German Rock e.V. | Das Online-Archiv der Deutschen Rockmusik
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Burg Herzberg Festival 2002

Burg Herzberg Festival


BURG HERZBERG FESTIVAL 2002

Breitenbach 18.-22. Juli 2002

Ich weiß nicht wie ich dieses Jahr beginnen soll, eigentlich wie immer, denn nach einer stressigen Anreise mit Regen, Sturm und allem was dazugehört erreichten wir Burg Herzberg und ach wie es mich freute, die Polizei unsere Freunde und Helfer waren auch schon vor Ort. Wie hätte es auch sein sollen! Wie jedes Jahr wenn diese ach so schlimmen Hippies und Freaks kommen muss der Staat ja zeigen, dass man da ein besonderes Auge drauf werfen muss, denn das sind ja auch noch politisch Linke, die etwas gegen diesen Staat haben. Also, gleich im Keim ersticken. Ach ja, und die nehmen ja auch noch so schlimme Drogen wie Marihuana und Haschisch und das ist kriminell.

 

Somit besonders gut aufpassen, denn das sind echt gefährliche Elemente. Zudem konnte ich beobachten wie Zollfahnder das Gelände betraten, alle relativ flippig gekleidet und zwei mit schulterlangen Haaren, um ja die bösen Kiffer zu erwischen. Uniformierte zu Pferd und im Auto, kontrollierten die Wege und Zufahrtsstraßen, wobei man sagen muss das unsere Freunde zu Pferd nett und freundlich waren und lächelnd über den Joint in der Hand der Besucher hinwegsahen.

 

Nur der Zoll stresste an allen Ecken und Enden. So war man froh, dass man 236 Cookies und ein paar Gramm Dope gefunden hatte. Jetzt frage ich mich aber noch eines: Wie kommt es das zwei Kontrolleure, die tagsüber noch Drogen konfisziert hatten, abends sich genüsslich einen Joint teilten?? Wo hatten sie das Dope her?

 

Es gab zudem wieder einmal viele Steine die dem Veranstalter Kalle Becker und seinem Team in den Weg gelegt wurden und über diese Steine stolperte Kalle dieses Jahr gesundheitlich. Er erlitt einen Herzinfarkt und war bereits Samstagabend auf der Intensivstation des Fuldaer Krankenhauses, die er aber wieder verließ um bei seinem Festival zu sein. Sonntag wurde er dann endgültig in das Krankenhaus eingeliefert, wo er sich mehreren Operationen unterziehen musste.

 

Kalle, von hier aus: \"Gute Besserung und komm bis 2003 wieder kräftig auf die Beine damit wir zeigen können, dass wir wieder alle da sind und unser Wiederstand gegen diese Art von Staat weiter geht!\"

 

Nun aber nach langer aber wichtiger Vorrede zu dem was auf den Bühnen geschah:

 

Donnerstag, der 18.07.2002

Es begann abends mit Bob Weir And The Ratdogs einem ehemaligen Mitglied von Grateful Dead der drei Stunden auf der Bühne seine Musik zelebrierte die für mich ausgesprochen langweilig daherkam und mich persönlich nicht vom Hocker riss. Aber es sollte ja noch besser werden, und das wurde es, Stray spielten sich in die Herzen von vielen tausend Zuhörern die auch mit frenetischem Beifall der Band dankten, denn jetzt war zum ersten Mal der Funke da den alle auf Herzberg lieben, der Spirit der alten Zeit schwappte von der Bühne man tanzte und umarmte sich.

 

Der Mythos begann wieder zu leben. Als dann noch Amon Düül II den Abend mit allen Hits aus einer anderen Zeit ausklingen ließen war man zufrieden mit sich und allem drum herum und man wanderte zum Zelt um mit dem Nachbar noch friedlich sich einen Joint zu teilen und ein Glas Rotwein zu genießen.

 

Freitag, der 20.07.2002

Nach wie immer zu kurzer Nacht wurde erst einmal ein Kaffeestand belagert und nach zwei bis drei großen Tassen konnte der Tag beginnen. Ach ja die Katzenwäsche mit eiskaltem Wasser stand ja auch noch an. Gegen 16.00 Uhr ging es dann Richtung Bühne und Backstage, wo sich Morpheus vorbereiteten und dann ein super Konzert lieferten vor leider viel zu wenig Zuhörern.

