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Deichbrand 2007

Rockfestival am Meer


DEICHBRAND

Rockfestival am Meer
Cuxhaven, 24. & 25. August 2007

Freitag, 24.08.

\"Ich fahr´ selbst, penn´ im Wagen auf´m Parkplatz.\" Uwe hat keine Lust, sein Zelt wieder auf dem wahrscheinlich knapp hinter den Bühnen gelegenem Campingplatz aufzubauen, denn ein einigermaßen ruhiges Schlafen war da letztes Jahr nicht wirklich drin. Und ein Parkplatz liegt meist doch etwas weiter und somit auch ruhiger vom Hauptplatz entfernt.

Da er erst frühmorgens aus dem Nachtdienst kommt und (verständlicherweise) danach noch etwas schlafen möchte, finde ich mich erst gegen 13 Uhr zur Abfahrt in Delmenhorst bei ihm ein. Auf dem Weg dorthin noch beim Kiosk die neue Rock Hard gekauft, CD-Beileger in den Player und antörnen für die Stunden, die da folgen sollen. Upps, wer tönt denn da auf Track sechs? H - Blockx, na, passt ja prima!

Kurz vor 14 Uhr, Warm mit Sonnenschein pur auf dem Cuxhavener Deichbrand - Gelände, welches sich zu einem riesigen Areal gegenüber 2007 entwickelt hat.

Alles bedeutend größer angelegt als früher, der Campingplatz liegt wie schon vermutet noch immer stark in Bühnennähe, der Parkplatz ist auf \"normalem\" Wege etwa 15 Minuten entfernt.

Über eine anscheinend schon längere Zeit ungenutzte Graswiese schafft man es allerdings in knapp fünf Minuten zu seinem Wagen. Vorausgesetzt, man hat die etwa in Wiesenmitte befindliche, ziemlich breit gefächerte Baustelle mit sehr hohen Sandhügeln, den dazugehörigen Maschinen wie Baggern und Raupen, Bauarbeiterwagen, mannshohen Kanalisationsrohren, diversen Stolperfallen in Form von kleinerem Baumaterial und Erdlöchern sowie einigen dazwischen parkenden Autos unversehrt überwunden! Richtig lustig wird das Ganze bestimmt erst abends im Dunkeln. Doch genau heut´ Nacht nach der letzten Band werden wir es mal versuchen, denn wie heißt es doch so schön: No Risk, no Fun.

Mit einem so starken Besucheransturm haben die Veranstalter anscheinend nicht gerechnet, so dass sich vor den nur zwei Kassen schon ziemlich früh lange Schlangen bilden.

Richtig schnell weiter geht es da auch nicht, obwohl die vier Mädels von der Abfertigung sich redlich Mühe geben. Braucht aber halt alles seine Zeit: Karte verkaufen, Armbändchen hier, Armbändchen da, Gästeliste durchchecken, abhaken, und neben allem bei sehr jung aussehenden Besuchern noch die Ausweiskontrolle durchziehen (wird bei Konzerten auch immer mehr angewandt).

Die ersten zwei Bands bekommen wir akustisch hervorragend zwischen Kassenhäuschen und Einlassportal mit..., denn bei uns dauert es natürlich auch etwas länger.

Erst mal stehen wir schon mal ziemlich lange sinnlos an der falschen Kasse an: \"Gästelisten liegen leider an der Nebenkasse! Okay, also rüber da!“


Doch als wir dann dran sind geht dann doch alles ziemlich schnell: Stehen wir auf der Liste? - Ja! Mit Presseausweis / Fotopass? - Ja! Mit VIP / Backstage beide Tage? - Ja!

Na wunnebar, das klappt ja schon mal prächtig. SO darf ein Presseausweis gerne ausgestattet sein, und nicht wie so ein komischer \"No Backstage\" Pass, wie wir ihn dies Jahr auf einem anderen Festival bekamen. Ein Umhängeband dazu drückt mir eine Crewhelferin, die zufällig hinter mir steht, lächelnd in die Hand.

Als wir durchs Einlassportal marschieren werden wir beide von einem der Ordner original mit breitem Grinsen und Handschlag begrüsst: \"Na, auch wieder hier?\"

Ein Jahr nicht gesehen und doch wiedererkannt...cool! Das geht ja alles schon wieder prima los hier...

