German Rock e.V. | Das Online-Archiv der Deutschen Rockmusik
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BB And The Blues Shacks



BB And The Blues Shacks
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Agitation Free und Man

Agitation Free
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Nine-T-Nine
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Aphodyl
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Lazuli (F)
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Voyager IV
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Symphony X
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Kraan

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Stoppok

Stoppok
16.02.2024
Redstones

Redstones (D/F)

Agitation Free

Biografie

AGITATION FREE aus Berlin sind eine der eher wenigen progressiven Gruppen, die weitestgehend ohne Gesang auskamen, jedenfalls auf ihren damaligen Plattenveröffentlichungen "Malesch" (1972 auf Vertigo), "Second" (1973 auf Vertigo) und der nachgeschobenen "Last" (1976 auf Barclay, mit Aufnahmen von 1973 und 1974). Zuletzt spielten sie - u.a. am 2.2.1974 in Köln, woraus die CD "At the cliffs of river Rhine" entstand - in der Besetzung GustI Lütjens (g), Lutz "Lüül" Ulbrich (g), Michael "Farne" Günther (b), Michael Hoenig (key) und Burghard Rausch (dr). Im selben Jahr 1974 traten Spannungen auf, die zum Bruch und Ausscheiden von Michael Hoenig und Burghard Rausch führten. Michael Günther berichtet über diese letzten Monate der Gruppe: "Nachdem Agitation Free im Streit um die Richtung, in die zu gehen sei, nun kurz vor der Auflösung stand, wollten wir zwei Sturköpfe GustI und ich dann doch nicht aufgeben. Zunächst einmal konnten wir Lüül davon überzeugen, doch wenigstens zeitweise weiter mit uns zu arbeiten. Mit Harald Großkopf und Manfred Opitz fanden wir erst einmal Ersatz für Burghard und Höni. Weiterhin stieß Saxophonist Klaus Henrichs von der Berliner Gruppe Os Mundi zu uns. Zunächst war also eine neue, aber noch ungefestigte Besetzung gefunden. In Udo Arndt von Os Mundi, späterer Mitproduzent von Nina Hagen und Nena, mit dem ich in einer Wohngemeinschaft in der Berliner Bayernallee wohnte, hatten wir einen Verbündeten, denn der machte gerade eine Art Praktikum im Tonstudio des Evangelischen Rundfunkdienstes und lud uns ständig zu Aufnahmen ein, denn er mußte üben, mit seinen Geräten umzugehen. Leider ergab es sich, daß ausgerechnet Lüül zu diesen Zeiten immer in Frankreich weilte. So gibt es in dieser Besetzung keine Bandaufnahme mit ihm, wohl aber Bilder. GustI und ich machten aus der Not eine Tugend. Musikalische Ausflüge in andere Welten sind bei Agitation Free üblich. Das Zusammenspiel mit vielen anderen Leuten war nichts Ungewöhnliches. So gab es zu allen Zeiten des Bestehens der Gruppe Entwürfe z. B. im Bereich der E-Musik. Die, die in den Bereich des Jazzrock oder des Politrock gingen, sind aber damals nie veröffentlicht worden, weil unsere Plattenfirma das ablehnte. Trotzdem haben wir viele solcher Vorhaben durchgeführt. Also sammelten wir wie gewohnt andere befreundete Musiker als Gäste und versuchten uns in anderen musikalischen Welten. Etliche Stücke sind aus dieser Zeit erhalten geblieben, werden aber erst jetzt, 1999, auf vorliegender CD veröffentlicht, Zeugen einer spaßigen Zeit mit unseren Freunden: Manfred Opitz, damals bei Metropolis an den Tasten. Klaus Henrichs, damals Saxophonist bei Os Mundi. Harald Großkopf, ehemals Schlagzeuger von Wallenstein. Constantin "Bommi" Bommarius, damals Schlagzeuger von Karthago. Lou Blackburn, mittlerweile verstorben, ehemals Posaunist bei Duke Ellington und Leiter der Gruppe Mombasa. Christian "Bino" Brero, Kontrabassist beim Radio-Symphonie-Orchester Berlin, als Pianist. Bernd Gruber, Jazzmusiker. Jochen Bauer, Jazzrock-Schlagzeuger. Voller Stolz und Überzeugung präsentierten wir dann die Ergebnisse aus dem ERD-Tonstudio unserer Plattenfirma und begehrten Veröffentlichung. Es folgte eine herbe Enttäuschung. Man erklärte uns, das Ganze sei nicht verkäuflich. Also versuchten wir einen Umweg: Wir schickten Hartmut Geerken vom Goethe-Institut, den wir 1972 in Kairo kennengelernt hatten, ein Band nach Kabul in Afghanistan, wo er inzwischen Leiter des örtlichen Goethe-Institutes war, in der Hoffnung, er würde uns eine Tournee ermöglichen und dann würde, wie damals, unsere Plattenfirma Music Factory/Phonogram mitziehen und eine neue Platte veröffentlichen. Auch das war ein Trugschluß. Als Antwort erhielten wir den demütigenden Vorschlag, uns vielleicht ein Engagement im Hilton-Hotel Kabul vermitteln zu können. Nun war es soweit gekommen, daß uns anscheinend niemand mehr verstand, obgleich wir uns mit viel handfesteren musikalischen Gefügen als vorher beschäftigten und diese mehr körperbetonte Seite von uns trotzdem auf die alte Art und Weise von Agitation Free verarbeiteten. Die Ahnungslosen bekamen einfach nicht mit, daß wir nicht wie Klaus Doldinger spielten, sondern auf unsere bewährte eigene Weise. Niedergeschlagenheit machte sich breit, und wir beschlossen, dann doch unter anderem Namen (Lagoona) und in neuer Besetzung unser Glück zu versuchen, also einen richtigen Neuanfang zu wagen. Lüül war inzwischen mehr in Frankreich als in Berlin und somit war die Geschichte von Agitation Free anscheinend abgeschlossen. Lagoona hat dann auch nur eine einzige Reise durch Dänemark gemacht, aber Plattenverträge, geschweige denn Aufnahmen zur Veröffentlichung waren uns nicht beschieden. Keiner von uns ahnte damals, was noch geschehen würde. Der Mißerfolg saß allen in den Knochen, und so wurden Agitation Free und Lagoona Ende 1975 zunächst zu Grabe getragen. Alle Gruppenmitglieder gingen ihrer Wege und ich begann aus Geldnot, die verbliebenen technischen Geräte zu vermieten. Das führte mich mit der Nina Hagen Band und Jim Rakete zusammen, ohne zu ahnen, daß der 23 Jahre später Agitation Free wieder zum Leben erwecken würde. Außerdem gab es während der nächsten Jahre zwischen 1975 und 1999 einige Ereignisse, die zumindest den Namen der Gruppe in Erinnerung hielten. Was das dann letztendlich bedeuten würde, war keinem von uns bewußt..."
[Quelle & Copyright: "Garden Of Delights"]

[Mit Beiträgen von: Michael Günther, Jürgen Hornschuh, Michael Gronostay, Klaus Unland]

Bilder

1999
© Agitation Free

1999
Foto: Detlef Maugsch
© Agitation Free

Quelle: Garden of Delights

Quelle: Garden of Delights

Quelle: Garden of Delights

Quelle: Garden of Delights

Quelle: Garden of Delights

Quelle: Garden of Delights

Foto: Ravenstein

Quelle: Garden of Delights

1973
Quelle: Garden of Delights

1973
Quelle: Garden of Delights

_00 Plakat Agitation Free und Man 2024

Agitation Free am 23.11.2024 im Berufskolleg Schloß Neuhaus Foto: Thomas Borchardt

Agitation Free am 23.11.2024 im Berufskolleg Schloß Neuhaus Foto: Thomas Borchardt

Agitation Free am 23.11.2024 im Berufskolleg Schloß Neuhaus Foto: Thomas Borchardt

Agitation Free am 23.11.2024 im Berufskolleg Schloß Neuhaus Foto: Thomas Borchardt

Agitation Free am 23.11.2024 im Berufskolleg Schloß Neuhaus Foto: Thomas Borchardt

Agitation Free am 23.11.2024 im Berufskolleg Schloß Neuhaus Foto: Thomas Borchardt

Agitation Free am 23.11.2024 im Berufskolleg Schloß Neuhaus Foto: Thomas Borchardt

Agitation Free am 23.11.2024 im Berufskolleg Schloß Neuhaus Foto: Thomas Borchardt

Agitation Free am 23.11.2024 im Berufskolleg Schloß Neuhaus Foto: Thomas Borchardt

Agitation Free am 23.11.2024 im Berufskolleg Schloß Neuhaus Foto: Thomas Borchardt Foto: Thomas Borchardt

Agitation Free am 23.11.2024 im Berufskolleg Schloß Neuhaus Foto: Thomas Borchardt

Agitation Free am 23.11.2024 im Berufskolleg Schloß Neuhaus Foto: Thomas Borchardt

Agitation Free am 23.11.2024 im Berufskolleg Schloß Neuhaus Foto: Thomas Borchardt

Agitation Free am 23.11.2024 im Berufskolleg Schloß Neuhaus Foto: Thomas Borchardt

Agitation Free am 23.11.2024 im Berufskolleg Schloß Neuhaus Foto: Thomas Borchardt

Agitation Free am 23.11.2024 im Berufskolleg Schloß Neuhaus Foto: Thomas Borchardt

Agitation Free am 23.11.2024 im Berufskolleg Schloß Neuhaus Foto: Thomas Borchardt

Agitation Free am 23.11.2024 im Berufskolleg Schloß Neuhaus Foto: Thomas Borchardt

Agitation Free am 23.11.2024 im Berufskolleg Schloß Neuhaus Foto: Thomas Borchardt

Agitation Free am 23.11.2024 im Berufskolleg Schloß Neuhaus Foto: Thomas Borchardt

Agitation Free am 23.11.2024 im Berufskolleg Schloß Neuhaus Foto: Thomas Borchardt

Agitation Free am 23.11.2024 im Berufskolleg Schloß Neuhaus Foto: Thomas Borchardt

Agitation Free am 23.11.2024 im Berufskolleg Schloß Neuhaus Foto: Thomas Borchardt

Impressionen vom Konzert Foto: Thomas Borchardt

Impressionen vom Konzert Foto: Thomas Borchardt

Impressionen vom am 23.11.2024 im Berufskolleg Schloß Neuhaus Veranstalter Hans-Werner Schubert Foto: Thomas Borchardt

Konzertbericht

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Diskografie

Jahr vonJahr bisBezeichnungArtCover
2011 2011 Shibuya Nights CD
0000 Fragments LP
1972 Malesch LP
1973 2<sup>nd</sup> LP
1974 At the cliffs of river Rhine LP
1976 Last LP
1999 River of Return LP
1999 The other sides of AF. Recordings with or for friends LP

Rezensionen

AGITATION FREE 

At The Cliffs Of River Rhine

(1974) Garden Of Delights

Wenn es die Band in Deutschland gibt, die für die Entwicklung der hiesigen Musik die entscheidendste Rolle spielte, so wäre das zweifelsfrei Agitation Free.

Die Anfänge der Band reichen bis in das Jahr 1965 zurück, wo man sich noch mit Coverversionen von britischen und angloamerikanischen Bands befasste. Die Band wurde zum melting pot der deutschen Musikszene, Musiker wie Lutz Ulbrich (heute Ashra) und Michael Hoenig gehörten zum festen Line-up, aber auch ein Chris Franke ( später Tangerine Dream, heute Soundtrackkomponist in Hollywood), Ax Genrich ( Guru Guru), Stephan Diez, Michael Duwe ( Ashra, Mickie D\'s Unicorn) oder Harald Großkopf gaben kürzere oder längere Gastspiele und Agitation Free war im Umfeld von Bands wie eben Ashra Tempel, Klaus Schulze, Tangerine Dream und Guru Guru angesiedelt.

