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Festivals in 2003

Alive Festival 2003
Bang Your Head 2003
Black Hole Open Air 2003
Blind Guardian Open Air 2003
Blues Rock & More Open Air 2003
Bosch Open Air 2003
Bretthart 2003
Connichi 2003
Earthshaker Fest 2003
Fehmarn Open Air 2003
Force Attack 2003
Greifensteine Open Air 2003
Herzberg goes Wilhelmsthal 2003
Live Rocknight - Bandcontest Duisburg 2003
Marienberger Bizarre 2003
Nibelungenfestspiele 2003
Open Flair 2003
OsFest 2003
Polo-Rockfestival 2003
Rock Harz 2003
Stemweder Open Air 2003
Summer End 2003
Sun Open Air 2003
Under The Bridge 2003
With Full Force 2003
Woodrock 2003

Bang Your Head 2003

Balingen, Messegelände, 27.-28.08.2003


BANG YOUR HEAD 2003
Balingen, Messegelände, 27.-28.08.2003
Die schweißtreibende Odyssee ging in die achte Runde.

Eigentlich war es ja ein Jubiläum! Bereits das fünfte Mal sollte wieder das Messegelände in Balingen Veranstaltungsort für eines der schönsten Open Airs in Deutschland sein. Die ersten drei Festivals fanden ja noch in der Stefan Hartmann-Halle in Tübingen statt. 1998 haben wir das noch miterlebt und darüber berichtet. War es anfangs noch eine eintägige Hallenveranstaltung in Tübingen mit gerade einmal 600 Besuchern, strömten im vergangenen Jahr an beiden Festivaltagen insgesamt 33.000 Musikbegeisterte zum Balinger Messegelände. Im Gegensatz zu vielen anderen Festivals, die mehrere Bühnen aufbauen, um möglichst viele Bands verpflichten zu können, gibt es beim Bang Your Head nur eine einzige Main Stage. Alle Besucher sollen alle Künstler live erleben können. Spielzeit-Überschneidungen und lange Wege von einem Auftrittsort zum anderen sind so ausgeschlossen.


Der Sprung nach draußen hatte erstaunlich gut geklappt und alle freuten sich auf die Megafete.


Donnerstag, der 26.08.

Wer in Balingen campen will, der muss früh da sein, dass wussten wir von den vorangegangenen Events. Also fuhren wir Donnerstagvormittag um 10:30 Uhr los und waren auch tatsächlich nach runden 600 Kilometern staufreier Fahrt um 17:20 Uhr da. Die Festivaltermine für das BYH waren diesmal sehr günstig für uns, weil nur in Schleswig Holstein am 30.07.2003 die Freien begannen, und das störte hier niemanden.


Die Überraschung war groß. Trotz des um sechs Stunden früheren Eintreffens waren die Plätze schon ziemlich dicht. Wir bezogen nur unwesentlich dichter am Eventgelände, als das letzte Mal unseren Standort. Später erfuhren wir in der Pressekonferenz von Veranstalter Horst Odermatt, dass es wohl 10.000 Leute auf den insgesamt vier Plätzen waren. Ein immens hoher Anteil an „Sesshaften“ also. Für jede Person gab es einen Müllsack, der am Ende auch zurückgenommen wurde, und für den es dann auch anstandslos 5€ bar auf die Hand gab. Wir haben es am Sonnabend selbst erlebt. Klasse!

Egal, wir machten uns auf die Pressepässe abzuholen und Bier zu besorgen. Auf der Website des BYH hieß es, dass man in Sachen Dosenpfand eine Lösung anbieten könne. Eine Brauerei würde auf dem Gelände das Bier anbieten und wieder entgegennehmen, so dass die Heimfahrt mit einem Sack stinkenden Leergutes entfallen würde. Ergebnis: Am Donnerstag gab es noch kein Bier, und an den beiden Festivaltagen nur auf dem Hauptzeltplatz, die Dose zu 1,50€ - allerdings ohne Pfand. Wenn man das Leergut zurückbrachte gab es – nichts. Aber das war nicht wirklich schlimm. Für alle Durstigen und Hungrigen gab es genügend Geschäfte und Läden in unmittelbarer Nähe. Der Realkauf und Aldi waren gut vorbereitet und die Öffnungszeiten passten ja auch perfekt zum Festival. Freitags bis 20:00Uhr und am Samstag bis 16:00 Uhr. Herz was willst du mehr? – Ok, es gab noch ganz in der Nähe ein großes gut sichtbares „M“, wo man Hamburger und Fritten direkt essen konnte.

