German Rock e.V. | Das Online-Archiv der Deutschen Rockmusik
2.045 Bands | 3.629 Musiker | 664 abhörbare Interviews | 441 Festivals | 279 Konzerte

vorstand@germanrock.de | 05405 8959241

  • Startseite
  • Aktuell
    • News
    • Rockradio
    • Rock News Magazin
    • FAQ (PDF download)
  • Unser Verein
    • Vorstand
    • Aktive
    • Geschichte
    • Satzung
    • Klick zu Amazon
    • Mitglied werden
  • Inhalt
    • Deutsche Bands
    • Musiker
    • Interviews
    • Out-of-Area-Bands
    • Festivals
    • Konzerte
    • Specials / Events
    • Buch / DVD
    • Adressen
  • Interaktiv
    • Pressemitteilungen
    • Pressespiegel
    • Linkpartner werden
  • Login
  • Impressum

Jahr auswählen

2023 2022 2021 2020
2019 2018 2017 2016
2015 2014 2013 2012
2011 2010 2009 2008
2007 2006 2005 2004
2003 2002 2001 2000
1999 1998 1996 1979
1975 1968

Konzerte in 2007

30.11.2007
Die Ärzte

Die Ärzte
21.10.2007
The Gazette (J)

The Gazette (J)
29.07.2007
Miyavi (J)

Miyavi (J)
26.05.2007
Paddy Korn

Paddy Korn
20.05.2007
Ayabie (J)

Ayabie (J)
30.04.2007
Knorkator
30.03.2007
Wolfgang Niedecken

Wolfgang Niedecken
27.01.2007
Abi Wallenstein & Blues Culture


Abi Wallenstein

Insgesamt 279 Konzerte gespeichert

WOLFGANG NIEDECKEN

Worpswede Musc Hall am 30.03.2007

 

Alles das, was Wolfgang Niedecken angekündigt hat, sein "Unterwegs im Auftrag des Herren"-sein hat er im Konzert wahr gemacht. Das klingt ein wenig nach Überhöhung, aber um eine über alles Irdische erhabene Vergötterung geht es dem BAP-Sänger überhaupt nicht. Sein Bob Dylan-Programm, das er in der ausverkauften Music Hall präsentierte, ist eine einzige Liebeserklärung an den größten Songwriter aller Zeiten, die nie versucht, die Ecken und Kanten des oft als eigenwillig empfundenen Dylan zu glätten. Keine pathetische Beweihräucherung steht auf dem Programm, sondern eine Reise durch Leben und Werk von His Bobness, die den Nebel um diese fast mythische Gestalt hier und da ein wenig lichtet ohne die Magie zu zerstören.

Letztendlich erklären kann man das Phänomen Dylan nicht, zumal der Amerikaner selbst wenig Erhellendes von sich preisgibt. Erst mit dem ersten Teil seiner Autobiographie Chronicles, deren deutsche Hörbuchfassung von Niedecken gelesen wurde, brachte er etwas Licht ins Dunkel. Im Widerspruch zum Titel lieferte er aber keine zeitlich präzise Lebensgeschichte ab, sondern warf selber Schlaglichter auf bestimmte Ereignisse in seiner rund 45-jährigen Karriere. Der Amerikaner ist die Hauptperson des Abends, der Niedecken lediglich seine Stimme "leiht", hinter der er selber aber ganz zurück bleibt - gewollt, wie er einleitend auch dem Publikum erklärt.

 

Zum ersten Mal seit über 25 Jahren steht Wolfgang Niedecken dabei völlig allein auf der Bühne, außer akustischer Gitarre und Mundharmonika begleiten ihn lediglich einige Bilder des "großen Meisters", die auf eine Leinwand projiziert werden. Niedecken baut dabei sein Programm um rund fünfzehn ausgewählte Abschnitte herum, die er aus der Biographie vorliest. Dazwischen spielt er Dylans Songs - allesamt mit dem englischen Originaltext und in bewusst wenig ausgestalteten Arrangements. Die Auswahl der Stücke ist mal nach zeitlichen, mal nach inhaltlichen Bezügen zu den gelesenen Passagen sehr stimmig gewählt. Es geht nicht darum, die bekanntesten Hits wie Blowin' In The Wind oder Knocking On Heaven's Door zum x-ten Mal aufzuwärmen. Die stärksten Momente des Konzerts gelingen erstaunlicherweise bei Songs, die eher nur den so genannten "Dylanologen" - Niedecken nennt sie "Dylan-Hanseln" - bekannt sind. Señor (Tales Of Yankee Power) oder das düstere Man In The Long Black Coat sind die Höhepunkte eines äußerst intensiven und beeindruckenden Auftritts.

 

Inhaltlich sind vor allem die Passagen, in denen Dylan seine oft als zugeknüpft verstandene Verweigerungshaltung erklärt, aufschlussreich. Er wollte immer nur Folksänger sein, nicht Sprachrohr irgendeiner Generation. Später ging es ihm vor allem darum, seine Familie zu schützen und seinen fünf Kindern einen behüteten Rahmen zum Aufwachsen geben zu können. Er fühlte sich von allen Seiten - Medien, Fans, Politik - gehetzt und reagierte mit Rückzug.

 

Vieles davon hat genau so Wolfgang Niedecken am eigenen Leib erfahren müssen. Auch wenn seine Reaktionen andere waren, scheint er doch wie prädestiniert für die Rolle der "deutschen Stimme Bob Dylans". In seiner immer Kölsch eingefärbten Sprache ist er authentisch und glaubwürdig wie eh und je. Sein ganzer Vortrag ist eine einzige Liebeserklärung an den größten Songwriter der Musikgeschichte ohne dass er dieses betonen muss. Außer einer kurzen Einleitung bleibt Niedecken wie angekündigt hinter der Person Dylans zurück, erst in den Zugaben erzählt er von seinen persönlichen Bezügen zum Werk, baut  in Like A Rolling Stone die übersetzten Zeilen der BAP-Version des Stückes ein und singt eine sehr beeindruckende, ins Kölsche übertragene Version von Every Grain Of Sand.

 

Selbst dass der BAP-Sänger am Tag des Konzerts seinen 56. Geburtstag begeht, spielt nur eine untergeordnete Rolle. Nach einem Ständchen vom Publikum und Geburtstagskuchen in der Pause wird ihm zum Schluss des Abends ein Video mit Glückwünschen auf offener Bühne vorgespielt. Der so Beschenkte tat es den Gratulanten gleich und entließ das über alle Maßen begeisterte Publikum mit einer weiteren Zugabe. Desolation Row, Niedeckens Lieblingssong aus dem reichhaltigen Œuvre des "Meisters", komprimiert noch einmal alle Aspekte, die Dylans absolute Ausnahmestellung begründen.

 

Lars Fischer

keine Bilder zu diesem Konzert vorhanden

German Rock e.V. - seit 1998 Förderung deutscher Rockmusik und Aufbau eines allgemein zugänglichen Datenarchivs - jeder kann Mitglied werden und die Szene unterstützen.

Und so kannst du uns auch als Nichtmitglied unterstützen.