Aufgrund ihrer experimentell - provozierenden Aufritte war die Berliner Band bald berühmt-berüchtigt und galt schon zu Zeiten ihres Bestehens als Kult. Agitation Free konnte zu Lebzeiten mit Malesch (1972) sowie Second (1973) zwei Produktionen vorweisen, es kursierten aber auch jede Menge Bootlegs mit miserabler Soundqualität von den unzähligen Gigs der Band. So auch von dem am 2. Februar 1974 in Köln abgehaltenen, der damals vom WDR in der Sendung Nachtmusik gesendet wurde. Diesen Mitschnitt gab es bis jetzt als Bootleg namens At Last...Is Alive mit einer nicht respektablen und mulmigen Aufnahmequalität. Die nun endlich von dem damaligen Mitglied Michael Hoenig nachbearbeiteten Aufnahmen werden dem Status der Band zum ersten Mal gerecht und sind zugleich ein wertvolles Kapitel in der Geschichte deutscher Rockmusik. In der Besetzung Lutz Ulbrich (Gitarre), Gustav Lütjens (Gitarre), Michael Günther (Bass), Michael Hoenig (Tasten) sowie Burghard Rausch (Schlagzeug) laufen die Musiker im Laufe des Gigs zu der Höchstform auf, der die Agitation Free Auftritte dieser Zeit so bedeutsam machte. In minutiösen Soundtrips jenseits sämtlichen Songgefüges haben die Musiker die Fähigkeiten zum Ausloten ihrer musikalischen Vorstellungen und galten in ihren ausufernden Improvisationen als die Rockvariante zu Ashra Tempel. Die Songs wirken, als wären sie just in dem Augenblick des Spielens den Hirnen der Musiker entsprungen, sind aber trotzdem seltsam homogen und besitzen eine entspannende Atmosphäre. Zur Zeit bemüht sich Bassist Michael Günther übrigens um eine Reunion. Dem ist wohl nichts entgegenzusetzen.

Carsten Aghte

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AGITATION FREE 

The Other Sides Of...

1999, Garden Of Delights

Agitation Free ist in der Entwicklung der deutschen Rockmusik kaum wegzudenken, war es doch eine Band, die zum größten Teil ohne Gesang auskam und ihre Stücke auch ohne festes Konzept darbot, so dass sich jedes Konzert andersartig gestaltete. Zu \'Lebzeiten\' veröffentlichte man die Alben Malesch (1972), Second (1973) sowie, posthum, Last (1973/1976). 1973 gab es aufgrund musikalischer Differenzen eine vollkommene Umbesetzung, die vorher entscheidend das Konzept mitprägenden Michael Hoenig (keyboards) sowie Burghard Rausch (drums) verließen das Projekt, so dass die übriggebliebenen Gustl Lütjens (guitar) sowie Michael Günther (bass) mit wechselnden Begleitmusikern ihre neuen musikalischen Vorstellungen realisieren konnten. Gitarrist Lutz Ulbricht (heute Ashra) war zwar noch offiziell Mitglied, durch seinen Daueraufenthalt in Frankreich war er aber kaum zu Aufnahmen oder Live-Gigs der Band anwesend. 1974 begann man die Aufnahmen zur dritten LP, die, bedingt durch unterschiedliche Gastmusiker, in Richtung Jazz- und Politrock tendierte, also mit dem gewohnt spacelastig improvisierten Sound vergangener Agitation Free Tage nicht mehr allzuviel gemein hatte. Mit Unterstützung von Harald Großkopf (drums - Wallenstein, Ashra), Klaus Henrichs (sax - Os Mundi), Manfred Opitz (Keyboards-Metropolis), Konstantin Bommarius (drums - Karthago), Lou Blackburn (posaune-Duke Ellington) und vielen mehr entstand eine Produktion, die in Art und Interpretation zu damaliger Zeit einzigartig war und nicht ohne Stolz präsentierte die Band dieses Resultat ihrer Plattenfirma. Die Ernüchterung folgte prompt, ließ sich der neue musikalische Stil von Agitation Free doch in keine damals bekannten Muster einordnen und galt als unverkäuflich.

Auch andere Plattenfirmen lehnten die Aufnahmen ab, so dass sich die Band, plan- und ziellos, kurz darauf auflöste. Nun erscheint unter dem Untertitel „Recordings with or for friends\" nach fünfundzwanzigjähriger Verspätung das offiziell dritte Album von Agitation Free.

Es ist schon interessant, nun, in heutiger Zeit, den Grund des Zerwürfnisses der Band offenliegen zu haben. Der progressive Jazz Rock, der gerade von den anteilmäßig hohem Gastmusikeranteil lebte, wollte nicht so recht in das damalige Musikverständnis passen, ist aber aus heutiger Sicht ein interessanter Einblick in die stilistischen Seitenarme damaliger deutscher Rockmusik, die aber in absterbenden Enden mündeten. Und zugegebenermaßen ist Verständnis für den dreigeteilten Song Für Den Proletariersohn aus dem Hörspiel Störenfried nur mit sehr viel Geduld aufzubringen.
Übrigens existiert die Band seit letztem Jahr wieder und eine Veröffentlichung ist ebenfalls angekündigt. Somit bieten die \'anderen Seiten\' von Agitation Free eine ganz andere Auffrischung zu diesem Thema.

Carsten Aghte

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AGITATION FREE 

River Of Return

1999 Prudence/RTD

Es ist doch schon ein Jubiläumspräsent, was hier mit River Of Return auf den Markt kommt. Denn exakt vor fünfundzwanzig Jahren löste sich Agitation Free, denen zu \'Lebzeiten\' 1967 - 1974 die Creme der deutschen Rockmusik angehörte, auf. Ganz zufällig traf man sich letztes Jahr bei einer Geburtstagsparty von Lutz \"Lüül\" Ulbrich, einem der Stammmitglieder der Band, und es reifte der Plan, Agitation Free wiederzubeleben. Nicht, dass die Musiker in der dazwischenliegenden Zeit untätig gewesen wären. So war beispielsweise Lutz Ulbrich (gitarre) aktiv solistisch tätig, arbeitete zusammen mit der Velvet Underground-Ikone Nico, gründete vor kurzem sein eigenes Projekt, die 17 Hippies, sowie ist festes Mitglied bei Ashra, Gustl Lütjens (Gitarre) tourte mit Shirley Bassey und Nena sowie seiner Band Living Mirrors und Schlagzeuger Burghard Rausch formierte Anfang der 80er BEL AMI. In der Zeit ihres Bestehens gehörten auch ein Christoph Franke, Michael Hoenig, Harald Großkopf oder Ax Genrich zeitweise mit zur der Band, die wohl zu einem der interessantesten Projekte aus den Anfangszeiten deutscher Rockmusik zählten. Man veröffentlichte mit Malesch und 2nd zwei hervorragende Alben, ehe man sich stilistisch mehr oder weniger verzettelte und zwangsweise 1974 auflöste (die Resultate sind nachzuhören auf dem bei Garden of Delights veröffentlichten Album The Other Sides of Agitation Free mit den bisher nicht veröffentlichten Aufnahmen aus jener Zeit).

1999 besteht Agitation Free aus Ulbrich, Lütjens, Burghard Rausch sowie Bassist Michael Günther und es hat sich eigentlich nicht viel verändert. Klar, die Aufnahmetechniken sind besser als die vor einem Vierteljahrhundert, aber alles in allem huldigt die Band ihrem musikalischen Stil vor dem großen Split, das heißt instrumentale Musik mit ausufernden improvisationsfreudigen Passagen zwischen Rock und Jazz. Und das konnte Agitation Free gut, den Hörer mit einfachsten Mitteln zu fesseln und die Spannungsbögen auch nie durchhängen zu lassen. Tracks wie 2 Part 2 oder Nomads muten gar \'progressiv\' an und das 13 minütige 177 Spectacular Sunrises ist ein relaxter Ambient Trip.

Reunions sind meistens peinlich, Agitation Free beweisen, daß das nicht immer der Fall sein muss. River Of Return wurde übrigens von Ex-Spliffer Potsch Potschenka produziert.

 

Carsten Aghte

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AGITATION FREE

Shibuya Nights

2011 Esotheric Recordings

 

Ich bekam neulich Post aus Japan. In dem Päckchen befand sich eine CD von Deutschlands Elektronik Urgesteinen Agitation Free. Titel des neuen Albums Shibuya Nights. Das Cover schmückte die Ansicht von mit Neonreklame übersäten Gebäuden einer großen Metropole - in diesem Falle sicherlich Tokio. Absender war und unser Mitglied Gen Fujita, der einen glühender Verehrer dieser Gruppe ist.

 

Beim Recherchieren der Hintergründe zu diesem Album kam ich dann natürlich darauf dass besagter Gen Fujita derjenige war, der Lutz Graf Ulbrich alias Lüül nach Tokio eingeladen hat um dort zusammen mit Michael Hoenig die Einweihung dessen Figur im Tokioter Wachsmuseum mit zu erleben. Wie mir Lüül erzählt hat kam ihm dabei der Gedanke, die Band in der Schlussbesetzung von 1974 mitzunehmen und dort im Land der aufgehenden Sonne ein paar Konzerte zu geben.

 

Es ist kaum vorstellbar, doch es hat geklappt. 2007 flog also Agitation Free in Originalbesetzung Richtung Japan und spielte dort ein Programm, das die Verbindung zur so genannten Krautrockzeit wiederherstellte. Lüül versicherte mir das die Band keine Ahnung hatte, dass mitgeschnitten wurde. Nach den Konzerten präsentierte man ihnen die Aufnahmen und Michael Hoenig versprach etwas daraus zu machen. So entstand Shibuya Nights. Sicherlich ist ein wenig Kosmetik bei diesen Aufnahmen dabei, doch das ändert nichts an der Grundsubstanz.

 

Auf dem Album sind neben Stücken aus Malesch, der 2nd und von River Of Return, dazu noch drei neue kurze Stücke. Und jetzt kommt das interessante: es passt alles harmonisch zusammen und gibt einen spannenden Aufbau - zumindest auf diesem Album. Ich will hier auf die einzelnen Stücke gar nicht genauer eingehen, denn das haben wir schon bei den jeweiligen Alben getan. Mir geht es eher darum wie diese Gigs die immerhin die ersten seit über 30 Jahren waren vor einem Publikum, das nur die Studioalben kannte wohl angekommen sein mag. Wie Lüül mir berichtete waren die Auftritte sehr erfolgreich.

 

Und da sind wir bei dieser CD. Wer sich dieses Album in den Player schiebt, vielleicht dann im Auto bei einer gemütlichen Fahrt sich das ganze Konzert gibt, der wird kaum glauben, dass diese Musik überwiegend schon älter ist. Agitation Free haben schon vor über 30 Jahren Musik gemacht die einfach keinen Rost ansetzt. Und auch bei den Live-Aufnahmen kommt eine Ehrlichkeit rüber, die nicht jeder Band gegeben ist, die ihre eigenen Werke viele Jahre später wieder aufführen. Ich glaube das ist auch das wichtigste bei dieser CD. Sie steht wirklich als eigenes Werk neben den anderen CDs. Es ist also kein Live oder Feier-Bonus. Zu beziehen ist das Werk über Esotheric Recordings hier in Deutschland.