Dann um etwa 18:20 Uhr eine Überraschung. Ein heftiges Gewitter mit einem sehr starken Platzregen. Glücklicherweise war der Schrecken nach einer halben Stunde vorbei und bis auf eine kurze Wiederholung am nächsten Tag wurde es wieder das „Burn Your Head“. Abends war Party rundherum, und wer nicht zu den Warm Up Gigs ging wurde mit dem leisen Knattern der Stromaggregate und guter Musik aus unzähligen Lautsprechern und dem Duft von Bratwurst und Bier, zusammen mit einem angenehm kühlenden Abendwind sanft in den Schlaf gebracht.....

Freitag, der 27.08.

Pünktlich um 10:00 Uhr legten Destructor aus Cleveland Ohio ordentlich los. Die Band um Sänger und Gitarrist Dave Overkill zelebrierte auch einen solchen und erinnerten manch noch nicht richtig wachgewordenen Brummschädel sein Aspirin zu nehmen. Thrash Metal pur und ungefiltert. Kaum zu glauben, dass die Jungs so lange weg waren und sich hier zum ersten Mal wieder in Europa zeigten. Mit martialischem Aussehen und einem straff durchgezogenem 40 Minuten Set wurde gleich klargemacht wie das Motto dieses ersten Tages lautet: „Bang Your Head!“, was sonst? Das war schon einmal ein klasse Einstieg.

Tja, der nächste Auftritt war dann nicht so toll. Bitch – ebenfalls aus USA boten magere Durchschnittskost. Betsy „Bitch“ Weiss, die in den frühen 80ern als die fiese Zwillings-Schwester Pat Benatars galt, könnte heute glatt als deren musikalische Großmutter durchgehen. Ich meine nicht das Aussehen – nein, nein – die Dame betreibt wohl Kraftsport und hat sich gut gehalten – aber gesanglich auf dem Niveau von Suzy Quattro und in der Musikauswahl doch eher hausbacken, mag das wohl die Amis erregen, hier ließ es die ersten die Bier und Foodstände aufsuchen. Auch wenn es eine Europapremiere war, es gibt hier bessere Ladies: Doro, Inga Rumpf, Jutta Weinhold, die Frontfrauen von den Guano Apes und Die Happy..... Aber ich denke, dass ist auch wohl Geschmackssache. Das Publikum applaudierte gnädig und war zu diesem frühen Zeitpunkt schon recht zahlreich versammelt. Mit einem „Auf Wiedersehen“ verabschiedete sich die Band.


Jetzt wurde es Zeit für eine der ersten echten Überraschungen: Rob Rock! Der stimmgewaltige Sänger aus den USA ist Insidern von der Band Impelliter bekannt und in Deutschland seit seinen Auftritten mit Axel Rudi Pell schon zu einer festen Größe gereift. Wie würde er mit eigener Band klingen? Antwort: Fette Gitarren guter fast Mainstreamartiger Rock mit Truemetaleinflüssen. Die Band war eine geschlossene Einheit, und wirkte wie aus einem Guss. Bemerkenswert – aber nur optisch – war der Gitarrist, der wohl Conterganbedingt etwas verkürzte Arme hatte. Das störte Ihn (und alle anderen) aber nicht im geringsten, im Gegenteil, er war ein richtig Guter, was er im Gitarrenduell bewies, wo sich der eine ausklinkte setzte der andere ein und spielte den letzten Part nach – that’s Rock `N `Roll!

