German Rock e.V. | Das Online-Archiv der Deutschen Rockmusik
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Festivals in 2006

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Burg Herzberg Festival 2006
Burgfolk 2006
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Under The Bridge 2006
Wave Gotik Treffen 2006
With Full Force 2006

Burg Herzberg Festival 2006

Breitenbach, 20.-23.07.2006


BURG HERZBERG FESTIVAL 2006

Breitenbach, 20.-23.07.2006

 

 

Dienstag, 18.07.2006

 

Kurz nach 10 Uhr machen Uwe und ich uns bei sengender Hitze auf den ca. 350 Kilometer langen Weg Richtung Hessen. Letztes Jahr waren wir am ersten Veranstaltungstag in Breitenbach angekommen, diesmal wollen wir die Atmosphäre schon ein paar Tage vor dem offiziellen Beginn mitbekommen.

 

Beim Eintreffen in Freak City fällt uns auf: Je näher wir der Bühne kommen, desto weniger Zelte und Wohnwagen stehen da in der Gegend rum. Und abgesteckte Wege gibt\'s dort auch noch nicht. Theoretisch könnte man sich jetzt in dem Dorf noch einem richtig großen \"Claim abstecken\", quer in der Wildnis mit unseren beiden Fahrzeugen parken und Uwes Zelt auch noch wer weiß wie in die Breite ziehen. Zudem sollen wir einen Platz für Holger und Bettina freihalten, die erst am Mittwoch nachkommen. Platz ist jedenfalls noch im Überfluss vorhanden. Und wir stehen fast an derselben Stelle wie letztes Jahr, nämlich in der Nähe vom großen Cafe, an dem es morgens schon belegte Brötchen, Kaffee sowie viele weitere leckere Sachen gibt. Und auch wieder knapp neben der Freak - Stage, doch das hat uns letztes Jahr nicht wirklich stark genervt. Dass die Bühne dieses Jahr sehr viel größer ist lässt uns nicht länger grübeln, und dass diese viel größere Bühne zwei Tage später natürlich auch mit einer größeren und fast doppelt so lauten Anlage wie letztes Jahr bestückt werden muss kommt uns in dem Moment auch nicht unbedingt in den Sinn. Wie sich noch herausstellen wird: A Big Mistake!

 

Mit dem Zeltaufbau warten wir so lange, bis einige Helfer mit ihren weißroten Flatterbändern damit fertig sind, auf dem großen Gelände eine gewisse Ordnung herzustellen, indem zum Beispiel die Durchgangs und Rettungswege für Feuerwehr, Krankenwagen, Wasserwagen usw. markiert werden.


Beim ersten Rundgang über den Platz stellen wir dann fest, dass zwar überall schon einige Aktivitäten herrschen, von Hektik oder ähnlichem aber keine Rede sein kann. Vom Kinderland kann man noch gar nichts erkennen, dort wird gerade das Zelt aufgebaut, wo demnächst gesessen, geredet und gespielt wird. Und auch das Kinderschminken findet später an diesem Platz statt. Von den Klangspielen, welche an den nächsten Tagen aufgehängt werden und die man danach immer wieder über den Platz klingen hört, ist auch noch nichts zu sehen. Selbst das \"Fußballfeld\", auf welchem das spätere Turnier von Kindern wie auch Erwachsenen abgehalten wird, muss erst noch abgesteckt werden.


Getränke und Imbiss-Stände finden sich erst die nächsten Tage ein, genauso wie alle weiteren Verkaufsstände oder auch das Informationsbüro der Festivalveranstalter.