Auf dem Platz selbst - Rock City genannt - erwarten uns erst einmal viele Getränkestände mit Kaffee, Cola (Zwei Euro 80 plus Becherpfand), Apfelschorle, Limo (Fanta) und Bier, ein Red Bull - Stand sowie Karibische Sachen a la Sex on the beach. Imbissbuden aller Art mit Pizzen, Asia - Nudelgerichten, Hot Dogs, Crepes (zwei bis drei Euro), Schwenkgrills mit Krakauern, Bratwürstchen und ein grosser Haribo - Stand... auf dass mein Bauch dicker werde! (Um diese ganzen leckeren Sachen nach erfolgreicher Verdauung wieder loszuwerden stehen diverse Dixie-Klos und wie schon letztjährig ein Toilettenwagen (!) zur Verfügung.) Des Weiteren gibt’s einige Stände mit viel Modeschmuck und Tüchern, eine T-Shirt Druckerei, einen AOK - Gesundheitsstand und natürlich den offiziellen Veranstaltungs- Merchandisestand mit Postern, Jacken und den prägnanten Deichbrand Shirts (Normal, Girlie, Longshirt, zwischen 15 - 21 Euro). Sollte mich meine Erinnerung nicht völlig im Stich lassen, war ich wohl noch auf keinem Festival, auf dem so viele T-Shirts von dem gerade stattfindenden Ereignis getragen wurden.

Die Fans hier auf dem Platz stehen wirklich mit Haut und Haar hinter diesem Event. An dem eben erwähnten Merchandisestand unterzeichnen später auch die Musiker nach den jeweiligen Konzerten ihre CDs, Shirts und so weiter.

Händler von Ton- und Bildträgern sind leider nicht zu finden, dafür stehen drei nagelneue Kleinwagen eines bekannten französischen Konzerns auf dem Platz, mit Preisaushang und allem drum und dran, original wie beim KFZ - Händler in der City!


Der Zigarettenvertrieb Natural American Spirit, der seine qualmenden Produkte durch Angestellte mit Bauchläden auf dem Platz vertreiben lässt, hat sich einen besonderen Gag einfallen lassen und eine \"Smoking - Lounge\" aufgebaut, richtig gemütlich mit Sofa und so...


Eigentlich könnte man das mit den bisherigen Einschränkungen für Raucher ja wirklich ironisch - gelassen sehen, wenn da nicht schon wieder die nächsten Klopfer von diskriminierenden Gesetzen anstehen würden. Doch das ist ein ganz anderes Thema.

Letztes Jahr standen hier auf dem Festivalgelände eine große und eine kleine Bühne. Diesen Missstand hat man jetzt behoben und zwei gleich große Stages - Fire- & Waterstage benannt - nebeneinander gestellt. Kommt optisch bedeutend besser, und auch von den Bands dürfte sich keine mehr benachteiligt fühlen, von den jeweiligen Auftrittszeiten einmal abgesehen.

Und die zeitliche Kooperation zwischen den Stages klappt auch bestens... fast schon zu gut, den Ohren werden an den folgenden zwei Tagen kaum ein paar Minuten Pause gegönnt. Im Moment sind allerdings noch einige Crewmitglieder damit beschäftigt, diverse Werbebanner in der Nähe der großen Lautsprechertürme anzubringen.

Die eben erwähnten Bands bestehen neben Combos des Cuxhavener Umfeldes, welche zum Teil letztes Jahr auch schon hier anwesend waren, natürlich auch diesmal wieder aus richtig bekannten Acts. Über alle Interpreten zu schreiben würde den Rahmen eines normalen Berichtes sowohl im German Rock News Heft als auch auf unserer Internetseite www.germanrock.de sprengen, deshalb das komplette Teilnehmerfeld bei Interesse bitte von der Deichbrand Internetseite angeln.

Kommen wir zu den bekannteren, beziehungsweise bekannten Acts. Da wäre zum Beispiel Kim Frank zu nennen, der ehemalige Frontmann der deutschen Popband Echt. Das Highlight für die Teens an diesem Nachmittag. Sänger und Band (inklusive weiblicher Bassistin) machen keine Rockmusik, eher im weitesten Sinne immer noch Popsongs, wenn auch mit Anspruch. Neben vielen eigenen Sachen gibt’s zum Beispiel Rio Reisers Julimond. Kim und seine Mitstreiter agieren sichtlich gutgelaunt, liefern ein prima Konzert ab, die Teens sind begeistert und kreischen.

