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Force Attack 2002

Force Attack 2002


Force Attack 2002

Behnkenhagen (bei Rostock), 26.-28.07.2002

Ihr wünscht Euch ein Festival wo die Getränke- und Essenpreise ganz klein, das Festivalfeeling aber megagroß ist? Ihr wollt ein Open Air wo die Bandanzahl total umfang- und abwechslungsreich ist und sich die Bühnenzeiten trotzdem nicht überschneiden? Ihr wollt drei Tage Spaß ohne mit Regeln zugeschüttet zu werden, mit einer Security, die für Sicherheit sorgt, aber Euch trotzdem nicht einengt oder anmacht und Euch als Fans wirklich ernst nimmt? Ihr wollt Veranstalter die Euch als Kumpels ansehen und nicht als dumme Meute, die man finanziell gut ausquetschen kann? Ihr wollt eine Gratis-Festival-CD mit allen gebuchten Bands für die ersten 1000 Kartenbestellungen? Dann lasst Euch bloß nicht einreden, dass ihr zu anspruchsvoll wärt und dass es so was nur im Traum gäbe.

Klar! Es gibt so ein Bilderbuchfestival,- und zu allem Überfluss noch direkt an der Ostsee, wo man nach 15 Minuten Autofahrt vom Festivalgelände schon in die kühlen Fluten springen kann um sich von all den heißen Sounds abzukühlen! Das Force Attack Festival in Behnkenhagen bei Rostock hat seit nunmehr sechs Jahren eine partyfreundliche Mischung von mittlerweile fast vierzig Bands aus den Bereichen Punk, Folk, Ska, Hardcore und Rock´n´Roll am Start, die sich auf zwei Bühnen abwechselnd ein Stelldichein geben. Wo kann man als Opener-Band beim Festival ganze 45 Minuten Spielzeit kriegen?

Beim Force Attack! Kein Wunder, dass es auch in diesem Sommer wieder 8000 Leute auf die grüne Festwiese zog um sich mit 39 Bands die volle Ohrdröhnung zu verpassen. Und nun hört und staunt, was abging, beim sechsten Force Attack!

 

Freitag,der 26.07.

Eröffnet wurde das dreitägige Megaspektakel durch die Berliner Trommelformation Bando, welche mit vielköpfiger Besatzung vor der Hauptbühne mitreißend auf unzähligen Metalltonnen agierte. Die Jungs und Mädels mit massenhaft Rhythmus im Blut haben sich bei Straßenfesten in der Hauptstadt bereits einen guten Namen gemacht und auch beim Intro für das diesjährige Force Attack improvisierten, knüppelten und powerten sie die Stimmung auf dem Festivalgelände über 45 Minuten hinweg steil nach oben.

Als Opener auf der Zeltbühne heizten Schlepphoden die Stimmung weiter an. Mit abwechslungsreichen männlichen und weiblichen Vocals und deftigen Mitsingrefrains wurde hier deutschsprachiger Punkrock zelebriert. Songtitel wie Spießer Raus!, Ignoranz oder Wir Sind Kinder Der DDR sprachen für sich. Auf der Mainstage war dann alles ok bei OB, bei eingängigen Punkrocknummern. Die Nachfolgeformation The Creetins aus Kiel bot coolen, arschtretenden englischsprachigen Rock´n´Roll mit Punkrock-Attitüde, da blieb keine Hüfte ungeschüttelt.

Richtig wild wurde es vor der Mainstage bei den Hannoveranern von Hammerhai, welche als alte Bekannte auf dem Force Attack ganz gewaltig abräumen konnten, mit alten Hammersongs ihrer Kultscheiben Erledigt und Hammerhai Schlägt Zurück. Auch das Material des aktuellen Komma´ Klar Longplayers animierte zu regelrechten Tanz- und Glückseligkeitsausbrüchen, denn die Liste der bandinternen Hits ist mittlerweile gewaltig und klang wie eine Partygarantie: Dreadlockmädchen, Alles Bleibt Schlimmer, Timmy Boy, Tränengas, Frühstück Mit Mir, Maikäferlandeplatz, Der Tanzbär Leonid, Imperium, Unser Land ..., was will man mehr? (In 45 Minuten Spielzeit passen nun mal nicht alle Wahnsinnskracher der Band hinein. Schaaade...!) So muss Tanzbärenrock mit Ska-Einflüssen klingen... Hammerhai explodierten geradezu vor Spielfreude und zeigten sich sowohl optisch wie auch klanglich als fest verschmolzene Einheit, auch wenn Gitarrist Pape die Formation leider demnächst zugunsten seines Soloprojektes verlassen wird. Hammerhai sind und bleiben aber die Alten, mit unverwechselbarem Gesang, herrlich hintergründigen, ironischen und aussagekräftigen Lyrics zwischen Fun und Tiefgang,- mit einer Liveperformance wie aus dem Bilderbuch. Einfach tierisch hammerhaifischgeil!