 

Fazit: ein Lebenszeichen mit dem man nicht gerechnet hat, dass einen aber umso mehr erfreut, stammt es doch von einer der innovativsten Bands der deutschen Rockgeschichte

Klasse!

 

Kurt Mitzkatis

Interviews

AGITATION FREE - diese Berliner Gruppe ist wohl den allermeisten Progressiv-Sammlern ein fester Begriff. Am 2.2.1974 trat sie in Köln am Rhein auf, und das Ganze wurde live in der "Nachtmusik" des Westdeutschen Rundfunks (WDR) übertragen. Dieser Auftritt war bisher nur auf der Bootleg-LP "At last.Js alive" (Pupil Tulip 1) erhältlich, allerdings in beschämend schlechter Aufnahme. Dieses Machwerk gibt es in drei verschiedenen Hüllen, nämlich mit Fidel Castro, Ho Chi Minh und Chomeini Die Rückseite ziert jeweils ein roter Stern. Zu allem Überfluß sind auf der LP auch noch die Namen der einzelnen Stücke verfälscht und ihre Reihenfolge vertauscht. Hier bewahrheitet sich wieder einmal der Grundsatz, daß man auf den illegalen Schund verzichten und geduldig die rechtmäßige Ausgabe abwarten sollte. Auf der CD von "Garden Of Delights - CD 028" hört man nun einen einwandfreien Mitschnitt dieses Auftritts, sorgfältigst nachbearbeitet im Studio von Michael Hoenig. Weggelassen wurden die Gespräche, die eher gestört hätten. Da der WDR nur die Senderechte hatte, lagen die Veröffentlichungsrechte bei Agitation Free. Wer alles über den Werdegang der Gruppe wissen möchte, der möge nun lesen, was Bassist Michael "Farne" Günther ausführlichst darüber zu berichten hat:

"Angefangen hatte die ganze Geschichte eigentlich schon 1965. Zu Beginn des Jahres hatte einerseits Lutz "Lüül" Ulbrich zusammen mit Christoph Franke (der spielte damals noch Schlagzeug), angeregt durch die Beatles, eine Gruppe namens The Tigers gegründet. Die wurden später in The Sentries umbenannt. Andererseits rief mein Freund Lutz "Ludwig" Kramer mit mir und einigen anderen Freunden eine Rockgruppe ins Leben, die hauptsächlich R&B-Titel nachspielte. Diese beiden Schülerbands hielten bis Ende 1966. Lüül, Christoph und ich besuchten die Waldschule in Berlin-Charlottenburg. Wir waren also zwangsläufig oft zusammen. Anfang 1967 trennten sich die Sentries von ihrem Bassisten, Klaus-Jürgen Niemitz, und ich half mit meinen Fähigkeiten aus. Als auch bei meiner Gruppe Mitglieder ausfielen, schlössen wir uns zusammen. Das war im Herbst 1967. Die neue Gruppe bestand aus Lüül, Christoph Franke, Ludwig und mir sowie zeitweilig dem Sänger Michael "Micki" Duwe und war zunächst namenlos. Von den Sentries wurde noch der Roadie Roland "Rolli" Paulick mit übernommen (Wozu eigentlich? Es war ohnehin kaum etwas zu schleppen oder anzuschließen da). Er war mehr ein guter Freund von uns, und vor allen Dingen: Wenn etwas gebraucht wurde, schaffte er es in kürzester Zeit heran. Zwischenzeitlich versuchte er sich als Fuhrunternehmer. Da er aber damit scheiterte, wurde er letztlich Roadie bei Tangerine Dream. Weiterhin gehörte Folke Hanfeld, Bruder des alten Sentries-Bassisten, als Freund und Berater zu uns. Er ist Schöpfer des Namens Agitation, das heißt, er hat ein Wörterbuch aufgeschlagen und den Finger irgendwo hineingehalten. Der landete bei dem Wort Agitation = Bewegung, Unruhe, Veränderung. Das fanden wir als Gruppennamen annehmbar und nannten uns zunächst The Agitation. Folke begann sich gründlich mit Lightshows, Filmemachen und Mixed-Media zu beschäftigen.

Ende 1967 fingen wir an, angeregt durch ihn, mit Flüssigkeitsprojektionen, Dias und selbstgedrehten Schmalfilmen zu arbeiten. Doch vergessen wir nicht die Musik. Damals spielten wir noch Stücke fremder Künstler nach, hauptsächlich R&B oder Popstücke. Allerdings war das musikalisch meistens unbefriedigend. Nur die in fast jedem Stück vorkommenden Improvisationsstellen fanden bei uns allen Gefallen. Deshalb haben wir diese Stellen nach und nach immer mehr ausgeweitet. Ich erinnere mich da an ein Stück von den Rolling Stones, "2120 South Michigan Avenue", das wir sehr gerne gespielt haben. Im Zuge unserer Spiellaune wurde dieses Stück immer länger. Später stand unser Freund Rolli mit der Stoppuhr in der Hand neben der Bühne und gab uns begeistert Zeichen: Zehn, zwölf oder mehr Minuten spielten wir manchmal, und seine Begeisterung kannte keine Grenzen. Ich glaube, wir haben es gelegentlich auf zwanzig Minuten gebracht. Junge, waren wir glücklich. So lange frei und ohne Vorgaben zu spielen machte uns am meisten Spaß, war es doch so anders als die meisten Platten, die man hören konnte. Anfang 1968 gab es Streit mit Ludwig und er wurde kurzerhand gefeuert. An seine Stelle trat ein Gitarrist namens Eckhart Kühn, der etwa drei Monate bei uns blieb. Dann hatten wir wieder Sehnsucht nach Ludwig und holten ihn zurück. Kurz darauf lernten Ludwig und ich Volker Cornelius kennen. Volker war ein ausgeflippter Architekturstudent, der in einer kleinen Ladenwohnung in der Nähe des S-Bahnhofs Charlottenburg wohnte. Er übernahm das Geschäftliche, machte irrsinnig gute Photos, druckte Plakate und eigene Eintrittskarten. Durch seine Vermittlung wurden wir Hausband im ersten Berliner Underground-Laden Zodiac. Zu dieser Zeit war auch schon Michael "Höni" Hoenig als Mitherausgeber der Underground-Zeitung Love dabei. Im Zodiac lernten wir die Gruppen Cluster, Curly Curve und Tangerine Dream kennen, mit denen wir uns beim Spielen abwechselten. Als das Zodiac wegen der dort sich breitmachenden Drogenszene geschlossen wurde, wechselten wir in einen anderen Laden, in das BeautifuI Balloon am Lehniner Platz, in den zwanziger Jahren Heimstatt des Kabaret der Komiker über. Wir verbrachten eine wirklich tolle Zeit dort, spielten meist bis in die frühen Morgenstunden und bekamen deshalb Ärger in der Schule, weil wir manchmal im Unterricht einschliefen.

Mitte 1968 entdeckten wir Pink Floyd für uns und begannen, Einfälle dieser Gruppe als Grundlage zu benutzen. In einem anderen Berliner Underground-Laden, dem Sun, lernte ich zusammen mit Ludwig zu dieser Zeit einen flötenspielenden, rothaarigen, zottelmähnigen und ziemlich ausgeflippten Menschen kennen. Es war John L., bürgerlich Manfred Brück, der von den Berliner Springerzeitungen gerne als "Der Hippiekönig von Berlin" bezeichnet wurde. Wir haben ihn zu unseren Übungsabenden mitgeschleppt und fortan war er bei uns Sänger. Das heißt, eigentlich konnte John L. gar nicht singen. Seine einzige Fähigkeit war, das er ausgeflippt war, nackt mit bemaltem Glied auftrat oder sich von Karl-Heinz Pawla (der einst während einer Gerichtsverhandlung seine Notdurft auf einem Tisch verrichtete und seine Akte als Toilettenpapier benutzte) auf offener Bühne mit einem Gürtel auspeitschen ließ. Bei einem Auftritt im Berliner Quasimodo 1969 sollte noch eine einschneidende Sache geschehen. Im Norden Berlins, so hörten wir, gab es eine Gruppe, die sich den gleichen Namen wie wir zugelegt hatte. An der Tür des Quasimodo stand mit Kreide unser Namen Agitation, darunter das Wort FREE für freien Eintritt. Wir fanden das großartig und beschlossen, unseren Namen in Agitation Free zu ändern. Was John L. betraf, konnte er nicht an sich halten und mußte unbedingt eine von der Decke hängende Lampe als Schaukel benutzen, die sein Gewicht nicht aushielt und mitsamt John L. auf den Tisch eines verdutzten Pärchens und in deren Biergläser krachte. Seitdem durften wir uns im Quasimodo nicht mehr sehen lassen. John L. war also auf einem ganz anderen Trip als wir, er war auch der erste in unserer Gruppe, der gedrückt hat, und so flog er im Herbst 1969 bei uns raus. Irgendwann später tauchte er bei Ash Ra Tempel wieder auf und hatte danach eine eigene Gruppe namens Scarecrow.

Mitte 1969 zog Ludwig von zu Hause aus, in die Kommune l, wo er mit Karl-Heinz "Kalle" Hausmann im Erdgeschoß hauste. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten wir im Haus von Christoph Frankes Mutter (Berlin-Eichkamp) im Keller einen Übungsraum. Schließlich wurde es ihr aber zu laut und so haben wir Rainer Langhans breitgetreten, damit wir in der Kommune l üben durften, die in der Moabiter Stephanstraße eine Hinterhoffabrik bewohnte. Rainer hat dann mit seinem VW-Bus unser Zeug aus Eichkamp geholt und Kalle, späteres Mitglied von Amon Düül, übernahm die Aufgabe eines Electronik-Roadies und teilte sich einen Wohnraum mit Ludwig. Wir hatten dann auch das zweifelhafte Vergnügen (Lüül meint, ich soll das zweifelhaft streichen), Uschi Obermeier und Amon Düül kennenzulernen. Die Schlagzeugfelle, die sie uns bei ihrem damaligen Aufenthalt in der Kommune l kaputtgedroschen haben, sind bis heute noch nicht bezahlt! Kurze Zeit später hatten wir unsere ersten Auftritte in Westdeutschland. Wir traten im Underground-Club in Frankfurt und Darmstadt auf. Beide Clubs gehörten demselben Besitzer, der uns gut bezahlte. Die ersten Anhänger der Gruppe sind uns damals nachgefahren und besuchten uns in Darmstadt. Ende 1969 leitete Christophs Mutter eine interessante Sache für uns in die Wege. Sie war Geigenlehrerin und hatte Kontakt zu E-Musikern (Musikern der sogenannten "Ernsten Musik", eigentlich nur eine Sparte der Verwertungsgesellscht GEMA, Einstufung als "E"- Musik hat eine höhere Tantieme zur Folge, wird aber nur dann gewährt, wenn man Aufführungen in den entsprechenden Rundfunksendungen hat; was soll der Schwachsinn?).