Für die Fotografen heißt es: Die ersten drei Songs fotografieren und filmen, danach bitte aus dem Graben. Mit solchen Auflagen kann ich gut leben...

Kurz nach dem Konzert treffe ich Backstage auf einen zufriedenen und immer noch gutgelaunten Kim Frank. DIE Chance, ihm noch ein Autogramm für meine 15 jährige Tochter Jeannette abzuluchsen.

Als Hauptact dieses Abends sind die Jungs der Mittelalterrocktruppe Subway To Sally angekündigt. Die Band lobt erst einmal die Organisation und die Behandlung seitens der Veranstalter und bezeichnet daraufhin das hiesige Festival als kleinen Bruder von Wacken. Subways Show wird mit ihrem wohl bekanntesten Stück, dem Veitstanz inklusive Feuerwerk eröffnet, zwischen weiteren schon oft gehörten Krachern mit großem Mitsing- , Mittanz- oder Mithüpffaktor fordert die Gruppe vom Publikum immer wieder \"Und jetzt: Der Schrei\" (aus dem Veitstanz), als Abschluss gibt’s Sieben plus Zugabe inklusive nochmaligem Feuerspektakel. Die anwesenden Fans der schwarzen Szene sind natürlich hellauf... (dunkelauf?) begeistert, und objektiv gesehen ist es auch das erwartet gute Konzert mit starker Lightshow, obwohl es für mich persönlich nicht ganz so überzeugend rüberkommt wie zum Beispiel der Mittelalterauftritt Schandmauls vom letzten Jahr. Direkt vor der Bühne und auch diverse Reihen dahinter ist von der Stimmung her ja noch alles klar, doch leider kann sich diese nicht bis in die hinteren Reihen ausbreiten.

Für die Fotografen heißt es im Übrigen: drei Songs ohne Blitz, Filmen total verboten, auch die offiziellen Videofilmer vom Deichbrand-Festival dürfen nicht.

Allerdings werden die Fotografen zum ersten Song wegen des gleich anstehenden Pyrospektakels zu ihrer eigenen Sicherheit von den Ordnern gar nicht erst in den Fotograben gelassen. (Ach ja, bevor ich es vergessen sollte: Wie schon letztes Jahr ein gaaanz dickes Lob an die Ordner, immer hilfsbereit und selbst in Stresssituationen wie beim Stagediving noch freundlich und meist richtig gut drauf, Note Eins mit Sternchen.)

IO - herausgeschält aus den ehemaligen Guano Apes. Die \"übrig gebliebenen\" Guanos agieren mit ihrem neuen Sänger, einem dunkelhäutiger Amerikaner mit sprachlich sehr guten Deutschkenntnissen. Nach eigenen Aussagen liebt der Mann Deutschland und lebt seit Jahren auch hier. Was ihm allerdings immer wieder sauer aufstößt sind diese \"motherfucking Nazis, Skinheads, Rechte und so weiter\" Unter lauten \"Nazis Raus\" Rufen des Publikums bringen IO ihren Song Fight Back (Zurückschlagen) und erinnern gleichzeitig an die Treibjagd auf acht indische Bürger letztes Wochenende auf einem Volksfest in Sachsen.

Und weil´s so gut läuft, bekommt Amerikas diktatorischer Kriegstreiber...( tschuldigung, hab´ mich doch glatt verschrieben, im offiziellen Sprachgebrauch wird der Typ ja als \"gewählter Präsident\" bezeichnet) George W. Bush in einer textlichen wie musikalischen Mischung aus Rock, Rap und Hip Hop auch noch sein Fett weg.

Über das lautstarke Pfeifkonzert des Publikums allein bei der Namensnennung von Bush will ich hier gar nicht groß schreiben, aber gut zu wissen, dass selbst schon viele Jugendliche in unserem Land den Durchblick bezüglich Amerikas Horrorpolitik haben.
IO liefern jedenfalls einen starken Gig ab, und als Gag werden von der Gruppe noch diverse IO-Frisbee Scheiben in die Menge geworfen.