Dem Oi-Punk mit deutschen Texten haben sich die Jesus Skins verschrieben, unter dem Motto Skinheads bleiben der Bewegung treu wurde parolenreich gerockt. Fetzigen Ska gab es anschließend von No Respekt. Die Jungs aus Göttingen trafen mit What I Call Life, Subculture, 16Tons, Respekt Desire genau den Gutelaunenerv des Publikums. Hardcorellastig fett und knüppelnd punkrockbeeinflusst wurde es mit Bonehouse aus Kiel. Auf dem Programm standen Nummern wie I Don´t Think So, You Won´t Change Me, My Definition oder Bastard, als lustige Einlage gab\'s noch eine kleine Auspeitschung in SM-Kostümierung, man gönnt sich ja sonst nichts... Rawside kamen mit Out Of Control, Be Yourself, Shut Up oder Hate Myself englischsprachig daher, schweißtreibender Punk-Hardcore, energiegeladen und heftig.

Auf der Zeltbühne regierte danach wieder Godfather Rock´n´Roll, als die Troublemakers mit Apa, Stinker, Go Go Go und dem deutschsprachigen Eins Zwei Polizei zur Sache kamen. Mein lieber Schwede! Nicht vieler Worte bedarf es eigentlich zu den Rostocker Lokalmatadoren von Dritte Wahl, sind doch die drei Haudegen nach fünf Auftritten bei fünf vorangegangenen Force Attacks mittlerweile so was wie eine heilige und unverzichtbare Festival-Institution. Diesjährig eröffnet mit Wir Sind Dritte Wahl, gefolgt von Halt Mich Fest, Dummheit Kann Man Nicht Verbieten, So Wie Ihr Seid, Mainzer Straße, Schaum Auf Der Ostsee, Resolution der Kommunarden und so weiter, wurde das einstündige Set zum haltlos gefeierten Event. Herrlich unterhaltsam war auch Gunnars amüsierter, ironischer Kommentar zur alljährlich vor den Festivaltoren stattfindenden, umfangmäßig völlig übertriebenen Drogen- Durchsuchaktion der Polizei, so nach dem Motto: Müssen sich die Polizisten wirklich derart engagieren um ihren eigenen Drogenkonsum auf diese Weise zu decken? (Fakt ist nämlich, dass bei jedem Force Attack bisher im Endeffekt höchstens ein paar Gramm Haschisch gefunden wurden. Wofür also der kostenaufwendige und letztendlich geradezu diskriminierende Akt?) Gunnar tat Recht daran, die grünen Brüder lieber mal zur Berliner Loveparade zu schicken, denn der dort florierende Drogenhandel scheint die Polizei komischerweise ja nicht zu interessieren.

Auf dem Force Attack sind die hauptsächlichen Drogen eher Musik und Alkohol, und das ist in diesem unseren Lande durchaus noch legal, im Gegensatz zu Hasch... Da kam der Dritte Wahl-Song namens Rausch anschließend gerade richtig, hat doch jeder Mensch ein Recht auf Rausch. Dritte Wahl jedenfalls präsentierten sich nach fast 15 Jahren Bandgeschichte so hochmotiviert und stilsicher wie eh und je, auch Krels Drumming wird von Jahr zu Jahr besser. Dritte Wahl sind und bleiben erste Wahl und erste Sahne in Sachen Ostsee-Punkrock mit Metaltouch!

