German Rock e.V. | Das Online-Archiv der Deutschen Rockmusik
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Krautrockpalast 2004
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With Full Force 2004

Krautrockpalast 2004


KRAUTROCKPALAST 2004

Bonn, Harmonie, 21.-23.12.2004

 

 

Für die Krautrock-Fangemeinde fand die Bescherung in diesem Jahr schon kurz vor Weihnachten statt. Von 21. bis zum 23. Dezember fanden in der Harmonie in Bonn nämlich drei hochkarätig besetzte Krautrock-Konzerte statt. Geladen hatte der WDR-Rockpalast und für einige Bands bedeutete das den ersten Auftritt im Rockpalast überhaupt. Es ist müßig, darüber zu spekulieren, aus welchen Gründen man sich in Köln erst jetzt an Bands wie Birth Control erinnert, freuen wir uns lieber darüber, dass diese drei Konzerte stattfinden konnten. Und mit uns freuten sich eine Menge Fans vor Ort, die zumindest an den ersten beiden Abenden eine prima Stimmung im Bonner Club verbreiteten. Aber nun hübsch der Reihe nach...

Für den ersten Abend waren die Auftritte von Karthago und Guru Guru angekündigt. Für Karthago stellte der Rockpalast-Auftritt so etwas wie die \"wirkliche Reunion\" dar, so konnte man im Vorfeld auf der Homepage der Band lesen. Eigentlich ist es ja eine undankbare Aufgabe eine solche Konzertreihe zu eröffnen, aber Joey Albrecht und seine Jungs schienen damit keine Probleme zu haben. Entspannt und bester Laune kamen sie auf die Bühne und schon ging die Post ab. Ihre Mischung aus lateinamerikanischen Klängen, Funk und Rock klang so frisch wie eh und je (und passt vielleicht sogar heutzutage noch besser in die musikalische Landschaft als in den 70ern) und es dauerte nicht lange, bis das Publikum begeistert mitging. Joey Albrecht an der Gitarre und Keyboarder Ingo Bischof sorgten wie in alten Zeiten für die solistischen Highlights. Aber ohne die grandiose Rhythmusarbeit von Chris und Rolo Rodriguez, sowie Tommy Goldschmidt wäre der Set wohl nur halb so begeisternd geraten.

So war das Feld also bestens bestellt für Mani Neumeier, Roland Schaeffer, Luigi Archetti und Peter Kühnstedt, für Guru Guru also. Bei diesem Auftritt zeigte sich erstmals eine kleine konzeptionelle Schwäche, die noch häufiger für etwas Unmut im Publikum und vor allem bei den Bands sorgen sollte: Für jede Gruppe war nur eine gute Stunde Spielzeit eingeplant (in günstigen Fällen dauerte ein Auftritt auch einmal 80 Minuten). Das ist gerade für Combos wie Guru Guru, deren Auftritte ansonsten gerne zwei Stunden und länger dauern und die sich während eines Sets stetig zu steigern wissen, natürlich schon ein wenig ärgerlich. Und so hatte man den Eindruck, dass sich Mani Neumeier und seine Kollegen gerade so richtig schön warm gespielt hatten, als es schon wieder aufzuhören galt. So konnten die Qualitäten der Band gerade einmal aufblitzen. Bis zum vorletzten Song, dem legendären Elektrolurch wirkte der Auftritt über weite Strecken aber ein wenig zu artig, es war kaum etwas von der alten Wildheit und Experimentierlust zu merken. Die blitzte nur hin und wieder und dann besonders bei Luigi Archetti auf, der seine Gitarre mit großer Hingabe traktierte.

Der zweite Abend stand zunächst ganz im Zeichen des Old-School-Hardrocks, wie ihn Epitaph zelebrieren. Da ging in der Bundesstadt mächtig die Post ab. Nach einem recht nervösen und musikalisch mäßigen Beginn fanden die vier Musiker zum Glück bald zu ihrer gewohnten Routine zurück. Je länger der Auftritt dauerte, desto besser wurde die Laune auf und vor der Bühne. Besonders die beiden Gitarreros Cliff Jackson und Heinz Glass machten ihre Sache letztendlich hervorragend. Kurz vor Schluss kam dann noch Klaus Walz von Jane für ein gemeinsames Stück auf die Bühne - und dann wurde es Zeit für den absoluten Höhepunkt der drei Konzertabende.