Regicide sind auch wieder mit dabei! Die Mittelalterrocker aus dem Oldenburger Land betreten als letzte Band heut´ Nacht die Bühne. Schon beim Deichbrand 2006 hatten sie mich total begeistert, und auch diesmal enttäuscht die Truppe mich in keinster Weise. Obwohl es ihr erstes Konzert nach acht Monaten ist wirken sie total eingespielt. Die lange Liveabstinenz erklärt sich durch die neue Studioproduktion, die Anfang 2008 erscheinen soll. Die Band steht im dritten Jahr hintereinander hier auf der Stage und widmet den Veranstaltungsteam sogar einen eigenen Dankes - Song!

Musikalisch sind sich Subway und Regicide ziemlich ebenbürtig, Regicide für mich sogar noch einen Tick besser und somit auch das Highlight dieser Nacht, die gegen Zwei Uhr 30 morgens ihr musikalisches Ende findet. Das obligatorische Treffen danach am Merchandisestand zum \"Klönschnack\" darf natürlich nicht fehlen, und Uwe kann den Jungs dabei noch seine Foto-CD mit den Aufnahmen vom letzten Jahr in die Hand drücken.

Beim Regicide Auftritt zeigt sich dann auch für uns Fotografen & Videofilmer der große Unterschied zur Mittelalterfraktion von Subway: Wir haben wieder uneingeschränkten Bühnenzugang, können filmen, fotografieren und blitzen ohne Auflagen und ohne Ende. Selbst einige Regicide-Fanclub - Mitglieder dürfen mit Videokameras und Fotoapparaten augerüstet in den Fotograben zu uns und den offiziellen Videofilmern des Festivals, deren Aufnahmen im Internet übertragen werden.

Apropos Filmen: Die meiste Zeit wird mit einer Stativkamera vom Soundboardturm, einer Stativkamera auf sowie einer Stativkamera vor der Bühne mitgefilmt, nur bei bestimmten Acts agiert zwischendurch immer wieder mal ein dritter Typ mit seiner Schulterkamera auf und vor der Stage. Irgendwann stehen wir im Backstagebereich quatschend zusammen, und auf meine Frage, warum er nur bestimmte Band mitfilme gibt’s von Karlheinz die lapidare Antwort: \"Ich nehm´ nur die Bands auf, die mir persönlich richtig gut gefallen.\"

Auch nicht übel, wenn man die Freiheit hat, sich seine musikalischen Rosinen rauspicken zu dürfen! Da stellt sich eigentlich nur noch die Frage, ob und wann die interessantesten Rosinen der zwei Tage offiziell auf DVD herauskommen.

Auf dem Rückweg zum Parkplatz fällt uns auf, dass der Himmel inzwischen doch ziemlich wolkenverhangen ist. Wenn das man wettermässig gut geht mit morgen...

Doch noch bleibt alles trocken.

Samstag, 25.08.

Frühmorgens, Sieben Uhr 30: Sonnenschein krabbelt durch mein unverhangenes Bullyfenster und knallt mir voll ins Gesicht. Vorhang vor und weiter pennen. Beim Zuziehen bemerke ich schlaftrunken, dass die Scheiben von außen nass sind, es hat also irgendwann in der Zwischenzeit tatsächlich geregnet.

Der nächste Blick auf den Wecker: 11 Uhr, so langsam könnte man dann ja mal hochkommen. Die Sonne hat sich inzwischen wieder hinter einigen Wolken versteckt, trotzdem ist es weiterhin relativ warm, T - Shirt Wetter wie gestern.

Beim Blick aus dem Fenster zeigt sich, dass Subway To Sally gestern Abend natürlich der Publikumsmagnet gewesen waren, denn schon heut´ morgen gegen Drei Uhr 30 bei unserem Zurückkommen auf den Parkplatz war zu sehen, dass sich viele Pkws \"entmaterialisiert\" hatten. Jetzt fehlen noch `ne ganze Reihe mehr.
Das Spießrutenlaufen über die dunkle Baustellenwiese hat im Übrigen ganz gut geklappt...

