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Bang Your Head 2002

Balingen, Messegelände, 29.-30.6.2002


BANG YOUR HEAD 2002

Balingen, Messegelände, 29.-30.6.2002

 

Das Bang Your Head entwickelte sich von Beginn an kontinuierlich hin zu einem der größten Festivals hier in Deutschland.

1996 startete man in der Stefan-Hartmann-Halle in Tübingen-Hirschau mit einem eintägigen Event, dessen wenige Bands von etwa 600 Besuchern gesehen wurden. 1998 setzte man aufgrund wachsenden Erfolgs zwei Tage mit insgesamt 11 Bands an. Die Halle platzte aus allen Nähten.

 

Deswegen wagten die Veranstalter vom Metal-Magazin Heavy, oder was!? im Jahr 1999 den Gang unter freien Himmel, nämlich auf das Messegelände Balingen. Dieses vierte Bang Your Head barg ein hohes finanzielles Risiko, doch die aus ganz Europa angereisten Fans bewiesen durch zahlreiche Anwesenheit, dass Heavy Metal noch immer eine Macht in der Musiklandschaft darstellt. Denn ungeachtet der Grunge-, Soul- oder Hardcore-Hypes feiern klassische Stilistiken der 80er Jahre noch immer beziehungsweise wieder fröhliche Urständ.

Das magere Jahrzehnt zuvor hat die einst zerstrittenen Szenen der Heavyrocker, Thrash-, True-, Speed-, Power- und was-weiß-ich-nicht-noch-alles-Metaller eng zusammen geschweißt. Schulter an Schulter schaut man sich Dio an oder schüttelt gemeinsam die Mähne zu Kreator. Dementsprechend bildeten ab 2000 das Bang Your Head, das Wacken OA und das With Full Force eine Allianz (Hard Union) die die Optimierung der Billings, der Zeitplanung sowie letztlich auch besucherfreundlicher Preise und Randbedingungen ermöglichte.

 

Damit sind wir auch schon beim heurigen, dem siebten Kapitel in der Geschichte des Festivals angelangt. 2002 erreichte Balingen in zwei Tagen ein Besucheraufkommen von geschätzten 40.000, die sich über 26 Stunden 22 Bands reinziehen konnten. Das erfordert natürlich enorme logistische Anstrengungen, angefangen von der Ausschilderung (ok) und den Campingmöglichkeiten (wegen Massenandrang noch schneller voll) über Einlasskontrollen (zügiger als einst) und Security (voll korrekt + super nett) bis hin zu Verpflegung (vielseitig, teuer, umständliches Bonsystem) und Ausscheidung (ausreichend Häuschen).

 

Es müssten auf jeden Fall mehr Campingflächen aufgetan werden. Schon jetzt sind bereits Donnerstagnacht alle Kapazitäten erschöpft und man kann die Wiese nur noch zu Fuß im Zickzack zwischen Halteleinen und Zeltstangen verlassen. Lasst auf dem Gelände mal ne Panik ausbrechen... nein, lieber nicht! Das Wetter war wieder bombig. Wie immer sengend heiß. Optimal eigentlich, aber ein paar mehr schattige Ecken zum Hinsitzen wären absolut die Wucht! Das Müll-Pfand ist eine unterstützenswerte Geschichte. So sauber war der Campingplatz hinterher noch nie. Unverständlich dagegen das verrückte Getränkepfand. Du kaufst Wertmarken an Bude 1, gehst damit zu Bude 2, bekommst dort ein Getränk gegen Pfand und einen Chip. Den leeren Behälter kannst du dort wieder abgeben, bekommst aber kein Geld, sondern einen Bon, mit dem man zum Einlösen erst wieder zu Bude 1 tappen muss. Schwachfug!

 

Ok, ein Open Air ist keine Kaffeefahrt, insofern will ich meine Zeilen nicht als Nörgelei, sondern als Anregung verstanden wissen.