 

Mittwoch, 19.07.2006

 

Holger und Tina treffen gegen 10 Uhr mit \"Kampfhund\" Perro ein. (\"Kampfhund\" nur deshalb, weil die Mischung aus Schäferhund und Neufundländer mit seinem dicken Fell die nächsten Tage vor allem mit der Hitze als auch mit der lauten Mucke ziemlich zu kämpfen hat - ansonsten ist das Tier vom Charakter her ein reichlich zu groß geratener und verspielter Schoßhund.) Jetzt erst mal Holgers Transit hinstellen, das Sonnendach aufspannen und die Hitze außen vor lassen, so gut es geht. Langsam füllt sich der Platz, und von allen Seiten ertönt die unterschiedlichste Musik: Alex Harvey, Billy Idol, Ego On The Rocks, Jethro Tull, Doro, Lovin´ Spoonful, Johnny Cash (!) oder auch Donna Summer (!!!). Gegen 16 Uhr Abmarsch Richtung Backstage - Bereich, von Gunther Lorz beziehungsweise der Festivalleitung die blauen Eintrittsbänder sowie Presseausweise besorgen. Danach relaxen, es ist immer noch sehr warm. Und das bleibt auch so bis zum Abend hin.

 

Donnerstag, 20.07.2006

 

Von früh morgens bis spät abends warm, nachts nicht viel kälter - die aufgestellten Wasserwagen sind dermaßen umlagert, dass man schon früh Schlange stehen muss. Und dies mehrmals am Tag, denn nachdem man sich das kühle Nass über den Körper laufen gelassen hat dauert es keine fünf Minuten bis T-Shirt, Hose und Haare wieder trocken sind. Langsam ist die drückende Wärme richtig unangenehm, und es wird immer heißer. Zudem füllt Freak City sich zusehends, und inzwischen laufen bereits Organisatoren / Helfer herum und suchen nach freien Plätzen, auf die noch ein PKW, Wohnmobil oder Zelt gestellt werden kann.

18 Uhr: Jetzt geht\'s loohoos... jetzt geht\'s loohoos! Ab sofort gibt\'s vier Tage Mucke \"Live on stage\"... und auch überall sonst auf dem Platz. Auf der großen Bühne spielt wie jedes Jahr die Session Band als Anheizer mit ihrem Psychedelic - Bluesrock auf. Beeindruckend, wie viele Zuschauer schon vor der Bühne stehen, auch die Band ist sichtlich überrascht. Und... Oh Wunder...es gibt drei kurze Regengüsschen (von richtigen Regengüssen kann man nicht reden) während des Konzertes... und viele stellen sich unter die riesigen Rhönsprudel Sonnenschirme, um nicht nass zu werden - Ich glaub´ es nicht! Manch einen, der sich unter die eigentlich als Schattenspender aufgestellten Teile verkrochen hat, erwischt es dann doch noch, denn der mittelschwere, kurz aufkommende Sturm fetzt mindestens einen der Sonnenschirme Richtung Himmel und zerbröselt ihn.

Auf dem Weg über den Konzertplatz kommt mir Gunther Lorz entgegen, der freudestrahlend loslässt, dass er die Live CD des letztjährigen Herzberg Auftrittes von Big Brother And The Holding Company gerade eben geliefert bekommen hat und diese gleich beim Merchandise Stand zu haben sein wird. Nachdem ich schon seit Monaten auf die Veröffentlichung warte heißt es jetzt natürlich... 3...2...1...meins! Überhaupt gibt es wieder seeehr viele Stände mit CDs, LPs, DVDs, Videos, Büchern, Tüchern, afrikanischen, indischen und vielen anderen Kunstgegenständen, von Eß- und Trinkbarem aller Art mal ganz zu schweigen. Und sollte mich meine Erinnerung nicht trügen, haben sich die Preise seit letztem Jahr nur unwesentlich verändert. Als Beispiele wären da zu nennen 0,3 Liter Cola zwei Euro, 0,5 Liter Cola drei Euro, Pizzen und Crepes je nach Belag zwischen zwei und drei Euro, Rührei mit Speck und Brötchen drei Euro.

Zurück zur Musik auf der Bühne: Richtige Songs gibt es laut Sänger und Gitarrist Tommy Gorny irgendwie beim Trio Space Debris aus dem Odenwald nicht, also führen sie mit Space - krautiger Improvisationsmusik den Abend fort, bevor die New Yorker Tri Pod ihre reichlich abgedrehten Klänge präsentieren. Kurz vorher schon mit großem Erfolg auf der Zappanale aufgetreten, erhalten sie jetzt den größten Beifall beim Song über den Terroranschlag vom 09.11., indem sie sich eindeutig gegen George Bush aussprechen.