Rock´n´Roll der Spitzenklasse kam von Voice Of A Generation. Die Jungs hatten es musikalisch echt faustdick hinter den Ohren, was arschtretende Großkalibersongs a la Police Story, Hollywood, Bluejackets, Pink Jimmy, Billy Boy, Humaniacs oder Come On In eindrucksvoll bewiesen! Gluecifer & Co. lassen grüßen... Der ersttägige Headliner auf der Mainstage brachte die Menge vor der Bühne dann mit Leichtigkeit zum Kochen, The Exploited mit Front-Kult-Mann Wattie sind nun mal die Punk-Legende schlechthin. Attraktion des Abends: Da dem Exploited Basser aufgrund von vorangegangenem Ärger mit dem Gesetz ans Herz gelegt worden war lieber nicht auszureisen, durfte beim diesjährigen Force Attack basstechnisch Dritte Wahl Tieftöner Busch´n ans Ruder. Nervös, aber nicht weniger aufgeregt als Wattie & Co. erledigte der erst ganz kurzfristig berufene Ersatzmann seinen Zweitjob mit Bravour, refrain- und basstechnisch sattelfest schrummelte Busch´n das Set herunter. Wattie, bereits das zweite Mal Headliner beim Force Attack, war ebenfalls hochmotiviert und machte die auf inzwischen ca. 8000 Fans angewachsene, buntgescheckte Meute vor der Bühne mit Klassikern wie Fight Back, Dogs Of War, Law For The Rich, Massacre Of Innocence, Anarchy, System Fucked Up, USA, Daily News, Punx Not Dead, Sex & Violence und dem unvergleichlichen Überflieger Beat The Bastards endlos glücklich. Da wurde gestagedived und der Pogo getanzt bis die Schwarte kracht. Der sympathische Schotte hat es eben immer noch drauf! Zu später Stunde gab’s im Zelt dann noch mal Punkrock deutschsprachiger Prägung, Bash! aus Krefeld kamen mit Good For Me und anderen Melodik-Krachern bis zwei Uhr nachts gut bei den Wachgebliebenen an.

Sonnabend, der 27.07.


Wie schon am Vortag stand auch Samstag Punkt 15.15 Uhr die erste Band auf der kleinen Bühne, nachdem Bando aus Berlin erneut auf der Festivalwiese trommelnd eingeheizt hatten. Kalte Krieger aus Nürnberg haben sich seit 1997 dem Deutschpunk verschrieben. Ihr deftiger Sound lockte in der lachenden Mittagssonne genug Publikum ins Zelt, um es zu einem guten Drittel mit aufmerksamen Fans zu füllen. Hut ab! Die Leipziger Fifty50 waren inhaltlich nur schwer in eine Schublade zu packen (Wozu auch?), ihr temporeicher, nach vorne zielender rockiger Sound mit englischsprachigen Lyrics ging mächtig ab. Really, What We Know New, In The Air, To Our Leaders, Don´t Hesitate, Back To Earth oder Spring Time, hier waren agile Sachsen am Werk! Die Deutschpunkmucke von ACK (Allgemeines Chaos Kommando) ging ebenfalls sofort ins Blut, Nummern wie Märchenonkel, Falsche Freunde, Massenmörder, Achterbahn, Mensch oder 1933 erreichten die Festivalbesucher. Extra angereist aus Kopenhagen, Dänemark, ließen Furillo auf der Mainstage mit ihrem extrem quirligen Fronter die Ska-Sau aus dem Stall, bei Got Run Over, Trasher Chicks, Friday Night, Ladyfriend oder Vampire Hotel brannte die Luft. That´s real Tschiggedab-Sound, Man! Dreckigen, geilen Rock´n´ Roll rotzten Backslide in die Mikros, coole Tattoos machten das Feeling perfekt. Heroes Of Today, Real Enemy, Teenage Riot, Desperado und Addicted, so hießen die Songs welche die Speaker zum Bersten brachten. Auf der Hauptbühne gab es gleich noch mal Ska, diesmal von Schwarz Auf Weiß, gespielt wurden Full Flavour, Rosa Brille, Mädchen Die Jungs, Stunde X und es durfte wieder kräftig getanzt werden... Die wahre Rock´n´Roll Götterhämmerung lieferten Use To Abuse aus Regensburg, Bayern. Ihr aktueller Longplayer aus den Deaf Dove Studios Regensburg namens It´s All About Nothing zieht einem glatt die Nieten aus der Lederjacke! Fronter Peter Fuck ließ nicht nur klanglich die Hosen runter, dieser Typ hat die Eier die man braucht, für echten Rock´n´Roll und auch der Drummer ließ sich in Sachen Präzision kaum überbieten! Welche Adrenalinflashs mit Songs wie Surfin´ On Alcohol ausgelöst werden können, lässt sich mit Worten kaum beschreiben. (Forget Sex, Use To Abuse are the real orgasm!) Sänger Peter und Gitarrist J.D.Stroy waren früher übrigens unter dem Decknamen Kerosine in Sachen Hardcore unterwegs... Fakt ist: Die R´n´R-Zukunft gehört Use To Abuse! (www.usetoabuse.de)