Doch was ist denn da neben mir los? Oh nee, ein Hühnerstall (Wohnwagen) mit fünf lautstark gackernden Hühnern (ca. 16 jährigen weiblichen Teenies) wurde da irgendwann abgestellt. Das ist genau das, was ich gleich nach dem Wachwerden brauche... (An alle Gralshüter, die das Wort Hühner in dieser Beziehung als Verunglimpfung sehen: Meine 14 und 15 jährigen Töchter sowie ihre Freundinnen bezeichnen sich gegenseitig wegen ihrer Gackerei GENAU mit diesem Wort, also... Ruhe im Karton)!

Überhaupt fällt auf, dass sich auf diesem Festival sehr viele weibliche Besucher eingefunden haben. Gestern - so wie es aussah - wegen Kim Frank, heute dürfte wohl ohne Zweifel Madsen der Grund sein.

Des Weiteren fällt auf, dass sich kaum noch Anhänger der schwarzen Szene hier befinden. Sie sind gestern anscheinend total von Subway To Sally beziehungswese Regicide bedient worden und danach Richtung Heimat abgereist. Bei dem Wetter, das hier inzwischen um die Mittagszeit wieder herrscht, würde sich die Mittelalter / Gothic-Fraktion wohl auch nicht mehr so richtig gut fühlen, da ein Stand mit Sonnenschirmverkauf momentan garantiert der finanzielle Renner wäre.

Gegen 14 Uhr 30 betreten Gas  die Bühne, bei einigen Songs unterstützt von... Frl. Menke! Genau, DAS Frl. Menke! Wie? Keine Ahnung wer Frl. Menke ist? Okay, für die gaaaanz jungen Leser: Anfang der Achtziger gab es für kurze Zeit eine... ich nenn es mal \"Musik\", die sich Neue Deutsche Welle, kurz NDW schimpfte. Und genau zu dieser damals textlich so wortgewaltig überschäumenden - DaDaDa (Ich Lieb´ Dich Nicht, Du Liebst Mich Nicht), Tri Tra Trullala (Ich Bin Euer Herbergsvater) oder auch Turaluraluralu (Ich Mach Bubu, Was Machst Du?) - Klientel gehörte auch besagtes Frl. Menke, welches sich jetzt mit Gas  unter anderem wieder Im Tretboot In Seenot befindet...Arrrggghhh!!! Das kann ich noch nicht einmal als witzig oder ironisch ansehen, es ist einfach nur peinlich und platt.

Okay, Schwamm drüber. Genauso wie über den danebengeratenen Versuch, eines der wirklich wenigen, richtig guten NDW Stücke und im Original absolut vor Ironie triefendes Teil wie Joachim Witts Goldener Reiter irgendwie in Richtung Deutschmetal von der Bühne zu hauen.

Wenn sie wenigstens ihren eigenen Hohe Berge Trash noch weiter musikalisch versaut hätte!

Doch es gibt ja - Volbeat sei dank - jetzt erst einmal eine Stunde Rock pur: Die Jungs aus Dänemark, die schon als Support von Metallica auf der Bühne agierten, machen ihrem Namen allerdings nicht wirklich alle Ehre, da sie sich vom Stil her eher Volrock nennen sollten. Sehr guter Auftritt, den sich jetzt gegen 17 Uhr schon `ne Menge Leute reinziehen. Uwe hat die Truppe schon einmal vor wenigen Monaten in Bremen live erlebt, und ich würde sie mir auf alle Fälle bei nächstbietender Gelegenheit auch noch mal antun.

Klee aus Köln wiederum können mich mit ihrer Sängerin sowie ihrem Neue Deutsche Welle Sound \"in Hart\" nicht zu Begeisterungsstürmen hinreißsen.

Die Truppe Karpartenhund, ebenfalls aus Köln und bekannt geworden durch ihren Soundtrack zur TV-Serie \"Türkisch Für Anfänger\", liefert ebenfalls mit weiblichem Gesang deutsche Texte im Rockpopstil. (Sorry, doch vom Konzert ist bei mir im Nachhinein eigentlich nur hängen geblieben, dass die Band des Öfteren betonte, dass dieser Gig heute Abend Nr. 100 in ihrer Liste wäre.)