 

Freitag, der 29.06.:

9:00 Uhr sollte Einlass sein, doch auf dem Messegelände wurde noch gewühlt. Eine Stunde später also Toröffnung. Nach harscher Kritik an zu wenig Durchlässen im vergangenen Jahr hat man diesmal kräftig aufgestockt. Es geht zügig voran, so dass beim Auftritt der Chicago Speed Metaller Rival schon mehrere tausend Leute vor der Bühne standen. Auffallend bereits von weitem: die Boxentürme sind erneut geschrumpft. Die tonnenschweren Anlagen mussten zwei schmalen frei gehängten Lautsprecherclustern weichen, aus denen selbstverständlich immer noch mehr Schall entweichen konnte, als für gesunde Ohren zuträglich ist. Den Verzicht auf unnötige Dezibel, die früher über die Anlage gejagt worden waren, empfand ich aber als sehr erfreulich. Die meisten Bands profitierten von cleanerem Sound, wenn auch sehr oft der Vocal-Mix viel zu schwach angesetzt war.

 

Italo-Bombast-Metal feuerten die meiner Ansicht nach zu früh angesetzten Rhapsody ins dankbare Publikum. Eine Fee (?) betrat beim Intro In Tenebris die Bühne, gefolgt vom sprechenden Kapuzenmann. Gelungener Auftakt eines starken Sets mit viel Bewegung. Die sieben Mann ernteten verdientermaßen ordentlich Jubel.

 

Ein paar Leutchen weniger reichen genauso gut, um Bewegung auf die Bühne zu bringen. Den Beweis dafür lieferten Jag Panzer aus Colorado, die sich bereits 1980 gegründet haben. Alte Hasen also, die routiniert ein Hammerteil nach dem anderen herunter rissen. Harry Conklins hohe Stimme, die auf den Alben super zur Mucke passt, will mir live aber einfach nicht runter. Schlechten Tag gehabt? Keine Ahnung. Es nervte jedenfalls. Ansonsten korrekter Auftritt.

 

Eigentlich hätten dann Symphony X auf die Bretten sollen, doch deren Sänger Russel Allen fiel wegen innerer Blutungen aus, die er sich wohl bei \"Ausübung seines Hobbies\" (Veranstalter) zugezogen hat.

 

Ok, dann kein Prog-Metal, sondern Hardrock aus Deutschland. Sorry Russel, aber Bonfire konnte uns vom German Rock natürlich nur recht sein. Zumal Lessmann und Ziller ihre Sache professionell wie immer aufzogen und das erste Mal an diesem Tag die Menge zum Kochen brachten. Ihre Einstimmung aufs WM-Finale war sicher nicht ganz unschuldig an der Partylaune in Balingen, aber Songs wie American Nights oder Proud Of My Country tun halt Wirkung, wenn man ansagetechnisch effektiv mit dem Publikum arbeitet. Kein Wunder also, dass beim Sing-along (Sweet Home Alabama) die Bäume wackelten.

Bonfire waren nicht lediglich eine gute Ersatzband, sondern lebender Beweis einer Festivalkultur, die mehr Highlights zu bieten hat als nur namhafte Headliner!

 

Der Ausfall von Symphony X sollte aber nicht das einzige Missgeschick sein, das dem geplanten Konzertverlauf in die Quere schoss. Die nachfolgend für 14:30 Uhr angekündigten Candlemass mussten ihren Auftritt auf den folgenden Tag verschieben, da ihr Equipment am Flughafen liegen geblieben war. Ihre zahlreich angereisten Fans verschafften ihrem Ärger lautstark Luft, denn immerhin handelte es dich um die erste Reunion-Show der Schweden hier in Deutschland.

 

Die eigentlich erst für Samstag angesetzten Titan Force erklärten sich zum Glück spontan bereit einzuspringen, so dass mit nur wenigen Minuten Verspätung doch noch die Luzi abgehen konnte. Etliche der enttäuschten Candlemass-Anhänger kehrten flugs auf den Platz zurück, wo sich das Gedränge rasch verdichtete, denn auch Titan Force waren zuletzt vor neun Jahren in Deutschland gesichtet worden. Man bereitete ihnen stürmischen Empfang und feierte jeden Song, stammte er nun vom neuen Material oder von Demo- und Debüt-Aufnahmen. Harry Conklin hier nochmals am Mikro, aber wesentlich genießbarer und natürlich genauso mobil wie zuvor mit Jag Panzer.

