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Festivals in 2002

10 Jahre Manikin 2002
Alive Festival 2002
Bang Your Head 2002
Black Hole 2002
Bonenkai 2002
Burg Herzberg Festival 2002
Eisglutfestival 2002
Feuertanz Festival 2002
Force Attack 2002
Fresenhagen 2002
Herbstblues 2002
Hillside 2002
Rock Harz 2002
Sonnemondsterne Open Air 2002
Stemweder Open Air 2002
Summer Breeze 2002
Summer Flash 2002
Taubertal 2002
Wacken Open Air 2002
With Full Force 2002

With Full Force 2002

With Roitzschjora, Flugplatz 05.07. - 07.07.2002


WTH FULL FORCE FESTIVAL 2002 

Roitzschjora, Flugplatz 05.07. - 07.07.

Große Festivals werfen ihre Schatten voraus, und so füllte sich bereits am Donnerstag, dem vierten Juli 2002, der unüberschaubare Zeltplatz hinter dem Festivalgelände bei Leipzig mit vorfreudigen Fans. Viele der auf dem grünen Gelände Angereisten sind bereits Dauertäter in Sachen With Full Force, feiert das inzwischen zum Groß-Ereignis herangewachsene Spektakel in diesem Jahr doch bereits seinen neunten Geburtstag...

Ebenso stolz wie sein Alter, war 2002 auch das packende Aufgebot von insgesamt 70 Bands aus den Bereichen Metal, Punk und Hardcore. Eine Haupt- und eine Zelt-Nebenbühne, welche sich in wechselseitigem Konzertbeginn ablösten, bestimmten das Open Air Flair der kommenden drei Tage, Metalmarkt, Essen- und Getränkestände, glückliche Bands und glückliche Fans zeichneten das typische Massenparty-Bild.

Programm-Änderungen gab es nur extrem wenige, die Security war überwiegend nett und auch die sanitären Einrichtungen wurden den Anforderungen einer Großveranstaltung gerecht. Somit ist es dann auch nicht verwunderlich, dass sich nahezu 25000 Festivalbesucher prächtig amüsierten.

Freitag, der 05.07.

Der Startschuss ertönte am Freitag Punkt 14.00 Uhr mit einer Stuttgarter Band. Sidekick sind nach fast fünf Jahren Bandgeschichte beileibe keine Newcomer der Szene mehr und hatten in diesem Jahr das Vergnügen, die Zeltbühne mit ihrem New York Hardcore zu eröffnen. Die Jungs zogen hochmotiviert alle Register ihres Könnens, bevor Substyle aus Köln anschließend die noch jungfräuliche (diesmal höher als im Vorjahr angelegte) Hauptbühne mit rockigem Crossoversound würdig einweihten. Die netten Typen von nebenan zeigten sich (aufgrund der bereits zu früher Stunde fast 3000 Zuschauer) - wenn auch unbegründet - etwas eingeschüchtert, konnten aber ganz besonders mit den brandneuen Nummern des On The Rocks-Nachfolgers Out To Lunch überzeugen, man denke nur an das melodisch-deftige Quarantine oder das emotional-heftige I Am God And This Is My Day.

 

Devil Inside brachten den Berlin-Kreuzberger HC/Hip Hop-Underground ins Zelt. Die fünf Bandmitglieder verschmolzen die Einflüsse unterschiedlicher Nationalitäten, laut und groovig. Dew Scented knüppelten ihr Set vor deutlich angewachsenem Publikum mit solch einer Spielfreude und Agression herunter, dass selbst die Sonne am Full Force Himmel nicht mehr aufhören konnte begeistert zu grinsen, über den tobenden Moshpit vor der Bühne. Scattergun, die glaubwürdigen und sympathischen  Kultpunks aus Berlin legten sich mit ihrer Powerfrontfrau Patty ebenfalls mächtig ins Zeug, unverfälscht und schnörkellos. Ebenso auf das Charisma einer starken Front-Lady gesetzt hatten die Schweden von Arch Enemy, die den Publikumsgeschmack auf Anhieb trafen, Metal, der - heftig und doch filigran - voll nach vorne losging.  

