschwindigkeitsgebolze auf Lager, welches bei Nummern wie Processed die Augen sämtlicher Trasher im Publikum verzückt aufleuchten ließ. Speed und Groove für Hartgesottene!

Evergrey aus Schweden verstanden es aufs Feinste, filigrane Klanggewebe mit deftigen Gitarrenriffs zu verbinden. Sanfte Parts schufen eine fesselnde Atmosphäre, welche durch die ansprechende Stimme Englunds und progressive Klangexperimente der sowohl ruhigen wie auch powervoll vorwärtstreibenden Art aufgewertet wurden. Faszinierende Songs, welche Aufmerksamkeit und Hingabe erforderten.Wizard entpuppten sich eher als Band der Mittelklasse, nichts Spektakuläres, dass konnte auch der Hintern des blonden, auf der Kamerabühne postierten, blondgefärbten Groupies nicht aufwerten, welcher den Fotografen außerhalb des Pressegrabens Sinnloserweise die Sicht auf die Musiker verstellte. (Auch im Wackener Backstagebereich fragt sich der arbeitende Journalist jedes Jahr aufs Neue, was sich dort mit fraglicher Daseinsberechtigung (...) neben den Musikern, Plattenfirmen, Fotografen, Redakteuren usw. noch so alles tummelt...)

Amon Amarth trugen weiterhin zum allgemein guten Ruf der Schweden-Metalbands bei, mit Death Metal, der sich im Hochgeschwindigkeitsrausch regelrecht zu überschlagen schien, heftig, kräftig und grenzenlos brachial. Die aktuelle Scheibe Versus The World erwies sich einmal mehr als echter Killer!

Die größten Gewinner des diesjährigen Wacken-Open-Airs waren wohl die Bay Area Trasher von Vicious Rumors, welche nach dem tragischen Unfall ihres genialen Frontmannes Carl \"Ace\" Albert, die Füße mit den darauffolgenden Alben nie wieder so richtig auf den Boden bekamen. Erst mit ihrem aktuellen Hammer-Output Sadistic Symphony scheint Geoff Thorpe und seinen Mannen endlich das verlorene Glück wieder hold zu sein, denn Killersongs wie Break oder Puritan Demons passen phantastisch in die gigantisch lange Liste früher Vicious Rumors Klassiker! Als dann in Wacken noch legendäre Klangkunstwerke wie Digital Dictator, Don´t Wait For Me oder Abandoned von Ausnahmesänger Brian O´ Connor fast stimmgleich mit Carls Interpretationen wiedergegeben wurden, brannte die Luft über der True Metal Stage. Ohne Frage: Vicious Rumors are back, entschlossener und motivierter als je zuvor.

Die supermelodischen Thunderstone aus Finnland waren genial, Nino Laurenne (und auch der in Wacken live nicht anwesende Titus Hjelm) werden Kennern noch unter dem Namen Antidote ein undergroundiger Kultbegriff sein. Ihr Powermetal machte Thunderstone zu einer echten Überraschung!

Die Schweizer Hardrocker von Shakra, ebenfalls mit einem noch relativ neuen Longplayer unterwegs, überzeugten auf der Partystage. Zu Exodus bleibt nur zu sagen, dass der Bay Area Trash-Kult für viele Fans zu den Helden des Festivals zählte, denn die Kalifornier sind nach einem mehrjährigen Break seit fünf Jahren mehr oder weniger zurück auf der Bildfläche. Böser Schicksalsschlag: Sänger und Gründungsmitglied Paul Baloff erlitt Anfang dieses Jahres einen schweren Schlaganfall und verstarb kurze Zeit später. Trotzdem legten Exodus in Wacken einen akzeptablen Gig auf die Bretter und taten dies sicherlich im Sinne Paul Baloffs.

Sinergy-Sängerin Kimberly, welche neben dem Gesang bei Dimmu Borgir ganz früher unter anderem auch bei Therion die Keyboardtasten bediente, hat mittlerweile an Stimme und Gewicht einiges zugelegt, am Samstag trugen vor allem die Gitarren der Band zu einem sehenswerten Gig bei.

