German Rock e.V. | Das Online-Archiv der Deutschen Rockmusik
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Reiser, Rio, Berlin

Biografie

 

 

 

Bilder

Rio, Borowski und Wolfgang Michels
1985
Sammlung Michels Music Consulting, HH

Rio, Curt Cress
März 1985
Sammlung Michels Music Consulting, HH

Rio und Wolfgang Michels
Sammlung Michels Music Consulting, HH

Rio und Wolfgang Michels
1985
Sammlung Michels Music Consulting, HH

1985
Sammlung Michels Music Consulting, HH

1983
Sammlung Fried Schäfer

1986
Sammlung Fried Schäfer

1995
Sammlung Fried Schäfer

Sammlung Fried Schäfer

krank :(

in London

Mai 1996

Quelle: Tagesspiegel

Filmverhör

1996

Konzertbericht

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Bitte wendet euch an die Redaktion, wenn ihr Material bereitstellen könnt.

Danke [jg]

Diskografie

Jahr vonJahr bisBezeichnungArtCover
0000 Ich denk an dich Single
0000 Nur dich Single
0000 Junimond Single
0000 Für immer und dich Single
0000 Alles Lüge Single
0000 Singles Single
0000 Theatermusik Single
0000 Filmrollen Single
0000 Filmmusik Single
0000 Singles: Single
1970 Fünf Finger sind eine Faust Single
1971 Eine Prämie für Irene Single
1972 Moritz Tassow (Hacks) Single
1972 Schulkampf Single
1974 Martha und die letzte Wandertaube (Roberg) Single
1975 Feuerzirkus (Hoffmanns Comic Teater) Single
1975 Struwwelpeter Revue (Hoffmanns Comic Teater) Single
1976 Paranoia (Rote Rübe) Single
1976 OmaKiller Single
1977 Johnny West Single
1977 Männercharme (Brühwarm) Single
1977 Liebe, Tod und Hysterie (Rote Rübe) Single
1978 Der achte Tag Single
1978 Willy und die Kameraden Single
1978 Die Nacht mit Chandler Single
1978 Nymphomania (Brühwarm) Single
1978 Transplantis (Transplantis) Single
1978 Nacht mit Chandler Single
1979 Meschugge (Rote Rübe) Single
1980 Total vereist Single
1980 Total vereist Single
1981 Märzstürme (Hoffmanns Comic Theater) Single
1984 Dr. Sommer Single
1985 Geschichten aus 12 und einem Jahr Single
1985 Geschichten aus 12 und 1 Jahr Single
1985 Der Doppelgänger Single
1985 Der Doppelgänger Single
1986 Rio I. Single
1986 Die Chinesen kommen Single
1987 Blinder Passagier Single
1988 Himmelsheim Single
1989 Der Schönste Single
1989 Stadtoper Unna Single
1989 Der Schönste Single
1989 Tatort, Der Pott Single
1989 Über Nacht Single
1990 *** Single
1991 Jetzt schlägt's Dreizehn Single
1991 Durch die Wand Single
1993 Don Carlos (Schillertheater Berlin) Single
1993 Über alles Single
1994 Knock out Deutschland (Städtische Bühnen Chemnitz) Single
1994 König von Deutschland #94 Single
1994 Das Beste Single
1994 Tatort, Im Herzen Eiszeit Single
1994 Tatort, Im Herzen der Eiszeit Single
1995 Die Braut der Brüder (Türkisches Zentrum Essen) Single
1995 Himmel und Hölle Single
1995 Träume Single
1995 Straße Single
1996 Abschied von Rio (2LP) Single
1996 Balladen Single
1996 Polizeiruf 110, Gefährliche Küsse Single
1996 Die Gang Single
1997 Unter Geiern (2LP) Single
1998 Am Piano I Single
1998 Moebius Single
1999 Live in der SeelenbinderHalle (CD / Vid) Single
2002 Himmel und Hölle Single
2002 Herzverloren Single

Rezensionen

Am Piano I (Möbius, 1998, Buschfunk-Vertrieb)"Der Weg zum Herzen geht über das Ohr" besagt ein arabisches Sprichwort und wird auch für einige deutsche Ohren gelten. Die Lieder von Rio Reiser, dem 1996 verstorbenen Künstler (ich schreibe mit Absicht nicht Rocksänger, denn er war noch vieles mehr), gingen schon immer direkt ins Herz, denn von dort kamen sie ja. Von dort kommen auch die Lieder, die man jetzt neu erwerben kann und neu hören muß. Wenn man die CD "Am Piano I" einlegt, denkt man nicht daran, daß jenes Herz nicht mehr schlägt, denn die Kraft und Intensität, die Rio Reisers Stimme auch posthum ausstrahlt, gibt noch immer Mut, macht noch immer Freude und berührt einen im Innersten.

An die hundert unveröffentlichte Songs wurden in Rios Gemächern gefunden und bilden einen Nachlaß, den man durchaus als kulturellen Schatz bezeichnen kann. Davon hat das Rio-Reiser-Archiv (in Persona Gert Möbius, Rios Bruder, und Lutz Kerschowski, enger Freund und Musikerkollege von Rio) 18 Songs ausgewählt, um die Vielseitigkeit des unterschätzten Musikers zu demonstrieren. Es ist keine CD für den Markt, sondern vielmehr eine CD, wie sie Rio Reiser selbst gefallen hätte. Einige der Aufnahmen sind Demos, die irgendwie nie auf ein Album paßten, aber dennoch zur Veröffentlichung gedacht waren.

Im Gegensatz zu anderen Neuveröffentlichungen fällt auf, daß diese CD sehr liebevoll gemacht ist. Schon das originelle Cover hat viele nette Eigenarten, die sehr untypisch für das Business, aber sehr typisch für Rio Reiser sind. Da ist zum Beispiel die Anlehnung an ein Karl-May-Buch oder die Verwirklichung einer Erfindung von Rios Vater. Mehr soll hier gar nicht verraten werden, entdeckt es mit Euren eigenen Sinnen.

Das Booklet zur CD ist ausgesprochen informativ und detailliert, zeigt neben unbekannten Fotos auch einen kleinen Ausschnitt aus Rios Tagebuch (Weihnachten 1972).

Gleich der erste Song der CD - "Ich sitz an Land" - dürfte für die meisten Hörer eine unbekannte Perle sein, denn es ist aus dem Kinderhörspiel "Teufel hast Du Wind" von 1976. Es ist ein gelungener Auftakt, der einlädt, sich zu Rio an Land zu setzen, die Schiffe in die Ferne ziehen zu lassen und mit ihm auf eine musikalische Reise zu gehen.

Es folgen 17 ganz unterschiedliche Songs, darunter drei irre Live-Versionen von Ton-Steine-Scherben-Songs, die Rio 1986 bei einem Konzert in Berlin gesungen hatte, dann drei englische Titel, die irgendwie nicht so gut rüberkommen. Der Schwachpunkt liegt nicht bei den Songs, auch nicht bei Rio, sondern bei der Sprache. Wenn Rio Reiser englisch singt, dann geht etwas von dem verloren, was ihn ausgemacht hat. Da ist kein Sprachwitz, kein Wortspiel, es fehlt das berlinisch-freche, der Zauber in seiner Stimme. All das findet sich dann aber zu hundert Prozent in dem Stück "Haben wir gelacht". Das Lachen vergeht einem spätestens bei dem Marlene-Dietrich-Lied "Ich werde Dich lieben". Jeder Mensch, der Rio Reiser in irgendeiner Weise nah war, kann sich hier nicht gegen feuchte Augen oder einen Kloß im Hals wehren, zumal die Stimme akustisch unglaublich nah dran ist, es klingt regelrecht intim.

Ein kleines Highlight der CD ist mit Sicherheit die Kombination dreier Tracks, die man einfach nicht einzeln hören darf. Es wäre sträflich, denn schließlich war es als Medley gedacht und aufgenommen, und gerade die Übergänge von einem Song zum nächsten sind genial. Da singt Rio eben noch ein deutsches Volkslied (welches er übrigens auch live gerne sang) und setzt dann unvermittelt zu einem "Ohwembaweh" ein, und jeder Musikliebhaber weiß, welches Lied folgen muß. Daß Rio Reiser aber danach einen Titel von den Rolling Stones spielt, unterstreicht nur, wie sehr er seine Wurzeln, seine Einflüsse zu schätzen wußte.

Gegen Ende der CD kommt ein wunderschönes Lied, das leider ein großes Manko besitzt: Es ist entschieden zu kurz! "Weit von hier" handelt von einem ganz besonderen Kind, und kaum ist man in seine Welt eingetaucht, wird man auch schon wieder rausgeschmissen. Dabei sind so viele Fragen offen: Wo ist "hier"? Vor welcher Tür saß das Kind? Welches Lied sang es? Warum erschreckt es sich? Wohin rannte es ? Und vor allem, was wurde aus dem Kind?

Nun, das schöne an der CD ist ja, daß der Titel mit der römischen eins zumindest eine römische zwei verspricht. Vielleicht erfahren wir dann noch mehr über das Kind, über Rio Reiser. Auf jeden Fall zeigt sich schon in der ersten Edition sehr deutlich die Ambivalenz Rio Reisers, dieses stete Nebeneinander von Traurigsein und Glücklichsein, Spaß und Ernsthaftigkeit, Hoffnung und Verzweiflung.

Was diese CD ausmacht, ist die Reduzierung auf's Wesentliche. Nur die Stimme und das Klavier, gnadenlos werden Stärken wie Schwächen aufgezeigt, und es zieht jedem Künstler die Schuhe aus, der diese Musikalität und Gesangsqualität noch nicht mal unter Einsatz großartiger Technik hinbekommt. Daß die Tonqualität der Songs nicht mit heutigen Maßstäben vergleichbar ist, liegt auf der Hand. Die Aufnahmen entstanden bei Konzerten oder bei Rio Zuhause in Fresenhagen, sind damit wunderbar unverfälscht und authentisch.