Fantasyy Factoryy sollten den Abend beschließen, auf sie hatte ich mich richtig gefreut. Doch was passiert? Absage wegen Erkrankung der Drummerin! Für Fantasyy Factoryy kommen die Kanadier White Cowbell Oklahoma mit ihrer American Persiflage Show. Also etwas völlig anderes, und beim besten Willen kann ich der Comedytruppe mit Typen, die optisch rüberkommen wie eine Mischung aus Vader Abraham von den Schlümpfen, ZZ Top, Village People und Lynyrd Skynyrd nicht viel abgewinnen. Selbst die visuelle Show mal außen vor gelassen - es bleiben für mich nur acht überdrehte Typen mit musikalisch mittelprächtigem Rock und (fast schon) Punk über, die allenfalls sehr laut, verkrampft und überdreht den American Way Of Life verarschen. Kann mich in keinster Weise überzeugen, vielleicht bin ich auch einfach nur enttäuscht über den ausgefallenen Fantasyy Factoryy Gig.

 

Freitag, 21.07.2006


Sechs Uhr 30. Soll ich es wiederholen? Okay, nun denn... es ist sehr warm. Der Wasserwagen kommt, und bevor er ein paar Plätze neben uns einen \"privaten\" Wassertank auffüllt, gibt es eine ergiebige Dusche für die wartende Menge vor den \"offiziellen\" Wasserstellen.

Um 13 Uhr betritt Peter Bursch mit seiner Bröselmaschine die Bühne. Wird der eigentlich nicht älter? Zumindest aus einiger Entfernung sieht er noch genauso aus wie früher. Peter (zwischendurch an der Sitar) und seine Band (unter anderem mit Nippy Noya an den Percussions sowie Manni Von Bohr an den Drums, jedoch ohne Helge Schneider) entfacht von Anfang an eine richtige Zuschauerbegeisterung, was nicht alleine an der musikalischen Qualität liegt, sondern auch an seiner freundlich - lockeren Art mit dem Publikum zu kommunizieren.

Merklich weniger Zuschauer danach bei Hölderlin, was auch an den immer verrückter werdenden Temperaturen liegen mag. Ihre Sängerin hat zwar eine interessante und sehr helle Stimme, doch nicht alle Besucher sind davon begeistert, passt irgendwie nicht richtig zur von Hölderlin dargebotenen Musik. Dementsprechend gibt\'s auch den meisten Zuspruch bei langen Instrumentalpassagen.

Jaa, und dann das für mich erste richtige Highlight dieses Festivals: Kraan. Hellmut Hattler und seine Mannen spielen sich quer durch ihre musikalische Rock -Geschichte, ein von Anfang bis Ende gelungener Gig. Ingo Bischoff wie immer hervorragend an den Keyboards. Kleiner Scherz am Rande: Während des Auftritts betritt Mani Neumeier fotografierend von der Seite die Bühne, herzlich von Hellmut in Empfang genommen und vom Publikum mit tosendem Beifall begrüßt. Mani sehen wir heute Nacht mit seiner Truppe wieder...

Soft Machine haben es danach nicht einfach mit ihrem Jazzrock, schaffen es trotzdem, das Kraan begeisterte Publikum mit der Zeit für sich zu gewinnen. Ein sehr guter Gig der vier Briten, dessen Höhepunkt ein Drumsolo bildet.

Kommen wir zu Adrian Belew. Um es kurz zu machen: Ich kenne ihn natürlich, sei es als Mitglied von King Crimson, von David Bowie und Frank Zappa sowie als Solointerpret. Und jetzt fangen bei mir die Probleme an. Auf den Scheiben der oben genannten Bands / Künstler liefert er ohne Frage hervorragende Arbeit ab, auf seinen Solo Scheiben lässt meiner subjektiven Meinung die Qualität schon ziemlich nach, und sein Gig auf dem Festival sagt mir noch weniger zu. Eventuell bin ich auch mit zu hohen Erwartungen an diesen Ausnahmekünstler heran gegangen, der überwiegende Teil des Publikums ist jedenfalls hellauf begeistert. Das Programm dieses Abends besteht überwiegend aus Titeln seiner Soloplatten sowie einem Abstecher in King Crimson Zeiten. Kann es sein, dass Adrian Belew im Moment selbst nicht so ganz von sich überzeugt ist? Zumindest ist er laut Gerüchten wohl der einzige Künstler dieses Festivals, der dem Rockpalast untersagt hat, Filmaufnahmen vom Konzert zu drehen...