Mit Union 13 blieb es hardcorig, bevor die Death Metal Institution Cannibal Corpse ihre brutale, kompromisslose Klangwalze in Bewegung setzte um die Mainstage zu bügeln. D.R.I. überbrückten ein im Set auf-tretendes, kurzzeitiges technisches Problem gekonnt durch lockere Ansagen und Nähe zum Publikum, brachten die Fans mit trashigem Punk-HC-Metal anschließend wieder blitzschnell zum Schwitzen. 

Über Original Peter Tägtgren und seinen griffigen Hypocrisy-Auftritt braucht man kaum große Worte zu verlieren, gibt es von den Schweden doch jederzeit hochkarätige Liveshows auf die Ohren, deren mystische Inhalte und düsteren Heftig-Klänge das Adrenalin in die Blutbahn jagen, so geschehen einmal mehr beim 2002er Full Force. Yeah! Massenweise Crazy Outfit und Punk mit hohem Funfaktor gab\'s von den Dickies, die das Festival zum Ort ihres ersten Europa-Auftrittes erkoren und im Zelt klasse Stimmung verbreiteten. These guys are cool!

Rob Halford ließ sich mit einer Eigenansage als ultimativer Metalgod feiern, stolzierte vor dem ersten Song wie ein Gockel in schwarzen Leggins am  Bühnenrand entlang und versuchte mit ein paar Schrei-Einlagen den Begrüßungsapplaus zu verdoppeln, was dem enttäuschender weise einfach nur noch selbstgefällig wirkenden, ehemaligen Kultsänger von Judas Priest, nicht gelang. Das Set mit dem Priest-Klassikern Painkiller und Breaking The Law zu eröffnen schien ohnehin fragwürdig, da der alte Status nicht mehr mit dem jetzigen Auftreten übereinstimmt. Auch der Exiter wurde (laut Aussage des Altmeisters) seit Jahren erstmalig wieder aus der Mottenkiste geholt, vor Resurrection und anderem neueren Material, aber trotz eingängiger, packender Sounds blieb letztendlich ein komischer Nachgeschmack... 

Krutch, die ersatzweise für Raging Speedhorn eingesprungen waren, vereinten Spaß gekonnt mit brachialem Soundbrett und boten somit einen sehenswerten Ersatz für die verhinderten Engländer. The Dead Kennedys are back! Kaum eine andere Band hatte solchen Einfluss auf die amerikanische HC-Punk-Bewegung wie diese sarkastischen Provokateure. Ihre Auflösung in den achtziger Jahren wurde von einer riesigen Fanschar bedauert. Umso phantastischer ist nunmehr ihre Rückkehr, die in Roitzschjora mit kultigen Klassikern  gefeiert werden durfte. Unüberschaubare Menschenmengen drängten sich somit gegen 20.00 Uhr vor der Mainstage, um den Heroes Tribut zu zollen.

Dass Metal und Hip Hop gut zusammen-passen, bewiesen gegenüber im Zelt 4Lyn mit Songs a la  Pure , die Crossover-Senkrechtstarter strotzten nur so vor in Klänge umgesetztem Testosteron.  Ganze zwanzig Bandjahre in der gleichen Besetzung durchgehalten zu haben, ist ein Schuh, den sich die vier Mannen von NoMeansNo stolz anziehen können. Ihre fluffige Mischung aus Kreativ-Punk, Jazz und anderen Einflüssen ließ im Zelt keine Sekunde Langeweile aufkommen. Biohazard transformierten unverfälschten Brooklyn-Sound auf die Mainstage, allem voran das aktuelle Werk Uncivilization, auf die hierbei mitwirkenden Gastmusiker wie Phil Anselmo oder Pete Steele musste man live logischerweise verzichten, was dem eingängigen Soundbrett der New Yorker keinen Abbruch tat. 