Szenenwechsel: Düster kündigten sich Amon Amarth an. Sie verschreiben sich dem Death Metal mit einer Vorliebe für die Mythologie der Wikinger. Nun ja so sind sie die Schweden.... Die Band hatte es wirklich nicht leicht. Bleich mit blankem Oberkörper in hellem Sonnenlicht ohne Effekte Grabessound zu präsentieren. Doch es gelang ihr. Das Publikum machte kräftig mit und die Gruppe erntete Sprechchöre und Anfeuerungsrufe. Im zweiten Teil ihres Auftritts merkte man aber doch, dass die Stimmen bei den heftigen Growls leiden und so wurde es zusehends melodischer. Man könnte sagen: Gewagt-Gewonnen!

Die Band Axxis verblüfft immer wieder! Auf der Bühne eine todsichere Bank, und auf der CD immer eine Spur zu soft. Hier jedenfalls erregten sie sogar den Zorn der Götter! Sie waren so heiß, dass sogar der Teufel schwitzte und so mitten in ihren Auftritt einen kurzen und heftigen Platzregen herunterprasseln ließ. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte die Band mit Titeln wie zum Beispiel My Little Princess vom vorletzten Album Back To The Kingdom richtig gut Dauerfeuer gegeben. Sänger Bernie tobte über die Bühne und war nach eigener Aussage über die Erfrischung überhaupt nicht böse. Seine Ansagen waren sowieso der Hammer. „Wir sind die letzten zwei Jahre immer unter den Zuschauern gewesen und haben uns den Pelz verbrannt und an der Fischbrötchenbude den Magen verdorben...deshalb dachten wir uns wir spielen hier im Schatten auf der Bühne und bekommen Backstage besseres Essen, ha ha ha!“ tönte es fröhlich den verdutzten Massen entgegen. Auch wenn die meisten Axxis wegen des Regens nur kurz abgefeiert haben. Es war ein Klasse-Gig!


T.N.T. hat nichts mit AC/DC zu tun, auch wenn sie sich Norwegian Dynamite nennen. Die Band ist ebenfalls auf einem Reuniontrip und bot mit Sänger Tony Harnel einen guten Frontmann auf, der es auch ganz gut bolzen ließ. Es wurde solider Rock geboten, der im zweiten Teil aber in peinlichem Pop abrutschte. So bleibt für die Norweger der Daumen auf Halbmast stehen.

Ganz das Gegenteil dazu boten die Thrasher von Annihilator. Die Kanadier gaben sich von Anfang an das ganz harte Brett und würzten den Auftritt mit reichlichem Posing und einer klar abgestrahlten ansteckenden guten Laune. Die Band um Jeff Waters begann das umzusetzen , was auch der Titel ihres derzeitigen Studioalbums ist: Wakin’ The Fury! Die Menge tobte und moshte kräftig mit, und die Security musste nun auch die ersten Möchtegern Stagediver abfangen.


Don Dokken wiederum kam locker und in Campusklamotten wie der Nachbar von nebenan auf die Bühne und man hätte fast die Frage nach einem Gewürz oder Bier erwartet, was im noch für seine Grillfete fehlt. Doch mit Titeln wie Under The Gun wird sofort der Scheitel gezogen, und man muss immer an Klaus Meine von den Scorpions denken, genau so lässt Don das „A“ erzittern. Aber im Ernst Dokken boten den Bilderbogen ihrer Karriere und verbreiteten einfach ein gutes Rockfeeling.

Richtig spaßig aber wurde es mit den Spaß-Thrashern von Sodom. Tom Angelripper alias Onkel Tom begrüßte die Menge mit Titeln wie Wachturm und Sodomie und rechnete vor, dass wenn jeder der Anwesenden ein Album der Band zulegen würde – er sich ein Eigenheim kaufen könnte – hahaha, der Mann hat Nerven. Es wurde das Hirn geprügelt und man verabschiedete sich mit ein paar mächtigen Pyros. Ich denke das war das fehlende Gomorrha!