Die Breite des Repertoires, das auf diesem raren Tonträger versammelt ist, ermöglicht jedem Hörer, egal mit welchen Vorlieben, etwas für sich zu entdecken. Der Kleinkunst-Liebhaber wird genauso etwas finden, wie der Rock-Fan oder eine alte Scherbe.

Im ganzen ist die CD, die seit November 1998 im Handel ist, sehr klug produziert, die Reihenfolge der Titel ist gut gewählt und Rio wird nicht ausgeschlachtet, weder als klimpernder Entertainer, noch als singender Dichter oder sonstwas. Ganz im Gegenteil: In vorbildlicher Weise wird gezeigt, was zwischen den Polen Scherben-Mythos und "König von Deutschland" lag, daß es eben nicht nur das war, was Rio Reiser gemacht hat. Es ist gut, daß man sich mit dieser Veröffentlichung Zeit gelassen hat, denn nichts ist schlimmer als eine schnell produzierte CD, gar eine Art Sampler. Das wäre weder Rio Reiser noch seinem Publikum gerecht geworden. Doch hier erkennt man die Arbeit hinter der glänzenden Scheibe mit den zwei Gratis-Zugaben Spaß und Wehmut.

Ich hoffe, daß ich ein bißchen Appetit auf ein Hörerlebnis der anderen Art machen konnte. Den Hunger müßt ihr nun selber stillen, denn schließlich gilt noch immer: Nichts ist enttäuschender als die totale Erklärung.

"Er ist nicht tot, er schläft nur. Er liegt dort unterm Apfelbaum und wartet, wartet in Dir, in mir, er ist nicht tot ..."

[Regina Sommerfeld für German Rock News]

Rio Reiser - Am Piano II (1999, Möbius Rekords)
Das Warten hat endlich ein Ende. Nachdem die CD "Am Piano I" im Herbst 1998 einen ersten bemerkenswerten Einblick in Rio Reisers Schatzkiste gewährte, waren viele begeisterte Hörer auf das Nachfolgewerk gespannt. Im Frühjahr 1999 dürfen wir nun - ganz Pirat auf Schatzsuche - wieder auf's Meer hinaus reisern, dem Horizont entgegen, wohlwissend, daß wir ihn nie erreichen werden.
Richtig unsystematisch wird das weite musikalische Spektrum Rio Reisers ein weiteres Mal aufgezeigt und läßt den Hörer staunen. Mit einer nachdenklichen 1:25-Einstimmung sucht Rio Reiser "Das Du im Ich" und eröffnet damit aussagekräftig eine CD mit insgesamt 21 Titeln unterschiedlichster Coleur.
Diesmal ist viel bekanntes dabei, doch die Versionen (Demo oder Live) weichen teilweise von den bisher veröffentlichten Stücken ab und bieten eine neue Möglichkeit der Wahrnehmung. So kommt der Song "Du bist es", auf dem 91er Album "Durch die Wand" sehr kraftvoll vorgetragen, hier unerwartet schläfrig daher. "Nur Dich" ist gegenüber der Version von 1991 (auch aus "Durch die Wand") nun wieder um einige Sprünge flotter & fröhlicher. Das Demo von "Nach Hause", aus der selben Zeit wie die beiden Titel davor, enthält in der Piano Version noch mehr Melancholie. Und wenn im sonnigen Frühjahr dunkles Laub schwermütig auf den Seelenboden fällt, dann nur, weil Rio den "Herbst" besungen hat und die intime Atmosphäre der Aufnahme verdammt nah geht.
Doch all die Traurigkeit ist auf der CD gut verstreut und findet einen Ausgleich in gleichermaßen humorvollen Songs, in denen Rio mit Vorliebe wahnwitzige Geschichten des Lebens erzählt: Mal geht es um kleine Pfeifen ("Shit-Hit"), dann um den kleinen Johnny und vier andere Typen ("Harry ist groß"), oder um 7 kleine Leute ("Wir wollen Langeweile"). Die letzten beiden Titel gehören zu einer Vielzahl von unbekannten und unveröffentlichten Liedern, denen die Produzenten Lutz Kerschowski und Gert C. Möbius einen "Ehrenplatz" auf diesem Tonträger gaben. Dazu zählen auch der Ohrwurm "Alles ist gut" und das wütend-fordernde "Ich will Rot!", das zwar für das politische Musical seines Bruders Peter Möbius entstand, aber nichts mit der Farbgebung heutiger Politik zu tun hat. Es geht vielmehr um den gewissen Farbtupfer im Leben, denn "Ich will rot" reimt sich ja auch auf "Ich will ein Leben vor dem Tod". Wohl dem, der's versteht. Verständigungsprobleme dürfte es beim topologisch-inhaltlich verknüpften Lied "B-Seite" nicht geben, wo sich Dr. Jekyl bei Mr. Hide entschuldigt.
Daß Rio vor nichts zurückschreckte, wenn es ihm gefiel, zeigt die Live-Darbietung des Kajagoogoo-Popsongs "Too Shy" oder auch seine eigenwillige Interpretation von "Ich bin müde", ein Song aus der co-produktiven Zeit mit Kollege Wolfgang Michels (Reiser-Reim auf Michels-Music). Hier verrät Rio, wie vielfältig man ein scheinbar nur überbrückendes "Ah" zwischen Strophe und Refrain ausleben kann.
Bei "Laß uns das Ding drehn" zuckt unweigerlich die Kniescheibe, beim letzten Song der CD zuckt es einen Meter weiter oben: "Over The Rainbow" - für mich das Highlight - sang Rio anno 1986 am Ende eines zweitägigen Festivals gegen das Atom-kraftwerk Wackersdorf. Diese Strapazen hört man seiner Stimme natürlich an, und man ist geneigt, ihm unauffällig ein "Rachengold" zuzuschieben. Trotzdem kann man mit Worten einfach nicht be-schreiben, was man da hört. Da ist sie wieder, diese Magie! Die letzte Silbe, die Rio singt, ist "by", klingt aber schmerzhaft wie "bye"...
Natürlich gibt es auf der zweiten Piano-Edition auch wieder Monumente der Ton-Steine-Scherben-Zeit, wie den Klassiker "Rauch-Haus-Song" oder der skurrile "Sumpf Schlock", beide - wie auch der "Shit-Hit" - in Live-Versionen von 1983. Selbst der "Arbeitslosenreggae" gehört zu der Scherben-Ära. Er entstand bereits 1976 in des Bruders Badewanne für einen Film des Badewannen-Besitzers Gert C. Möbius und erschien 1983 auf dem Album "Scherben" als "Mole Hill Rockers". Da nun das Klavier nicht unbedingt ein typisches Reggae-Instrument ist, erklärt Rio zu seinem "ufftata"-Spiel: "Is'n Reggae!"
Wie schon auf "Am Piano I" fanden auch auf der Fortsetzung Songs von Rios Vorbildern einen würdigen Platz: "Gimmie Shelter" von den Rolling Stones und "This Boy" von den Beatles, wobei letztgenannter Song an Intensität nicht zu übertreffen ist. Das gilt auch für das sentimentale Marlene-Dietrich-Lied "Auf der Mundharmonika". Da klappert einem schon die Herzklappe.
In der Gesamtbetrachtung ist die zweite Piano-CD mehr als die erste für den Hörer, der Rio Reiser posthum noch entdecken und erfahren will. Für den langjährigen Fan sind zumindest seltene Versionen bekannter Stücke unauslöschbar und unverwüstlich digitalisiert, und ein paar neue Schätze gilt es ja auch zu heben.
Das Booklet ist diemal weniger persönlich, dafür sehr informativ, also eher nach dem Motto "Fakten, Fakten, Fakten und immer an den Hörer denken" und vor allem die Musik, Rios Stimme und sein geliebtes Klavier, für sich sprechen lassen. Mehr bedarf es gar nicht!
Das Cover, außen dunkelrot mit fotoechtem Ölgemälde eines sommerlichen Reisers gemalt von Julika Matthess, und innen mit handschriftlichen Songtext-Auszügen, sowie unveröffentlichten Rio-Fotos in typischen Situationen, ist in seiner Funktion als "CD-Kartonträger" eine bald schon traditionelle Hommage an Rios Vater, der dieses geniale Faltspiel erfand, das einen förmlich dazu zwingt, sehr liebevoll mit dem Exemplar umzugehen.
Auf jeden Fall ist es den Produzenten gelungen, was man sich laut Presse-Info vorgenommen hatte: "in der öffentlichen Wahrnehmung die Lücke zu schließen, die es praktisch nicht gab" und damit "den ganzen Regenbogen" zu zeigen.
Doch bis zum Ende des Regenbogens, irgendwo hinterm Horizont der Unendlichkeit, werden uns hoffentlich noch weitere Veröffentlichungen aus Rio Reisers Nachlaß beglücken.
[Regina Sommerfeld für German Rock News 8]