Die Berliner Kult-Punker von Scattergun nutzten das ganze Force Attack Festival zum Zelten und Feiern und erledigten auch auf der Bühne wieder mal einen klasse Job. Front-Powerfrau Patty legte sich mächtig ins Zeug, bis das Livegeschehen abrupt durch einen bedauernswerten Zwischenfall unterbrochen wurde: Einige Punks hatten unüberlegt \"just for fun\" die Backstageabsperrungen gestürmt und Backstagezelt plus Bühne geentert, eine größere Menge Fans war ihnen spontan gefolgt, ohne Rücksicht auf das entstehende Chaos. Scattergun mussten ihr Set deshalb schlagartig unterbrechen. Patty reagierte selbstsicher mit einem Statement an das Publikum, man solle vernünftig sein und sich doch bitte wieder auf das Festivalgelände zurückziehen. Diese Ermahnung fiel vorerst nicht gerade auf fruchtbaren Boden, der begonnene Song musste mehrmals erneut abgebrochen werden, nach einem Ultimatum, die Bühne innerhalb des nächsten Songs zu verlassen, kam dann langsam wieder alles ins Lot.

Die schnell und überlegt eingreifenden Profis der AS-Security hatten die Zäune glücklicherweise wieder geschlossen und verstärkt und somit ein vorzeitiges Ende des Kult-Festivals verhindert. Es konnte allerdings nicht verhindert werden, dass den ganzen Abend lang verstärkte Backstage- Passkontrollen im Bereich hinter der Bühne durchgeführt werden mussten, um die immer noch unberechtigt eingedrungenen Fans des Musikergeländes zu verweisen. Es ist bedauerlich, dass einige wenige Leute aus dem Publikum mit dieser völlig sinnlosen Störaktion dem Klischee vom randalesüchtigen Punk mal wieder Nahrung verschafft haben. Unvernunft lässt grüßen!

Zurück zur charismatischen Scattergun-Bühnenshow: Mit What You Need, Poison Paralyzed, Destiny, Menace, Infection, Never Forget oder Bad Reputation fuhren die Berliner ein packendes Programm! Ein weiterer Höhepunkt des zweiten Abends wurde der Auftritt von Ex-Skeptiker Eugen Balanskat, welcher sich mit Roter Mohn den seit einiger Zeit gehegten Herzenswunsch erfüllt hat, kultigen Schlagern der zwanziger, dreißiger Jahre ein neues Punkrockgewandt zu verpassen. Wie gut das gelungen ist bewiesen Abgeh-Nummern wie Kleiner Mann Was Nun, Ich Hab Noch Einen Koffer In Berlin, Schwarzer Stein, Auch Du Wirst Mich Einmal Betrügen, Roter Mohn etc. Eugens phantastischer Tenor tönte über das ganze Festivalgelände und leistete somit seinen Beitrag, das durch die Störung unterbrochene Festivalfeeling wieder hundertprozentig, zurückzuholen. Der Caruso-Punk von Roter Mohn konnte selbst die größten Zweifler restlos überzeugen, selbiges war an den strahlenden Gesichtern vor der Bühne problemlos abzulesen! Der erste heißerwartete Longplayer zum Projekt folgt demnächst und wurde nur durch die Abklärung alter Songrechte der unvergesslichen Klassiker leicht verzögert. Bleibt nur, der Berliner Abtanz-Formation weiterhin noch mehr Erfolg zu wünschen!

Ständig im Alkoholrausch und trotzdem klangtechnisch fit, so kennt man sie, die Altpunkrocker von G.B.H. aus England. Moonshine, Prayer, Manic, Drugs, City Baby, Knife, die Urgesteine rockten höllisch und lieferten dem abermals auf ca. 8000 Fans angewachsenen Pulk vor der Bühne genau das, was er haben wollte: Punkrocknostalgie zum Dauerrocken. Die Schnitter aus Kassel, die auf dem diesjährigen Festival bereits ihren dritten FA-Auftritt bestritten, folkpunkrockten sich toll kostümiert und gigantisch motiviert die Seele aus dem kämpferischen Leib. Die charismatische Band, welche mit Mähdrescher, Arg, Saat & Ernte und Fegefeuer bereits auf vier eigene, sehr erfolgreiche Longplayer zurückschauen kann, machte ihrem guten Ruf alle Ehre und lieferte mit Ulmer Totentanz, Die Gedanken Sind Frei, Abenteuer, Moorsoldaten, Nichtsdestotrotz oder Der Narr ein toll zusammengestelltes Set aus traditionellen Klängen und Texten und eigenem Songmaterial. Egal wo und wie oft man sie sieht und hört, von den Schnittern kriegt man einfach nicht genug! Peter & The Test Tube Babies zeigten sich in Bestform; auf dem umfangreichen Programm standen Klassiker wie Stop For Us, But We Can´t Get Any und Were With Hin.