So langsam wurde es nun spannend. Der Co-Headliner Hammerfall enterte die Bühne. Ich hatte die Band schon einige Male gesehen und erwartete wildes Posing und irre Kostüme. Ok, das Posing gab es, aber die Kostüme waren einfacher und die Musik hatte ebenfalls deutliche Reife erfahren! Hear The Thunder heißt das Motto der Schweden. Und genau das gab es. Die Band bot eine wirklich erstklassige Show. Man hatte sich ein wenig vom alten immer gleichen Rhythmus entfernt und bot neben dem Typischen Mitbangtiteln auch Balladen und Midtemposongs, so dass man hier von einem exzellenten Gig sprechen muss. Hut ab!


Dann endlich war es soweit: Die Abendsonne malte ihre letzten Strahlen in den blauen Himmel und die Temperaturen waren höchst angenehm. Der Mann mit der wohl besten Stimme im Rockbereich begrüßte Balingen – Dio war da. Tosender Jubel brandete ihm entgegen und der Mann gab alles, was dieses Energiebündel zu geben hatte. Stargazer, Heaven And Hell, King on The Silver Mountain, Holy Diver und, und, und. Es machte einfach nur Spaß. Das Festivalgelände war nun proppenvoll und man sah Horst Odermatt sich hocherfreut einen Überblick verschaffend auf der Absperrung stehen. Die Fans bildeten eine einzige wogende Menge und bei Long Live Rock’ N’ Roll sangen alle kräftig den Refrain im Wechselspiel mit Dio. Mit einer sehr gut auf ihn eingestellten Band gab es ein Feuerwerk quer durch die eigene Rockgeschichte. Unglaublich: ich sah ihn 1977 mit Rainbow, 1999 hier in Balingen und jetzt auch wieder – und immer dieselbe Power in der Stimme. Welche Gnade! Und Dio weiß, was er seinen treuen Fans schuldig ist. Er schwenkte eine ihm von Fans entgegengestreckte italienische Fahne mit Dio-Emblem und gab sie brav zurück. Auch als ein Fan, der auf die Bühne vordrang etwas unsanft von der Security weggebracht wurde, schüttelte er ihm die Hand und klopfte ihm die Schulter. Und er sagte den Fans, dass er ohne sie nichts sei. Was für ein Gentleman. Er schaffte es genau um 23:00Uhr den letzten Ton zu singen. Sein Konzert war klar der Höhepunkt des ersten Tages (und für mich des ganzen Festivals).

Samstag, der 28.08.

Der Morgen begann mit der Undergroundlegende aus Los Angeles Hirax. In den frühen 80ern begannen sie als „traditionelle“ Metalband. Hier hörte man davon nichts. Es war ein bisschen Grindcore und Nu-Metal versetzt mit Hardrockelementen. Heftig und nicht sonderlich melodisch – aber zum Wachwerden der Fans durchaus geeignet. Es waren sogar schon sehr viele auf den Beinen, obwohl es erst 10:00 Uhr war. Der farbige Fronter gab sich alle Mühe den Moshern den Schlaf aus den Matten zu brüllen. Es war schon ganz ok.


Angelwitch boten danach wieder genau das, was man von ihnen erwartete 70er Jahre Rock der gepflegten Art. Ich hatte mir damals den Erstling gekauft – und genauso klingen sie immer noch. Der eine findet es schade – der andere freut sich das endlich mal live hören zu können. Ich sah sie damals in Wacken bei ihrer Reunion und Sänger Kevin Heybourne klingt und spielte genau das gleiche wie dort. Aber ok, so konnte man in Ruhe begleitet von guter Rockmusik durch die vielen Stände und Buden schlendern und schauen was es denn alles so gab.