Live in der Seelenbinder-Halle, Berlin / DDR, 1988 (1999, Möbius Rekords)Gerne erinnere ich mich an den Abend im Oktober 1988, als ich gebannt vor dem Fernseher saß und das schwarz-weiß Programm von DDR-TV verfolgte. Nur wenige hundert Meter entfernt und doch durch eine Mauer getrennt stand Rio Reiser auf der Bühne und verzauberte ein "neues" Publikum. Auf Einladung der FDJ durfte er als einer der wenigen westdeutschen Künstler sozialistischen Boden betreten. Ein politisch brisantes und kulturell hochwertiges Ereignis, das damals vom Jugendsender DT64 mitgeschnitten und gesendet wurde, sowohl im TV als auch im Radio.
Dank des Rio-Reiser-Archives kam im Dezember 1999 jenes Konzert im Superpack - Doppel-CD und Video - heraus und konnte einmal mehr beweisen, was diesen Ausnahmemusiker ausgemacht hat: Mit kraftvollen Songs und intensiver Präsentation zieht er sein Publikum sofort in den Bann. Der Sound ist gut, die Stimme auch - Rio wächst live über sich hinaus und wirkt auch heute noch "lebendig".
Gerade aus heutiger Sicht spielt der Zeitbezug eine essentielle Rolle: Viele Lieder bekommen eine andere, neue Bedeutung, dessen sich Rio damals sicherlich bewußt war. Allein das Konzert mit dem Gassenhauer "Alles Lüge" zu beginnen - und alle singen sie den Refrain mit - um kurz darauf in "Blinder Passagier" zu tönen "Das Ziel unserer Reise ist nicht weit von hier", hat fast schon prophetische Tendenzen. Das hört bei "Menschenfresser" und "Bis ans der Ende der Welt" nicht auf.
Im Publikum ertönten die ersten "Scherben"-Rufe, was Rio erst zu einem "Auch das noch ..." veranlaßte. Doch dann kamen die Klassiker: Songs, die in der DDR verboten und dennoch bekannt waren. "Jenseits von Eden" kommt kochend heiß rüber, die Schuhe fliegen samt Socken in die Ecke und die Meute bebt. "Keine Macht für Niemand" durfte er nicht singen, was ihn fast reizte es doch zu tun. Er ließ es - schließlich standen Ton Steine Scherben nicht nur für plakative Polit-Songs.
Nach diesem ersten Power-Block gönnt der Künstler sich und seinem Publikum eine Ruhephase mit alten und neuen Balladen wie "Halt Dich an Deiner Liebe fest", "Zauberland" oder "Für immer und Dich". Die Gitarren-Soli vom langjährigen Partner R.P.S. Lanrue sind astrein und gehen genauso unter die Haut wie Rios zärtlich-traurige Texte.
Rockig geht's weiter mit "Laß uns 'n Wunder sein", "Gib mir was ab" und "Manager" bis hin zum ersten Highlight: "König von Deutschland" begleitet von einem überzeugten Chor, der Rio so mitreißt, der er sich prompt versingt, aber ganz Profi kurz lacht und sofort wieder den richtigen Einstieg findet. Während des Übergangs zum nächsten Hit-Song stellt er voller Inbrunst seine erstklassige Band vor: Jochen Hansen (Baß), Toni Nissl (Drums), Manuel Lopez (Gitarre), R.P.S. Lanure (Gitarre) und Christian Schneider (Keyboards). Das Konzert endet - vorerst! - wie schon so oft davor mit "Junimond" und einem echt gefühltem "Bye-Bye". Nach einem fast gehauchtem "Tschüß" küßt Rio Reiser das Mikrophon als ob sich alle Münder, die den ganzen Abend lang jede Zeile mitsangen, ja mitlebten, in diesem Moment dort vereinen. Im Saal tobt und trampelt es! Daß hier tontechnisch ausgeblendet wird, ist gut & sinnvoll, denn die CD bietet nun, was das Video nicht zeigt, weil die Verantwortlichen von 1988 ihre Zensur gleich so perfekt ausübten, daß sie die herausgeschnittenen Passagen nicht aufhoben.
Die erste Zugabe ist zugegebenermaßen ein Diamant: "Der Traum ist aus" - so ergreifend, wie man es noch nie gehört hat! Da singt einer, was 6000 versammelte Menschen denken und fühlen. Denn wenn es ein Land auf der Erde gibt, wo der Traum Wirklichkeit werden kann, dann sind sich alle sicher: "Dieses Land ist es nicht!" Und das gilt damals wie heute grenzüberschreitend. Es sind ja auch nicht nur diese tausende von Seelen, sondern viel mehr Visionäre.Es folgen die nicht minder aussagestarken Songs "Wann" (mit treibendem Beat), "Normal" und der "Arbeitslosen-reggae", bis allem in einem seltenen Duett gipfelt: Lutz Kerschowski, der 1988 mit seiner Band das Vorprogramm bestritt, und Rio Reiser lamentieren über den "Heißen Sommer", wobei Rio in englisch (?) singt und Lutz in Deutsch.
Video und CD unterscheiden sich abgesehen von inhaltlichen Kürzungen vor allem im Sinnestaumel: Wo das eine eben primär optisch anspricht, setzte das andere Medium akustische Stigmen. Rio überzeugt hier wie da, war live einfach unser stärkster Deutschrocker.
Das Booklet zur CD enthält Hintergrundinformationen erster Güte von Rainer Börner (derzeit der Organisator des Konzertes), Lutz Kerschowski und Rios Bruder Gert Möbius. Das Video ist zwar in Farbe und von guter Qualität, hat aber in seiner Originalität und Authentizität einen sehr ostalgischen Charakter. Es ist ein Zeitdokument, auf das Reiser- und Scherben-Fans lange gewartet haben.
[Regina Sommerfeld]Rio Reiser - Junimond: Die Balladen (2000, Sony / Columbia COL 498889 - 2)
Ich weiß nicht, ob ich mich über diese CD freuen oder ärgern soll.
1996 erschien - ebenfalls bei Sony - schon mal eine Balladen-CD von Rio Reiser, die sich jedoch schlecht verkaufte. Nun hat man die Songreihenfolge geändert, ein paar Titel ausgetauscht, ein stimmigeres Cover gewählt und das ganze im Juni 2000 veröffentlicht. Doch das sind sicherlich nicht die ausschlaggebenden Elemente, dass sich die neue CD gut verkauft und sogar in den Top-100-Charts ist.
Hier waren berechnende Strategen am Werk, die den Erfolg der Gruppe Echt mit ihrem Reiser-Cover Junimond aufgriffen und für sich nutzten. Natürlich möchte man bei jeder Cover-Version auch einmal das Original hören, und wenn dann so eine CD im Regal steht und als Bonustracks auch noch die bekannten Rio-Reiser-Hits Alles Lüge und König von Deutschland enthält (beileibe keine Balladen!), dann vernimmt der suchende Käufer ein lautes "Kauf mich! Kauf mich!" und greift zu.
Das ist im Grunde der erfreuliche Aspekt der CD: Junge Fans werden somit an die Musik von Rio Reiser herangeführt und lernen einen Songpoeten erster Güte kennen. Schaden kann das bestimmt nicht!
Dennoch ist der Balladen-Sampler eher lieblos gestaltet. Das magere Booklet enthält nur eine unvollständige Sony-Discographie (das RR-Meisterwerk Himmel & Hölle fehlt!) und fehlerhafte Standard-Fakten zu den einzelnen Songs (Der Junge am Fluss ist nicht von 1997, sondern 1995!). Noch nicht mal die Lebensdaten des Künstlers werden erwähnt. Schwach, wirklich sehr schwach!
Was bleibt, ist einzig uns allein die ergreifende Musik, Texte voller Liebe, Hoffnung und Sehnsucht, sowie die intensive Stimme von Rio Reiser. Wie gut hätte hier als Bonustrack die bisher unveröffentlichte Ballade Herz verloren gepasst und gewirkt ...
Nun, für Sony ging die Rechnung auf, aber ich weiß immer noch nicht, ob ich mich über die CD freuen oder ärgern soll.
[Regina Sommerfeld]