Die mittlerweile als Ostlegende gehandelten Freigeister von Freygang gaben sich auch beim sechsten Force Attack in Behnkenhagen wieder ein kultiges und vielgefeiertes Stelldichein. Zu dem überwiegend zum \"Mittelalter\" hin tendierenden Altersdurchschnitt im Freygang-Publikum hatten sich auch diesmal wieder erstaunlich viele Nachwuchsfans gesellt. Eine Tatsache die beweist, dass Freygang mit ihrem experimentellem Rocksound noch lange nicht zum alten Eisen gehören und auch junges tolerantes Publikum mit ihren textlichen und musikalischen Inhalten begeistern können. Dass Freygang lange nach Mitternacht den zweiten Festivaltag beschlossen, tat dem Besucherzustrom keinen Abbruch. Gebannt folgte man vor und neben der Bühne rebellischen Nummern musikgeschichtlich wichtiger Alben wie Wenn Der Wind Sich Dreht, Golem, Die Kinder Spielen Weiter, Steil & Geil oder Landunter und ließ sich hypnotisch in den klanglichen Bannkreis ziehen.

Sonntag, der 28.07.


Am Sonntag dröhnten die Tonnenschläge von Bando zum dritten Mal über das Festivalgelände um auch die letzten Langschläfer & Frühmorgenszubettgeher aus den Zelten zu trommeln. Die Punker von Speichelbroiss ließen sich anschließend nicht lange bitten, mit Songs wie Keine Chance oder Tag Danach die Zeltbühne zu rocken. Deutschpunk mit textlichem Tiefgang und melodischem Midtempo- bis Speedsoundattacken lieferten die Kolporteure aus Berlin, die mit Wahn Oder Wahr, Der Lauf Der Zeit und Odyssee auf insgesamt drei phantastische Alben zurückblicken können, ein viertes befindet sich bereits in der Vorbereitung. Auch beim Force Attack gaben die Jungs wieder 200 Prozent, Fronter Patrick schrie und wirbelte sich bei Zu Gut, Zu Spät Für Diese Zeit oder Die Faust Im Nacken die Seele aus dem Leib und auch die anderen Profipunkrocker legten sich Adrenalingeladen mächtig ins Zeug. Jetzt, wo es die legendären Skeptiker nicht mehr gibt sieht es wirklich so aus, als könnten die Kolporteure deren würdiger Nachfolger werden.

Ebenfalls hoffnungsvoll engagiert und motiviert klangen die Sounds der Gräfenhainicher Punker von Headbreak, die manchem noch unter ihrem alten Namen Ostblock ein Begriff sein dürften. Nach 7 Jahren Bandgeschichte existieren mittlerweile zwei E.P.´s (eine als Ostblock- und die andere als Headbreak-Produktion namens Weil Keiner Sieht, Doch Alle Sehn...). In Behnkenhagen gab es mit My Style, No Not Now, Jemand und Leben Lassen kräftig was auf die Ohren. Skalastig wurde es anschließend auf der Hauptbühne mit Quit, Ska Is Back In Town, Please Come Home und Nothing To Loose, um nur einige der Nummern zu nennen. Überflieger war das im Skarhythmus neu interpretierte The Cure Cover Boys Don´t Cry, welches die klasse Stimmung vor der Bühne noch weiter nach oben schaukelte. Im Zelt wütete guter Deutschrock von Psycho Gambola, auf der Playlist standen unter anderem Gut Besser, Spätvorstellung, Macht Der Lüge, Schwarzer Regen oder Jahrgang 72, allesamt hörenswerte Mucke. Beim Force Attack fast schon Dauergäste sind die Karlsruher Baffdecks, welche mit deftiger Stageperformance, anspruchsvollen Lyrics und bretterndem Melodicsound auch diesmal wieder begeisterten. Zusehends füllte sich die Wiese vor der Bühne, als Nummern wie Kein Schritt Zurück, Feigheit Vor Dem Feind, Sonnenuntergang, Deja Vu, Stillstand, oder Totenwächter über das Gelände hallten. Das besonders reizvolle an den unterschiedlich geprägten Baffdecks-Texten ist die Tatsache, dass verschiedene Bandmitglieder verschiedene Songlyrics schreiben, was die Baffdecks inhaltlich unheimlich vielseitig macht. Dass ihr Sound außerdem noch tierisch in die Beine und in die Nackenmuskeln geht, macht das Thema Baffdecks noch spannender! Wer das aktuelle Album Vergessene Träume noch nicht kennt, sollte es unbedingt antesten!