Angesichts eher mäßiger CD-Veröffentlichungen in den letzten Jahren konnte man nicht unbedingt davon ausgehen, dass der Auftritt von Jane qualitativ nahtlos an die legendäre Doppel-LP Live At Home anschließen würde. Aber Klaus Walz, Peter Panka, Charly Maucher und Werner Nadolny präsentierten sich in einer exzellenten Spiellaune. Auch sie hatten noch bis kurz vor dem Auftritt an ihrer Setlist gefeilt, um ihr Programm in entsprechend verkürzter Form auf die Bühne bringen zu können. So spielten Jane letztendlich fast ausschließlich ihre Klassiker, was dem Publikum und dem Rezensenten indes besonders gut gefiel. Als besonders geschickter und musikalisch ansprechender Schachzug erwiesen sich dabei die beiden Medleys aus Try To Find, Wind und Water auf der eine Seite und insbesondere Windows und Spain, das die Zuhörer nachhaltig beeindruckte. Und so bot die Band aus Hannover einen in jeder Hinsicht begeisternden Auftritt, der - laut Bandhomepage - demnächst auch als DVD erscheinen soll. Diese Veröffentlichung sollte sich jeder Fan schon einmal vormerken.

Der 23. Dezember nun sollte nicht nur den lange ersehnten und geforderten ersten Auftritt von Birth Control im Rockpalast bringen, sondern auch die Ikonen des Krautrock, Amon Düül II präsentieren. Was also ein Fest des Krautrock hätte werden können, erwies sich bald als recht zwiespältige Angelegenheit.
Schon beim Betreten der Harmonie merkte man, dass an diesem Abend etwas anders war, als an den beiden Terminen zuvor. Eine merkwürdige, latent aggressive Stimmung lag in der Luft, die der Atmosphäre nicht gut tat. Diese aggressive Stimmung hielt während des ganzen Birth Control Auftritts an, was den Spaß an dieser Darbietung schon ein wenig vermiesen konnte. Denn das, was die Band ihren Fans zu bieten hatte, war ein besonders guter und mitreißender Auftritt. Insbesondere Sascha Kühn ist mit seinem Keyboardspiel nun endgültig in der Band angekommen und stellt eine wirkliche Bereicherung dar. Peter Engelhardt erwies sich ein weiteres Mal als Meister an den sechs Saiten und Bernd \"Nossi\" Noske als begnadeter Drummer und Entertainer (aber damit sage ich den Leser/inn/en der German Rock News natürlich nichts Neues). Die Voraussetzungen für ein rauschendes Vorweihnachtsfest waren musikalisch also durchaus gegeben, warum es nicht wirklich etwas daraus wurde, steht wohl in den Sternen, schließlich sind die Birth Control Fans normalerweise doch ein ganz netter Haufen. Vielleicht war es ja die Vorfreude auf die Weihnachtsgeschenke, die eine gewisse Nervosität provozierte.

Die Lage entspannte sich dann beim Auftritt von Amon Düül II wieder ein wenig, was vielleicht auch daran lag, dass ein paar Leute mit der Musik der Münchener Band nicht viel anfangen konnten und gingen. Schon zu Beginn des Auftritts herrschte ein leichtes Chaos auf der Bühne, Renate Knaup-Krötenschwanz wollte anfangen, ihre Mitstreiter waren noch nicht ganz mit ihren Vorbereitungen fertig und so konnte man ein gewisses Hin und Her beobachten, bis Amon Düül II endlich loslegten. Das dann aber umso fulminanter mit einem sehr lautstarken und energiegeladenen Set, in dem sich angefangen bei Archangels Thunderbird über Wolf City, und Deutsch Nepal bis hin zu Surrounded By The Stars eine Menge Klassiker wiederfanden.
Nicht nur der etwas chaotische Beginn, sondern der ganze Gig zeigten, dass sich Amon Düül II während all der Jahre weitgehend selber treu geblieben sind und keinen musikalischen Modeerscheinungen hinterherhecheln. Dabei drückte besonders Renate Knaup-Krötenschwanz mit ihrer extrovertierten Performance und ihrem bisweilen eigenwilligen Gesang dem Auftritt ihren Stempel auf. Wer bereit war, sich auf die Musik der Münchener Band ganz und gar einzulassen, erlebte an diesem Abend ein großartiges Konzert und einen würdigen Abschluss der Krautrock-Reihe im Rockpalast.

Jürgen Brück


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