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JANE, EPITAPH und FARGO

Paderborn, Berufskolleg Schloss Neuhaus, 02.11.2019

The Last Farewell - In jedem Ende ruht ein neuer Anfang....

Dieses Motto wählte ich bei meinem letzten Besuch bei Hans-Werner Schubert im Berufskolleg Schloss Neuhaus, da ein Ende seiner unglaublichen Konzertreihe bevorstand. Die dortige Schulleitung wollte dieses kulturelle Highlight schlicht sterben lassen. Wie treffend dieses von mir gewählte Motto tatsächlich sein würde offenbarte sich in den Begrüßungsworten zum Event, der den Titel The Last Farewell trägt. Denn auf Grund der unglaublichen Unterstützung aus allen Richtungen und massenweisen Briefen an den Landrat, den Bürgermeister und das Kulturamt und, und, und... hat sich erwiesen, dass es doch eine funktionierende Demokratie von unten gibt. Resultat: Es geht weiter!!!

Schon gibt es bereits den ersten neuen Termin im neuen Jahr mit Bröselmaschine und Lazuli. Ich gehe am Ende meines Artikels noch mal darauf ein, nun aber noch ein bemerkenswertes Highlight: Hans-Werner erhielt für sein unermüdliches Schaffen und seine Verdienste um die (Rock)Kultur von der Stadt Paderborn die goldene Ehrennadel Kultur 2019.

Wir vom German Rock e.V. gratulieren von Herzen! Eine wie wir meinen hochverdiente Auszeichnung. Deshalb wünschen wir für die weiteren Veranstaltungen alles erdenklich Gute und freuen uns diese im Rahmen unserer Möglichkeiten zu dokumentieren und zu publizieren.

Nun zum Gig selbst.

Den Opener macht Fargo aus Hannover.

Ich muss wirklich zu meiner Schande gestehen, dass ich Fargo - wohl auch wegen der doch sehr langen Bandpause - in diesem Jahr zum ersten Mal live erleben durfte. Beim German Kultrock Festival in der Balver Höhle war ich, da sie dort den Opener gaben und ich noch etwas gestresst war von der Anfahrt und den Begrüßungen etc., hauptsächlich damit beschäftigt noch ein paar Fotos zu schießen. Vielleicht hat sich mir die musikalische Qualität daher noch nicht völlig erschlossen, obgleich ich auch dort schon recht begeistert war.

Hier nun, in der intimeren Atmosphäre des Berufskollegs konnte ich den gesamten Auftritt genießen und das war in der Tat klasse!

Für alle, die Fargo jetzt nicht unmittelbar auf dem Schirm haben will ich ein paar Fakten aufrufen:

Gegründet wurde Fargo 1973, existierte zunächst bis 1983 um sich in Victory umzubenennen. In dieser ersten Bandphase fanden sich neben den beiden Gründern Fargo Pedda - Peter Knorn(B) und Peter Ladwig(Git/Voc) unter anderem Hanno Grossmann(Git) und Franky Tolle(Dr) und Matthias Jabs, der 1978 zu den Scorpions wechselte. Immerhin vier Alben entstanden in dieser Zeit und sie tourten unter anderem mit AC/DC, den Scorpions oder Mothers Finest. Also eine wirklich interessante History steckt da drin. Für Interessierte gibt es ein wunderbares Buch, geschrieben vom Fargo-Pedda himself mit dem Titel Bis Hierhin Und So Weiter. Ich werde in Kürze eine Besprechung dieses lesenswerten, teils humorigen Werkes erstellen, da ich ein Rezensionsexemplar ergattern konnte.

Nach 34 Jahren Auszeit fanden sich die beiden Peters nun wieder zusammen und produzierten 2018 mit Constellation eine neue Scheibe.

Heute nun stehen die beiden genannten Gründer mit dem Gitarristen Arndt Schulz (ex Harlis und Jane) und dem Schlagzeuger Nikolas Fritz (Mob Rules) auf der Bühne und rocken was das Zeug hält. Sie bringen ein abwechslungsreiches Programm mit, bestehend aus den altbekannten Titeln der Gründerzeit und Auskopplungen der neuen CD. Ich hab Euch mal die Setlist besorgt um das zu verdeutlichen.