Eines Tages hatte sie ein Gespräch mit Konrad Latte, dem Direktor der Volksmusikhochschule in Berlin-Wilmersdorf, und der erzählte ihr, daß er noch überschüssiges Geld vom Ankauf eines Flügels hatte. Mit diesem Geld hätte er gerne für die Schule eine neue Rockgruppe zusammengestellt. Mit viel Geduld und Worten brachte also Frau Franke ihm bei, daß er doch lieber sein Geld in eine schon bestehende Gruppe (nämlich uns) stecken sollte, indem er einen Übungsraum zum Studio ausbauen und einen Lehrer einstellen sollte. So wurde schließlich Thomas Kessler in die Schule geholt und Agitation Free zog ein. Ash Ra Tempel und Tangerine Dream kamen schnell nach. Wir freundeten uns mit Tommy Kessler an und bauten mit ihm das Studio auf. Es sollte übrigens als das Beat-Studio in der Pfalzburger Straße in Berlin-Wilmersdorf in die Geschichte eingehen. Im Winter 1969 wurde dann Folke Hanfeids Intermedia gestartet. Die Intermedia war eine Mixed-Media-Show, mit allem drum und dran, und war Folkes Abiturjahresarbeit im Fach Kunst. Wir führten die ganze Sache in der Aula der Waldschule in Eichkamp auf, weil es der einzige Raum war, in dem wir schon einen Monat vorher kostenfrei arbeiten konnten, denn die Aufbauten waren gewaltig: Die Gruppe spielte in einem Kasten aus durchsichtiger Kunststofffolie, auf der Projektionen zu sehen waren. An den Wänden und der Decke waren Leinwände befestigt, auf die Dias und Filme projiziert wurden. Flüssigkeitsprojektionen gehörten ebenfalls dazu. Eine Wand aus Fernsehgeräten war aufgestellt worden, vor denen sich durch kleine Elektromotoren angetriebene Scheiben mit Löchern drehten, so daß sich bewegte Muster ergaben. Der Boden war mit halb aufgeblasenen Lkw-Reifenschläuchen ausgelegt, und in einem Projektor verschmorten, für alle auf einer Leinwand sichtbar, Mehlwürmer und Ameisen. Es war ein Riesen-Happening! Die erste Vorstellung, das mußten wir vorher zusichern, war nur für Lehrer, den Direktor und geladene Gäste.

Am nächsten Tag war dann die zweite Vorstellung und das Durcheinander begann. Mindestens 1500 Leute waren gekommen und nur 400 gingen in den Saal. Draußen herrschte also Belagerungszustand, ab und zu ein versuchtes Stürmen. Der Schuldirektor Riemer war sauer... Nach einer Stunde wurde es ihm zu laut, und er ließ den Strom abschalten. Das hätte er besser nicht machen sollen. Er wurde mit Autoreifen beworfen und mußte unter Polizeischutz das Gelände verlassen. Seither liegt die Waldschule in tiefem Schlummer, und es gab keine derartigen Veranstaltungen mehr... Schade. Wiederholen konnten wir die ganze Sache nicht, denn sie hätte zuviel Geld gekostet. Nur unsere armen Mehlwürmer durften sich ein paar Wochen später, bei einer Veranstaltung im Audimax der Technischen Universität Berlin am 13.12.1969, wieder unwohl fühlen. Bei dieser Veranstaltung spielten Paul & Limpe Fuchs, Tangerine Dream, Amon Düül und wir. An diesem Abend stellten wir zum ersten Mal einen Kurzwellenempfänger auf die Bühne, um mit unvorhergesehenen Einflüssen Versuche zu machen. Das Ganze war eine Idee von Thomas Kessler. In einem Bericht in der "Zeit" regte sich damals ein Schreiber ungeheuer über unsere Mehlwürmer auf - zur gleichen Zeit wütete der Vietnamkrieg! Am 29.11.1969 hatten wir einen Auftritt im AudimaxderTU, für den "Zentralrat der umherschweifenden Haschrebellen" um Bommi Baumann, der mit einem in der Pförtnerloge eingesperrten Hausmeister, einem Bulleneinsatz und dem Aufruf zu einer Hausbesetzung endete. Stürmische Zeiten! Im Februar 1970 war dann der "Zinnober", der Berliner Studentenfasching, der leider in jenem Jahr schon fast eine kommerzielle Veranstaltung war. Daneben gab es eine Gegenveranstaltung in einem Nachbargebäude mit dem Namen "Inis Reise". Veranstalter war, glaube ich, ein gewisser Klaus Freudigmann, der mit Cluster und Konrad Schnitzler zusammengearbeitet, sowie diverse Alben von Ton, Steine, Scherben produziert hat, und mit dem wir später bei Eruption gespielt haben. Von acht bis elf Uhr spielten wir also auf dem Gegenzinnober "Inis Reise", um dann mit Sack und Pack, Thomas Keyserling und dem wiederaufgetauchten John L. ein Haus weiter zu ziehen und auf dem Zinnober als exotische, unverstandene Band zu jammen. Und das an drei aufeinanderfolgenden Tagen! Hier lernten wir Charly Weiss kennen. Er war ein guter Trommler mit einem guten Einfühlungvermögen. Er vereinbarte, mit Christoph zusammen auf einer Veranstaltung einen einstündigen Drumworkshop abzuhalten, was dann auch geschah. Irgendwo in Berlin gibt es noch eine Monoaufnahme davon, die wir leider nicht mehr auftreiben können. Wir beschlossen, bei der nächsten Gelegenheit Charly zum mitspielen zu veranlassen.

So sollte es dann auch am 12.4.1970 geschehen. Vorher hatte sich jedoch etwas Grundlegendes verändert: Ende März zerstritt ich mich mit Ludwig und die Band hatte sich für mich oder ihn zu entscheiden. Sie entschied sich für mich. Mein schlechtes Gewissen trieb mich am nächsten Tag dazu, einen Ersatzmann zu beschaffen. Meine Wahl fiel auf Axel Genrich , den wir schon länger kannten und der auch dafür zu haben war. Wir schrieben schnell ein paar neue Stücke und traten dann mit Axel und Charly zusammen am 12.4.1970 im Berliner Sportpalast beim ersten deutschen Popfestival auf. Veranstalter war ein gewisser Jürgen Föhrenbach aus Stuttgart. Edgar Froese von Tangerine Dream hat versucht, sein Geld einzuklagen, aber dieser Mensch hob die Schwurhand. Keine Gruppe sah auch nur eine Mark, und wo die ganze Kohle bei 5000 zahlenden Leuten an zwei Tagen geblieben ist, weiß niemand außer ihm selbst. Für uns war das Wichtigste, daß wir die Leute von Guru Guru kennenlernten. Dies war einerseits gut, aber andererseits auch schlecht. Der Gitarrist der Gurus, Jim Kennedy, ein Amerikaner, erkrankte an Schwindsucht und mußte zurück in seine Heimat. Also brauchte man einen Ersatzmann, und Axel sprang ein. Schließlich war er so von Guru Guru begeistert, daß er zu ihnen wechselte. Na ja, immerhin hat er toll Gitarre gespielt, Mani Neumeier Freude gemacht und nicht zuletzt seine Frau Sharon kennengelernt, was ihm auch die beste Agitation-Free-Tour nicht hätte bieten können. Insgesamt spielte Axel etwa drei Monate bei uns, sein Nachfolger wurde Jörg "Joschi" Schwenke , der seinen ersten Auf- tritt mit uns in der Berliner Akademie der Künste für Amnesty International hatte. Es war ein sehr schöner, weil entspannter Abend.

Jörg Schwenkes Eintritt in die Gruppe hing mit meinem Schulwechsel zusammen. Ich habe eine sehr bewegte Schullaufbahn hinter mir. Aus der Waldschule wurde ich in der zehnten Klasse gefeuert (Latein 5, Sport 5, "Mens sana..."). Ich wollte dann auf die Akademie für Graphik, Druck & Werbung (wie Axel Genrich), brauchte dafür die mittlere Reife und wechselte auf die Robert-Bosch-Schule. Dort lernte ich übrigens Alfred Bergmann kennen. Er war einer meiner Lehrer und später sehr wichtig für Agitation Free. Ich habe dann dort so gut abgeschnitten, das ich Ende der zehnten Klasse wieder aufs Gymnasium durfte. Also ging ich zur Hildegard-Wegscheider-Schule in Berlin-Grunewald, denn die Akademie interessierte mich nicht mehr. Wie der Zufall es so will, saß am ersten Tag in der großen Pause auf dem Schulhof jemand neben mir, der aufmerksam in meinen Marshall-Verstärker-Katalog schaute (dieAmps von Jim Marshall waren damals das allerbeste, auch Hendrix spielte darauf). "Auch Musiker?", fragte er, und wir kamen ins Gespräch. Er war Gitarrist, spielte in einer Band namens "The Shatters", der ehemaligen Begleitband von Manuela, einer damals bekannten Berliner Schlagersängerin, hatte keine Lust mehr dazu und wollte etwas Neues machen. Der Junge hieß Joschi und wir alle mochten ihn vom ersten Tag an, als er bei uns spielte. Joschi hatte eigentlich keinerlei Erfahrung in der Art Musik, die wir machten, aber das machte ihn für uns besonders reizvoll. Er spielte nicht besonders gut, machte aber völlig unerwartete Sachen. Der Zeitpunkt seines Eintritts war Juli 1970.

Anfang 1971 begann Edgar Froese von Tangerine Dream sich von Zeit zu Zeit Christoph Franke auszuborgen. Ich werde den Gedanken nicht los, daß wir eine der Brutstätten der damaligen deutschen Rockszene waren, wie John Mayall und Alexis Korner in England. Immerhin fütterten wir sie reichlich mit unseren Leuten. Die Dummen waren am Ende wir. Mitte 1971 war Christoph dann fest bei Tangerine Dream. Gerade fällt mir ein, daß er manchmal auch schon vor 1971 bei Tangerine Dream mitgespielt hat. Unter anderem hat er zusammen mit Edgar Froese bei der Aufnahme des Stückes "The Boxer" von Simon & Garfunkel in der Fassung der deutschen Gruppe "New Folksingers" gespielt. So waren wir also wieder zu dritt. Wenn wir Auftritte hatten, spielten wir mit einem Wahnsinnstrommler aus Spandau zusammen, Gerd Klemke. Er kam vom Jazz und war an der Hochschule für Musik, bei Isan Yun. Ausserdem machte er Rockmusik mit der Gruppe "Garlick Generation", heute lebt und lehrt er in Oslo, Norwegens Hauptstadt, und in Berlin. Mit ihm haben wir den Auftritt gehabt, der uns nach Nah-Ost gebracht hat. Es war März 1971, als wir im Berliner Quartier Latin spielten. Gerd war in Hochform und trommelte ein Wahnsinnssolo, was auch uns in Stimmung brachte. Hinterher kam ein gepflegt aussehender Mann auf die Bühne und fragte Lüül, ob wir nicht Lust hätten, in Kairo zu spielen. Er hieße Christian Nakonz, Konsul in der dortigen deutschen Botschaft, und wäre schon den ganzen Abend durch die Berliner Kneipen gezogen, auf der Suche nach interessanten Musikern. Obwohl Lüül skeptisch war, ließ er sich auf ein längeres Gespräch ein, und sie tauschten schließlich die Anschriften aus. Zunächst vergaßen wir die ganze Sache. Irgendwann führte ich dann auf dem Schulhof ein längeres Gespräch mit Michael "Höni" Hoenig, der auch auf meine Schule ging. Da er aufgeschlossen für Avantgarde-Musik war, schlug ich ihm damals vor, mal mit ins Studio zu kommen und mit der Gruppe, die Tommy Kessler leitete, zu spielen. Er kam dann tatsächlich öfter hin und lernte, mit Zuspielbändern zu arbeiten. Als ich dann die Sache hörte, gefiel mir die Art, wie er arbeitete, sehr gut. Ich lud ihn ein, bei einem unserer Auftritte in der TU-Mensa, den wir ursprünglich zu dritt geben wollten, mitzuspielen. Er hat seine Gerätschaften zusammengepackt und mit Bandgerät und Schwebungssummer Elektronics produziert. Uns gefiel die Sache so gut, daß wir ihm anboten, bei uns zu bleiben. Er willigte ein. Beim selben Auftritt hat auch noch jemand an den Tasten mitgespielt: Christian "Bino" Brero, der eigentlich Kontrabassist im Symphonieorchester ist. Er spielte später bei Os Mundi sowie Lüüls Gruppe, hörte aber dann mit der Rockmusik auf.