Kurze Zeit später hatte sich vor der Hauptbühne erneut ein ungeduldiges, aber andächtig dreinblickendes Menschenmeer versammelte, um die einzigen wahren Übermenschen des Abends würdig zu begrüßen: Du sollst keinen anderen Gott haben neben Slayer, so heißt es schon im alten Metal-Testament, und die mindestens 20 000 Leute zählende, nach Knüppelsound lechzende Meute hinter dem Bühnen-Absperrgitter ließ keine Zweifel über den Wahrheitsgehalt dieser Prophezeiung zurück! Und dort standen sie dann: Aufgetaucht aus düsterem Nebel und grellen Neonlichtblitzen, um die Erde des With Full Force Geländes soundgewaltig umzugraben, auf dass kein Halm mehr auf dem anderen bliebe... Slayer! Ihr neuester Output God Hates Us All traf den Fangeschmack mal wieder perfekt, so war der Abend in einem Meer aus gnadenlosen Killerklassikern und neuem Hau-Drauf-Material göttergleich gerettet. Slayer: Sind sie zu hart, bist du zu schwach! 

Als gute alte WFF-Tradition ist die alljährliche Knüppelnacht auf der nachmitternächtlichen Zeltbühne eine feste und geschätzte Konstante, die auch 2002 wieder mit großem Fan-Zuspruch belohnt wurde. Behemeoth, Grave, Lock Up, Marduk, Kataklysm und Impaled Nazarene gaben sich hier bis nach 5.00 Uhr morgens  die Klinke in die Hand, düster, brachial und Geschwindigkeitsgeladen. 

Samstag, der 06.07.

Für “Frühaufsteher” ging es am Samstag 13.00 Uhr im Zelt gleich weiter mit Hardcoresound von Cataract, die Berliner Bazooka präsentierten sich nebenan als Opener der Mainstage ungeheuer energetisch und charismatisch. Coole und engagierte deutsche Lyrics trafen auf krachigen Sound voller Tiefgang, optisch unterstrichen durch eine mitreißende Bühnenperformance, das sollte man gesehen haben! Auch The Roerhedds hatten eine Menge Druck am Start, mit einem Fronter der sich die Seele aus dem Leib kreischte und schrie. Eine super Show lieferten die Jungs von Heaven Shall Burn, einer Thüringer Formation deren Namen man sich merken sollte, druckvoll und stimmgewaltig gefolgt von den New Yorkern Skarhead.

Haemorrhage (Spanien) lieferten auf der Hauptbühne eine (kunst-)blutige Performance als kämen sie frisch aus der Pathologie, die - besonders durch die schauspielerischen Qualitäten des Fronters verstärkt - ihre Wirkung vor der Bühne nicht verfehlte. Krasser Grindcore, erstklassig serviert... Rumble Militia brachten mit druckvollem Hardcore-Metal-Punk die Zeltbühne nicht nur mit ihrem kämpferischen No Nazis Song zum Kochen, auch akzentuiertes Drumming und aggressive Vocals machten den Gig zu einer echten Ohrenweide. Dass es sich hierbei um den ultimativen Reunion-Gig der kultigen Klartext-Rocker handelte, machte die Sache noch sehenswerter! Im Zelt folgte von M.D.C. agiler Hardcore-Punk. Bevor auf der Mainstage Pungent Stench die Bühne enterten waren die Techniker erst einmal damit beschäftigt, das irrtümlich schon aufgehängte Grave Digger-Backdrop wieder zu entfernen, was als erster Auslöser für die sich bis zum Abend fortsetzenden Zeitverschiebungen auf der Mainstage um 20 bis 30 Minuten gewertet werden kann. Grave Digger, die ultimativen Vertreter des True Metal Genres gaben trotz fliegender Heuknäuel aus dem Publikum hochmotiviert alles, und versetzten nicht zuletzt mit einem mehr als euphorischen Rebellion und einem Gänsehaut zaubernden Morgane Le Fay die Fans in Ekstase. Gekonnt ist eben gekonnt!