TON STEINE SCHERBEN & RIO REISER:Auswahl I - Klassiker & Raritäten (2001, East West records GmbH 8573-86256-2)
Anlässlich des 30 jährigen Jubiläums der Deutschrock-Legende Ton Steine Scherben gibt es ein eindrucksvolles Wiederhören mit einigen bekannten & beliebten Songs der Band. Das Album erschien erstmals 1981 unter dem Titel Rock in Deutschland Vol. 3 als erste und bis heute einzige Best-Of-Compilation der Scherben überhaupt. Es war die harterkämpfte Ernte einer geduldigen und mühevollen Saat, die Wolfgang Michels als Freund der Scherben setzte, um der finanziell desolaten Band endlich einen anständigen Plattenvertrag mit Telefunken bzw. Teldec zu ermöglichen. Zwei Jahre später erschien das gleiche Konzept, das von Michels und den Scherben gemeinsam erarbeitet worden war, als Auswahl I - 1970-1981 und wurde für unzählige Hörer eine Einstiegsdroge in die Welt der ehrlichen, kraftvollen und emotionalen Songs von Ton Steine Scherben. Die LP verkaufte sich sehr gut, so dass die Plattenfirma East West, die Teldec mittlerweile übernommen hatte, im Zuge des CD-Booms 1990 die große Vinylplatte als kleine Silberscheibe herausbrachte. Doch der Sound war schwach, viel zu leise für die nicht nur in akustischer Hinsicht lauten Statements. Zudem war das Beiheft zur CD, welches diesen Titel gar nicht verdient, extrem lieblos. Erst zehn Jahre später bekam der richtige Mann die Chance, das Album mit einer kleinen Auswahl von großen Songs zu überarbeiten. Es war erneut Michels, selbst Musiker, Texter und Komponist, der die Original-Bänder digital remastern ließ und ein ordentliches Booklet mit Scherben-Story, seltenen Fotos und allen Songtexten für selbstverständlich hielt.
Am 12.2.2001 erschien die CD mit vielen Extras: Dass nun auch der Name Rio Reiser auf dem Cover auftaucht macht Sinn, denn noch immer wissen viele Leute nicht, dass er - der spätere König von Deutschland - einst der Frontmann, Sänger und Texter dieser einmaligen Musikgruppe war. Das CD-Layout erinnert an die erste Scherben-Single Macht kaputt, was Euch kaputt macht (1970) und wenn man die CD herausnimmt, sieht man Scherben bevor man sie hört, denn die innere Rückseite ist hinterlegt mit dem bekannten Poster einer zerspringenden Scherben-Single. Tolle Idee! Die schönsten Extras sind jedoch drei Bonustracks am Ende der Original-Titelfolge, welche dokumentieren, wie die Geschichte weiterging.
Das Album beginnt mit den Live-Aufnahmen von Warum geht es mir so dreckig (1971) und Mein Name ist Mensch von 1970 in einer Demo-Version, die in einer Berliner Turnhalle aufgenommen wurde, was vor allem dem Gesang eine spezielle Akustik verleiht. Aber auch das Solo vom Gitarren-Genie R.P.S. Lanrue hat etwas besonderes.
Mit Humor und reichlich Ironie verpackte Gesellschaftskritik und politische Aussagen präsentieren Lieder wie der Rauch-Haus-Song und Guten Morgen, letzteres sollte man unbedingt bis zum allerletzten Ton hören. Sie gehören zu den Klassikern, ebenso wie die geballte Hoffnungs-Power Wenn die Nacht am tiefsten und die Ballade gegen Depressionen Halt Dich an Deiner Liebe fest, beide aus dem Jahr 1975.
Echte Raritäten sind die beiden ersten Songs von Ton Steine Scherben, die sie 1970 aufnahmen und eigenhändig vertrieben: Macht kaputt, was Euch kaputt macht beginnt mit einer bedrohlichen Tonfolge, die einem das Blut in den Andern gefrieren lässt - a-e-es-h-d-c! Mit diesem diabolischen Riff und der Beschwörungsformel im Refrain setzten sie ihr Konzept von der Musik als Waffe um und lieferten den Soundtrack für eine ganze Generation in ihrer Unzufriedenheit mit der Gesellschaft. Die B-Seite dieser Single hieß Wir streiken und war ebenfalls Programm.
Einen kleinen Eindruck des skurrilen Scherben-Albums IV (Die Schwarze) vermittelt das KribbelKrabbel-Leid eines Mannes.
Das Original-Album endet mit einer neu eingespielten Version des wohl größten Parolen-Hits der Scherben Keine Macht für Niemand, das 1981 frecher und härter klang als 1972. Im neuen Soundgewand von 2001 ist es derart dynamisch, dass man dem Song seine zwanzig Jahre absolut nicht anmerkt.
Es ist schon ein krasser und sicherlich bewusst eingesetzter Gegensatz, wenn man nach diesem Rocker einen traurig-trotzigen Rio Reiser alleine am Piano hört. Seine B-Seite ist eben genau diese seiner ersten Solo-Single Dr. Sommer von 1984. Das ist ein für jene Zeit sehr moderner Song mit mehrdeutigem Text. Auch wenn er damals floppte, so ist er aus heutiger Sicht um so typischer für Rio und in Fankreisen ein viel gesuchtes Objekt der Begierde. Nun können sie sich zurücklehnen und genießen ...
Doch bevor er diesen Schritt in die Solo-Karriere wagte, nahmen Ton Steine Scherben 1982 ein Demo auf, das erst 1998 musikalisch vollendet wurde - Auf fremden Pfaden und da "kommen Gefühle in endlosen Schübe, von drüben, von ganz weit her" ... Selten hat man Rio Reiser so intensiv und intim hören dürfen. Da atmet einer in tiefen Zügen, der rein physisch nicht mehr atmen kann, und die Scherben-Musiker spielen dazu wie in Trance.
Die "neue" Auswahl I ist nicht nur für bekennende Scherben-Fans, wie es die Autorin ist, eine blanke Freude, sondern vor allem für zweifelnde oder neugierige Gemüter, die mit der Agitrock-Band der 70er Jahre bisher nichts anfangen konnten. Die Reaktionen in der Presse und im Handel sind überwältigend positiv, was nicht zuletzt an dem Wahnsinnssound und der guten Aufmachung liegen dürfte. Als persönliche Schlussbemerkung: Vielen Dank an den bescheidenen Produzenten dieser meisterhaften Neu-Auflage meines ersten Scherben-Albums!
[Regina Sommerfeld]
Himmel & Hölle (2002, Möbius Rekords 0193-2 / Buschfunk-Vertrieb 2002)
Als Rio Reisers sechstes Solo-Album Himmel & Hölle im Frühjahr 1995 erschien und nur wenige Monate später mangels guter Verkaufszahlen von seiner Plattenfirma Sony gestrichen wurde, ahnte niemand, dass dieser Tonträger die "letzte zu Lebzeiten veröffentlichte" CD des Ausnahmekünstlers sein würde. Und was für eine CD! Die Erstveröffentlichung fand in den Fachmedien keine Resonanz. Später erkannte man erst die wahre Größe - zu spät.
Himmel & Hölle ist ein komplexes Werk mit Einflüssen aus Musiktheater- und Filmprojekten, mit Besinnung auf traditionelle Rockmusik und sehr viel Mystik. Die düsteren Texte sind durchzogen von Trotz, Phantasie, Verzweiflung, Kampfeslust und immer wieder Liebe - Themen, die keiner so emotional aufgriff und wortgewaltig umsetzte wie Rio Reiser. Es geht um die Fragen "wer nun richtig falsch war und wer echt" (Straße) oder "wer von uns weiß, wer seine Freunde sind" (Träume) oder aber ganz rhetorisch "vielleicht ist niemals schon morgen vorbei" (Hoffnung). Große Bilder werden subtil gezeichnet, Visionen beschrieben und Dramen inszeniert: "Ich tanz gern auf dem Seile" singt Rio durchaus autobiographisch und "will barfuss durch die Hölle gehen" (Gefahr).
Die musikalisch sehr dichte Produktion entstand ohne die frühere Tourband, sondern mit den bewährten Studio-Musikern Curt Cress, PeterWeihe und Ken Taylor. Erdiges Schlagzeug und bissige Gitarren (Irrlicht, Streik) wechseln sich ab mit mittelalterlichen Schellen und orientalischen Flöten (Eislied, Der Junge am Fluss).
Möbius Rekords, das Label für Rio Reisers Nachlass, hat sich entschieden, das Originalcover / Booklet nur als Begleitheft beizulegen und als Titelbild ein trauriges Schwarz-Weiß-Foto des Künstlers als neues Cover zu verwenden, damit klar wird, dass es sich um eine "neue" CD handelt. Die Verpackung ist die schon kultige Erfindung von Rios Pappherr Herbert P. Möbius, ein liebevolles Knick- und Faltspiel. Bonus-Tracks, wie bei Wiederveröffentlichung eigentlich üblich, gibt es keine, jedoch einen wunderbaren Promo-Text, den Rio selbst anno 1995 verfasst hatte und der bisher nur im Internet zu finden war.
Seit dem 28. Januar 2002 ist die CD Himmel & Hölle als Lizenzproduktion "mit freundlicher Genehmigung von Sony Music Entertainment" wieder im Handel erhältlich und jeder kann hören, womit sich Rio Reiser mehr als ein Jahr vor seinem viel zu frühen Tod beschäftigt hat, Songs, in die er viel Herzblut investiert hatte...
[Regina Sommerfeld]
Herzverloren (2002, HOM 672422 2)
Aus Rios Album Durch Die Wolken stammt der Titel Herzverloren. Gleich vier Versionen des melancholischen Stücks finden auf der Single. Der Text stammt von Rio Reiser und für die Musik ist Wolfgang Michels (ex Percewoods Onagram) verantwortlich.
Mit dem Thema des Songs sind wir alle vertraut, und jeder wird dabei etwas Anderes empfinden, gute und hoffentlich wenige schlechte Erfahrungen gemacht haben. So sprechen die verschiedenen Versionen von Herzverloren denn auch den Hörer unterschiedlich an.
Die Radio-Version fällt für meinen Geschmack etwas zu schmalzig aus. Flockiger und spritziger der Flash & Gordon-Remix, mein persönlicher Favorit. Dr. Dan's Praxis-Remix ist wunderschön klassisch angehaucht. Etwas für Schmusestunden bei Kerzenlicht, Opium-Duft und einem Glas schweren Rotwein. Die Beat-Version/No Strings gleicht der Radio-Version, nur eben ohne Gitarre. Rios Stimme kommt hier besser zur Geltung und prägt den Titel. Es geht auch mit wenig Aufwand wenn man die Klasse eines Sängers wie Rio besitzt.
Leider kann er die Veröffentlichung der Scheibe nicht mehr erleben. Freuen kann sich aber wenigsten Michels über diese gelungene Zusammenarbeit.
[Rita Mitzkatis]

Interviews

LiteraturKreuzberger Hefte VI: Geschichten, Noten, Texte und Fotos aus15 Jahren Ton Steine Scherben, Dirk-Nishen-Verlag Berlin, 1985Rio Reiser: Songbook, Intro-Verlag Berlin, 1988Rio Reiser: König von Deutschland, Kiepenheuer & Witsch, 1994Rio Reiser: Und Du schleppst den ganzen Müll mit Dir rum,in: Küssen verboten, Rütten & Loening Verlag, 1994Kevin Coyne: Tagebuch eines Teddybären, Übersetzung aus demEnglischen von Rio Reiser, D(as) A(ndere) Verlag Nürnberg, 1995Bert Lemmich: Rio Reiser - Deutscher Rock- und Volkssänger,Poet und Komponist, Munzinger Archiv Ravensburg, 10/96Bert Lemmich: Ton Steine Scherben - Deutsche (Polit-)Rockgruppe, Munzinger Archiv Ravensburg, 10/96Günter Ehnert: Rocklexikon-Deutschland

Musiker

1986

Anete Humpe

Humpe, Anete

Zu hören auf Rio Reisers Soloalben.

Curt Cress

Cress, Curt

1972 Trommler bei Veit Marvos.
1976 bei Westernhagen
1978 bei Snowball
1985 bei Wolfgang Michels
1984/86 Gast-Trommler bei
Hubert Kah
Mischte ab 1986 auch bei Rio Reisers Soloalben mit.
1986 auf
BAPs "Ahl Männer, Aalglatt" als Gast am Schlagzeug zu hörgen
1994 Gastmusiker bei Lucifer's Friend

F. M. Einheit

Einheit, F.M.