Kurz darauf, im Herst 1971, kam Klaus Schulze, den wir gefragt hatten, ob er bei uns einsteigen würde, zu einem unser Übungsabende und brachte jemanden mit: Burghard Rausch. Der spielte Schlagzeug, und wir waren ganz angetan von ihm. Nun also war die Gruppe zusammen, die als Agitation Free bekannt geworden ist. Thomas Kessler fing an, uns ausufernd üben zu lassen. Gehörbildung, Harmonielehre und Rhythmik. Er machte viele Versuche mit uns und gab uns Einblick in die E-Musik. Es war wirklich toll. Ende 1971 brachte er Peter Michael Hamel mit, der einige Übungsabende mit uns spielte. Er erzählte uns dann von einer neuen Plattenfirma, Music Factory, und riet uns, ein Demo-Band zu machen. Während dieser Zeit spielten wir alle auch noch mit anderen Gruppen zusammen. Burghard und ich bei Sopwith Camel zusammen mit dem australischen Gitarristen Richard Clapton, der heute wieder in seiner Heimat lebt und dort berühmt geworden ist. Lüül spielte in einer Improvisationsgruppe, die Guricht hieß und aus der Bernhard Arndt kommt, der wiederum zum Schluß bei Agitation Free gespielt hat. Michael Hoenig spielte in E-Formationen. Lüül, Manuel Göttsching, Hartmut Enke, Klaus Freudigmann, Conrad Schnitzler, Thomas Keyserling und ich spielten ebenfalls in einer E-lmprovisationsgruppe namens Eruption und traten damit auch auf. Wir spielten ein Demoband ein und schickten es an Music Factory, ein Label des Schott-Musikverlags. Die Antwort war positiv und man lud uns für den 25.2.1972 nach Mainz zu einem Auftritt im Kurfürstlichen Schloß ein, um unsere Fähigkeiten (gegen gute Bezahlung) zu prüfen. Irgendwelche Herren von Plattenfirmen waren auch da und deren Eindruck war recht gut, so daß Music Factory sich entschloß, eine Platte mit uns zu aufzunehmen. Wir haben in der Folge einen (d.h. mehrere) Plattenverträge unterschrieben, über die man lieber nicht sprechen sollte. Das einzig Erfreuliche war der uns zur damaligen Zeit ziemlich hoch erscheinende Vergütungssatz, aber wir hatten keinen blassen Schimmer und schätzten unseren Wert völlig falsch ein. Jedenfalls waren wir froh, einen Plattenvertrag zu haben und keiner ahnte, daß unsere Einstellung sich in den folgenden Jahren von Freude in Ärger wandeln würde. Inzwischen hatte sich Kairo mit einem Brief gemeldet, der von Christian Nakonz kam, der seines Zeichens tatsächlich Konsul war. Er teilte uns mit, daß er inzwischen mit seinem Freund Hartmut Geerken vom Goethe-Institut gesprochen habe, und daß Kairo die Federführung für eine Tournee mit uns übernommen hatte. Im Frühjahr sollte es losgehen. Wir waren platt.

Am 4.4.1972 flogen wir vom Flughafen Tempelhof nach München. Ein paar Stunden und Whiskys mußten wir warten und dann ging es in den Flieger nach Kairo. Er war voll besetzt mit griechischen Gastarbeitern, die zum Osterfest nach Hause wollten. In Thessaloniki machen wir eine Zwischenlandung. Der Flughafen - nur eine Grasnarbe, zwei Düsenjäger und sonst nur unsere Boing 727. Das Flughafengebäude ist im Bau. Die Griechen verlassen das Flugzeug, nur noch zehn Leute außer uns. Warten... In Deutschland waren zwei Pockenfälle bekanntgeworden. Es stellt sich heraus, daß einige der Griechen kein Impfzeugnis haben; also wieder zurück von der Landebahn zum Abfertigungsgebäude, möglicherweise müssen diese Leute wieder mit. Es wendet sich aber doch alles zum Guten und wir dürfen weiterfliegen. Ein netter Flug, Lüül und ich flirten mit einem schönen Mädchen, das leider in Kairo nur umsteigt. Sie will nach Zentralafrika zu ihrem Verlobten - schade. Neben mir auf der rechten Seite, jenseits des Ganges, ein Bonze von Krupp. Incognito, wie er sagt. Wir kommen schließlich gut gelaunt in Kairo an. Gleich der erste Eindruck hat uns umgehauen: Abends 10 Uhr und draußen 30 Grad Wärme, in Deutschland war Frost. Ein irres Treiben, fremde Leute und bezaubernde Gerüche. Dann Hartmut Geerken vom Goethe Institut, ein netter Mensch und ganz anders, als wir ihn uns vorgestellt haben. Er liebt Free Jazz. Hervorragend, das geht ja schon irgendwie etwas in unsere Richtung! Mit dem VW-Bus geht's dann zum Hotel. Dem Bus fehlt ein Teil der vorderen Scheibe. Übermütig Steine werfende Kinder, nichts Besonderes in Ägypten, sagt man uns. Anschließend treffen wir Christian Nakonz wieder. Im Haus von Geerken plaudern und feiern wir noch bis in die frühen Morgenstunden. Am nächsten Tag soll der Auftritt sein und unsere Anlage, die wegen der Kosten nicht als Übergepäck, sondern als Luftfracht mitflog, muß aus den Händen des Zolls geleiert werden. Leider geht die Sache schief und wir müssen die beiden netten Herren, die uns auf Anweisung von Herrn Sadat (Freund des Goethe-Instituts und selbst Jazz-Musiker) schon am Vorabend zusammen mit Herrn Geerken durch den Zoll geschleust hatten, noch einmal bemühen. Doch bevor sie zum Einsatz schreiten können, wird der Zoll geschlossen, Pech. Der Auftritt wird verschoben. Wir erwarten die Besucher am Eingang der Halle und machen ihnen auf englisch begreiflich, weshalb der Auftritt verschoben werden muß. Auch gut, malesch...

Wir lernen zum ersten Mal das Wort kennen, das wir als Titel unserer ersten LP verwenden werden. Malesch = nimm's leicht, macht nichts. Das wichtigste Wort in Ägypten. Wir nehmen's auch auf die leichte Schulter. Bei dieser Gelegenheit lernen wir ein paar Deutsche in unserem Alter kennen - Söhne und Töchter dort ansässiger Diplomaten. Eine halbe Stunde später hat Joschi seine ständige Begleitung während des Ägypten-Aufenthalts getroffen, eine flotte Dame von, na, sagen wir, schätzungsweise 16 Jahren. Unschlüssig, was wir nun tun sollen, entscheiden wir uns für's Essengehen. Ziel wird ein Nachtclub namens Sahara City, ein altes Zelt, das seinerzeit König Faruk seiner Lieblingsfrau geschenkt hat. Zuvor haben wir unsere erste Begegnung mit den Pyramiden, weil man uns dort erst einmal vorbeifährt, denn der Nachtclub befindet sich in ihrer Nähe. Riesig, wir sind erschlagen. Nachher im Zelt gutes Essen, Musik und Bauchtanz und ein Ägypter, der mit der dort spielenden Gruppe mitsingt. Ich lasse mein Bandgerät laufen, das ich fortan auf Schritt und Tritt mitschleppen werde. Die Aufnahmen werden später als 0-Ton auf der Malesch-LP verwendet. Am nächsten Tag findet der Auftritt statt. Vom Fellachen bis zur fast vollständigen amerikanischen Botschaft - alle da. Eine runde Stimmung. Tags darauf Feier bei Nakonz. Wir nehmen unsere Anlage mit. Erst spielt eine ägyptische Gruppe zum Tanzen, und dann kommt das Chaos mit Namen Agitation Free. Wir spielen wilde Improvisationen, und gegen Ende steigt Hartmut Geerken auch noch auf dem Klavier ein. Dann wieder Tanz, Cocktails und Jet Set. Irgendwie eigenartig, weil ungewohnt. Zum Schluß bleiben nur noch Nakonz, Geerken nebst Anhang und unsere Chaotentruppe übrig. Um fünf Uhr früh geht's ab ins Hotel. Am nächsten Tag in ein Freilichtkino. Dann lernen wir einen Entwicklungshelfer namens Hubertus von Puttkamer kennen, der heute in Berlin wohnt und Professor an der Technischen Fachhochschule ist. Er drehte an den Pyramiden von Sakkara mit uns einen Super-8-Film, der auch ausschnittsweise auf CD-ROM zu sehen ist und kümmerte sich während unseres Aufenthalts in Kairo rührend um uns. Während der folgenden Tage laufend neue Eindrücke, ich lerne meine ständige Begleiterin während dieser Tage kennen, Nina, eine nette Bulgarin aus der deutschen Schule, für die ich eine andere stehen lasse (entschuldige bitte, Nadja, ich war ein Stiesel). Lüül und Burghard kümmern sich um eine bildhübsche Ägypterin mit akzentfreiem Deutsch: Laila. Für sie schrieb Lüül ein gleichnamiges Stück. Es ist Bestandteil der zweiten LP "Second".

Am 11. April geht's nach Alexandria. Nach Kairo haut mich nichts mehr um, im Gegenteil, ich finde es langweilig. Dafür weckt die Nil-Delta-Straße meine Aufmerksamkeit um so mehr: Düsenjäger stehen am Straßenrand in übergroßen Bauernhäusern: Tarnung, der Krieg gegen Israel ist nicht lange her. Auftritt in Alexandria: Statt der bestellten PA steht nur eine Hi-Fi-Anlage als Beschallung für einen tausend Menschen fassenden Saal zur Verfügung. Obendrein haben wir alle Schlagzeug-Metallteile in Kairo vergessen. Eiligst herbeigeschaffte Notenständer dienen als Ersatz. Zu allem Überfluß fällt der Strom während des Auftrittes aus. Ich robbe am Stromkabel entlang, um die Sicherung zu finden. Derweil bemüht sich Burghard, die Leute auf seinem Behelfsschlagzeug gut zu unterhalten. Der Stromausfall war ein Ägypter, der die Beine nicht heben konnte, der Stecker (zwei lose Kabel) ist aus der Steckdose gerutscht. Malesch! Zum Glück nur einen Tag Aufenthalt in Alexandria, dann zurück nach Kairo. Dort angekommen, erfahren wir: Unser Auftritt in Damaskus fällt aus. Daheim ist der deutsche Bundespräsident Herr Lübke (Zitat: "Sehr geehrte Anwesende, liebe Neger...") gestorben, also in Sachen Pietät usw. usw. - Schön, noch ein freier Tag in Kairo. Am 15.4. geht's weiter mit dem Flugzeug nach Beirut. Großer Abschied, Tränen...In Beirut herrscht ein fürchterliches Durcheinander. Der Auftritt wurde vorverlegt. Anstatt in Beirut, sollen wir nun zuerst im 80 km entfernten Tripoli spielen. Was mit unserer Anlage geschieht, hängt vom Zoll ab. In Kairo hatte Bestechung geholfen und auch hier waren die netten Herren vom Goethe-Institut behilflich; sie kennen ihre Pappenheimer und lächeln. Höni muß vorführen, daß sein Synthesizer Klänge hervorbringt und kein Gerät für Spionage oder gar eine Bombe ist. Um sieben Uhr ist die Anlage dann durch. Hubert Eichheim vom Goethe-Institut Tripoli holt uns ab. Der Wagen mit der Anlage fährt später ab als wir. Hubert ist gut drauf und kennt die Küstenstraße gut. Ich darf nicht aus dem Fenster gucken, 80 m fällt der Felsen, auf dem die Straße verläuft, bis zum Meer ab; dazu viel Verkehr. Die Straße ist 4 m breit und Hubert fährt 140 Sachen. Am liebsten hielte ich mir die Augen zu. Joschi hat's gut, der schläft. Hubert steuert seinen 280er SE zielsicher durch die Brandung entgegenkommender Autos. "Wenn ich das überlebe...", denke ich bei mir. Nun, wir kommen glücklich an, unsere Anlage allerdings später, doch die Leute warten geduldig und helfen sogar beim Entladen. Nach dem Auftritt gehen wir gut essen, Lüül, Burghard und Höni danach ins Hotel, Joschi und ich noch zu den Eichheims. Erst einmal baden wir und entfernen die aus Ägypten mitgereisten Flöhe, wobei Frau Eichheim, die aus Griechenland stammt, mit guten Ratschlägen zur sicheren Flohentfernung dienen kann.