Mit Down By Law stand nebenan nun eine Formation auf den Brettern, welche mit waschechtem Punkrocksound und kernigen Lyrics so ganz den Geschmacksnerv des Publikums traf.

Die Folkmetaller von Subway To Sally hatten das Pech, als einzige Band des Festivals von ein paar Regentropfen begrüßt zu werden, was das gewaltige Menschenmeer vor der Bühne aber keinesfalls störte. Die Begeisterung der Presse wurde eher durch ein (wegen der Pyro´s auf der Bühne begründetes) kurzfristig verhängtes Fotoverbot getrübt...

Gestartet durch zwei zum Bühnendach flammende Feuerbälle gigantischen Ausmaßes gab es nun 45 Minuten satt Metalkost mit Mittelalter-Garnierung, die den Potsdam-Berlinern definitiv im Blut steckt. Zu Kleid Aus Rosen oder Veitstanz konnte kräftig getanzt und abgerockt werden, aber der Funke schien diesmal (im Gegensatz zum unvergesslichen 2001er Wacken-Festival) nicht ganz überzuspringen zu wollen, zumal bei der begrenzten Spielzeit auf einige der unverzichtbaren Hits (sogar auf die obligatorischen Räuber) verzichtet werden musste. 

The Distillers, als ausschließlich weiblich besetzte Band angekündigt, ließen es im Line Up dann doch an der Frauenquote hapern, trotzdem wurde heiß gepunkrockt. Kreator mit Frontmann Mille haben mit ihrem neuesten Killer namens Violent Revolution überzeugt, Trash von der melodischen und trotzdem knallharten (!) Sorte, Inhaltsschwer und gereift.

Die U.S.Bombs waren wieder mal einen Horch-Angriff wert, ihr rock´n´rolliger Punk der Spitzenklasse zielt immer mitten in die Fresse...

Dero von Oomph! spielte wie gewohnt unvergleichlich gekonnt den Maniac vom Dienst und traf mit jedem Ohrwurm prompt genau ins Schwarze, was den Geschmack vor der dicht bedrängten Mainstage betraf. Das Weiße Licht und andere hochkarätig und abwechslungsreich vorgetragene Hammersongs sorgten für flächendeckende Gänsehaut im Publikum. Fette Gitarren, harte Beats, packende Songinhalte und eine extrem melodische, kraftvolle Stimme, was will man mehr? Discipline legten auf der Zeltbühne musikalisch alles in Schutt und Asche, so klingt soundgewordene Energie! Ebenso hochmotiviert zeigten sich die Amis von Strife, eine Soundwand aus Brachialität und glänzend umgesetzter Wut. Haltlos wild, so kennt man auch die New Yorker Hardcore-Heroes Agnostic Front, die in der Scene schon lange als Götter gehandelt werden. “Fuck” hieß jedes dritte Wort,- American HC halt!

Es gibt einfach einige Rock´n´Roll Kult-formationen, deren Namen man noch in Jahren mit andächtiger Ehrfurcht aussprechen wird, eine davon sind unbestritten Motörhead. Die Schar derer, die Lemmy gerne mal den Staub von den Stiefeln lecken würden steigt immer noch an, auch nach dem letzten Motörhead-Output namens Hammered. Beim diesjährigen With Full Force jedenfalls gab es kein Halten im Publikum, da wurde gestagedived und gerockt, bei einer Setlist, die keine Wünsche offen ließ. Meister Lemmy zeigte sich spielfreudig und gutgelaunt, der überwiegend Unbewegliche zeigte sich sogar öfters als gewohnt am Bühnenrand und bewies, dass er es immer noch gewaltig drauf hat!