Festivaltechnisch in letzter Zeit überdurchschnittlich aktiv zeigen sich Peter Tägtren, seines Zeichens auch Fronter der Industrial-Metaller von Pain und Hypocrisy. Die agilen und spielwütigen Schweden ließen auch diesmal in Wacken keinen Stein auf dem anderen und begeisterten mit abwechslungsreichem Soundgewitter allererster Güte,- die Fans waren Wachs in den Händen des Meisters!

Überirdisch melodisch ging es auf der Party-Stage beim Prog-Rock von Vanden Plas zu. Die quirligen Franzosen brachten selbst so manchen Musiker im Publikum zum Schwärmen (siehe Basser Sascha von Delirious...), mit ihren atmosphärischen, wunderschönen Keyboard-Klangteppichen, gebettet auf unglaublich melodiösen Gitarrensounds. Atemberaubende Qualitätsmucke zum Seele streicheln!Noch mal Bay Area pur gab’s mit Heathen, hier toppte Lee Altus (Krupps) gemeinsam mit Ira Black (Vicious Rumors) das Geschehen an den Gitarren. Auch der Gesang verdient ein Extra-Lob. Heathen sind immer noch klasse!

Mezarkabul (ehemals Pentagram) aus der Türkei, die im Programm-Magazin als Power Metal mit orientalischen Einflüssen angekündigt wurden, boten auf der Party- Stage dann eher unspektakulären aber gut gemachten Ami-Style-Metal mit erstklassigem Gesang, der mit orientalischen Klanglinien leider nicht wirklich viel am Hut hatte.

Cannibal Corpse - ebenfalls schon auf dem diesjährigen With Full Force unterwegs- und aufgrund ihrer Texte und Cover besonders im spießigen Amerika oft auf dem Index der besorgten Jugendschützer, richteten in Wacken einmal mehr ein klangtechnisch ausgereiftes Soundblutbad an, welches die Fans brachialer Melodien kinderleicht in die verzückt grinsende Mosh-Ekstase getrieben haben dürfte.

Blind Guardian, mittlerweile eine der deutschen Metal-Institutionen sind immer noch so publikumsnah und bodenständig wie eh und je, auch wenn sie musikalisch in Sachen Monumentalität noch einige Pferdestärken zugelegt haben. Mit phantasievoller optischer Bühnengestaltung, mystischen Lyricthemen und supereingängigen Melodien treffendie vier Sympathieträger noch immer punktgenau den Massengeschmack des Publikums und sorgten auch dieses Jahr in Wacken für eine schier endlos erscheinende begeisterte Menschenmenge vor der True-Metal-Stage. Auch etliche Stagediver wurden gesichtet. Hansi & Co. wissen genau, was ihre Fans hören wollen und eröffneten somit ihr zweistündiges Set navigationssicher mit Welcome To Dying, gefolgt von Requiem, The Lord Of The Rings, Majesty (erster Song, erste Scheibe...), Valhalla, Journey To The Dark usw., ein wahres Bad in Klassikern und Neuzeitkrachern folgte, bis zum krönenden Abschluss ein Pyrofeuerwerk das Festivalgelände feierlich erleuchtete.

Die japanischen Kult-Maniacs von Sabbat - allen voran Sänger Gizoluzifer, der schon bei Metaluzifer mächtig die gehörnte Sau aus dem Stall gelassen hatte - begeisterten mit traditionellem Black Metal und herrlich überzeichnetem animalischen Trasher-Klischee. Der putzig-sympathische Fronter mutierte mit dem ersten Song schlagartig zum wild fauchenden Killermonster, einer Art Hauskatze, die vorm Spiegel das \"Löwen-Image\" gnadenlos raushängen lässt. Cool bis zum Abwinken!

Auch in Wacken wird es sicher wieder ein paar irritierte Fans gegeben haben, die hinter der japanischen Formation fälschlicherweise die seit vorigem Jahr ebenfalls wieder unter dem Namen Sabbat agierende englische Band des Ex-Skyclad-Fronters Martin Walkyier vermutet haben...