War bei Belew schon viel Publikum vorhanden, so steigert sich jetzt die Zuschauerzahl noch mal einmal. Die Überraschungstruppe des letzten Jahres kommt auf die Bühne: Berim Brown aus Brasilien. Beim Herzberg Festival 2005 noch am Sonntagnachmittag erschienen, spielen sie jetzt am Freitagabend zwischen Adrian Belew und Mani Neumeiers Psychedelic Monsterjam! Klingt es jetzt ganz fies, wenn ich sage: Was für eine Ehre für Adrian Belew, als Support für Berim Brown spielen zu dürfen? Auf alle Fälle ist es ein gewaltiger Aufstieg für die sympathische Truppe mit ihren wilden Rhythmen auf Schlaginstrumenten aller Art, gepaart mit Trompete, Gitarre, Bass und diversen anderen Instrumenten. Ein atemberaubender Auftritt, diesmal noch gekonnt mit Lightshow untermalt. Eineinhalb Stunden volle Power bis zum Umfallen, die meisten Mitglieder der Band befinden sich in ständiger Bewegung und entfachen eine totale Begeisterung beim Publikum. Nach dem Gig gibt es vor / neben der Bühne während der Umbaupause für Psychedelic Monsterjam eine Feuerkünstlershow, untermalt von diversen Berim Brown Mitgliedern an Trommeln und Percussions. Berim Brown - wieder eines der großen Erlebnisse auf diesem Festival.

\"Das wird nicht leicht für uns werden.\" Diese Selbsteinschätzung bringt mir Psychedelic Monsterjam - Bassist Dave Schmidt ganz trocken im Backstagebereich nach dem Berim Brown Konzert zum Ausdruck. Womit er nicht ganz Unrecht hat, obwohl das Trio um Mani Neumeier eine ganz andere musikalische Richtung fährt.  Neben neuen Titeln mischen sich erwartungsgemäß auch alte Guru Guru Sachen wie Electric Junk oder See You At The Dalai Lahma ins Programm. Abwechslungsreicher, da manchmal ruhiger, manchmal auch recht gitarrenlastig - harter Ausklang gegen drei Uhr morgens, untermalt durch eine psychedelische Lichtshow im Hintergrund.

 

Samstag, 22.07.2006


Neun Uhr 15, keinen Bock aus dem Bully zu krabbeln. Die Sonne knallt gnadenlos runter, es ist um diese Uhrzeit schon wieder extrem warm. Die erste Band der Hauptbühne (Liquid Scarlett) verkneif´ ich mir auf Grund eines Frühstücks mit viel Cola, damit mein Kreislauf bei diesen Temperaturen erstens überhaupt mal in Gang kommt und zweitens nicht gleich wieder zusammenbricht. Langsam ist es soweit, irgendwo hört der Sommer - Sonnen - Spaß auf.

Da unser Campingplatz sowieso ziemlich nahe der Freak Stage Bühne liegt, ziehe ich mir während meines Frühstücks noch etwas von Peter Bursch Gitarrenkurs rein - und bin baff erstaunt: Wow - wat `ne Menge Jimi Hendrix Jünger in spe vor der Bühne!

Zu Wicked Minds bin ich dann wieder vor der großen Bühne, das Programm ist okay, doch ihren Hard `N` Heavy Sound hab´ ich schon tausendmal gehört... und auch besser. Nichts Berauschendes für mich. Wichtiger ist jetzt sowieso erst mal der Weg zum Wasserwagen, eine kräftige Abkühlung muss sein...