Zu hören auf Rio Reisers Soloalben.

George Glueck

Glück, George

Zu hören auf Rio Reisers Soloalben.

Kenneth Taylor

Taylor, Kenneth

Zu hören auf Rio Reisers Soloalben.

Peter Weihe

Weihe, Peter

1981 Gitarrist bei Känguru.
Auch zu hören auf
Rio Reisers Soloalben und bei
Wolfgang Michels an der Gitarre

R.P.S. Lanrue

Lanrue, R.P.S. (Ralph Peter Steitz)

Zu hören auf Rio Reisers Soloalben.
Gründungsmitglied der Ton Steine Scherben

Ramesh

Ramesh

Zu hören auf Rio Reisers Soloalben.

Reiner Kipp

Kipp, Reiner

Zu hören auf Rio Reisers Soloalben.

Rio Reiser

Reiser, Rio

7 (1999)

Wenn man die Geschichte des Künstlers Rio Reiser aufschreiben möchte, muß man früh anfangen, ja sogar vor seiner Geburt beginnen. Durch kunstbeflissene Eltern, die passioniert im Kirchenchor sangen, floß schon eine gehörige Portion Musik im Blut des Jungen, der am 9. Januar 1950 in Berlin, an einem kalten, klaren Wintertag als jüngster von drei Brüdern das Licht der Welt erblickte und Ralph Christian Möbius getauft wurde.Wie die Geschichte weitergeht, kann und soll hier nicht detailliert erzählt werden, denn das hat der Hauptdarsteller, Rio Reiser, selbst bereits vortrefflich getan: In seiner 1994 erschienenen Autobiographie (siehe Literatur).

Doch der Solokünstler Rio Reiser konnte nur entstehen durch das, was vorher war. Musikalisch angefangen hat der Werdegang in Nürnberg (eine von vielen Reiserstationen) mit einem obsessiven Kindheitserlebnis mit der "Ben Hur"-Filmmusik von Miklos Rosza und der rauschenden Entdeckung des Klaviers als Zwölfjähriger. Klein-Möbius lernte schnell, Lieder nur nach dem Gehör nachzuspielen und zu improvisieren. Der Klavierunterricht brachte dagegen nicht die gewünschten Effekte. Ein Jahr später brachte er sich selbst mit Hilfe einer Grifftabelle das Gitarrespielen bei. Mit 15 Jahren bekam Ralph "im Rahmen einer intergalaktischen Jugendweihe" von dem Maler Blalla W. Hallmann den Vornamen Rio. Wenn schon nicht konfirmiert, so doch wenigstens geweiht ... Nachdem er die Schule und eine Fotografenlehre abgebrochen hatte, besuchte er das Offenbacher Konservatorium und lernte Cello, das er später auch schon mal live auf der Bühne spielte (z. B. im Mai 1986 in der ZDF-Rockpop-Musichall am Ende des Songs "Junimond").

Im Januar 1966 lernte er im Alter von 16 Jahren in Niederroden (Hessen) den gleichaltrigen Lanrue kennen, der damals noch Ralph Peter Steitz hieß und Schlagzeuger der Band "Beatkinks" war, zu der Rio bald als Sänger kam. Man spielte vor allem Songs der Vorbilder Beatles und Rolling Stones nach. So geschult folgte er seinen älteren Brüdern nach Berlin, wo die Gebrüder Möbius - nun komplett - an der wahrscheinlich ersten Beat-Oper der Welt arbeiteten. Der siebzehn Jahre junge Rio schrieb die Musik zu "Robinson 2000", das am 2. Juni 1967 im Theater des Westens in Berlin uraufgeführt wurde.

1968 wurde Rio Hauskomponist der Berliner Theatergruppe "Hoffmanns Comic Teater", die seine Brüder gegründet hatte. Dort spielte er auch eifrig mit, wie bei dem Stück "Rita und Paul" im Auftrag der Experimenta 1969. Ein Song aus diesem Masken- und Rollenspiel mit dem alternierenden Konzept von Song und Szene hieß "Macht kaputt, was Euch kaputt macht", der später zum Kampf-Motto Teile ganzer Generationen werden sollte.

Rio aber fühlte sich beim Theater nicht richtig aufgehoben, sein großer Traum und seine wahre Ambition war es, eine Band gründen und Rockmusik mit deutschen Texten machen. So tat er sich im Sommer 1970 mit seinem Freund Lanrue, der mittlerweile Gitarre spielte, Kai Sichtermann, dem Rio flugs das Bassspielen beibrachte, und dem Schlagzeuger Wolfgang Seidel zusammen, und in einer gemeinschaftlichen Sitzung einigte man sich auf den Bandnamen "Ton Steine Scherben", später liebevoll "Die Scherben" genannt.

Den ersten Live-Auftritt hatten sie dann noch im selben Jahr bei dem sagenumwobenen (Jimi Hendrix letzter Auftritt!) "Festival der Liebe" auf Fehmarn im September 1970. Die Kieler Veranstalter brannten mit der Kasse durch, und Rio war sich nicht zu schade, den mittlerweile legendären Satz "Man sollte den Veranstalter ungespitzt in den Boden hauen" ins Mikro zu rufen. Dann spielte die Band "Macht kaputt, was Euch kaputt macht", die allererste und richtungsweisende Scherben-Single. Später brannte die Festival-Bühne, noch später erstrahlte ein Feuer am deutschen Rockmusik-Himmel. 1971 kam die erste Scherben-LP "Warum geht es mir so dreckig?" heraus, die noch über linke Buchläden vertrieben wurde. Das neue und besondere war, daß sie unter dem eigenen Label "David Volksmund" erschien.

1972 erschien das bekannteste, beliebteste und bedeutungsvollste Scherben-Album "Keine Macht für Niemand", das eigentlich keiner Worte bedarf. Ein jeder Rockfan wird es in seinem Plattenschrank haben. Titel wie "Der Traum ist aus", "Rauch-Haus-Song" oder "Keine Macht für Niemand" gingen in die Zeitgeschichte ein. Da fand sich jenes Lebensgefühl, das eine ganze Generation prägte, eine Utopie, wie sie der Jugend gefiel, an die sie glauben konnte. "Denn für Ton Steine Scherben und später Rio Reiser haben die Kids & alten Traumkämpfer doch nicht geschwärmt, weil die Jungs da oben auf der Bühne aber sooo was von süß waren, sondern doch weil die Songs und Inhalte etwas mit der realen, konkreten Lebenssituation zu tun hatten, Hoffnung & Mut machten.", so ein Zeitzeuge. Alle Songs auf der LP wurden von Rio getextet und von Lanrue komponiert, und das sollte bis auf wenige Ausnahmen auch die nächsten Jahre so bleiben. Rio Reiser war als Sänger von Ton Steine Scherben mit der Erste, der Rockmusik in deutscher Sprache sang! Das Multitalent spielte auch Gitarre und Keyboards, sowohl im Studio als auch live auf der Bühne.

Anfang Januar 1974 übernahm Funky K. Götzner die zuvor wechselnde Schlagzeugerrolle und füllte sie mehr als 10 Jahre in bester Manier aus. Ein Jahr später zogen die Bandmitglieder und ein Teil des großen Freundeskreises von Berlin nach Nordfriesland, wo sie sich in dem verschlafenen Kaff Fresenhagen ein altes Bauernhaus auf- und einrichteten. Zuvor erschien das dritte Album "Wenn die Nacht am tiefsten" mit starken Songs wie "Land in Sicht" oder "Halt Dich an Deiner Liebe fest".
Es folgten zwei Tourneen, bei denen die Band merkte, daß sie für das Publikum immer mehr zu einer politischen Musikbox wurde. Speziell Rio als Texter, Sänger und Frontman hatte seine Probleme damit, und er wünschte sich manchmal, gewisse Songs nie geschrieben zu haben. Bei Auftritten flogen Bierdosen oder Toilettenpapier auf die Bühne, wenn die Revoluzzer-Songs nicht gespielt wurden. Selbst wenn sich die Band dazu hergab, grölte das Publikum immer weiter, während schon längst andere Stücke gespielt wurden.

Die Scherben hatten sich in ihrem Haus ein eigenes Tonstudio aufgebaut, wo sie ab 1976 an Auftragsarbeiten werkelten. Rio hatte die Musik für zwei Kinderhörspiele (mit "Rote Rübe") komponiert, sowie zu drei Kindertheaterstücken ("Martha die letzte Wandertaube", "Feuerzirkus" und "Struwwelpeter Revue"). Oft und immer wieder schrieb er Schauspielmusiken, zum Beispiel zu "Moritz Tassow" am TAT (Theater am Turm) in Frankfurt.

Nach fünf Jahren entschlossen sich Rio, Lanrue, Funky und Kai, die Scherben wieder aufleben zu lassen und eine neue LP einzuspielen. Die "IV" - auch "Die Schwarze" genannt - erschien 1981 und bestand aus zwei prallgefüllten Scheiben mit skurrilen, phantasievollen Songs. Dieses Album war und ist einmalig in der deutschen Musikszene, und einige Rezensoren ließen sich gar dazu hinreisern, es "New Wave" zu nennen. Der Titel "Jenseits von Eden" blieb für Rio all die Jahre ein Meilenstein. Eine nette Besonderheit aller Scherbenplatten war eine regelmäßige Hommage an die beiden Inspirationsquellen Bibel und Karl May. So finden sich auf jedem Album neben Songs mit politischen oder gesellschaftskritischen Aussagen auch immer Songs mit christlichen Themen.