Die NWOBHW-Altmeister von Blitzkrieg waren kurzfristig von der Partystage auf die von der Gelände-Ausrichtung eher ungünstige Wet-Stage umgelagert worden, rockten dennoch wie das Böse und schlugen dem wachgebliebenen Durchhaltepublikum eine Soundgranate nach der anderen um die heißgelaufenen Ohren. Qualität, die selbst nach mehr als zwei Jahrzehnten noch durchweg überzeugen konnte! Urgestein Brian Ross und seine Mannen kennen sich halt aus, mit coolen Sounds...

Kreator sind mit ihrem aktuellen Output Violent Revolution wieder Back To The Trash-Roots unterwegs, zeigen sich somit kompromisslos aggressiv, aber gleichzeitlich so melodisch wie nie zuvor, voll von inhaltlichen Tiefgang und unmissverständlicher Aussagekraft. Mille Petrozza, der nach fast siebzehnjähriger Bandgeschichte stolz auf wichtige Klassikeralben wie Terrible Certainty, Extreme Aggression, Coma Of Souls, Renewal oder Pleasure To Kill zurückblicken kann, bekam in Wacken gemeinsam mit seinen Mitstreitern den Respekt gezollt, der ihm zusteht. (www.kreator-terrorzone.de)Gegen 3.00 Uhr morgens fand das 13. Wacken am Sonntag sein planmäßiges Ende.

LAST BUT NOT LEAST:

Programmänderungen:
Es ist eine regelrechte Frechheit, ja eine Zumutung sonders gleichen, wenn man trotz vorhandener Lautsprecheranlage auf dem Festivalgelände mehr als 30 000 Fans mit der Kurzdurchsage abfertigt, dass sie sich über diverse anstehende Programmänderungen doch bitte persönlich am Info-Point oder Rock Hard Stand informieren möchten... Ist es wirklich zuviel verlangt, ein bisschen Aufklärungs-Service vom Veranstalter zu erwarten?

Soundüberlagerungen/Bühnenanzahl: Die Füße auf dem riesigen Gelände wund laufen kann man sich beim Wacken Open Air auch so schon genug, auf dem dreitägigen Sprint von einer der vier Stages zur nächsten! Unabhängig davon kam es auch in diesem Jahr aufgrund der jeweils zwei gleichzeitig spielenden Bands zu nervtötenden Klangüberlagerungen zwischen den Bühnen, mal ganz davon abgesehen, dass auch der Sound insgesamt oft so übersteuert und unnötig extremlaut war (Wacken 2002, Louder Than Hell? Soundbrei, nein Danke!!!); dass dem klanglichen Gesamteindruck im Endeffekt so einiges abging... Weniger ist manchmal mehr! Insofern sollte sich die Festivalleitung ja vielleicht einmal überlegen, ob man nicht (back to the roots) zugunsten eines genussvollen Musikkonsums die Anzahl der Bühnen (und eventuell auch der Bands) reduzieren könnte, denn weder die Mehrzahl der Fans noch die ernsthaft arbeitende Die Hard Schar der nicht nur saufenden und feiernden Journalisten hat Lust, sich dauernd zwischen mehreren gleichzeitig spielenden Lieblingsbands entscheiden zu müssen.

Fotoberichterstattung/Arbeit an vorderster Front für die Fans:Ein Fotograf gehört in den Pressegraben, denn er ist nicht zum privaten Vergnügen beim Festival, sondern zum Arbeiten. Wenn der Pressegraben aufgrund \"zu vieler Fotografen\" irgendwann zu voll ist, gilt es, andere Möglichkeiten zu finden, um dem Foto-Bedarf sämtlicher Magazine gleichberechtigt gerecht zu werden. Dass dies nicht funktioniert, indem man nur noch 90 (nach welchem Schema auch immer...) ausgewählte Fotografen in den Graben lässt und die restlichen paar Hundert zwingt von außen das Bühnengeschehen zu dokumentieren, (wie jeder normale Fan es tut), hat Wacken 2002 eindrucksvoll bewiesen. Das beste Kameraobjektiv nützt nämlich nichts, wenn einem in der dichtgedrängten Menschenmenge andauernd ungewollt Fans vor die Linse laufen oder aufgrund der kleinen eigenen Körpergröße der Fotowinkel aus dem Publikum nur Fan-Haarschöpfe unten und Bühnenbeleuchtung oben auf den Bildausschnitt bringt.