Hatfield And The North: Bei der Besetzung ist klar, was dabei rauskommt: Bisschen Keyboards a la George Duke, Gesang in Richtung Gentle Giant, und vor allem viel Caravan - Style durch Richard Sinclair. Irgendwie interessant, doch insgesamt wirkt es auf mich musikalisch etwas orientierungslos. Im Moment interessieren mich während des Konzertes auch ehrlich gesagt eher die Regenwolken, die sich so langsam überm Gelände zusammenziehen... und wieder verschwinden! Ich fass es nicht! Und jetzt wird es richtig brutal. Nicht nur stickig heiß, sondern auch noch richtig drückend. Als ich beim Bully ankomme, sitzen Tina, Holger und Uwe reichlich fertig aussehend unter dem Sonnensegel. \"40 Grad auf dem Thermometer.\" meint Holger nur. \"Im Schatten!\" Na schönen Dank. Ritualmäßig geht\'s erst mal wieder Richtung Wasserwagen...

Uli Jon Roth, 17 Uhr. DEN will ich natürlich sehen, egal was für ein Wetter herrscht. Und jetzt gibt es DIE Schlagzeile dieses Berichtes: Uli Jon Roth vertreibt die Sonne und brütende Hitze!!! Jaaa. Pünktlich mit seinem Erscheinen auf der Bühne zieht sich der Himmel wieder zu, Regenwolken kommen, der Wind wird zum Sturm, der Stoff der hinten abgehängten Bühne flattert meterhoch in der Gegend rum, übers Mikro wird eine Unwetterwarnung durchgegeben... kurzum: Das Wetter bessert sich! Dazu ein Gitarrist in Hochform mit diversen Hendrix Sachen wie All Along The Watchtower oder Hendrix´ Version der Amerikanischen Nationalhymne. Bin hin und weg, geiles Konzert, das muss als Kommentar reichen. Punkt. (Nach Ulis Auftritt bekommen wir dann mit, dass es in Breitenbach wettermäßig ganz schön gestürmt und geknallt haben muss, inklusive diverser Dachabdeckungen und ähnlich unhübscher Sachen. So extrem wünscht man das den Breitenbacher Einwohnern und sich selbst natürlich auch wieder nicht...)

Wishbone Ash spielen ab 19 Uhr ihre Klassiker wie The Warrior oder King Will Come sowie einige Sachen, die ich als Wishbone Ash Fan nicht unbedingt auf einem Open Air hören möchte, da sie mir hier zu langatmig rüberkommen. Wishbone Ash habe ich mittlerweile einige Male gesehen, und es sollten vielleicht doch Setlist Unterschiede zwischen einem Open Air oder einem Clubkonzert - Programm von den Musikern gemacht werden. Im Großen und Ganzen aber ein professioneller Gig von Andy Powells Band.

Das nächste Highlight des Herzberg Festivals: Phil Mogg und UFO. Seit den Siebzigern im Geschäft hatten sie ihre Glanzzeit in den Achtzigern. Sie waren ganz oben, sie waren mehr als ganz unten... und jetzt sind sie wieder gaaanz oben. Tolles Konzert, auch wenn Phil Mogg mit Magenproblemen zu kämpfen hat und seine Stimme etwas schwach klingt. Das ganze Unbekannte Flug Objekt ist ansonsten musikalisch eins A drauf. Sie lassen zwar ihre ganz alten Kracher wie C´mon Everybody, Timothy, Boogie, Boogie For George oder Prince Kajuku außen vor, begeistern jedoch mit Shoot Shoot, Lights out oder Doctor Doctor. Ich freu´ mich jetzt schon auf deren Gig in der Worpsweder Music Hall im Oktober.

Was wird eigentlich seit geraumer Zeit für ein Hype um die Holländer The Gathering gemacht? Musikalisch nicht Fisch, nicht Fleisch. Weder Pop noch Rock, und unter Gothic würde ich das auch nicht einordnen. Damit das jetzt keiner falsch versteht: ich such´ hier jetzt nicht mit Gewalt eine Schublade für die Band, nur... egal, ich kann mit der Mucke absolut nichts anfangen. Doch das Publikum jubelt. Also muss wohl was dran sein... für Andere. Nächstes Kapitel.