Step Back - vom aktuellen Album Constellation

Little Smile - vom ersten Album Wishing Well

Leave It - Constellation

I’m A Loser - vom zweiten Album No Limit

Don’t Talk - Constellation

The Tide Is Turning - vom vierten Album F

Buzz Buzz - Constellation

Dreams I’ll Never See - (Im Original von Allman Bros.)

Hard Attack - F

Nun mag man ja glauben, es handele sich bei Fargo um typische Vertreter des Krautrock - weit gefehlt. Musikalisch bewegt man sich eher im Bereich Hardrock, Bluesrock. Wenn man die Geschichte nicht kennt, könnte man sie fast für eine typische Westcoast Band aus den USA halten, bewegen sich die Vier doch sicher und kraftvoll irgendwo zwischen Bad Company und ZZ-Top. Ein klarer und sehr schöner Gesang von Peter Ladwig gesellt sich zu den wohl als Gitarrenrock zu bezeichnenden instrumentalen Linien, die Gitarren unterstützen sich in feinen Ausflügen, Peddas auch toll aussehender Bass wummert dahinter phantastisch und ergänzt sich super mit dem wuchtigen Schlagzeug um das Arrangement abzurunden. Alles wirkt sehr wohl abgestimmt, es gibt keine Schnörkel oder übertriebenen Sologeschichten. Die Band ist eine Einheit und man spürt in jedem Titel wie gut das Ganze eingespielt ist und welche Qualität jeder an seinem Instrument mitbringt. Mich hat dieser Auftritt voll überzeugt und begeistert - das scheint dem Publikum der wieder mal lange vorher ausverkauften Halle auch so zu gehen, denn man feiert Fargo mit viel Applaus ab.

Act zwei des Abends bestreiten die Epitaph ebenfalls Hannoveraner, die immer ein Garant für straighten Gitarrenrock und Bluesrock sind. Die Mannen sind seit längerem in diesem Line-up rund um Cliff Jackson (Git, voc) unterwegs und bestreiten aktuell ihre Long Ago Tomorrow - Tour, auf der sie auch ihr gleichnamiges neues Album vorstellen.

Am Bass sehen wir Bernd Kolbe, der auch mit seinem mitreißenden Gesang zu überzeugen weiß. Zweiter Gitarrist Heinz Glass und am Schlagwerk Carsten Steinkämper ergänzen das Quartett perfekt.

Wenn man auf ein Konzert von Epitaph geht ist klar was man bekommt, das weiß ich schon sehr lange, so überrascht es mich keineswegs mit welcher Spielfreude die vier ihren Set absolvieren:

1. Big City - Outside The Law

2. Outside The Law - Outside The Law

3. Woman - Outside The Law

4. Wind City - Long Ago Tomorrow

5. Lost In America - Long Ago Tomorrow

6. Crossroads - Stop Look And Listen

7. Ride The Storm - Dancing With Ghosts

8. Stop Look And Listen - Stop Look And Listen

9. One Of These Days - Fire From The Soul

Das alles ist ein gelungener Querschnitt durch die nun 50 Jahre Bandhistory von Epitaph, einer der Konstanten in Sachen Rock aus Deutschland. Sichtlich begeistert sind sowohl das Publikum wegen des soliden und vor Freude sprühenden gezeigten Programms als auch die Band, denen es ja bekanntlich auch nicht zu schäbig ist mal vor einigen wenigen Leuten zu spielen - ich hab da einige Erinnerungen. Heute aber haben sie das Auditorium das ihnen gebührt und man sieht es ihnen an - das genießen sie und zeigen all ihr Können und ihren Enthusiasmus.

Viel Applaus und auch die ein oder andere Zugabe sind die logische Folge.

Dritte Band und wohl leider auf Abschiedstournee sind Jane, und wo kommen sie her? Natürlich auch aus Hannover. Das ist wie man heute mal wieder deutlich erkennen kann einer der Hotspots in Rockdeutschland.