Bei dem Bonus-System hat sich einiges verbessert, aber man konnte nicht alles dafür bekommen. Die Bratwurst musste zum Beispiel mit 2€ direkt bezahlt werden. Zu den Preisen ist zu sagen, dass hier der Teuro nicht so zugeschlagen hat. 2,70 Euro für 0,3l Bier ist zwar nicht billig, aber im Vergleich zu anderen Festivals im Mittelfeld. Pizza für 3€ geht völlig in Ordnung. Man darf ja nicht vergessen, dass sich Durstige und Hungrige auch außerhalb extrem günstig verköstigen konnten. Nein, das ging hier mit allen Preisen völlig in Ordnung. Die Toilettenfrage ist immer heikel, aber auch hier hat das BYH Vorteile, da ja feste Gebäudetrakte das Gelände säumen und die Cleveren morgens sofort die größeren Geschäfte dort erledigten, wenn über Nacht saubergemacht wurde. Gut, es hätte speziell in den Außenbereichen der Campingplätze ein paar Dixiklos mehr geben können, aber da muss man ehrlicherweise zugeben, würde es logistische Probleme gegeben haben, denn die Zufahrtswege waren dort schlicht und simpel zugecampt. Doch im Vergleich zu „Kein Kacken in Wacken“ heißt es hier „In Balingen, das sollst Du wissen wird komfortabel geschissen“ – sorry für die derbe Ausdrucksweise, aber genau das ist ein wichtiger Punkt. In Balingen brauchten die Frauen nicht so viel Angst zu haben sich wegen mangelnder Hygiene was „einzufangen“ wie in Schleswig Holstein, wo schon Mittel gegen den Durchfall zur Grundausstattung gehören, damit man möglichst wenig auf die Fliegenumtosten Pötte muss. Aber nun weiter mit der Musik:


Es stand der erste Höhepunkt des Tages an: Masterplan. Das neue Bandprojekt von Flitzefinger Roland Grapow und Uli Kusch (beide früher Helloween), dass sich dann in eine Fulltimeband verwandelte. Sänger Jorn Lande hatte genau die Stimme, die so eine satte Instrumentierung braucht. Hier wurde Truemetal in bester Tradition vorgeführt. Jorns Stimme erinnert in manchen Passagen an die von Dio, und so rann manch wohliger Schauer über den sonnenverbrannten Rücken der Headbanger. Sowohl der Sänger als auch die Gitarristen gingen öfters auf die Planke Richtung Zuschauer, so dass alle ihnen nahe sein konnten. Erwähnenswert ist hier noch der perfekt eingebettete Keyboardsound, was nicht bei jeder Metalband so gut hinzubekommen ist. Ganz klar ein Highlight dieses Festivals. Roland strahlte auch reichlich nach dem Auftritt, und man hätte ihm wohl das Lächeln bestenfalls nur wegoperieren können, so gut war er drauf.


Wer nun gedacht hatte, dass er sich nun etwas ausruhen konnte, der hatte sich getäuscht. Es wurde nämlich noch heftiger und erdiger harter Rock knallte den Moshern aus den Boxen entgegen. „Mahlzeit wir sind Brainstorm und wir spielen Euch einiges aus unserer neuen CD vor!“ Und die Matten flogen....


Wohl kein Shouter auf diesem Festival hatte so ein irres Laufpensum hingelegt wie Andy B. Franck, der überall kurz auftauchte, um plötzlich in den Pressegraben zu springen und sich den Fans entgegenwarf, nur um im nächsten Moment wieder von oben grinsend weiter zu singen. Hut ab. Wer diesem ansteckenden Frohsinn nicht erliegt, der sollte an sich rumzupfen, ob er nicht Stroh aus sich ziehen kann, denn man müsste entweder tot, oder eine Vogelscheuche sein um nicht mit zu steppen. Nun aber mal im Ernst: Brainstorm gehörten mit diesem Auftritt mit zu den Top Five des Festivals. Da brannte der Asphalt!


Von Pink Cream 69 gibt es zu berichten, dass auch sie das gute Metalbrett ordentlich, wenn auch sehr viel filigraner schrubbten. Mit den sympathischen Karlsruhern kann man sowieso nichts falsch machen, obwohl sie es nach Brainstorm und Masterplan schon etwas schwer hatten die müden und sonnenverbrannten Fans in Bewegung zu halten. Fazit: ein souveräner solider Rockact! Melodischer Truemetal eben.