Sind bei Karpartenhund schon ziemlich viele sehr junge Besucher vor der Bühne auszumachen, ist gegen 21 Uhr 30 wieder absolut starker Mädchenauflauf angesagt.

Die vorhin bereits erwähnte Band Madsen begeistert zumindest die Girls zwischen 13 und 17 Jahren, und von denen treiben sich hier im Moment vor der Bühne doch einige mehr herum.

Musikalisch und textlich liegen Madsen mit Songs wie Du Schreibst Geschichte irgendwo zwischen gezähmten Toten Hosen und den Ärzten, das heißt nicht wirklich überwältigend, doch noch gut hörbar. Am interessantesten und ausgesprochen lustig ist allerdings eher das Beobachten der kreischenden & ausflippenden Mädels.

Ganz nebenbei steigert sich langsam aber sicher das Stagediving, was für einen der Ordner im Fotograben gar nicht lustig endet, denn er muss sich nach dem Madsen Auftritt von den DRK-Ärzten / Schwestern am verletzten Fuss behandeln lassen.

Kurz vor 23 Uhr stehen H-Blockx auf der Bühne. Eine der wenigen harten, deutschen Bands, die sich auf direktem Weg nach ganz oben in die Heavy - Spitzenliga befinden. Und das absolut zu Recht. H-Blockx liefern ein heftiges Konzert ab, auch wenn das Publikum nicht unbedingt so mitgeht, wie die Band es gerne hätte.

Dieser Zustand gipfelt dann irgendwann in dem Spruch: \"Gestern haben wir in einem Club in Leipzig vor etwa 300 Zuschauern gespielt... die waren lauter als Ihr!\" Starker Tobak, der den von mir geschätzten etwa 2500 Leuten gar nicht passt. Spätestens bei der Coverversion von Rick Springfields Celebrate Youth geht die Stimmung dann aber richtig ab und bleibt auch so bis zum Ende des Gigs. Das Stagediving erreicht bei den H-Blockx seinen Höhepunkt, was die Ordner allerdings schon vorher wissen, so dass sie uns Fotografen / Videofilmer bereits rechtzeitig vorwarnen und aus dem größten Gefahrenbereich des Grabens heraus direkt zwischen die dicken Bassboxen und die Bühne komplimentieren.

Unter den Zuschauern am Absperrzaun in der ersten Reihe mache ich eine etwa Endfünfzigerin (!) aus, die sehr textsicher und strahlend wie ein Honigkuchenpferd alles mitsingt, was da durch Tim, Henning, Stephan und Steffen von der Bühne runterkommt. Da behaupte noch jemand, Hard `n´ Heavy ist nur was für die jüngere Generation.

Zur Zugabe und ihrem letzten Song, dem verrockten Johnny Cash Cover Ring Of Fire lassen sich die Jungs etwas länger bitten, doch dann ist es Sonntagmorgen, etwa 0 Uhr 45: Ring Of Fire ist zu Ende und die Security geschafft. Einer von ihnen spricht das aus, was seine Securitykumpel wohl auch denken und vor allen Dingen hoffen: \"Das dürfte vom Stagediving die Höchstleistung gewesen sein, schlimmer kann es heute wohl nicht mehr werden.\"

Das ist der Moment, in dem ich für mich beschliesse, dass da nichts Positiveres mehr kommen kann, verabschiede mich von diversen Ordnern & Fotografen, zieh´ mir noch `ne letzte Apfelschorle rein und schlendere langsam über den Platz Richtung Ausgang. So wie es aussieht, haben die meisten Besucher auch genug Musik für dies Wochenende eingeheimst und strömen Richtung Merchandisestand zum Ende vom Gelände, wo H-Blockx noch Sachen verticken (unter anderem ihre gerade erschienene neue Studio CD Open Letter To A Friend) und Autogramme geben.


So, direkt vom Festivalverlauf her dürfte es das eigentlich gewesen sein. Einige neutrale, positive sowie negative Anmerkungen hab ich natürlich noch anzubringen:
Vom Veranstalter höchstpersönlich erfahren wir, dass für dieses dritte Deichbrand Ereignis im Vorfeld über 1000 (!!!) Bewerbungs- CDs im Festival-Büro eingegangen sind. Trotzdem wird wahrscheinlich im nächsten Jahr die Anzahl der Bands noch einmal etwas gekappt werden, so wie schon bei diesem Festival im Gegensatz zum Letzten weniger Acts auf der Bühne standen. Wie heißt es doch so schön: Qualität statt Quantität - Recht so!