Trotz all dem vorhergegangenen Rock´n´Roll Overkill auf dem diesjährigen Force Attack konnten die Rock-Maniacs auch beim Hammersound der Tricky Lobsters nochmal so richtig ausrasten. Schaut man sich die Besetzung dieser Formation genauer an, beantwortet sich auch die Frage, wo der ehemalige zweite Gitarrist der Rostocker Crushing Caspars abgeblieben ist. Fakt ist, für die genialen Tricky Lobsters darf man getrost seine Seele verkaufen! Hat man arschtretende Nummern wie How Do You Like It, Burnin´Bridges, I Want, All My Demons , I Know, 10 Ton Hammer oder War einmal live gehört, versteht man, warum das so ist, denn Tricky Lobsters rocken wie die Hölle!

Diabolisch guter Ska folgte von Yellow Umbrella einer sehens- und hörenswerten Ska-Formation aus Dresden. Als sich eine Stunde später das Zelt mit erwartungsvoll, ja, fast aufgeregt dreinblickendem Publikum füllte, war klar, wer hier für die kommenden 45 Minuten alles in Grund und Boden rocken würde. The Crushing Caspars machten ihrem Namen mal wieder alle Ehre und ließen das Schweiß-Kondenswasser in Strömen von der Zeltdecke regnen. Zum fetten Hardcore-Rock´n´Roll-Groove der Rostocker kann man einfach nur gnadenlos abrocken, da man sonst vor lauter hormoneller Systemüberlastung implodieren würde!!! Das Behnkenhagener Publikum gab sich den ultimativen Caspar-Thrill und hatte auch nach Soundreißern wie Information Overload, Bloodshot Eyes, Provocation, Killing und Time To Go immer noch nicht genug. Daran konnte auch ein kleines technisches Problem auf der Bühne nichts ändern. Wer The Crushing Caspars nicht kennt, wird nie erfahren, wie es ist, wenn einem der Schädel wegfliegt...

Nachdem Spitfire aus Sankt Petersburg nach einem tragischen Unfall die Querschnittslähmung eines Bandmitgliedes hinnehmen mussten gab der Rest der Formation trotzdem nicht auf und tourt weiter durch Europa. Die Festivalbesucher, welche die russische Ska-Klasseformation bei einem vorangegangenen Force Attack bereits erleben durften wird die unfreiwillige Neubesetzung aufgefallen sein, an Druck und Power haben Spitfire (wie der diesjährige Auftritt zweifelsfrei bewies) definitiv nichts eingebüßt. Ob englischsprachige Nummern wie Killing Jokes, From Bad, Night Flying, Becha, Addiction, Wonder, russisches Klang-Material oder ein ska-mäßig umgerüsteter Abba-Klassiker, die Jungs sind noch immer ein echter Partyknaller.

Düster und brachial, aber nicht minder unterhaltsam präsentierten sich die drei nebelverschlungenen Mystikhexenmeister von Totenmond, welche einer Totenmesse gleich ihre Gänsehaut erzeugenden Sounds zelebrierten. Die U.K. Subs hatten gerade erst ihr Set begonnen, als der Gitarrist ein technisches Problem bemerkte, welches den leicht cholerisch Veranlagten total ausklinken ließ. Nachdem er seine Klampfe auf die Bretter geschmettert hatte, beschimpfte er seinen Roadie aufs wildeste. Die Gitarre wurde ihm wieder angereicht, aber er drosch nach ein paar Akkorden damit unkontrolliert auf den Amp ein und trat auch nach diesem, bis selbiger vom Bühnenmonitor kippte, was den Schaden erheblich vergrößerte. Dass der wutschnaubende Musiker dabei selber stürzte und sich wehtat, machte die ganze Angelegenheit nur noch lächerlicher. Als wirklich humorvoll zeigte sich der sympathische quirlige Sänger der U.K. Subs, welcher als Trost ein grinsendes \"Free time, Wichser!\" ins Mikrofon röhrte und begann ein Schlaflied zu singen. Das Publikum verhielt sich erstaunlich diszipliniert, obwohl es mitbekommen hatte, dass die nun folgende längere Pause allein der Zerstörungswut des Gitarristen zu verdanken war. Aufgrund des überlegten Eingreifens der Bühnentechniker konnte das Equipment mit Technik des Veranstalters ausgetauscht, und das Konzert fortgeführt werden. Die Fans wurden dann doch noch akzeptabel bedient, mit Organised Crime, Teenage, Warhead, Live In A Car, Riot und anderen Klassikern.