 

Die Zahl des Tieres besteht aus drei Sechsen, und so schlug das Schicksal in Balingen ein drittes Mal zu.

Overkill-Frontröhre Bobby \'Blitz\' Ellsworth war tags zuvor während eines Gigs in Nürnberg zusammengeklappt und halbseitig gelähmt ins Krankenhaus eingeliefert worden. Damit fiel die Overkill-Show ersatzlos aus. Dafür hatte sicher jeder Verständnis, auch wenn die Enttäuschung natürlich groß war.

 

Gamma Ray standen nun also auf dem Programm. Alte Bekannte mit altbekannter Setliste. Land Of The Free zum Beispiel oder Somewhere Out In Space oder auch Ride The Sky aus frühen Helloween-Tagen. Es ist das erste Mal, dass mir heute so etwas wie Gerangel vor der Bühne auffällt. Kai Hansen war mit seiner Band bereits das dritte Mal dabei und wird mit jedem Auftritt perfekter, wobei mir immer mehr der Gesang imponiert. Aber langsam wird\'s Zeit, dass andere Gruppen seinen Stammplatz auf dem Bang Your Head einnehmen. Zwecks Abwechslung und so...

 

Tja, und dann kamen Fozzy... eine zweischneidige Geschichte. Einerseits legten sich die Amis mächtig ins Zeug und ließen nichts, aber auch absolut nichts anbrennen. Von Dios Stand Up And Shout bis Mötley Crües Live Wire haben die Mannen um Wrestler Chris Jericho so manche Perle der Rockgeschichte ausgegraben und ihren eigenen Kram darunter gemischt. Andererseits ist es letztlich trotz charismatischen Auftretens, viel Bewegung und guter Stimme nur geliehener Ruhm gewesen, der sie auf die Bang Your Head -Stage gebracht hat. Eine Band, die sich hauptsächlich mit Covern über Wasser hält, hätte ich nicht an dieser Stelle der Running Order spielen lassen. Nun ja, es hat dank souveränen Stage Actings funktioniert. Alle hatten ihren Spaß und das ist die Hauptsache. Sie konnten den warmen Empfang selbst kaum fassen, aber vom Auftritt eines als War Pig verkleideten siebten Bandmitglieds über die Beteuerungen, von vorn herein auf Deutschland als WM-Sieger gesetzt zu haben bis zu den kraftvoll intonierten Balls To The Wall -Chören im Publikum legten sie einfach einen perfekten Gig hin.

 

Ein weiteres Mysterium der Running Order war die Platzierung von Nightwish zwischen den Altmetallern Saxon und den Altmetall-Recyclern Fozzy. Das konnte gar nicht funktionieren. Dachte ich.

Aber Tarja + Mitstreiter brachten als Co-Headliner natürlich viele eigene Fans mit und befinden sich zudem auf (vorläufiger) Abschiedstournee. Machen wir uns nichts vor - die nächsten zwei Jahre wird die angehende Opernsängerin ihre Ausbildung in Karlsruhe komplettieren während die Band in Finnland hockt. Welche Chancen wird sie danach ergreifen? So denkt wohl mancher und möchte die Gruppe nochmals so sehen, wie er sie immer gemocht hatte. Die Sonne stand zu hoch am Himmel, also keine spektakuläre Lightshow, keine Kostüme, kein Theater. Metal, direkt nach vorne preschend, und volle Kanne auf die Zwölf. Von Verstimmung keine Spur bei den Musikern. Alle sind 1a auf einander eingespielt und scheinen guter Laune zu sein. Statt einer reinen Best-of-Show fährt man viele Tracks vom brandneuen Album Century Child auf. Da fügen sich Slaying The Dreamer oder Dead To The World hervorragend mit Wishmaster zu einer superharten Klangwand, die selbst Kritikern das Wasser in die Augen getrieben haben dürfte. Stark!