In 12 Monaten soll auch wieder eine Festivalzeitung erscheinen, und als absoluter Hammer ist sogar in Planung, das Deichbrand Festival 2008 auf 3 Tage auszudehnen!

Ein paar Sätze noch zu den Auftrittszeiten: Zwei Bühnen sind natürlich immer eine prima Sache, trotzdem könnten Daniel, Dirk & Co. als Veranstalter / Verantwortliche / Planer eventuell mal darüber nachdenken, ob es nicht sinnvoll wäre, etwas längere Pausen zwischen den einzelnen Gigs einzulegen.

Mehrere Leute erzählten mir, dass man bei so kurzen Zwischenzeiten kaum umschalten und sich richtig auf die nächste Band einstellen / freuen kann.

Über den Platz gehen möchte man auch nicht, \"aus Angst, irgend etwas Wichtiges zu verpassen\" (Feuerwerk, geile Show und so weiter).

Ein Händler erzählte, er fände das überhaupt nicht so toll mit der schnellen Reihenfolge, da die Besucher sich bei ihm zwar kurzzeitig einfinden, bei den ersten Tönen der folgenden Band allerdings sofort wieder Richtung Bühne zurück stürmen, ohne die nötige Zeit gehabt zu haben, sein Sortiment richtig durchzusehen und daraufhin etwas zu kaufen.

Noch ein Wort zum Thema Händler und deren Stände: leidenschaftliche Ton- und Bildträgersammler (CD / DVD / Vinyl / Video und so weiter) wie meiner einer werden leider bis auf die Angebote der auftretenden Bands überhaupt nicht bedient. Einige Verkaufsstände in dieser Richtung würden bestimmt nicht nur mich freuen.

Sitzgelegenheiten (Bänke und / oder Tische) rund um die Getränke- und Imbissstände wären vielleicht auch mal eine Überlegung wert. Und abends ist (nicht nur meiner Meinung nach) Real-Rocktime angesagt, oder? Hätte da eine reine Teenieband wie Madsen ihren Auftritt eventuell nicht auch ein paar Stunden früher bekommen können und dafür zum Beispiel Volbeat um die Uhrzeit mit Lightshow auf der Bühne stehen sollen?

Beruhigend war die Anwesenheit der Bediensteten vom Deutschen Roten Kreuz, und interessant die über den Platz streifende \"Alkoholpolizei\", bei der getestet werden konnte, wie viel Promille man schon im Blut hat.

Die \"normale\" Polizei befand sich auch auf dem Gelände, hielt sich allerdings wie letztes Jahr auch dezent im Hintergrund. Trotzdem war es gut, sie im \"Hintergrund\" zu wissen, denn vielleicht / höchstwahrscheinlich trug auch ihre Präsenz dazu bei, dass es wieder keine - zumindest mir bekannt gewordenen - Schlägereien oder ähnliche Ausschreitungen gab. Von meiner Seite fiel mir jedenfalls kein negatives / aggressives Verhalten irgendeiner Art auf, ganz im Gegenteil.

Es herrschte beide Tage beste / friedliche Stimmung unter den Leuten, alle waren gut drauf, obwohl einige Besucher klar ersichtlich doch etwas zuuu viel Alkohol intus hatten. (Würg... Kotz... Brech...)

Zum Abschluss noch einmal ganz großes Lob an die Ordner / Security / Crew - alle waren in jeder Hinsicht genauso hervorragend wie im letzten Jahr.

Und ein dickes Dankeschön an Daniel Schneider & Dirk Lankenau für Eure Unterstützung, (Akkreditierung, Bestätigung, Gästeliste, Presseausweise inkl. Foto & VIP...).

Wie schon 2006 war erneut alles topp und positiv, diesmal sogar das Wetter. Wir (Uwe Schumacher / Fotos und ich) freuen uns schon aufs Deichbrand Festival 2008.

(Vielleicht mit In Extremo oder Saltatio Mortis ? Lemmy´s Motörhead wären auch nicht schlecht...)

HORST Krispien


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