Die finnischen Hidria Spacefolk: \"Wo Ozric Tentacles halt machen, gehen Hidria Spacefolk weiter!\" steht über die Band in der Festival Zeitung. Na ja, wollen wir mal die Kirche im Dorf lassen. Ozric Tentacles haben Uwe, Holger und ich letztes Jahr hier beim Festival gesehen, Hidria Spacefolk sind heute dran. Die Band ist bei Leibe nicht schlecht, tatsächlich stark an Ozric Tentacles angelehnt, doch deren Qualität erreicht die Space - Rock Gruppe unserer einhelligen Meinung noch lange nicht. (Wobei Uwe, Holger und ich in musikalischer Richtung selten einer Meinung sind.) Trotzdem ein gutes Konzert, auch wenn wahrheitsgemäß wohl eher Ozric Tentacles dort weitermachen, wo Hidria Spacefolk an diesem Samstagabend beziehungsweise Sonntagmorgen aufhören...

 

Sonntag, 23.07.2006

10 Uhr 30 - aufstehen! Erst spät eingepennt, da 50 Meter neben uns diverse Ginger Baker - Nachfolger (Trommler) die Nacht zum Tage machen und bis sechs Uhr ihre Session abhalten. Während dieser Session und auch danach ist Schlafen Glückssache, und wenn, dann nur etappenweise. Um 13 Uhr geht\'s zur Bühne, Casino Gitano ist angesagt. Die musikalische Veräppelungstruppe bringt die Zuschauer richtig auf Vordermann mit Flamenco, Tango oder Volksliedklängen, angereichert mit Polka oder Skatönen sowie zwei Tänzerinnen / Sängerinnen. Geht gut ab.

Götz Widmann... Götz Widmann? Nie was von gehört! Nennt sich selber Liedermacher, doch er klingt so ganz anders als zum Beispiel Wader oder Wecker, nicht so tiefsinnig. Jede Art von Drogen sowie ihre Zusammenhänge nimmt Widmann auf die Schippe, seine Haschischhund Geschichte ist ein Beispiel dafür, genauso wie die Story über sich und seine sechsjährige Tochter in Dein Vater Hat `N Kater oder auch die Tipps an Merkel und Co., drei Milliarden Euro Steuergelder legal einzunehmen: (Man braucht nur Hasch legalisieren) Eine richtig positive Überraschung für uns an diesem Nachmittag, der CD - Kauf von ihm ist schon geplant. Doch jetzt erst einmal, wie schon öfter erwähnt: Der Wasserwagen wartet...

Lasst mich über die Bands Orange (Monoton - Rhythmische Trance - Keyboard und Schlaginstrumentmusik, sehr gut hörbar dargeboten von \"kriegsbemalten\" Musikern) und Antibalas Afrobeat Orchestra (musikalisch Richtung Berim Brown, nur nicht so fetzig) zur Abschlusstruppe dieses Festivals kommen, den Herzberg Blues Allstars, einer extra für dieses Ereignis zusammengestellten Band mit auf der Bühne ständig wechselnden Personen. Um nur einige Musiker dieser Formation zu nennen: Chris Farlowe (Colosseum / Atomic Rooster), Mike Harrison (Spooky Tooth), Adrian Askew (Atlantis / Lake), Clem Clempson (Colosseum) sowie die Hamburg Blues Band um Gert Lange und Alex Conti sowie weiteren illustren Gästen.

 

Ab 20 Uhr liefern diese \"zusammengewürfelten\" Allstars über zweieinhalb Stunden einen Bluesklassiker nach dem anderen ab, diverse Hamburg Blues Band Songs sowie auch Creams Sunshine Of Your Love oder Spooky Tooth Titel, und vor der Bühne hat sich anscheinend alles versammelt und feiert, was noch nicht am Sonntagnachmittag Richtung Heimat abgereist ist. Bei einem Blick von der Bühne herunter sehe ich jedenfalls kein Ende der dicht aneinander gedrängten Köpfe.