Am 16. April fahren wir zurück nach Beirut zum nächsten Auftritt. Vor dem Saal sitzt ein alter Freund aus Berlin, Franz aus der Kommune 1, lächelt und sagt "Hallo", als ob wir uns auf dem Kurfürstendamm begegneten. Wiedersehensfreude. Nach dem Auftritt spricht uns ein schmächtiger Libanese an. Sein Name ist Assaad Debs. Er spricht französisch und wohnt in Paris. Später sollte er alle Frankreich-Tourneen von Tangerine Dream, Ash Ra Tempel, Klaus Schulze, Can und Agitation Free vorbereiten. Irgendwann vertrat er mit seinem Helfer Basil alle Gruppen, die bei Virgin unter Vertrag waren. Am 17.4. erholen wir uns am Strand, um am 18. in Nikosia auf Zypern ausgeruht zu sein. Als wir mit unseren Instrumenten das Flugzeug betreten, lächelt uns der Pilot an und sagt "l fly the airplane, you play for us today, a deal?". Zum Glück läuft mein Bandgerät. Mit diesen seinen Worten beginnt später die LP Malesch. Zypern ist sehr ruhig, das Hotel gehört zwei englischen Frauen. Schreckliches englisches Essen. Fernsehgespräche, Fahrer, wir fühlen uns wie die Rolling Stones; immerhin sind wir eine der ersten Rockgruppen in diesen Breiten. Am letzten Tag besaufe ich mich fürchterlich. Unser Gastgeber vom Goethe-Institut hat nur Gin vorrätig. Im Hotel kotze ich ins Waschbecken. Oh, ist mir das peinlich, vornehmlich wegen Burghard, der mit mir das Zimmer teilt. Ab nach Athen, wo wir am 21.4. spielen. Dort lernen wir griechische Rockgruppen kennen, von denen uns eine endlich ein paar brauchbare Anlagenteile für den Auftritt borgt. Alle klagen über die Junta, man zeigt uns ein Underground-Lokal namens "Kitharo" und Joschi hat schon wieder 'ne Braut. Die Jungs vom Goethe-Institut sind rührig und helfen dem Underground so gut wie möglich. Eigentlich erstaunlich, bis auf den Herrn in Alexandria waren alle Leute des Goethe-Instituts allerbestens, wirklich. Der Auftritt in Thessaloniki fällt wegen der Umsturzfeiertage aus. Zum Wohl denn auch! Voll von Eindrücken, erlesenen Speisen, Getränken und Lob über neue Freunde fliegen wir ab nach Hause. Ab 6.7.1972 ging es wieder zur Aufnahme. Wir wählten Audio in Berlin, da es das erste 16-Spur-Studio dort war. Wir gingen ohne großen Entwurf an die Arbeit und spielten einfach drauflos. So entstand jeden Tag ein anderes Stück. An zwei Tagen spielte Peter Michael Hamel mit.

Nach dem Abmischen suchten wir uns die geeigneten 0-Töne unserer auf der Nahost-Reise gesammelten Eindrücke und verbanden damit die einzelnen Stücke. Das erste Stück nannten wir "You play for us today". Siehe den vorher erwähnten Flugzeugführer. Das nächste Stück nannten wir "Sahara City", nach dem Ort, an dem der Nachtclub lag, in dem wir am ersten Abend der Reise so fürstlich gespeist hatten. Noch heute, wenn ich das Stück höre und die Augen schließe, erlebe ich wieder die Fahrt dorthin, tiefe Nacht, wohlige Wärme, Sterne und die Pyramiden. Unvergesslich! Das dritte Stück heißt "A La Toul", was soviel wie "geradeaus" bedeutet. Hier spiegelt sich die Hektik der Straßen Kairos wieder, wo es eigentlich unmöglich ist, geradeaus zu gehen. Stück vier heißt "Puls". Hier arbeitete Michael Hoenig mit einem Zufallsgenerator und Ausrüstung der Firma Hofschneider aus Berlin. "Chan el Chalili" ist das nächste Stück, benannt nach dem berühmten Basar, wo auch wir uns im Feilschen versucht haben. "Malesch", das sechste Stück, gelang uns am besten. Es stellt eine Huldigung an die ägyptische Lebensweise dar. "Rücksturz", das letzte Stück auf "Malesch", klang schon wieder sehr europäisch und beschreibt unsere Rückreise nach Hause, die wirklich wie ein Absturz in die europäische Lebensweise war. Ursprünglich sollte die LP im September erscheinen, rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft. Doch daraus wurde nichts. Letztlich erschien sie am 1.12.1972. Wann und vor allen Dingen wo sie nun überall erhältlich war, weiß niemand, denn der Vertrieb in Deutschland gestaltete sich saumäßig. Inzwischen hatte ein alter Freund, Alfred Bergmann, der außerdem einer meiner alten Schullehrer war, im "Sender Freies Berlin" (SFB) alles für ein Hörspiel über uns vorbereitet. Er hatte sich gerade vorher ein Haus in Haien, in der Nähe von Osnabrück, gekauft und es wegen der Ruhe als Aufnahmeort gewählt. Also packten unsere Roadies Uli Rathsack und Uli Popp unsere Anlage ein, und wir fuhren aufs Land. Zehn Tage lebten wir zusammen und machten Musik. Wolfgang Wölfer, der Regisseur, spielte manchmal mit. Eigentlich waren wir jeden Tag reichlich betrunken. Das hatte zur Folge, das uns die Wurzeln mancher Reibereien ziemlich deutlich wurden. Leider schafften wir es nicht, unsere Schwierigkeiten zu bereinigen. Es gab also Streit. Und noch eines geschah: Jeder von uns hatte seinen Stempel weg und wurde ihn nicht mehr los. Alfred Bergmann, der das alles aufgezeichnet hatte, schnitt in Berlin mit Wolfgang Wölfer die Bänder kunstvoll zusammen und würzte das Ganze mit unserer Musik. Am 7.4.73 wurde das Hörspiel im SFB gesendet. Andere Sender übernahmen es später.

Am 30.8.72 fuhren wir nach München. Die Olympischen Spiele waren in vollem Gange. Ich hasse Sport (Nur früher, da habe ich meine Kippen selbst gedreht!). Man verfrachtete uns dort in ein Schulgebäude, Flachbau, das durch Bundeswehrbetten zum Schlafsaal zweckentfremdet wurde, und in dem außer uns auch noch die Musiker der New Folksingers und Joy Unlimited wohnten. Am 1.9.72 hatten wir unseren ersten Auftritt in der Medienstraße, die aus Anlaß der Olympischen Spiele als kultureller Beitrag gedacht war. Der zweite folgte am 3.9.1972 im Theatron. Die Besetzung war diesmal Burghard Rausch, Lüül, Michael Hoenig, Peter Michael Hamel, ich, sowie Wolfram Jacob von Os Mundi, genannt Nase, an den Congas. Eigentlich sollten wir noch weitere zwei Mal spielen, aber dann machte uns der Anschlag der Palästinenser einen Strich durch die Rechnung - Malesch! Wir blieben noch für ein paar Tage in München, fuhren dann wieder nach Hause und hatten für etwa drei Monate keine Auftritte mehr. Dafür nahmen wir am 26. und 27.9.1972 ein weiteres Hörspiel auf, "Eine Krähe hackt der anderen", wieder mit unserem Freund Alfred Bergmann. Außerdem gründeten wir zusammen mit Michael Duwe, Os Mundi und Ute Kannenberg (ehemals Schlagersängerin Tanja Berg) die Berliner Musikerinitiative, kurz BMI. Wir stellten die Sache ganz gut auf die Beine. Auf der Gründungsversammlung Ende 1972 sprach uns Dietmar Burmeister an. Er hatte zeitweilig bei Ash Ra Tempel getrommelt und fragte uns, ob wir nicht einen zweiten Schlagzeuger gebrauchen könnten. Bis auf Burghard Rausch gefiel uns allen der Vorschlag gut.

Am 7.1.1973 spielten wir in der Hamburger "Fabrik" noch mit Burghard alleine, auch wurden weitere Aufnahmen für das Hörspiel "Agitation Free, Portrait einer Musikgruppe" vom 8. bis 12.1. noch ohne Dietmar gemacht. Bei unserem Auftritt zur Eröffnung der Berliner "Dampfmaschine" am 8. und 9.3.1973 spielte er dann aber schon mit. Schon vorher gab es Ärger. Wir hatten entdeckt, daß Joschi angefangen hatte zu drücken. Ich mag gar nicht daran denken, was damals los war. Joschi versprach uns hoch und heilig, vor der Frankreich-Tournee damit aufzuhören. Natürlich packte er es nicht und war am Tag vor unserer Abfahrt immer noch drauf. Mit zitternden Knien brachen wir also nach Paris auf. Hinter Aachen warf Joschi seine Spritze aus dem Wagen. Bis Paris ging dann noch alles gut...Assaad empfing uns freundlich und stellte uns seinen Eltern vor. Er hatte eine billige aber schöne Unterkunft besorgt. Am nächsten Tag ging es Joschi schlecht. Die Wirkung der Valoron-Tropfen war nicht ausreichend, und er hatte seinen ersten Entzug. Wir erzählten Assaad nur, Joschi sei krank. Assaads Eltern kümmerten sich rührend um ihn. Nein, nein, einen Arzt wollte er nicht, es würde bald schon wieder besser gehen. Kurz vor dem Auftritt war Joschi verschwunden. Wir suchten und fanden ihn. Inzwischen lernten wir die deutsche Photographin Irm Siering kennen (Coverinnenphoto LP "Second"). Es war unmöglich, Junk zu beschaffen, aber irgendwie schafften wir es, Joschi auf die Beine zu stellen. Beim Auftritt in der Opera Comique mit Nico lehnte er sich dann an seinen Marshall-Turm und hatte Schweißperlen auf der Stirn. Obwohl er saumäßig spielte, waren die Leute doch begeistert. Es wurde ein voller Erfolg. Alle einschließlich Assaad und Irm waren froh. Bis zum nächsten Auftritt war Joschi wieder ziemlich auf den Beinen. Wir spielten im ORTF-Gebäude für die Radio-Sendung "Pop Club" und bekamen später Anrufe. Die Leute wollten wissen, was das für eine Gruppe war. Wir lernten Pierre Latesse kennen, der uns fragte, ob wir nicht in ein paar Tagen auch noch eine Fernsehsendung machen wollten. Wir waren begeistert. Am selben Tag spielten wir noch im Salle Napoleon, dann hatten wir zwei Tage Pause, Zwischendurch zogen wir alle zu Irm. Dann weitere Auftritte auf dem Land. Am 27.3.1973 machten wir die Aufnahme fürs Fernsehen. Rock en Stock hieß die Sendung. Abends gingen wir zum Pop-Club, einer anderen Sendung, weil Can da war. Großes Hallo, denn wir kannten uns bereits. Joschi machte den Can ein Groupie abspenstig: Patchouli. Er wurde also langsam wieder. Patchouli zog mit zu Irm.