 

Interessant finde ich jedes Jahr aufs Neue den raschen Wechsel im Publikum, kurz bevor der eigentliche Headliner die Bühne betritt. Plötzlich findet man viele Leute, die den ganzen Tag nicht aufgefallen sind, abhottenderweise an der Absperrung stehen. Bis zum Abend lassen sie sich voll laufen oder dampfen eine Tüte nach der anderen, und um neun abends wanken sie nach vorn. Auf einmal ist auch immer der Fotograben bis zum Anschlag voll... o Wunder, wo waren all die vielen akkreditierten Journalisten bis dahin???

 

Aber lassen wir\'s gut sein. Die Briten sind ihr Geld echt wert. Wie viele Hits gehen wohl schon auf das Konto von Saxon? Man kann sie kaum zählen. Wäre ich an diesem Freitag nicht schon zwölf Stunden pausenlos vor der Stage rumgelungert, ich wäre bestimmt bis zur letzten Note geblieben, aber so forderte der Körper seinen Tribut und auf dem Weg zum Zelt begleiteten mich Crusader, Solid Balls Of Rock und Wheels Of Steel. Beinhart. Kein bisschen leise.

 

Samstag, der 30.06.:

S.A.Adams hatten die undankbare Aufgabe, den morgendlichen Weckdienst am Samstag übernehmen zu müssen. Nichts desto trotz stellten sie sich munter und vergnügt auf die Bretter und rotzten ihren Gig in die kühle Luft ums Gelände, wo doch tatsächlich schon fast ein Drittel der Metalnation zugegen war. Die drei Mann erinnerten ein wenig an Motörhead, wenngleich natürlich das Vorbild in unerreichter Ferne liegt. Heavy oder Was!? Chefredakteur Horst Odermatt spendierte ihnen dennoch das verdiente erste Bier des Tages.

 

Völlig überrumpelt wurden wir von der folgenden Gruppe, den Spaniern Mägo de Oz. Ok, man wusste vielleicht, dass Rock und Metal mit Folk- bzw. Historock-Anteilen geboten werden würde, aber was dann abging, sollte an diesem Tag ein Highlight setzen. Die acht Spanier, weder des Englischen noch des Deutschen mächtig, ließen die Musik sprechen. In klassischer Besetzung + Quetsche + Querflöte + Fiedel kommunizierten sie mit den Metal Maniacs. Einige wenige Gesten genügten, um Sing-alongs, Clap-hands und Ähnliches anzuleiern. Naturtalente, die man im Auge behalten sollte!

 

Die ewig Halbstarken von Tankard leiteten gegen 11:00 einen krassen Stilwechsel ein. In Schlafanzüge gekleidet stürmten die vier Kings Of Beer ins grelle Sonnenlicht, wo sie sich fotogen in Pose warfen. \"Ach, ist der aber schlank geworden!\", wurde Gerre\'s Wanne von unseren Zeltplatz-Nachbarn kommentiert. Dennoch eine beeindruckende... ähm ... Statur, auch wenn manchmal nicht ganz klar war, ob der Ober-Tankwart nun Air-Guitar oder Air-Dödel spielte. Im Publikum gab\'s erstaunlich wenig Ausraster zu verzeichnen. Lag wohl am schlechten Bier (\"Eure Brühe hier kann keiner saufen\"), weil die Tracks an und für sich ganz ok waren, etwa Empty Tankard, Mercenary, Space Beer und natürlich Freibier Für Alle.

 

Wer nach solchen Gigs progressive Musik anbringen möchte, muss sich schon enorm verausgaben, denn der Unterhaltungsfaktor erschließt sich dann nur wenigen sofort.

Vanden Plas können da ein Liedchen von singen, denn sie mussten sich jeden Zuschauer, jede Reaktion einzeln erkämpfen, wurden aber für diese große Anstrengung mit mehr als nur höflichem Applaus zum Abschluss belohnt. Wer nach dem finalen Rainmaker nicht den Pfälzern verfallen war, ist für alle Zeit für sie verloren.