Wer anschließend weiterfeiern wollte, war im Zelt im Saturday Night Fever bei den Ulknudeln von Knorkator genau an der richtigen Adresse! Frontman Stumpen, der sich nach einem Akustikgitarren-Intro grinsend aus insgesamt vier Overalls schälte, hüpfte, kopfstandete, wuselte, schrie, trällerte, eunuchsingsangte sich die überschäumende Seele aus dem tätowierten Leib, während Alf Ator, Buzz Dee und Tim Chrisch Chrasch das Ihrige dazu beitrugen, das geordnete Chaos kontrolliert außer Kontrolle geraten zu lassen, bei Oldies wie Ich Will Ficken und brandneuem Schmunzelmaterial a la Wie Weit Ist Es Bis Zum Horizont. Zum Abschied gab\'s fürs Publikum Geschenke, ob die säuberlich zusammengefalteten Babywindeln weichen oder flüssigen Inhalts waren musste man allerdings selber nachsehen... Knorkator, keiner spinnt besser!!

Monströse Bühnendekorationen und ein krass dekorierter Hevy Devy, der sich beim Feuerspucken mal eben so versehentlich den Bart abfackelte, bestimmten das Bild bei Zimmer´s Hole, einer musikalisch wie optisch erlebenswerten Formation aus Kanada, die beim Full Force ihren ersten Festival-Europagig mit Bravour bestand.  Für Wachgebliebene folgten noch Alec Empire mit deftigem E-Rock und Smoke Blow mit fettem Rock´n´Roll.

Sonntag, der 07.07.

Neuer Tag und neues Festivalglück am Sonntag, Revolver kamen richtig fett, geiler Metal-Rock, niederwalzend krass, halt The Unholy Mother Of Fuck... Wer mit der Schublade Grave-Rock bisher noch nichts anfangen konnte, der wurde von The Spook erstklassig aufgeklärt. Erdige Sounds und gruftiges Outfit, einfallsreich und unterhaltsam. Obscenity traten stellvertretend für das ausgefallene Disharmonic Orchestra auf und machten auf der Hauptbühne mächtig Dampf, professionell und knüppel-hart. Waterdown aus Osnabrück waren bereits mit Sick Of It All auf Tour und ließen nun im Festival-Zelt ihren Emo-Core kompromisslos nach draußen.

Bei den kaltschnäuzigen, aber extrem liebenswerten Amis von Pro-Pain, konnte man kilometerweit riechen, welchen Bock sie auf die heutige Mucke hatten! Schwergewicht Eric sprang wie ein Gummiball über die Bretter, Gitarrist Tom rockte so brutal wie Garry am Mikro schrie, und Drummer Erik knüppelte, dass es eine wahre Freude war. Auch die Hardcore-Rock´n´Roller Lousy, die beim Full Force schon alte Bekannte sind, zeigten sich gewohnt professionell bei altem und neuem Material. Weiter so!  Die “bösen” Blackmetaller von Immortal bretterten gutgelaunt ihr Set herunter und ließen sich sogar den Plüschtier-Regen aus dem Publikum gefallen. 

Mit Right Direction ging es straight geradeaus, hymnenhafter Hardcore mit Mitsing-Refrains. J.B.O., die lizensierten Metalspaßvögel hatten mit Ralph (Bass) und Wolfram (Drums) zwei Bandneulinge am Start und huldigten mit Fun-Nummern wie Ein Guter Tag Zum Sterben dem Festivalfeeling. Melodischer Skater-Punk von den Satanic Surfers machte Laune, da wurde gepogt, bis die Schwarte kracht. The Exploited gehören zu den definitiven Helden des True Punkrock, auch wenn die Mannen um Front-Schotten Wattie im vielgefeierten Beat The Bastards-Album erhebliche Metal-Schlagseite auffahren. Selbiger Titelsong, gemeinsam mit Kultklassikern wie Punks Not Dead durfte freilich in Roitzschjora nicht fehlen,- eine Show wie man sie sich Adrenalingeladener und echter nicht wünschen kann!   