Nach so viel melodischer Wucht kamen nun endlich auch die Jünger des Death Metal zu ihrem Recht. Mastermind Peter Tägtgren zauberte trotz gleißenden Sonnenlichts die Schrecknisse von Splatter und Todesszenarien auf die Bühne. Das Volk fand es gut und ging begeistert mit. Die Musiker waren wegen ihrer oft fliegenden Haare kaum zu erkennen. Es war ein heftiger Auftritt mit reichlichen Growls und zum Schluss richtig tobender Meute. Wer für diese Musikrichtung etwas über hat, der wurde durch die Schweden voll bedient.


Eine Überraschung boten Y & T , die früher Yesterday & Tomorrow hießen. Auch diese Band ist ein Hardrockkind der frühen 80er. Die Amerikaner hielten bis 1990 durch und reformierten sich kurzfristig 1995 , nur um sich wieder aufzulösen. Das neue Jahrtausend nun bietet den musischen Metallern um Sänger um Gitarristen Dave Meniketti endlich wieder die richtigen Möglichkeiten. Sie begannen ihren Auftritt schwunghaft und boten feinsten Rock. Leider verloren sie gegen Ende ihr Tempo und verflachten in Popballaden. Da half es auch nichts, dass Dee Snyder für ein Stück unangekündigt auf der Bühne auftauchte um mitzusingen....

Ein wahres Rockgewitter zog dann mit Overkill herauf. Die Jungs aus den Staaten haben ja mit ihrer Doppel-DVD Wrecking Everything schon einmal heiß vorgestellt, so dass man schon sehr gespannt sein durfte. Wir erinnern uns: Im letzten Jahr mussten sie absagen, weil am Vorabend der Show Frontmann Bobby \"Blitz\" Ellsworth einen Schlaganfall erlitten hatte. Sie versprachen damals: “When we are allright again, we’ll come to rape Balingen!“ Nun ja, eine Vergewaltigung war es nicht gerade, aber Bobby bot mit seiner Truppe schon eine Supershow. Die Menge, die nun schon sichtlich angewachsen war ging begeistert mit. Keine Frage, das Warten hatte sich gelohnt.

Zwischen den Auftritten gab es eine kurze Pressekonferenz, die leider schlecht besucht war. Ja wo es keine Absagen oder Skandale gibt, da ist es wohl für einige Journalisten wohl nicht interessant genug. So sagte Horst Odermatt zu Beginn gleich: „ Gibt es irgendwelche Fragen? Wir haben nichts wichtiges, es klappt alles keine Probleme....“ Auf meine Frage nach den Zuschauerzahlen bekamen wir zu hören, dass in etwa der Vorjahresstand erreicht wurde. Am Samstag waren klar mehr Leute da als am Freitag. Probleme mit der Polizei hätte es so gut wie gar nicht gegeben. Auch wir können nur bestätigen, dass alle Beamten sehr rücksichtsvoll und hilfsbereit waren. Danke an dieser Stelle dafür. Das gilt natürlich auch für die Security, die alles andere als grob oder aggressiv waren. Korrekt und bestimmt ließen sie rein oder wiesen ab – so muss es sein.

Das EMP-Zelt ist ebenfalls gut angekommen. Hier gab es die obligatorischen Eisskulpturen und immer wieder Autogrammstunden und Interviews mit den Stars. Auch DVD-Vorstellungen und ähnliches fanden hier statt. Überhaupt waren fast alle Stars ihrem Publikum sehr nahe und so mancher drehte sich erstaunt um und sagte am Pizzastand: “ Ey, das ist doch.....“

Dann wurde uns verraten, dass die Hälfte des Billings des nächsten Jahres schon steht und man uns schon im September praktisch alle Namen nennen könnte – Alle Achtung! Dann die nächste Überraschung: Zu Weihnachten wird eine DVD von diesem Festival im Laden stehen. 12 Kameras und drei Dat-Recorder zeichneten auf, was es gab, und so wird jeder selbst sehen können, was für ein geiles Festival das war. Auf die Frage nach einer Limitierung sagte man, dass 22000 Besucher am Tag ganz sicher die Obergrenze sei. Man wolle noch am selben Abend durch das Gelände gehen und schauen, wie dicht die Menschenmassen sind, so dass man für das nächste Jahr ein Limit festlegen könnte. Jungs ich wette: Im nächsten Jahr wird es erstmals heißen „Sold Out“! Auch das Thema Hard Union ist auf dem Prüfstand. Klar ist es wird sie weiter geben, wie sie aussehen wird, das wird wohl auch dieser Festivalsommer noch zeigen.