 

Die Schweizer Shakra schürten hart rockend erneut das Party-Feuer. Ihr Auftreten hatte was von Pink Cream 69, denen jemand ein Honigkuchenpferdgrinsen ins Gesicht gezaubert hat. Sichtlich vergnügt schrabbelten sie ihren eingängigen Heavyrock runter. Der neue Sänger Mark Fox macht sich auch ganz gut da vorn. Tolle Stimme. Ich bin überzeugt, wenn man den noch ein wenig auf die Wiese stellt, hat man in Kürze einen Fronter, der sich vor nichts zu fürchten braucht. Nummern wie She\'s My Pride, Watching You und The Sun Will Shine haben\'s verdient.

 

Brachiales Gehabe zu ebenso brachialem Sound kennzeichnete die folgende dreiviertel Stunde. Candlemass absolvierten ihren lang erwarteten ersten Reunion-Gig in Deutschland. O ja. Wenn Frontmann Messiah im Sumoringer-Schritt über den Bühnenausleger auf dich zustampft, wird dir unwillkürlich mulmig und du glaubst der Boden um dich herum zittert. Dabei bist es du selbst, der schlottert. Messiah verlangt Gehorsam. Wenn er sagt \"Bang your head!!!\" dann bleibt zwischen Stage und Turm kein Kopf mehr oben. Müsste man Doom Metal definieren, die Erläuterung lautete also schlicht und ergreifend Candlemass. Denn einen fetteren Sound als der charismatische Sanges-Koloss und seine Mitstreiter hatte keiner in Balingen.

 

Richtig armselig wirkte im Kontrast dazu der Iron Savior Set. Leider machten Piet Sielck und seine Kollegen den Fehler, mit zwei Songs vom neuen Album einzusteigen. Die Metalheads warteten reserviert ab, wie\'s weitergehen würde und ließen sich etwas eingängigere Stücke der Marke Condition Red um die Ohren klatschen. Mit etwas mehr Bewegung hätte daraus ein geiler Auftritt werden können, aber es hat nicht sollen sein.

 

Wie man\'s richtig macht zeigten dann Rawhead Rexx, die wie die Gestörten um die Monitorboxen herumturnten und ihre Gitarre-/Base drum -Atacken mit ungemeiner Spielfreude zum Besten gaben. Wenn man was reißen will, reicht Speedgeballer allein aber nicht aus. Man muss schon die Fans einbeziehen. Hurtig ergriff man die Gelegenheit, als ein Vater sein Airguitar mimendes Söhnchen in die Höhe hielt und spielte mit. Town To Skulls, der Sabbath-Klassiker Heaven And Hell, ihre Hymne Rawhead Rexx und der Gastauftritt von Vicious Rumors -Gitarrist Geoff sind einwandfrei als Höhepunkte des Sets zu identifizieren gewesen. Nicht übel, die Herren!

 

Ab 17:00 Uhr waren Nevermore am Zug. Sengende Hitze lag über dem Messegelände, der Sound war mit das Schwächste, was die Mixer an diesem Wochenende verbockt hatten, aber nach einiger Zeit pegelte sich das ein. Die Band machte das Beste aus den ungünstigen Umständen und lieferte eine ansprechende Show. Nach Geschossen wie This Sacrament gaben Nevermore abschließend Metallicas Ride The Lightning zu Gehör (nicht zum Besten). Den Leuten hat\'s anscheinend gefallen. Gerne ließen sie sich auf die Bühne einladen, um zu mehreren Dutzend gemeinsam ein Liedchen zu trällern und danach ins Heer der Zuschauer zurück zu diven.

 

Der krankheitsbedingte Ausfall von Magnum stellte eine weitere Schwierigkeit dar, mit der die Bang Your Head -Veranstalter zu kämpfen hatten. Sehr schnell hatte sich aber Doro Pesch bereit erklärt, den frei gewordenen Platz zu übernehmen. Mit starken neuen Songs im Gepäck peitschte sie den ihr hörigen Mob gleich bis in die letzten Reihen zu ekstatischen Reaktionen auf. Auch sie eine Interaktions-Künstlerin, die das Publikum zu jeder Zeit im Griff hatte, die sich sehr viel bewegte und einen Großteil der Zeit ganz vorn auf dem Bühnenausleger verbrachte. Die schönste Kulisse des Festivals hatte sie allemal zu bieten, aber was wäre die ganz in schwarz-rotes Leder gekleidete Lady ohne den großartigen Katalog von Titeln wie Für Immer, White Wedding oder Hellraiser? Eben selbst nur Staffage. All We Are durfte natürlich nicht fehlen, was wie immer alle Hände in die Höhe zog und die Luft mitsingenderweise aus den Lungen drückte. Die Schlussnummer Cheat aus dem ab August erhältlichen Album Fight zeigte zwar weniger Ohrwurmqualitäten, aber man sieht schon, dass der Weg Doro in klassische Gefilde zurück führt. Danke für einen der absoluten Festivalhöhepunkte!