 

Aber es war halt noch sehr früh und nicht jeder versuchte schon so fit zu sein. Danach zogen Jeronimo die Hippies in ihren Bann und bei Heya oder Na Na Na war der Gesang tausendstimmig. Toll das nach 20 Jahren Ringo Funk mit neuer Formation so auf der Bühne stehen konnte, als ob die Zeit stehen geblieben wäre. Es sollte aber noch besser kommen. Arno Dittrich einer der Ur-Petards hatte neue Musiker um sich geschart und die Band die vor über dreißig Jahren das Herzberg Festival ins Leben gerufen hatte stand da und spielte Songs wie Pretty Liza, Golden Glass, Tiger Rider oder On The Road With My Bag. Einfach nur schön diese Songs einmal live zu hören und die alte Zeit Revue passieren zu lassen. Was halt fehlte war die Stimme von Klaus Ebert, aber man kann nicht alles haben. Lange saß ich noch mit den Jungs zusammen und Arno bedankte sich tausendfach über die Petards Story die ich für die German Rock News geschrieben hatte. Mir lief ein Schauer nach dem anderen über den Rücken.

 

Mila Mar beschlossen die Nacht auf dem Herzberg und vom Zelt aus konnte man die Trommeln an den Lagerfeuern von Freakcity hören. Mit diesen Klängen im Ohr schlief ich ein und träumte von besseren Zeiten.

 

Samstag, der 21.07.2002

Am nächsten Morgen die gleiche Prozedur wie am Vortag, viel Kaffee und eiskaltes Wasser aus dem Wasserwagen und erst einmal Katzenwäsche mit Haare waschen. War das brutal und kniff das auf der Kopfhaut. Man wie war man doch verweichlicht und schätzte Duschen und warmes Wasser. Aber was tut man nicht alles für Herzberg.

 

Heute Samstag sollte das Programm früher los gehen aber wie immer hinkte man hinter dem Zeitplan her, was natürlich für die Spätaufsteher gut war denn so verpassten sie nicht She\'s China die mit super freakiger Hippie Musik sofort begeistern konnten und wie sie mir erzählten nach vielen Jahren bei einem Major Label jetzt die Sache in der eigenen Hand haben und nur noch das machen was ihnen Spaß macht und genau so kam auch ihre Musik rüber. Faszinierend freakig und flippig.

 

Endlich war es dann soweit nach über 20 Jahren traf ich Jutta Weinhold wieder und wir lagen uns erst einmal in den Armen, als ob wir schon ewige Freunde wären. Ein tolles Erlebnis und auch die Bühnen Show dieser Frau war einfach nur faszinierend und scheinbar scheint Jutta nicht zu altern. Mit Klaus Henatsch an den Keyboards ist zudem eine tolle musikalische Ergänzung auf der Bühne, der Jutta zu immer neuen stimmlichen Höchstleistungen treibt. Man war das eine Performance.

 

Nach dem Gig saßen wir noch gut eine Stunde im Backstagebereich und unterhielten uns über alles was so in den letzten Jahren in der Musik die Jutta gemacht hat so alles passiert ist. Hoffentlich treffe ich mit dieser faszinierenden Frau bald wieder zusammen.

 

Anyones Daughter zeigten dann in einer 90 minütigen Show das sie immer noch faszinieren und wirklich eine der ganz großen Bands in der Deutschen Musikszene sind. Jetzt trieb es mich aber erst einmal zum Essen, denn auch mein Magen meldete sich und auch er wollte befriedigt werden.

 

Danach gab es eine Blues Nacht die ihres gleichen sucht. Erst einmal Buddy Guy. Toll, aber nicht so meine Richtung, deshalb war ich mit leichtem Desinteresse dabei und schlenderte lieber an den Ständen vorbei oder unterhielt mich mit Freunden. Dann das Highlight Mountain mit Leslie West. Darüber muss man nichts mehr schreiben sondern nur hören und genießen. Ein musikalischer Hammer der erst einmal getoppt werden muss. Da hatte keiner mehr eine Chance. Das war Blues von der ganz feinen Sorte.