Subzero frönten im Zelt dem Alternativ-Metal mit Hardcore- und Punk-Einfluss, In Extremo passten mit ihrem immer noch hochkarätigen und einzigartigen Mittelaltermix exzellent ins aufkommende Party-feeling vor der Hauptbühne. Emotionale Lyrics und engagierte Stageaction die immer noch begeistert, theatralisch und kulturell wertvoll. Mad Sin, die Rockabilly-Freaks der Spitzenklasse tobten sich in der Tentstage gewaltig aus, bevor Such A Surge auf der Mainstage bewiesen, dass sie mittlerweile echt erwachsen geworden sind, Crossover, mitten auf die Mütze.

Die Londoner Business gehören zu den Altmeistern der Punk-Hardcore-Bewegung und brauchten sich in Punkto temporeichem Soundbrett keinesfalls hinter anderen Aktiven auf der Zeltbühne zu verstecken. Eine ganze Palette unterschiedlichster Klangeinflüsse verkochten die Dropkick Murphys zu einem appetitlichen Abtanzcocktail aus Punk, Irish Folk, Hardcore und Rock. Dieser Partydrink ließ das Publikum vor der Mainstage in einen schweißgetränkten Freudentaumel gleiten. Slapshot gingen erst nach Konzertende auf der Mainstage im Zelt auf die Bühne, damit sich ihr Gig nicht mit dem der Dropkicks (aufgrund einer inzwischen angewachsenen Mainstage-Verspätung) überschnitt. Mit Olde Tyme Hardcore und anderen Best Of-Highlights hatten die Bostoner natürlich sämtliche Trümpfe in der Hand, und obwohl Fronter Choke umfangtechnisch einiges zugelegt hatte, zeigte sich der knuffige Wirbelwind so quirlig und motiviert wie eh und je. Der krönende Abschluss für drei Tage Hard Bowl-Tentstage!  

Die Amerikaner Machine Head haben mit Supercharger ein neues Topalbum am Start, verloren live allerdings einiges an Intensität, zumal sich Fronter Flynn nicht hinter dem Mikro hervorbewegte und auch sonst trotz geilem Sound wenig an Energieübertragung rüberkam.   Umso besser war es deshalb, dass man im Zelt noch The Last Supper servierte, bei dem zwar die vorgesehenen Bethlehem ersatzlos ausfielen, die anderen drei Bands aber etwas mehr Spielzeit zugestanden bekamen. Dornenreich aus Österreich betörten durch atmosphärische Klänge und deutschsprachige Lyrics, welche, von  blackmetallastigen Gitarrengewittern untermalt, großen Zuspruch fanden. Die 80er Doom-Klassiker Candlemass waren vordergründig durch die markante Stimme ihres Front-Mönches geprägt, soundtechnisch melodisch und hart. Um den kultigen Ausklang des nunmehr neunten With Full Force Festivals kümmerten sich die putzigen und dennoch prächtig knüppelnden Finnen der Hummpa-Blackmetal-Combo Finntroll, welche zu später Stunde von den ganz harten, mit Durchhaltevermögen ausgestatteten Open Air Besuchern abgefeiert wurden. Oldies des Kracheralbums Midnattens Widunter wurden ebenso abgefeiert wie Jaktens Tid, das aktuelle Meister-stück der Folkmetal-Maniacs. Leichte Wehmut machte sich breit, als gegen 2.00 Uhr morgens das Full Force für dieses Jahr sein wohlverdientes Ende fand. Zurück bleibt die Erinnerung an drei tolle, gut organisierte Tage...

Einziger Wermutstropfen: Überteuerte Getränke- und Essenspreise.

Jetzt, wo die Erinnerungen an das neunte With Full Force noch zum Greifen nahe in den Glückshormon- und Tinnitus-über-fluteten Schädeln aller Beteiligten kreisen, wird in Leipzig wahrscheinlich schon fleißig über die Besetzung des 10. (!) With Full Force gegrübelt.

Man darf also mal wieder echt gespannt sein!    

Andrea Göbel


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