 

Welch krassen Kontrast bot dagegen Mr. Halford, der sowas von gar nicht präsent zu sein schien. Umgeben von einer bombenstarken Band, die jede Menge Action machte, und gesegnet mit messerscharfem Sound geruhte Rob schleichenderweise dem Mikrofon entgegen zu gehen, wo er den größten Teil eines glücklicherweise sehr kurz geratenen Auftritts wie festgenagelt stehen blieb.

Keine Zwischenansagen, kein Blick ins Publikum, nur keinen Schritt zu viel tun! Was ist los, Mr. Halford? Brauchen wir jetzt einen Teleprompter oder warum ist die einzige Bewegung, die wir vollführen, ein fast schon neurotisch zu nennendes Vor- und Zurückschwanken in Zeitlupe?

Sorry, alter Mann. Ich kratze wirklich sehr ungern am Image eines großartigen Musikers, aber in diesem einen Punkt war ich mir mit manchen alten Fans einig: Auch wenn sich die große Masse über den Gig gefreut hat, stellt Balingen den absoluten Tiefpunkt in der Karriere des Rob Halford dar. Mag dessen Stimme immer noch durch Mark und Bein gehen, mögen Songs wie das hier dargebotene Ressurrection problemlos an alte Zeiten anknüpfen. Aber man sollte einfach in der Lage sein rechtzeitig in Würde abzutreten anstatt sich selbst auf solch sinnlose Weise zu demontieren. Bleibt nur zu hoffen, dass Priest nicht dem ewigen Reunion-Geschrei nachgeben...

 

God hates us all. Eröffnungsstatement einer Band, die 20 Jahre dem göttlichen Hass widerstanden hat und nun leibhaftig vor uns steht. Der helle, routiniert dargebotene Wahn. Gigantischer Sound, ausrastende Fans, Nebel, Licht, South Of Heaven... nein, mehr sag ich nicht. Ich denke die meisten hatten schon Gelegenheit Slayer zu sehen, die schnellste und härteste Band der frühen 80er. In dieser Disziplin wurden sie inzwischen zwar hundertfach überholt, aber ihre Klasse erreichten nur wenige. Gelungenes Finale!

 

Insgesamt gesehen war das siebente Bang Your Head -Event trotz aller Kritikpunkte wieder eine todgeile Veranstaltung.

Klar, einige zusätzliche Gastauftritte hätten keinen verprellt. Die bei früheren Gelegenheiten veranstalteten kurzen Live-Interviews waren eigentlich auch ganz fetzig gewesen und hätten den anstrengenden 12- bis 13-Stunden-Marathon merklich aufgelockert, aber dafür wurden die Umbauphasen ultrakurz gehalten.

 

Das Bang Your Head hat es über Jahre geschafft, seine ganz eigene Atmosphäre zu gestalten. Dass die Veranstalter in erster Linie noch immer Fans sind, schlägt bis ins letzte Detail durch. Freundschaftliches Verhalten unter den Fans, hilfsbereite, gut gelaunte Security, und bis zum Schluss reißt man sich den Arsch auf, damit das Event den Eintritt lohnt. Hut ab - und nächstes Jahr wieder! Ich würde mir zum Beispiel die Bands Toxic Virgin, Late Nite Romeo, Angel Dust, Demolition, Skew Siskin und 7th Seal wünschen. Oder, liebe Veranstalter, lasst vier bis fünf bühnenreife Underground-Bands auftreten, über die ihr bei eurer Arbeit fürs HoW!?-Magazin gestolpert seid.

 

Jürgen Hornschuh

 

 


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