1981 ereignete es sich auch, daß Rio Reiser musikalisch und schauspielerisch bei dem Theaterstück "Märzstürme" von Hoffmanns Comic Teater in Unna mitwirkte. In einer Befreiungszene sang er erstmals das ursprüngliche Revolutionslied (!) "Auf einem Baum ein Kuckuck saß" von 1848.

Im Jahr 1982 war es, als der Mann mit dem alliterierendem Künstlernamen in dem Dokumentarfilm "Halt Dich an Deiner Liebe fest" die Parabel vom Pudding im Kühlschrank erzählte (frei nach Wolfgang Neuss), die sehr bezeichnend für sein Leben ist: "Wenn Du an den Kühlschrank gehen möchtest, weil Du weißt, da ist noch ein Pudding, dann bist Du vielleicht stolz, daß Pudding im Kühlschrank ist, Du ihn aber nicht ißt. Wenn aber gar kein Pudding im Kühlschrank ist, ist es keine Leistung, auf ihn zu verzichten. Ich könnte die Leistung gar nicht bringen, weil ich keinen Pudding im Kühlschrank habe, aber auch nicht drauf verzichten kann. Hm, was machen wir denn da?" Armer Rio Ohnepudding ...

Ein sehr wichtiges Jahr, speziell für Rio Reiser, war 1983. Ton Steine Scherben (mit Neumitglied Martin Paul an den Tasten) brachten ihr fünftes Studioalbum heraus, das schon eine gewisse poppige Färbung zeigte. Gemeinsam mit der deutschen Rockgruppe Schroeder Roadshow und dem Clown Eisi Gulp ging die Band auf eine Tournee, die von Fritz Rau organisiert wurde. So "väterlich", wie das in der Legende oft darstellt wird, war die Beziehung allerdings nicht. Rau fand erst durch die Überredungskunst eines Hamburger Musikers den Weg zum Scherben-Haus in Fresenhagen. Die Auftritte und der Touralltag wurden in dem Dokumentarfilm "Allein machen sie Dich ein" (auch unter "Heut' nacht oder nie" bekannt) festgehalten.

Gleichzeitig arbeitete Rio - nicht zum ersten Mal - für andere Künstler: So hatte er zum Beispiel englische Texte seines Hamburger Kollegen Wolfgang Michels ins Deutsche übersetzt, was ein enormes Vertrauen voraussetzt, welches Michels nur Reiser gegenüber hatte. Die beiden schrieben zusammen an die zwanzig Songs, doch diese Künstlerfreundschaft führte auch zu Neidern der unterschiedlichsten Art.
Am Ende des Jahres trat Rio dann erstmals solo auf, allein am Flügel. Es war ein denkwürdiges Konzert in der Hamburger Kampnagel-Fabrik, bei dem er keine Scherben-Songs spielte, sondern Lieder von Hans Albers und Marlene Dietrich, Rolling Stones und Chuck Willis, Wolfgang Michels und eigene Kompositionen. Schon hier zeigte sich die beachtliche Vielseitigkeit des Rio Reiser und seine musikalische Stärke.

So ist es auch nicht weiter verwunderlich, daß Anete Humpe, die Rio aus alten WG-Tagen und noch vor "Ideal"-Zeiten kannte, auf ihn zukam und im Frühjahr 1984 die erste Solo-Single mit Rio Reiser produzierte. Sie hieß "Dr. Sommer", was sich weniger auf den bravorösen Pseudo-Sexperten bezog, sondern auf die Jahreszeit, vielleicht auch einfach nur eine Sehnsucht nach Wärme beschrieb. Aus heutiger Sicht ist dieser Song ein typischer Reiser, doch zur damaligen Zeit wurde ihm die "Wandlung" vom Polit-Rocker zum Pop-Softie nicht abgenommen, doch Rio wollte diesen Song, weil es ihm so gefiel.

Die hartgesottenen Scherben-Fans schienen ihm diesen scheinbaren Fehltritt noch einmal zu verzeihen, denn als die Band im gleichen Jahr ihre letzten Live-Konzerte gab - zum Schluß sieben mal in Berlin - war die Zu-Stimmung im Publikum überwältigend, auch wenn man nach Verantwortung von Band & Fans fragen mußte, da Rio die Kerze an beiden Enden anzündete, das fatale Feuer hieß Cortison.
1984 entstanden bereits Demos von "Alles Lüge" (als Reggae-Version), "Junimond", "Laß mich los" oder "Runter zum Hafen". Und es gab Verhandlungen mit der Plattenfirma WEA, welche die Scherben gerne unter Vertrag nehmen wollte. Der fertige und unterschriebene Vertrag wurde kurzerhand zerrissen.

Ein Jahr später, 1985, trennten sich Ton Steine Scherben nach 15 Jahren in gegenseitigem Einvernehmen. Sie hinterließen der Nachwelt ein Lebensgefühl und sich selbst einen finanziellen Scherbenhaufen, Schulden mit vielen Nullen vor dem Komma. Tja, nicht in jeder Beziehung bringen Scherben Glück, auch Unabhängigkeit hat ihren Preis.

Rio arbeitete erstmal wieder mit Wolfgang Michels zusammen, und sang auf dessen Album "Bei Mondschein" die Backing Vocals, erstmalig (für einen anderen Interpreten) und unverkennbar. Es war und ist nicht selbstverständlich, daß ein professioneller Musiker von Rios Format einen Kollegen unterstützt, sich mal eben ans Klavier setzt, hier und da die Gitarre schwingt und für mehr als einen Song wunderbare Chöre einspielt. Rio war auch Co-Produzent und Co-Texter bei diesem Album.

So sehr Rio diese Kooperation auch mochte, er brauchte Geld. Er fühlte sich verantwortlich für die Schulden der Band, verantwortlich auch seinem Beruf gegenüber. Während die restlichen Scherben-Mitglieder in eigenen oder anderen Projekten weiter Musik gemacht haben und fünf Jahre lang auf ihre Tantiemen verzichteten, holte sich Rio einen Vorschuß von seiner neuen Plattenfirma CBS (später Sony). Er konnte "eine Platte machen, die mir gefällt", ohne Zensur. Ob er sich dabei verkauft oder prostituiert hat, vermag man von außen nicht zu beurteilen.

1986 wurde für Rio Reisers Solokarriere das musikalisch erfolgreichste Jahr. Mit "Rio I." erschien sein erstes Solo-Album, auf dem so branchenbekannte Namen wie Peter Weihe (Gitarre) und Curt Cress (Schlagzeug) auftauchten.

Die erste Single-Auskopplung "Alles Lüge" (5/86) war und wurde ein Gassenhauer, wie ihn Rio liebte, auch ein geflügeltes Wort, bis heute. Der Titel wurde bereits 1977 geschrieben und gespielt für den SPD-Wahlkampf. Eine sehr treffende Promotion lieferte Rio nun in Form einer erfundenen Biographie, unter die er schrieb, daß sein damals aktueller Titel "Alles Lüge" hieß. Die Öffentlichkeit schaute blind in den ihr vorgehaltenen Spiegel. Bis auf den heutigen Tag wird aus dieser phantasievoll ausgedachten Biographie ganz ernsthaft zitiert. Dieser Song ist ein ebenso typischer Reiser- wie auch Scherben-Song, und die nächste Scherben-LP, wenn es sie denn gegeben hätte, sollte - na? genau! - "Alles Lüge" heißen.

Die nächste Single war "Junimond" (8/86), eigentlich kein Liebeslied, wie oft angekündigt, sondern ein trotzig-trauriges Lied über das Ende einer Liebe, gesungen mit einer sympathischen Schnoddrigkeit. Auch hier gab es keinen großen Bruch zur musikalischen Vorgeschichte, denn Balladen hatten Ton Steine Scherben auch - und durchaus erfolgreich - intoniert.

Genauso war die dritte Single-Auskopplung "König von Deutschland" (10/86) ein alter Song von 1976 (laut "Sound Check 1/87"). Er wurde nur aktualisiert und ein bißchen poppiger gemacht. Dieser Titel wurde Rio Reisers größter Hit. Auch wenn ihm die Rolle gefiel und er sie tief verinnerlicht hatte, Fans und Medien reduzierten ihn darauf. Leider, denn Rio hat ja auch andere Songs geschrieben als nur diesen, gute, bessere, viel bessere. Pressevertreter fragten trotzdem immer wieder nach ersten Amtshandlungen als König, aber niemand fragte, warum er nicht Kanzler von Deutschland werden wollte. Rio hatte sich sehr bewußt für den König entschieden, denn es sollte ein modernes, gesellschaftskritisches Märchen sein. Ein Märchen für das Volk, denn jeder, der dieses Lied (mit-)singt, macht sich selbst mit den Worten "Wenn ich König von Deutschland wär" ein Lied lang zum augenzwinkernden Schneekönig. Natürlich wollte Rio nie König sein, sondern "entweder alle oder keiner, oder jeden Tag 'n anderer" war seine Devise. Es war also 1986 die gleiche Moral wie zehn Jahre zuvor, aber es erreichte nicht mehr nur eine eingeschworene Fangemeinde, sondern ein Massenpublikum, was erstgenannte kritisierte.

Bei dem Angriffspunkt, daß Rio Reisers Solo-Platten zu seicht seien, muß man einfach berücksichtigen, daß man Mitte der 1980er Jahre nun mal andere Instrumente benutzte als 1972, und daß auch mit moderneren technischen Möglichkeiten produziert wurde. Es war die Spätzeit des Punk, und viele waren "enttäuscht, ja regelrecht entsetzt über den glattgebügelten phantasielosen Sound seiner Platten", so ein Zeitzeuge. Was blieb, und das ist wirklich wesentlich, waren Rios Texte und sein Gesang, der die Glätte der Musik aufrauhte, Ecken und Kanten bot, auch schon mal bewußt dreckig klang. Rios musikalisches Talent lag uneingeschränkt in der Stimm- und Meldodieführung.
Sein Timbre, diese unvergleichbare Stimme war es auch, die das Liebeslied "Für immer und Dich" (11/86) zu einem ganz besonderen Stück machten. In nur fünf Minuten finden sich Kraft und Schwäche, Zärtlichkeit und Wut, und mit seiner wandelbaren Stimme unterstrich er - besonders bei diesem Lied - immer die Aussage des Textes. Es war genau diese Intensität, die Rio Reisers Gesang ausmachte und damit eine Qualität ohne Maßstab war.