Was das Auswahlverfahren für den Pressegraben anging: Selbst die 6000 Internetzugriffe monatlich bei German Rock (festivals.germanrock.de) und ein jährliches Wacken-Fotoarchiv von 100 bis 150 hochkarätigen Fotos war dem Veranstalter in diesem Jahr keinen einzigen Graben-Pass wert...

Zur \"tollen Foto-Alternative\":Die von einer Wacken-Promo-Agentur per CD-Rom zur kostenlosen Veröffentlichung zur Verfügung gestellten Wacken-Livefotos statt eigener Schnappschüsse zu veröffentlichen liegt definitiv nicht mehr im Bereich dessen, was wir German Rock-Fotografen als unsere künstlerische Freiheit betrachten. Wir wollen selber entscheiden, in welcher unwiederbringlichen Momentaufnahme wir die Musiker in unserem eigenen Style für die Fans und für die Ewigkeit ablichten! Uns geht es somit ausschließlich um eigene Fotos und nicht um optische 08/15-Massenabfertigung!!!!!!!

Journalisten/Motivationen:Die Wacken-Veranstalter scheinen es nicht besonders wertzuschätzen, dass jemand wie ich seit nunmehr fünf Jahren (!) ununterbrochen ausführlich und hochmotiviert (in mehreren Internet- und Print-Magazinen gleichzeitig) über ihr Festival ohne Gehalt und ohne Spesen schreibt und fotografiert! Die einzige Motivation die mich bisher zu solch idealistischem, schweißtreibendem Dauerstress bis 2001 bewegte und dazu führte, dass ich mir jährlich mehr als 50 (!) W-O-A-Bands soundtechnisch und inhaltlich reinzog, war der (Irr-)Glaube, aus berechtigtem Idealismus in Wacken für eine Institution unterwegs zu sein, die gesundheitliche und finanzielle Opfer wert ist. Dass ich dabei weder im VIP-Zelt feierte, noch an der Backstage-Bar rumhing bleibt zu erwähnen.

Das 13. Wacken könnte nunmehr (ohne Bedauern meinerseits) mein letztes W-O-A werden, insofern sich im kommenden Jahr nicht massiv etwas an den erwähnten Kritikpunkten ändert! (Nicht eingehaltene Verbesserungsversprechungen gibt es ja schon seit Jahren.) So geht Kult halt manchmal den Bach herunter...

Wacken Nr. 14 (?):Die Zuschauerzahlen 2003 werden widerspiegeln, wie viel Metalfans sich wirklich mit der zunehmenden Kommerzialisierung und dem abnehmenden Festivalflair abfinden. Klar, waren bei solch einem großen Festival aufgrund der ausgeübten finanziellen Macht der Veranstalter die Kritiker bisher rar gesät, aber German Rock hat bei einer \"Ausmusterung\" 2003 nichts zu verlieren, außer unzureichenden hygienischen Bedingungen und einem sich selbst feiernden kommerzorientiertem Veranstalter. Wacken war bisher ein fester Bestandteil unseres alljährlichen Festivalplanes, aber Gott sei Dank gibt es mit dem With Full Force, mit Balingen und kleineren Kult-Festivals wie Rockharz oder Force Attack und und und noch ausreichend Alternativen.

Security-Willkür: Bei Stress mit der Security wendet Euch an die Polizei vor Ort?... Einem Journalistenkollegen, welcher sich über einen Ordner bei der Festivalleitung beschweren wollte, verweigerte besagter Securitymensch seinen Namen. Als der Journalist einen Polizisten bat, den Namen des betreffenden Security in Erfahrung zu bringen, war die Aussage des Polizisten: \"Wir haben hier kein Hausrecht, die Security hat hier ausschließlich das Sagen...\".(?!?)

Wechselbeziehungen/Abhängigkeiten:Die Fans brauchen Wacken bei den vielen vorhandenen Festivalalternativen nicht um jeden Preis, aber Wacken braucht seine Fans!

Monopolstellung im Festival-Veranstalterbereich:Friss oder stirb funktioniert auch in Wacken nicht. Weder bei den Fans, noch bei den Bands und bei den Journalisten...

Andrea Göbel

 

 


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