Einen echten Leckerbissen gab es im Zelt als krönenden Festivalabschluss um 1.00 Uhr morgens mit den Berlinern von Kumpelbasis. Dass es sich hierbei um die neue Band von Gitarristen Tom Schwoll, Ex-Mitglied von Jingo de Lunch, den Skeptikern usw. handelte spricht für das hohe qualitative Niveau der Formation. Das 45minütige Programm mit Nummern wie Hundstage, Kotti Blues, In Meiner Straße, Kummerkumpels oder Heiland ging durch engagierte deutsche Texte und schrummelig-krachigen bis reggaebeeinflussten Rocksounds direkt ins Blut und weckte Lust auf mehr davon. Glaubwürdige Inhalte, packende Performance und klangliche Vielfalt machten die letzte Band des Festivals zu einem echten Live-Erlebnis! Gegen 2.00 Uhr früh ging eins der (nicht nur aufgrund der Haarfarben der vielen Punker) buntesten und schillerndsten Festivals in deutschen Landen zu Ende, aber ihr wisst ja: Nach dem Festival ist vor dem Festival und das Force Attack 2003 steht somit schon in den Startlöchern!

Bleibt noch zu vermerken dass nicht nur der Zeitplan 2002 über alle drei Tage korrekt eingehalten wurde, auch jede einzelne der 39 angekündigten Formation war pünktlich vor Ort und auf der Bühne, es gab weder Band-Ausfälle noch Programmänderungen. Soviel Korrektheit tut gut, ein dickes Lob geht deshalb wie jedes Jahr an alle Beteiligten!

Andrea Göbel

Statements:

 

Andrea Göbel = GR: fragte für die GERMAN ROCK NEWS diverse Leute nach ihrer Meinung zum Force Attack 2002

Busch´n (Dritte Wahl)

GR: Was war das für ein Gefühl gestern, für The Exploited den Bass schrummeln zu dürfen?
Busch´n: Das war schon ein tolles Erlebnis! The Exploited sind allesamt nette Jungs!

GR: Du warst logischerweise ganz schön aufgeregt, hast ja dann aber alles super gepackt, sogar die Backingvocals waren perfekt, obwohl du erst einen Tag vorher informiert worden bist...
Busch´n: Du, ich glaube, die anderen drei in der Band, die waren aufgeregter als ich, hihihi!

GR: Wie sehen denn nun nach dieser ehrenvollen Vertretung deine Pläne für die Zukunft aus, bist du gestern um einige Zentimeter gewachsen?
Busch´n: Ich fange Montag wieder ein ganz geregeltes Leben an. Vormittags Arbeit und nachmittags Familie. Dienstag und Donnerstags gehe ich wieder mit Dritte Wahl proben und Freitag, Sonnabend mit Dritte Wahl auf Tour... und alles ist gut!

GR: Und mit wem würdest du sonst noch gerne mal auf der Bühne stehen?
Busch´n: Mit den Crushing Caspars würde ich auf einem Festival gerne mal mucken! Zum Beispiel deren Song Provocation finde ich ganz geil, aber da muss ich die Caspars erst mal fragen, ob ich den spielen darf!

 


Krel (Dritte Wahl)

GR: Du unterhältst Dich gerade mit Kumpels über Pinkel-Ecken beim Festival... Was genau muss man denn darüber alles wissen, beziehungsweise: wo genau ist denn die beste Pinkel-Ecke beim Force Attack?
Krel: Die befindet sich genau hinter meinem Auto!