Immerhin muß er gewissen Menschen so imponiert haben, daß sie den barfüßigen Barden im Alter von 36 Jahren und nach 15 Jahren als Frontman einer Rockband, zum Newcomer des Jahres wählten. Alle Achtung! Apropos barfuß: Rio Reiser hatte sich irgendwann entschlossen aus Gründen der Erdverbundenheit und als Markenzeichen, eine Alltagsangewohnheit auf die Bühne zu übertragen, indem er immer barfuß auftrat.
So auch bei seiner ersten Deutschland-Tournee als Solist im September und Oktober 1986. Bei der Zusammenstellung seiner Live-Band griff Rio auf bewährte Scherben-Musiker wie R.P.S Lanrue (Gitarre) und Martin Paul (Keyboards) zurück. Die Bühnenmannschaft komplettierten Jochen Hansen (Bass), Sievert Johannsen (Gitarre) und Toni Nissl (Schlagzeug).Im Juli '86 beteiligte Rio sich an einem Anti-AKW-Allstars-Konzert in Burglengenfeld, wo er am Ende des ersten Tages eines seiner Lieblingslieder sang, so krächzend und sanft zugleich, wie man es nie wieder hören wird: "Somewhere over the rainbow", solo am Klavier.

Im darauffolgenden Jahr, 1987, war es schwer, den Erwartungen von Publikum und Kritikern gerecht zu werden. Man hatte eine Schublade aufgemacht und den falsch verstandenen "König von Deutschland" hineingetan. Nun sollten viele kleine Monarchenkinder folgen.
Die Single "Blinder Passagier" (8/87) wurde denn auch ein passabler Nachfolger, der König ein Kapitän und Deutschland ein sinkendes Schiff. Daß es dennoch kein reines Seemannslied war, blieb vielen Hörern verborgen, aber das Video zeigte alles (war und ist im kommerziellen TV verboten). Trotzdem war die Seefahrt das beherrschende Thema von Rio Reisers zweitem Solo-Album "Blinder Passagier", weil es für ihn schon immer ein reizvolles Bild war, das Leben als Seefahrt zu betrachten.

Die zweite Single-Auskopplung der LP hieß "Manager" (1/88) und folgte stilistisch der Gassenhauer-Linie. Rios Beraterteam aus Freunden und dem Manager höchstpersönlich hatten ihm von diesem Titel abgeraten, zumal er "so viele wunderbare andere Demos für seine zweite Platte" hatte, wie ein Berater von damals verriet. Doch Trotzkopf Rio wollte den Song nun erst recht und glaubte auch an ihn. Der Song war genauso ironisch und witzig wie der König ein Jahr zuvor und wurde genauso mißinterpretiert. Noch Jahre später muß man vom "Loblied" oder der "Hymne" lesen. Nein, genau das war es nicht. Auch wenn Rio mit seinem Manager George Glück (huch, noch eine Alliteration) gut auskam, so ist doch die wichtigste Zeile in dem Lied: "Und rat mal, wer wohl so 'ne Texte schreibt - Mein Manager erledigt das für mich".

Gerade diese Irrungen und Wirrungen waren es doch, die Reisers Texte von anderen abhoben. Er hatte bereits als kleiner Junge eine Zeitung namens "Quetzacoatl" herausgegeben, in der er seine Liebe für Wortspiele auslebte. Und in einem Interview im Hessischen Rundfunk begründete er 1987, warum er seine Lieder nicht auch in Englisch schreibt und singt: "Ich kenne die Feinheiten der Sprache überhaupt nicht, und in Deutsch kann ich das machen. In Deutsch kann ich auch meine kleinen, dummen Wortspiele machen." Rio Reisers Sprache war feinsinnig und methaphernreich. Es reizte ihn auch, Worte zu verwenden, die keine Assoziationen hervorrufen und dennoch zur deutschen Sprache gehören.
Rio war ständig dabei, Worte, Phrasen und Sätze zu notieren und zu sammeln. Wenn ihm irgendwo etwas Widersprüchliches auffiel, zückte er seinen Bleistift und schrieb es auf. Er hatte stapelweise lose Blattsammlungen und Notizbücher. Manchmal staunte er Jahre später über den Blödsinn, den er da festgehalten hatte oder wunderte sich, warum er es aufgeschrieben hatte, aber meistens setzte er die vielen Notizen irgendwann in Songtexte um. So vielleicht auch in der zweiten Single-Auskopplung "Ich denk an Dich".

Es gab natürlich auch Lieder mit einer klaren, einfachen Sprache. Ein Beispiel auf der LP "Blinder Passagier" ist das allerletzte Stück "Stiller Raum", ein angebliches Weihnachtslied, das man aber auch an den restlichen Tagen im Jahr hören kann, denn es geht gnadenlos unter die Gänsehaut.
Überhaupt hat Rio viel mehr Liebeslieder als politische Rocksongs geschrieben. Komischerweise, oder aufgrund seiner Vergangenheit, wurde immer eher versucht, in den Liebesliedern politische Aussagen zu finden als umgekehrt. Aber es gibt ja auch Menschen, die vertreten glaubhaft die Meinung, alle Rocksongs seien Liebeslieder, mit der Schlußfolgerung: Liebeslieder sind Rocksongs, und Liebeslieder sind politisch.
Dennoch hat es Rio Reiser gestört, daß er bis zum Schluß auf Kampflieder der 1970er Jahre angesprochen wurde und zwanzig Jahre später nach deren Bedeutung befragt wurde. Er haßte es sowieso, als Künstler seine Werke erklären zu müssen, was immer wieder von ihm verlangt wurde.

1988 war wieder ein wichtiges Jahr in Rio Reisers Biographie. Anfang des Jahres erschien das Album "Sternschnuppen" seines Freundes & Lebenspartners Misha Schöneberg, das mit Rio als Produzent im Sommer 1986 und Herbst 1987 aufgenommen wurde, und in der "taz" schrieb ein Kritiker: "Wenn man ihn hört, weiß man, daß seine Küsse so schmecken, wie das Taj Mahal im Mondschein aussieht." Rio kommentierte diesen Satz mit einem erstaunten "Woher weiß der das?"

Am 27. Februar begann seine nächste Solo-Tour mit einem großartigen Konzert in Beverungen. Mit von der Partie waren wieder R.P.S. Lanrue an der Gitarre, Jochen Hansen am Bass und Toni Nissl hinterm Schlagzeug. Neu dabei waren Christian Schneider an den Keyboards und Manuel Lopez an der Gitarre, die beide von da an fest zur Crew gehörten.
Es gelang Rio Reiser, alte und neue Fans zu begeistern, auch wenn er nie bestimmte Songs spielte, nur um eine gewisse Erwartungshaltung im Publikum zu bedienen. So spielte er auch Stücke aus der Ton-Steine-Scherben-Zeit, wie zum Beispiel "Ardistan", "La Reponse", "Der Turm stürzt ein", "Mole Hill Rockers" und "Irrenanstalt", ach Entschuldigung, früher hieß es ja "Kommen sie schnell (Hallo, Hallo)".
Daß Rio jene von Teilen des Publikums immer wieder lautstark geforderten Titel aus den frühen Siebzigern nicht mehr sang, wurde ihm oft gedankenlos vorgeworfen, doch größere Pöbeleien, "die zu Scherbenauftritten gehörten, wie Konfetti zu Karneval" (ein Beobachter), blieben aus.
Dabei hatte Rio nicht weniger Anpassungsschwierigkeiten mit seiner Umwelt. Rio war ja auch kein einfacher Mensch, er war eine schwierige, ja manchmal gespaltene Persönlichkeit, wobei Abhängigkeiten von Alkohol und Drogen keine unwesentliche Rolle spielten. Kompromißlos ging er mit sich und anderen Menschen um.
Auf der Bühne, das erlebte man gerade 1988, ging er bei jedem Konzert an seine physischen Grenzen. Rio gab alles, strahlte Stärke und Energie aus, war ganz Vollblutmusiker. "Die Songs tragen mich", sagte er einmal, "und auch das Publikum".
Rio Reisers Publikum war im Querschnitt genauso vielschichtig wie der Künstler selbst. Sie hatten es nicht leicht miteinander: Als Rio beim "Berliner Rock-Marathon" im Juni 1988 nur Songs von seinen Solo-Platten sang, forderten im Publikum Piratenflaggen schwenkende Menschen die alten Scherben-Klassiker. Klar, auch sie hatten Eintritt gezahlt. Als er aber drei Monate später bei einem Auftritt im Berliner Tempodrom eben jene Songs alleine am Klavier vortrug, wollte das überwiegend junge Publikum die neuen Songs hören. Rio suchte einen Ausweg und kündigte einen Titel an mit den Worten "Achtet auf die Message!" Wohl niemand im Saal rechnete mit dem deutschen Volkslied "Auf einem Baum ein Kuckuck saß", was die Zuhörerschaft vollends irritierte. Das Grinsen auf Rios Gesicht sagte mehr als Worte.