Als die Herzberg Blues Allstars die Bühne verlassen, steigen über dem Gelände wieder einige von Besuchern mitgebrachte, übrig gebliebene Silvesterraketen in den Himmel. Dies war an den vorhergegangenen Tagen auch schon der Fall, und so schön es auch aussieht, solche Aktionen sind bei diesen Temperaturen und dieser Trockenheit einfach zu gefährlich.

Die musikalischen Witzbolde Sirqus Alfon, die schon letztes Jahr mit großem Erfolg dabei waren und auch in diesem Jahr zwischendurch auf dem Platz ihr Können zeigten, setzen daraufhin den Schlusspunkt dieses Festivals mitten auf dem Veranstaltungsplatz. Danach gibt es für alle, die noch nicht müde sind, Disco auf der Freak Stage, von dessen komplettem Programm ich ziemlich wenig mitbekam, doch man kann sich ja nun mal nicht zweiteilen. Ach ja, zur Anfangsbemerkung A Big Mistake: Was wir vier plus Hund mitbekamen waren die Freak Stage \"Nachtvorstellungen\" jeglicher Art, lange und laut! Darum haben wir uns schweren Herzens entschlossen, die Seite zu wechseln... und nächstes Jahr beim Kinderland zu campen, da ist es wenigstens nachts etwas ruhiger... und ein Wasserwagen um die Ecke wäre auch nicht schlecht...)

Sooo, kleines positives wie negatives Fazit noch zum Schluss. Wie schon 2005 gab es einfach zu wenige Toiletten, die oft langen Schlangen davor sprachen Bände. Auf der Pressekonferenz am Sonntagnachmittag gab es allerdings auch die Bemerkung, dass mit so einem Besucherandrang (laut Überschlagrechnung bis zu dem Zeitpunkt ca. 9000 Leute) nicht unbedingt gerechnet worden war. Den weitesten Weg zu diesem Festival hatte im übrigen eine Journalistin aus Weißrussland hinter sich gebracht, die sich auch gleich nach der Pressekonferenz wieder verabschiedete, um ihren langen Weg nach Hause anzutreten.

Ja, und das Wetter war schon bald zuuu schön, bisschen weniger Hitze wäre nicht unbedingt verkehrt gewesen, doch da können wir letztendlich nichts dran drehen. Auf alle Fälle besser, als hätte es die ganze Zeit geregnet. Und die Versorgung mit den Wasserwagen klappte ja auch hervorragend.

 

Es gab reichhaltig Essen und Trinken in jeglicher Form. Das Getränkeangebot reichte von Mineralwasser über Bier bis zum Mixdrink. Mit Crepes und Pizzen über Bratwurst mit Pommes bis zu thailändischen, indischen oder vegetarischen Spezialitäten konnte man sich alle Tage richtig überfuttern...


Security und Zivilstreifen hielten sich dezent im Hintergrund, der täglich mehrmals übers Gelände fahrende Polizeistreifenwagen hatte (zumindest für uns) eher etwas Beruhigendes als Bedrohliches. Die meisten Besucher verhielten sich sowieso friedlich, und kleine Problemchen jeder Art wurden meist untereinander schnell gelöst.

Ansonsten gibt es eigentlich nichts mehr von uns zu sagen, außer, dass wir Buten Bremer uns jetzt schon auf das Burg Herzberg Festival 2007 freuen.
In diesem Sinne... falls alles klappt... man sieht und hört sich.

P.S. Von wegen, es gibt nichts mehr zu sagen... das Wichtigste hätte ich fast vergessen: Wie schon im letzten Jahr geht ein dickes \"Dankeschön\" unsererseits an Alle Beteiligten, die dieses Festival zu dem machen, was es sein soll und was es auch ist: In jeder Hinsicht ein Erlebnis. Interessant im Übrigen, wie viele bekannte Gesichter vom letzten Jahr man wieder sieht. Mit ihnen kommt man auch schnell wieder ins Gespräch, genauso aber auch mit \"Neu - Festivalisten\".

P.P.S.: Und ein ganz persönlicher Dank & Gruß unsererseits geht natürlich noch an Gunther Lorz!

HORST Krispien

 

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