 

Nun kam Alex Oriental Experience. Er bearbeitete seine SAS Gitarre das es eine Freude war, und am Schlagzeug kein geringerer als Manni von Bohr. Fantastisch und einfach einer der, wenn nicht der beste Schlagzeuger in Deutschland. Den Abschluss der Nacht bildeten Late September Dogs. Wie immer ein Erlebnis, auch wenn es bis fast 5.00 Uhr ging und ich meine Augen kaum noch aufhalten konnte.

 

Glücklich und zufrieden ging ich Richtung Zelt und mich konnte nichts mehr aufhalten.

 

Sonntag, der 22.07.2002

Jeden Morgen dieselbe Prozedur wie am Vortag aber es wurde kälter, und ein ekelhafter Wind raste über das Areal. Auf dem Festivalgelände eingetroffen hörte ich schon die Hiobsbotschaft von Kalle und mir standen die Tränen in den Augen.

 

Nun hatte man Kalle doch geschafft: Die Querelen mit dem Toilettenbetreiber TOI der Kalle am Vortag einen Gerichtsvollzieher auf den Hals gehetzt hatte um die Kassen zu pfänden, die allgegenwärtige Präsenz der Staatsmacht und die lästigen Genehmigungsverfahren des Landes Hessen um das friedlichste Festival dieses Erdballs zu canceln.

 

Vieles lässt sich besser in den Statements auf der Thinkprogressive Website nachlesen. Bei diesen Sachen habe ich leider nicht den Einblick um mich zu einer Stellungnahme hinreißen zu lassen, auch wenn ich meine Wut gerne herausschreien würde, denn in unserer Wut sind Kalle und ich uns ähnlich. Zwar hat Kalle provoziert als er am Mikrofon auf der Bühne stand, doch das kann man verstehen, wenn man die Zusammenhänge sieht, auch wenn man einiges nicht gutheißen mag, was von Kalles Seite kam, selbst wenn er recht hat. Leider gibt er damit denen weiteres Futter, die gegen den Herzberg sind. Doch bitte lest dazu Kalles Statement auf seiner Website.

 

Aufgrund dieser Geschehnisse wurde dann auch Kloster Cornberg abgesagt. Hoffentlich nicht entgültig!

 

Die Lust war vergangen. Wie in Trance mit den Gedanken mehr bei Kalle latschte ich über das Festivalgelände und eigentlich war mir die Musik plötzlich scheißegal. Es spielten noch Travelling Light, eine regionale Band, dann die Klaus Renft Combo mit einem betrunkenen Klaus Renft auf der Bühne , Mick Taylor eine Legende aber ohne die Stones, Na ja.

 

Die Nacht trommelten Orange, aber da war ich schon auf dem Heimweg denn mit Fieber in einem Zelt, das sollte man dann doch nicht machen. Leider war der eng gesteckte Zeitrahmen wo man Backstage sein musste oder aber die Gigs auf der Bühne so anstrengend, dass ich kaum die Prog-Stage besuchen konnte.

 

Ein paar Minuten bekam ich noch von Wally Warning mit, Cashma Hoody sah ich fasst komplett und Jelly Planet mit Damo Suzuki etwa 30 Minuten.

 

Schade das man sich nicht teilen kann. Aber die permanente Anwesenheit vor und hinter der Bühne für Kontakte und Gespräche hatte auch mich an den Rand der Erschöpfung gebracht und nun musste ich Tribut zollen. Denn 38,5 Fieber und Schüttelfrost ließen mich die Zelte abbrechen.

 

Aber keine Angst nächstes Jahr komme ich wieder und ich lasse mich auch von schlechten Sternen nicht klein kriegen. Und noch einmal an dieser Stelle herzlichen Dank an Kalle ( Gute Besserung!), Peter und den Rest der Crew die wie immer toll im Hintergrund gearbeitet haben und auch die uns nie Steine in den Weg gelegt haben.

 

Ich konnte mich zu fast jeder Zeit Backstage frei bewegen und ich freue mich schon auf 2003 mit hoffentlich einsichtigeren Zöllnern und Polizisten, denn wir lassen uns nicht unterkriegen.

 

Hippies Unite against Racism und denkt dran: Nur laute Musik vertreibt die bösen Geister!

 

Michael Tölle


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