Am 30.3. spielten wir bei freiem Eintritt in der Hochschule Vincennes bei Paris, am 31.3. und 1.4. wieder auf dem Lande und fuhren dann über Paris nach Hause. Lange währte unsere Ruhe aber nicht, denn am 10.4.1973 ging es schon wieder nach Frankreich, zu einem einzigen Fernsehauftritt am 11.4. bei Paris. Danach ging es sofort wieder nach Hause, damit uns die Kosten nicht auffraßen. Kaum dort angekommen, erfuhren wir, das unser Freund Assaad schon wieder gewirbelt hatte. So spielten wir am 8.5. im "Sound" in Berlin, um Geld aufzutanken, und rauschten am nächsten Tag schon wieder in Richtung Frankreich ab. Joschi hatte inzwischen schon wieder zu drücken begonnen. Die nötigen Mittel zum Entzug wollte er am nächsten Morgen besorgen, aber wer sich am nächsten Morgen nicht meldete, war Joschi. Wir waren stocksauer. Bei Lüül versammelt, riefen wir wie die Verrückten überall an, aber Josohi war nicht zu finden. Am Nachmittag meldete er sich und stellte in Aussicht, innerhalb der nächsten halben Stunde seine Medikamente zu bekommen. So setzten wir ihm eine letzte Frist: Entweder träfe er in der nächsten Stunde bei Lüül ein, oder wir würden allein fahren. Nach einer Stunde war er noch immer nicht da. Wir überlegten. An sich hätten wir die Tour jetzt absagen müssen, da wir keinen Leadgitarristen mehr hatten. Wir entschlossen uns, doch zu fahren, denn uns fielen die Brüder Stephan und Frank Diez ein. Beide waren Spitzenleute und in der Lage, unser Programm aus dem Handgelenk zu schütteln. Also anrufen. Frank ist verhindert. Mit Stephan haben wir schon oft gespielt, er kennt auch unsere Stücke und vor allem hat er Zeit und Lust. Anruf bei Joschi, tut uns leid, Alter, wir sprechen darüber, wenn wir zurück sind. Da wir Joschis Wagen nun nicht mitnehmen konnten, borgten wir uns das Auto von Frau Hoenig, Michaels Mutter, und fuhren endlich los. Über Paris, wo wir Assaad abholten, fuhren wir nach Orleans. Wir sollten in einem Zirkuszelt während eines kleinen Festivals spielen. Zwei Bühnen, eine große und eine kleine, waren aufgebaut. Da die große Bühne schon übermäßig vollgestopft war mit dem Zeug der vor uns spielenden Band Faust, verzogen wir uns freiwillig auf die kleinere Bühne und hatten unsere Ruhe. Am nächsten Tag spielten wir in Bordeaux wieder auf einem Kleinfestival. Wir konnten erst um 2 Uhr nachts anfangen, da die Veranstaltung durch eine Bombenwarnung unterbrochen wurde. Vor uns spielte Gong. Eine gute Gruppe. Tags darauf spielten wir in Brest. Wie jeden Tag legten wir wieder etwa 400-500 km zurück; danach auch noch zu spielen, das schlauchte. Wir hatten Rauchpulver mit und nebelten den ganzen Saal ein. Am nächsten Tag fuhren wir gemütlich in Richtung Angers. Stephan war Weinkenner und empfahl uns den hiesigen Rose. Als wir die Stadt verließen, kaufte er etwa 15-20 Flaschen Wein ein. Wir beteiligen uns mit ein paar Francs und soffen das Zeug wie Brause. Weinselig, wie wir waren, überschritten wir auf der Rückfahrt nach Paris die Höchstgeschwindigkeit und wurden auch gleich angehalten. Vorher hatten wir unsere Roadies immer gemahnt, vorsichtig zu fahren und vor allem nicht zu trinken. Besonders auf John, einen Ami, der vorher bei Jefferson Airplane und Delaney & Bonnie für die Anlage zuständig gewesen war und somit das California-Gefühl auch in Sachen Wein hatte, hatten wir wie irre eingeredet, damit er nicht zuviel Mist baut. Aber die einzigen, die man erwischt hat, waren wir. Nur ein Anruf bei der Deutschen Botschaft rettete uns. Glück gehabt!

In Paris spielten wir im Bataclan. Can hatten vor zwei Monaten dort gespielt. Mit dabei war auch noch Nico. die wir schon von unserer ersten Tournee her kannten. Mit dem Auftritt in Paris war die Frankreich-Reise zu Ende und wir fuhren nach Frankfurt, um auf dem Gerrnan Super Rock Festival zu spielen. Für uns war es die erste unmittelbare Begegnung mit Kraan, der deutschen Gruppe, auf die ich am meisten stand. Und natürlich auch Karthago. Von denen kannten wir zwar ein paar Leute von früher, aber mehr war nicht. In der Folge spielten wir des öfteren zusammen und entwickelten ein recht herzliches Verhältnis zueinander. Frankfurt war der letzte Auftritt mit Dietmar Burmeister. Er mußte aussteigen, weil Burghard und er musikalisch nicht zurecht kamen. Wieder zu Hause, spielten wir im Rundfunksender RIAS. um am 14.6.1973 wieder in Richtung Paris zu fahren. Am 16.6 hatten wir einen Auftritt in der Nähe von Paris, in Saint Michel sur Orge. Guru Guru wurde auch erwartet, konnte aber wegen Schwierigkeiten an der Grenze nicht kommen. Danach traten wir in Montmorillion auf, einer winzigen Kleinstadt, und dann ging es nach Roanne. Dort spielten wir im l'arc en ciel oder englisch Rainbow, von dem man sagte, daß es damals der beste Club in Europa gewesen sein soll. Das stimmte meiner Ansicht nach auch (verschiedene Leute, wie z.B. Klaus Schulze, Tangerine Dream und Klaus D. Müller meinen das auch). Ein paar Leute hatten Geld aufgetrieben und zwei Häuser auf dem Land gemietet. Aus einem Gebäude machten sie ein Wohnhaus und im Obergeschoss des anderen Hauses errichteten sie ein oberteures Restaurant, das man nur als Clubmitglied betreten durfte. In den Keller bauten sie einen Privatclub und im Erdgeschoß eröffneten sie einen Laden für Leute wie uns. Im Club und dem Restaurant wurden die Leute aus der Umgebung ausgenommen und die Gelder flössen dann ins "l'arc en ciel". Es waren selten mehr als 200 Menschen da, und dennoch spielten dort Gruppen wie Soft Machine. Die Künstlerbezahlung war auch angemessen. An sich ein echter Traumladen, schwer zu beschreiben. Wir hatten dort zwei Auftrittte, blieben dann noch sechs Tage und übten und entspannten uns dort. Das Stück "In the silence of the morning sunrise" ist dort entstanden.

Am 30.6.1973 kehrten wir zurück und spielten auf einem Festival in Marburg, gemeinsam u.a. mit Atlantis. Dann hatten wir eine Auszeit und bereiteten uns auf die nächste Platte vor. Vom 15.7. bis zum 21.7. waren wir in München im Studio 70 und spielten mit Dave Siddle als Toningenieur die LP "Second" ein. Während der Aufnahmen verkrachten sich Lüül und Stephan Diez, der als Ersatz für Joschi inzwischen festes Mitglied der Gruppe geworden war, fürchterlich. Nach den Aufnahmen verschwand Stephan meistens ganz schnell, auch um seinem Bruder Frank in einem anderen Studio bei einer Aufnahme zu helfen, der wiederum bei einem seiner Besuche bei uns mit seiner Frau zusammen im Hintergrund für uns sang. Außerhalb des Studios sahen wir Stephan kaum. Nach einwöchigem Ausruhen in Berlin kehrten wir am 28.7. nach München ins Studio zurück. Während des Abmischens brach der Krach zwischen Stephan und uns voll aus, und wir beschlossen, uns nach den Aufnahmen zu trennen. In Berlin suchten wir verzweifelt nach einem neuen Gitarristen, aber es sah alles aussichtslos aus. Unter anderem trampte Thomas Kretschmer mit seinem AC 30 (Kofferverstärker der Firma VOX) von Hamburg nach Berlin, weil er Udo Lindenberg verlassen wollte. Leider erhielt er anderweitig ein besseres Angebot und wir mußten weitersuchen. Schließlich meldete sich ein alter Bekannter, Musikprofessor Heinz Lau, bei uns und erzählte uns, daß er einen guten Gitarristen kennen würde, der vom Jazz komme und nach Berlin ziehen wolle. So lernten wir Gustav "GustI" Lütjens kennen und wir waren wirklich erstaunt, weil er fast genauso wie Stephan spielen konnte. Also wurden schnell die Stücke eingeübt, und als die zweite LP erschienen war, stand die Gruppe schon beinahe. Bei zwei Auftritten in Hamburg (Fabrik) und Hannover (Silo) spielte allerdings noch Stephan mit. Gustav trat dann am 20.10.1973 zum ersten Mal mit uns in Würselen bei Aachen auf. Am 22.11. spielten wir in der Berliner Akademie der Künste Stücke der neuen LP. Zwei Tage später spielten wir dort eine E-Musik-Komposition von Erhard Großkopf, einem Freund von uns. Das Stück wurde vom RIAS mitgeschnitten und gesendet. Wir spielten das Stück auch in Polen beim "Warschauer Herbst". Doch darüber später mehr.