GR: Damit die anderen Leute diese Stelle finden, musst du uns aber jetzt noch dein Autokennzeichen verraten, wenn man bei dir so ganz gesellig zum pullern kommen kann!
Krel: Klar, für 50 Cent pro Toilettengang geht das in Ordnung, die Leute dürfen sich zum Pinkeln dann sogar auf mein Auto hocken, grins!

GR: Man sagt, du seiest ein engagierter Vertreter für die Rechte stehpinkelnder Frauen...
Krel: Klar, bei mir darf jeder wie er will!

 


Ralf (Die Schnitter)

GR: Was ist dir momentan wichtig?
Ralf: Ich hoffe, dass das Force Attack Festival noch lange bestehen bleibt! Wir sind jetzt das dritte Mal hier und hoffen, dass wir auch in zwei oder drei Jahren mal wiederkommen können. Wenn alles klappt, wird übrigens im Jahre 2003 unsere fünfte CD erscheinen!

 


Patrick (Die Kolporteure)

GR: Ihr wart schon öfters beim Force Attack zu Gast und freut euch schon auf den heutigen Gig. Hast du diesbezüglich einen Spruch in Sachen Motivation?
Patrick: Es ist gerade mal 15.00 Uhr mittags und die Sonne brennt sehr heiß, da fällt mir nicht sehr viel ein, außer vielleicht: Nur die Harten kommen in Garten...

 


Snoopy (Crushing Caspars)

GR: Was hast du an neuen Informationen für uns?
Snoopy: Ja, wir haben Sonntag, Force Attack 2002, und die Crushing Caspars spielen auf dem sechsten Festival das dritte Mal (21.30 Uhr Zeltbühne) und wir sind schon nervös und freuen uns drauf! Das Wetter ist phantastisch, der Kopf wird nach dem Feiern auch langsam wieder klar und somit wird die Show sicher gut!

GR: Wie sieht es mit den Plänen für die Zukunft aus?
Snoopy: Wir werden im Herbst noch mal eine Tour spielen, mit Isolated aus Quedlinburg und über die Wintermonate wollen wir die neue Platte realisieren. Die Band hat sich gerade umbesetzt, denn Agi ist im vorigen Jahr im Dezember ausgestiegen und wurde inzwischen durch Stefan, einen Gitarristen aus Güstrow ersetzt. Demnächst werden neue Stücke geschrieben und es wird mit neuen Ideen jongliert.


Tommy (Molotow Soda)

GR: Du hast über die drei Tage Force Attack hinweg unzählige Bands liebevoll und informativ angesagt, wie fühlst du dich im Moment, bist Du noch fit?
Tommy: Logo! Die Leute feiern eine gute Party, es kostet nicht viel Geld, auch das Wetter stimmt, eigentlich sind alle gut drauf, mir gefällt das gut!

GR: Ist mit Molotow Soda alles klar?
Tommy: Mit Molotow ist gerade nichts klar, weil wir momentan keinen Schlagzeuger haben, aber wir hoffen, demnächst einen unserer Ex-Schlagzeuger zu reaktivieren!

 


Frank (Scattergun)

GR: Was liegt dir momentan am Herzen?
Frank: Das ganze Festival hier war ziemlich abgefahren und eindrucksvoll!

GR: Wie läuft es bei Scattergun?
Frank: Wir haben gerade eine neue Single gemacht, die heißt Dead Or Alive. Jetzt machen wir einen Monat Pause und danach geht es weiter wie gewohnt. Der nächste Longplayer kommt im Herbst!

 


Imre Sonnevend (FA-Festival-Veranstalter, gemeinsam mit Rimbert Schickling)

GR: Das sechste Force Attack hat seinen dritten Festivaltag begonnen, wie ist es bisher gelaufen, bzw. bist du mit den Geschehnissen zufrieden?
Imre: Bisher läuft alles zufriedenstellend, denn keine einzige Band ist bisher ausgefallen, alle Bands liegen im Zeitplan. Die Fans und Musiker genießen das Feeling, die Preise auf dem Gelände sind klein, alles läuft super...

GR: Und was wünscht du dir für das siebente Force Attack?
Imre: Dass die Bandauswahl wieder so gut klappt wie dieses Jahr, denn man hat ja nicht immer das Glück, dass alle Bands die man sich persönlich wünscht zum Festivaltermin auch Zeit haben! Im Prinzip ist es so, dass, wenn am 29.7.2002 hier alles wieder abgebaut wird, es schon gleich mit den Vorbereitungen für nächstes Jahr losgeht!


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