Was darauf folgte, das kann man nur als Triumph bezeichnen. Zu den Klängen von Man And Machine brach U.D.O. über die Menge herein. Der Solinger zeigte ganz klar auf, was denn Metal wirklich ist: kurze knackige Riffs und eine Meckerstimme, bei der sich auch AC/DC fragen müssten, ob ihr Fronter das auch könnte. Udo Dirkschneider ist ein ganz klarer Ausnahmekünstler. Er ist solo besser, als seine Band Accept es je war, und schlecht waren die ja auch nicht. Seine Band bot ihm das perfekte Podium um mal so richtig zeigen zu können, wo der Hammer hängt! Sein Holy ist und bleibt für mich die Metalhymne des neuen Jahrtausends. Die Fans sahen das ebenso und wollten ihn gar nicht mehr weglassen.

Thin Lizzy ist immer noch ein magischer Name. Deshalb ist es immer von Interesse, wenn diese Band irgendwo auftritt. Als Phil Lynnot 1986 starb gab es die Band schon zwei Jahre nicht mehr. Aus Anlass des Todes von Phil trat die Band für ein Anti-Drogen Benefiz auf. Damals sprach auch Phils Mutter zu den Fans. Wer es sah wird es nicht vergessen. Nicht vergessen haben auch John Sykes (der zwischenzeitlich bei Whitesnake und Blue Murder gespielt hatte) und Scott Gorham die Reaktionen der Fans. Und so existierte Thin Lizzy sporadisch immer mal wieder.  Hier in Balingen boten sie ein biederes Konzert. Die einzige echte Ablenkung bot Horst Odermatt, der auf einer Feuerwehrhubleiter über das Volk gehievt wurde und dort ein gutes Dutzend T-Shirts in die Menge warf. Tolle Aktion.


Alle Hits wurden gebracht bis auf Whiskey In The Jar. Warum sie das nicht spielten begriff niemand. Und so war es ein insgesamt sehr schwacher Auftritt. Nein, das war kein Co-Headliner. Das war ein Handschuh ohne Daumen. Das wichtigste fehlt. Auch wenn die Stimme des Fronters ähnlich klang....


Dann endlich war es soweit: Die einzige Show von Twisted Sister in Deutschland. Purer Glam-Metal, so könnte man es beschreiben. Von Anfang an war es eine tighte und straffe Performance. In ihren schrillen Kostümen mit derber Schminke, wie aus einer Rocky Horror Picture Show entsprungen, hatten die Jungs um Dee Snyder das Publikum voll im Griff. Von der ersten Sekunde war hier klar: Das ist der heutige Headliner. Und sie spulten alle ihre Hits ab. Dann versprach Dee noch, dass er in den USA von dem Land und dem Festival erzählen würde, wo der Metal herrscht. Wie zur Bestätigung zuckten heftige Blitze und starkes Wetterleuchten um die umliegenden Berge. Das erinnerte die Fans an den großen Regen zum Ende des Festivals 2001. Hier blieb es aber trocken! Und so endete eines der besten Festivals der letzten Jahre.

Fazit: Es ist schon unheimlich: Alle Bands spielten, ein volles Festival, tolles Wetter, keine Vorkommnisse – was will man mehr?

Ganz klar, dass wir uns alle auf das nächste Jahr freuen. Horst, Jagger und ihr anderen vom Team :“ Bleibt bitte so!“

Und wenn ihr mir nicht glaubt, dass es so gut war: Fragt mal jemanden der dort war – oder schaut später die DVD an, dann werdet ihr mich verstehen.


Kurt Mitzkatis


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