Am 3.1.1974 hatten wir einen Auftritt in der Berliner Dachluke, und am 18.1. ging es mal wieder nach Frankreich. Von Troyes über Rennes nach Brest, wo wir herzlich von Freunden empfangen wurden. Leider hatten wir diesmal kein Dope dabei. Dann weiter nach Nantes, Clermont Ferrand, Marseiile, wo es zu dieser Jahreszeit schon wirklich herrlich warm war, und nette Bräute sich unserer annahmen, Montpellier und Lyon. Dort gab es bei reichen Leuten eine Feier für uns. Auf dem Weg zum Hotel brach der Gashebel unseres Lkw. So saß Höni am Steuer und ein anderer mußte unten kauern (ich glaube, ich übernahm diese verantwortungsvolle Aufgabe) und den Gashebel auf Zuruf mit der Hand betätigen. Wie nun weiter? Aber auch das war keine Schwierigkeit für Klaus D. Müller, ex Ash Ra Tempel, ohne den wir schon viele Male aufgeschmissen gewesen wären und der auch dieses Mal seinem Ruf als Hexenmeister alle Ehre machte. Mit neuem Mut und geflicktem Gashebel ging es dann nach Köln zum WDR, dem Westdeutschen Rundfunk. Der Auftritt dort am 2.2.1974 lief bestens, wurde live in der "Nachtmusik" gesendet und ist auf vorliegender CD zu hören, bis auf die Gespräche. Stephan Diez besuchte uns, und wir verstanden uns eigentlich wieder gut. Am 13.2. spielten wir (seltsame Stimmung beim Auftritt) in Duisburg. Merkwürdige Stadt. Danach hingen wir drei Tage in Hotels herum, gaben das soeben verdiente Geld wieder aus und spielten dann in Moers. Langsam wurde die ganze Sache für uns zur Gewohnheit, und wir begannen uns selbst gegenüber immer nachdenklicher zu werden. Ein paar Wochen später wurde es uns immer deutlicher, daß es so nicht weitergehen konnte: Anreise, Aufbau, Stücke herunterspielen, Abbau, Abreise usw. Das war nicht unsere Sache, Zudem entfernten wir uns immer mehr voneinander. Hoenig stand auf elektronische Improvisationen, Gustav mehr auf Jazz, Lüül stand immer noch auf Beatles und Folklore, Burghard fuhr auf harten Rock ab (auch heute noch) und ich mochte GratefuI Dead, Country und Funk. Nach einem Auftritt im bayrischen Ort Schönsee überlegten wir ernsthaft, wie es weitergehen sollte. Gustav und ich meinten, das es besser wäre, wenn wir zusammen etwas Neues machen würden und schlugen unseren Austritt vor. Das war den anderen nicht recht. Dann bekam Hoenig ein Angebot von Klaus Schulze, das er annahm. Ohne ihn wollte Burghard aber nicht weitermachen und auch Lüül wollte lieber etwas alleine auf die Beine stellen.

Am 16.6.1974 spielten wir in Paris zum letzten Mal auf einem Festival in der alten Beset-zung, kurz bevor wir im Pariser Olympia hätten auftreten sollen. Dazu kam es dann nicht mehr, obwohl Assaad schon alle Weichen gestellt hatte. Lüül lernte in Paris eine Frau kennen und blieb dort. Nach Hause zurückgekehrt, suchte ich mit Gustav sofort nach neuen Leuten. Wirfanden Bernhard Arndt (E-Piano) und Christian Kneisel (Synthesizer) und fingen an, wie die Wilden zu üben. Bei einem Auftritt in Witten half Dietmar Burmeister als Schlagzeuger aus. Mit ihm sowie Micki Duwe nahmen wir am 18. und 19.7. in Berlin noch ein weiteres Hörspiel, "Störenfried", unter dem Namen Agitation Free auf. Am 27.9. flogen wir nach Warschau, unser Roadie Roger Niklaus quälte sich mit dem Lkw über Frankfurt an der Oder nach Polen. Als Schlagzeuger nahmen wir noch einmal Burghard mit. Der Auftritt am 28.9. war sehr geladen. Um die nicht umtauschbare Bezahlung in Zloty zu verprassen, blieben wir noch ein paar Tage und vergnügten uns prächtig. Eine kleine Nebengeschichte gibt es noch: Das Konzert auf diesem E-Musik-Festival war überraschenderweise gut besucht und zwar hauptsächlich von jungen Leuten, die in der Ankündigung gelesen hatten, daß eine Berliner Rockgruppe kommt. Als dann die angekündigten drei Stücke "Looping IV" von Erhard Großkopf und uns, "Church of Anthrax" von Terry Riley & John Cale, sowie ein Werk von uns, das der Wesensart einer solchen Veranstaltung Rechnung trug, verklungen waren, gab es bescheidenen Beifall. Doch statt zu gehen, blieben die jungen Leute im Saal und verlangten nach mehr. Erst waren wir ratlos, doch dann dämmerte es uns: Die wollten Rockmusik hören! Also ging ich ans Mikrophon, faselte auf Englisch irgendwas von "Wir denken...", "Rock, eine von vielen unserer Richtungen..." und daß wir den geneigten Zuhörern dann noch gerne einen Blues zum Besten geben wollten. Wir fingen an, den "Nightlife Blues" von B.B. King zu spielen, zum einen wegen unserer verwerflichen Art und zum anderen, weil dieses Stück aus dem üblichen Drei-Harmonien-Schema herausragt, was dann wohl die Ohren der Verantwortlichen nicht beleidigen würde, so dachten wir. Weit gefehlt. Man stellte uns den Strom ab; Männer in dunklen Einheitsanzügen und mit geschmackvollen Glatzenhaarschnitten, mit Sicherheit staatliche Sicherheitsleute, riegelten die Bühne ab, weil schon wütende Unmutskundgebungen bei den Zuhörern aufkamen. Kurz und gut, der Saal wurde geräumt.

Am nächsten Tag fand eine Pressekonferenz statt, in der unsere Geschmacklosigkeit und die aufsehenerregenden Umstände erhellt werden sollten. Entweder war es Witold Lutoslawski oder Tomasz Sikorski, ich weiß es nicht mehr genau, in jedem Fall ein berühmtes Mitglied des dortigen Komponistenverbandes, der uns in lupenreinem Deutsch erklärte, daß die ersten drei Stücke "seine Welt" gewesen wären, der "Dreck" (hat er abgeschwächt gesagt, ich schreibe nur, was er wirklich dachte), den wir nachher gespielt hätten, würde nicht auf ein solches Festival gehören. Ich werde solche Menschen wohl nie verstehen. Jedenfalls habe ich über die oft unverständliche E-Musik nie so gedacht, geschweige denn geredet. Erst zuhause gaben mir Berliner Komponisten wie Wilhelm Dieter Siebert oder Hartmut Westphal von der Gruppe Neue Musik meinen Glauben an die E-Musiker wieder, weil die nicht so engstirnig denken oder fühlen. Noch zwei Verpflichtungen wurden von einer letzten Besetzung, bestehend aus Bernhard Arndt an den Tasten, John Mernitt am Schlagzeug, Lutz Ulbrich an der Gitarre, Christian Kneisel am Synthesizer, Gustav Lütjens an der Gitarre und mir am Baß im Berliner Quartier Latin und der Dachluke erfüllt. Am 14.11.1974 wurde eine Abschiedsfeier, "The Final Reunion", für alle Freunde abgehalten, auf der fast alle ehemaligen Gruppenmitglieder anwesend waren und auch spielten. Sogar Christoph kam für zwei Tage aus England zurück, wo er gerade auf Tournee war und spielte Schlagzeug. Axel "Ax" Genrich konnte leider nicht kommen, dafür erschien aber Mani Neumeier und trommelte eifrig mit. Dann war alles ausgestanden. Was die Leute dann trieben, ist heute Geschichte. Und zwar: Lüül kehrte für eine Weile nach Frankreich zurück, lebte dort mit Nico und arbeitete an seinen eigenen Vorhaben, kehrte mit Nico wieder nach Berlin zurück, spielte bei Ash Ra und war neun Jahre lang Mitglied der Schauspielgruppe "Reineke Fuchs". Michael Hoenig versuchte sich am Projekt Timewind. Dann ging er kurz zu Tangerine Dream. Heute ist er erfolgreicher Schreiber von Filmmusiken mit einem eigenen Studio in Los Angeles. Burghard Rausch hielt erst einmal längere Zeit Enthaltsamkeit und gründete dann die Band Bei Ami. Heute ist er Moderator bei Radio Bremen. Was aus Christoph Franke geworden ist, ist hinlänglich bekannt. Auch er schreibt seit seiner Zeit bei Tangerine Dream Filmmusiken und betreibt genau wie Höni ein Studio in Los Angeles. Lutz "Ludwig" Kramer ging nach Thailand, betrieb dort zwei Coffee-Shops für mehrere Jahre. Heute lebt er in Darmstadt und ist Leiter einer Altenpflegeschule in Frankfurt. Jörg "Joschi" Schwenke versank in der Drogenszene, fing sich für kurze Zeit wieder und arbeitete im HiFi-Laden seines Vaters in Moabit.

Am 14.5.1990 wurde er tot auf einem U-Bahnhof in Berlin aufgefunden. Das Heroin hat ihn wohl nie verlassen. John L. habe ich 1994 beim Abschiedsfest der Berliner Kneipe Go In wiedergetroffen, wo er mit einer Gruppe auftrat, bei der ich mich um 20 Jahre verjüngt fühlte, die Musik war die gleiche, die Sprüche... usw. Mit GustI habe ich noch eine Weile weitergearbeitet und eine Gruppe namens Lagoona zusammen mit Manfred Opitz und Konstantin "Bommi" Bommarius gegründet. Wir brachten es aber nur zu einer Dänemark-Tournee, eine Platte ist nie erschienen. Danach gab es noch Versuche mit den vorgenannten, sowie mit Harald Großkopf, Lou Blackburn, Klaus Henrichs und anderen. Gustav startete danach andere Vorhaben, machte Studioarbeit, spielte unter anderem auf Tourneen für Shirley Bassey und Nena. Bernhard Arndt wandte sich dem Jazz zu und hat bis heute (1995) drei eigene LPs herausgebracht. Dietmar Burmeister ging wieder zu Seedog, der Gruppe, in der er schon vorher trommelte, arbeitete als Zapfer in der Berliner Kneipe Breitengrad und hat das Schlagzeugspielen aufgegeben. Stephan Diez spielte eine Zeit lang bei Chris Hinze, der WDR-Bigband sowie NDR-Bigband und lebt heute als Studiomusiker in Hamburg und München. Wiedergetroffen habe ich ihn in meiner Eigenschaft als Technischer Leiter des Berliner Jazzfestes, als er als Gitarrist der WDR-Bigband dort spielte. Christian Kneisel machte mehrere Solo-LPs und leitet heute die musikalische Abteilung der Akademie der Künste in Berlin. Michael "Micki" Duwe, der vor Agitation Free beim Musical Hair spielte, hatte 1972 die Gruppe Metropolis, war später bei Ash Ra Tempel und macht heute eigene Platten unter dem Namen Mickie D's Unicorn. Die Geschichte geht weiter, es gibt eine Wiedervereinigung! (machen alle anderen doch auch!)."

Das war's in den Worten von Michael Günther. Nicht erwähnt hat er die dritte LP von Agitation Free, "Last", die 1976 nur in Frankreich auf Barclay erschien und bis dahin unveröffentlichte Bühnenmitschnitte vom März 1973 in Frankreich und Februar 1974 beim RIAS enthält. Des weiteren die CD "Fragments", erschienen 1996 auf Spalax, mit Aufnahmen von 1974. Und schließlich eine etwas jazzlastige bisher unveröffentlichte Platte aus der Spätzeit von Agitation Free, die demnächst ebenfalls in vorliegender Reihe erscheinen soll. Und eine CD mit ganz neuen Aufnahmen wird es bald auch geben.
[Quelle: "Garden Of Delights"]

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News

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[10.5.99]
Das neueste Agitation Free Album nennt sich 'River of Return' und erscheint in kürze. Wir bedanken uns für die Zusendung von Cover und Pressefoto.

[2.3.99]
Wir haben uns nach 25 jahren wieder vereint und gerade eine neue CD mit Potsch (Gitarrist von Nina Hagen und Spliff) als Produzenten und Mitmusiker aufgenommen. Diese Scheibe wird in den nächssten Wochen bei BSC (siehe unsere homepage) weltweit herauskommen.
Grüße vom Bassisten von Agitation Free
Michael "Fame" Günther

TOURDATEN:
(Kann sein wir haben auch nur vergessen nachzutragen... Wenn Konzerttermine bekannt sind, ist auf   j e d e n   Fall was in der aktuellen Vereinszeitung drin.)

Kontakt

Offizielle Page: http://www.agitation-free.de
Michael 'Fame' Günther: MG.Fame@t-online.de
webmaster@agitation-free.de

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