Es hat wohl jeden Interessierten schwer getroffen, dass vor kurzem die Legende Charly Maucher an seiner tückischen Krankheit gestorben ist und jeder der ihn kannte hat sicherlich Grund ihn zu vermissen. Er war einer der Mitbegründer allerersten Formation von Jane 1970 und nach der Trennung auch von Peter Pankas Jane, einem der beiden Ableger der Ur-Band und jedem als positiver, energiereicher und netter Zeitgenosse bekannt. Ich habe heute ein wenig den Eindruck, dass der Schatten dieses Verlustes, die Trauer um den guten Freund, ein wenig über dem Auftritt liegt. Insbesondere wenn ich in das Gesicht von Klaus Walz schaue kann ich diese Trauer fühlen. Auch fehlt heute mit Niklas Turmann der zweite Gitarrist, was sich natürlich auch musikalisch niederschlägt. So muss ich leider sagen, dass ich schon bessere Jane-Konzerte erleben durfte. Ich betone aber, dass ich damit keinesfalls etwas an der Qualität herum mäkeln möchte, denn alle geben sicherlich ihr Bestes um den Umständen gerecht zu werden. Der neue Bassist, der auch in Balve bereits am Start war, Holger Kujath macht seine Sache wirklich gut und Keyboarder Corvin Bahn hat heute erstmals seit ich ihn kenne die Möglichkeit seine vokalen Qualitäten zu zeigen, nicht nur Background sondern sogar mal als Solosänger. Das macht ihm wohl auch viel Spaß und so ersetzt er die fehlende Stimme von Niklas bravourös.

Es entwickelt sich doch noch ein gelungener Auftritt mit folgendem Ablauf:

1. All My Friends - Jane live

2. Wishdream Lady - Lady

3. Fire Water Earth & Air - Fire Water Earth & Air

4. Tomorrow - Voices

5. Daytime - Together

6. Windows / Spain - Jane live/Together

7. Fly Away - Traces

8. Hangman - Together

9. Here We Are - Here We Are

Abschließend treffen sich Musiker der drei Bands zu einer Session und präsentieren mit viel Freude und Begeisterung den Titel Going To Chicago, steinigt mich, ich hab vergessen von wem der ist. Dabei werden nochmals die einzelnen Musiker vorgestellt und jeder darf ein kurzes Solo zum Besten geben. Das ist ein würdiger, erhabener und fröhlicher Abschluss des Abends. Aber noch nicht das Ende meines Berichtes , denn Ihr erinnert Euch, ich hatte oben versprochen noch etwas zum nächsten Gig zu sagen.

Am 18.4.2020 kommen zwei Bands, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten und genau das ist so reizvoll daran!

Die erste ist Bröselmaschine, - legendär mit dem wohl bekanntesten Gitarrenguru Deutschlands Peter Bursch. Mit dabei ist neben vielen anderen Musikern Manni von Bohr, den man auch schon bei Birth Control und Randy Hansen gesehen hat.

Die zweite Band ist möglicherweise noch nicht jedem bekannt aber Aufsehen erregend: Lazuli.

Diese verrückte Truppe ist besonders wegen ihrer völlig ungewöhnlichen Instrumentierung und damit Ihr nicht denkt, das sind ja Nischenmusiker: Nächste Auftritte unter Anderem in Southhampton(GB), Liverpool(GB), Glasgow(GB), Rom(IT), Verona(IT), München, Bonn, Hamburg, zusammen mit Saga in Saarbrücken, mit Midnight Sun in Chepston(GB).........

Ich selbst durfte sie bereits auf Burg Herzberg vor einigen Jahren erleben und war fasziniert.

Man sieht also, die neue Staffel der Paderborn Festspiele mit Hans-Werner kann nur und wird weitererfolgreich sein - und für jeden Besucher wie bisher ein Erlebnis.

Und genau das war es auch diesmal für mich, meine Begleitung und wie ich denke für das gesamte Auditorium.

Harald Stimpel alias Rockmagix

Fargo am 02.11.2019 im Berufskolleg Schloss Neuhaus Paderborn Foto: Harald Stimpel

Fargo am 02.11.2019 im Berufskolleg Schloss Neuhaus Paderborn Foto: Silke Schemm

Epitaph am 02.11.2019 im Berufskolleg Schloss Neuhaus Paderborn Foto: Silke Schemm

Session mit Jane-Fargo-Epitaph am 02.11.2019 im Berufskolleg Schloss Neuhaus Paderborn Foto: Silke Schemm

Epitaph am 02.11.2019 im Berufskolleg Schloss Neuhaus Paderborn Foto: Harald Stimpel

Jane am 02.11.2019 im Berufskolleg Schloss Neuhaus Paderborn Foto: Harald Stimpel

Impressionen am 02.11.2019 im Berufskolleg Schloss Neuhaus Paderborn Foto: Harald Stimpel

Jane am 02.11.2019 im Berufskolleg Schloss Neuhaus Paderborn Foto: Silke Schemm

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