Eine nette Besonderheit bei Rios Publikum war die erstaunlich große Anzahl weiblicher Fans. Das ist vielleicht von daher verwunderlich, als daß Rio mehr auf Jungen stand und dies auch nie verschwiegen hatte. Er wurde dann als Vorzeigeschwuler herumgereicht, als ob er ständig ein Bekennerschild auf der Brust tragen würde. Dabei ist es im Grunde ganz schnöde, um mal ein Lieblingswort von Rio zu benutzen: Da ist ein Mann, der das Mädchen in sich zugelassen hat. Rio hatte weibliche und männliche Freunde, verstand sich auch mit Frauen gut, nur er ging halt nie mit einer ins Bett. Aus diesem Selbstverständnis heraus wirkte er vielleicht gerade auf Frauen anziehend. Hinzu kam sein lange Zeit jungenhaftes Aussehen. Die Intensität, mit der Rio Reiser seine Gefühle und seine Seele offenbarte, aber auch seine optische Zartheit und Zerbrechlichkeit, berührten denjenigen Menschen, der dies für sich zuließ, egal welchen Geschlechts und egal welcher Neigung.
Solche Menschen fanden sich dann auch am 2. Oktober 1988 in der Ost-Berliner Werner-Seelenbinder-Halle ein, wo Rio auf Einladung der FDJ und nach Aufhebung des Spielverbotes ein grandioses Konzert vor 6.000 DDR-Bürgern gab. Hier wurde er gefeiert, wie er es verdient hatte. Rio selber wollte immer auch als Solist Erfolg haben und sagte einem Freund gegenüber einmal: "Ich will endlich die Anerkennung, die mir zusteht!" Die bekam er bei jenem bedeutungsvollen Konzert, und man sah ihm die Freude an.
Eine krönende Anerkennung bekam er sogar von seinen Kollegen, die bei einer Umfrage der Zeitschrift "Music Express / Sounds" im Oktober 1988 Rio Reiser zum besten deutschen Texter wählten. Für ihn stimmten u. a. Ulla Meinecke, Wolfgang Niedecken, Herbert Grönemeyer, Klaus Lage und Wolf Maahn.
Im Rahmen der DDR-Veranstaltung lernte Rio dann auch den Ost-Berliner Musiker Lutz Kerschowski kennen, mit dem ihn von da an musikalische Kollegialität und Freundschaft verband. Ein Jahr später wurde dann die CD "Lutz Kerschowski & Blankenfelder Boogie-Band" in Rios Tonstudio in Fresenhagen (Nordfriesland) abgemischt.

"Ein Jahr später" hieß natürlich auch, eine Mauer weniger: 1989, das Jahr der deutschen Wende! Diese Begebenheit an sich fand Rio gut und spannend, aber nicht die Art und Weise der Entwicklung, schon gar nicht die "erzwungene Vereinigung", wie er es nannte. Er ärgerte sich, daß er nicht gefragt wurde, als Bürger dieses neuen großen Landes. Ihm grauste vor den Wendehälsen, vor den Westentaschenspielern und vor den Füchsen in ihren Mercedesen und BMWs, die er auf seinen Reisen durch die neuen Bundesländer sah. Aus Angst vor den gesellschaftlichen Folgen und als Flucht vor der unberechenbaren Lawine reiste Rio nach Rio, de Janeiro. "Freude an der Einheit haben nur die, die daran verdienen", sollte er vier freudlose Jahre später in einem heißen Disput mit Angela Merkel äußern.
1989 trat Rio Reiser auch erstmals als "Tatort"-Komponist auf, indem er für die Schimanski-Folge "Der Pott" den Song "Über Nacht" schrieb und auch kurz im Film vortragen durfte.

Sein wahres Format bewies er, indem er die Opernmusik zu der Unnaer Stadtoper "Wasser des Lebens" komponierte.

Im Jahr 1990 gab es dann endlich wieder eine neue Solo-Platte von Rio Reiser, die erstmals zeitgleich in Ost und West auf den Markt kam. Diesmal begann Rios (gewollte?) Auseinandersetzung mit Worten schon vor dem ersten Anhören. Wie hieß die Scheibe? Auf dem Cover stand oben "Rio", darunter "***" und ganz unten "Reiser". Bis heute nennt jeder die Platte anders: "Rio", "Sternchen", "Drei Sterne", "Rio Drei" und so weiter und so fort. Zum Glück war das Cover feuerrot, so daß man zur Not noch von "der Roten" sprechen konnte und verstanden wurde.

Neben der Besonderheit von ungewohnt synthetischen Klängen, fiel hier vor allem das Lied "Zauberland" auf, das vorschnell als "Wendelied" oder "Abgesang auf die DDR" betitelt wurde. Doch das war blanker Unsinn, hört man in diesem mit Rios geliebten traurigen Celli unterlegten Song ihn in außergewöhnlicher intensiver Melancholie den Verlust der Liebe und der Träume bedauern: Das Sänger-Ich sehnt sich nach dem einen Kuß, und wenn's der letzte wär. Der Text ist nicht von Rio selbst, sondern von Misha Schöneberg, der seit 1982 mit und für Rio schrieb und mit einem gewissen Stolz von sich behaupten kann, "Rio hat für viele SängerInnen in Deutschland geschrieben, aber nur ganz wenige haben für ihn geschrieben (eigentlich fällt mir nur Hannes Eyber noch ein.)" Rio hatte den Song, der seit einigen Jahren auf seine Veröffentlichung wartete, schon 1988 live gesungen. An der unsinnigen Deutung ist der Interpet selbst nicht schuldlos, ließ er doch - neben dem unglücklichen Erscheinungsjahr (1990) und seinem zeitgleichen demonstrativen PDS-Eintritt - obendrein noch ein Zauberland-Video zu, das Breshnew und Honecker im innigen Bruderkuß präsentierte.
Was bewog ihn, in diese Partei einzutreten? Nun, eine siebenstellige Geldsumme soll geflossen sein (ging damals durch die Medien, u.a. auch MTV), die mögliche Hauptmotivation schlechthin. Nach eigenen Angaben wollte er in erster Linie ein Signal setzen, auch weil er keine Lobby für die Ex-DDR-Bürger sah. Hinzu kam, daß er sich mit PDS-Chef Gregor Gysi auf menschlicher Ebene sehr gut verstand. Er lehnte sich dabei weit aus dem Fenster, und daß er bei Journalisten, Kollegen und Fans nur Unverständnis hervorrief, schien ihn nicht zu interessieren. Selbst sein Manager hatte ihn gewarnt, daß es sein Ende sein könnte. Es war nicht seine erste Warnung und sollte auch nicht die letzte sein.
Doch zurück zur Musik: "Zauberland" (6/90) war die zweite Single-Auskopplung aus diesem Album. Zuvor kam das viel einsetzbare und hitverdächtige "Geld" (3/90). Dies war wiedermal so ein direkt-ehrlicher Song mit reiserischem Zynismus und wohldosierter Ironie. Doch "Geld" brachte leider kein solches, auch der Erfolg blieb aus. Rio hatte bei dem Versuch, neuen musikalischen Wegen zu folgen, seine Linie verlassen und bekam die Kurve nicht. Die formatgesteuerten Medien katapultierten ihn aus der Bahn, there's no business like showbusiness.

Nicht zu mißachten ist der Umstand, daß man Rio schon Anfang der 1980er Jahre seinen Glücksbringer gestohlen hatte (ein mittelgroßer Plüschaffe, der immer einen Ehrenplatz auf der Bühne hatte) und ihn nun Ende der 1980er Jahre auch "sein menschlicher Glücksbringer" verlassen hatte, der aber vielmehr nach eigenen Angaben "ausgesetzt" wurde.
Im Sommer 1990 gab Rio ein Konzert in Stuttgart zum Abschluß des SDR-Konzertes "Top 2000 D". Seine Band bestand aus Holly Wagner (Bass), Lutz Kerschowski (Gitarre), Manuel Lopez (Gitarre), Volker Griepenstroh (Keyboards) und Toni Nissl (Schlagzeug), die auch alle bei dem roten Album mitgewirkt hatten.
Im selben Jahr bekam Rio Reiser den Fred-Jay-Preis für den besten deutschen Schlagertext, den er für Marianne Rosenberg geschrieben hatte. Schlager - das war auch so eine beliebte Kategorie, in die Rio, meist abwertend, gesteckt wurde. Er selber hatte damit gar nicht so viele Probleme, denn: "Wenn man mit einem Song den Nerv der Zeit trifft, dann ist das ein Schlager", sagte er im April 1990 in einem Interview bei "Rocklife" (WDR). Von daher war für ihn ein Scherben-Song á la "Macht kaputt, was Euch kaputt macht" genauso ein Schlager, wie eben ein Fred-Jay-Lied. Da aber der Begriff Schlager mit bestimmten Titeln und Namen belegt ist, nannte Rio seine sogenannten Schlager lieber Gassenhauer. Eigentlich war seine Musik nicht einzuordnen, aber es sollte schon populär sein, was er machte. Er selber hörte jede Art von Musik, ja, auch Schlager, notfalls zur Abgrenzung, um zu sehen, wie man es nicht macht, oder auch nur zum amüsieren.

1991 gab es dann ein neues Rio-Reiser-Album mit dem schlagkräftigen Titel "Durch die Wand", welches in Fan-Kreisen nicht zu seinen stärksten zählt. Dabei enthält es neben der ersten Single-Auskopplung "Jetzt schlägt's dreizehn" - übrigens ein Song von 1981 - die melancholischen Stücke "Zu Hause" und "Nach Hause". Die zweite Single aus diesem Album hieß "Nur Dich" und benutzte die Sprache in einer paradoxen Form.

Die Hervorhebung und Betonung der Texte tut Rio Reiser eigentlich Unrecht, denn Rio war ein durch und durch musikalischer Mensch, der nicht nur einfach Texte vertonte, sondern eigenständig komponierte. Das ist eben der Unterschied zwischen einem Songwriter und einem Liedermacher. Für Rio waren Musik und Text immer gleichwertig und gleich wichtig. Er hat kritische Themen der Zeit engagiert aufgenommen und in seine Form von Sprache und Musik umgesetzt. Rio Reiser war ein Gefühlsmensch, der Songtexte selten konstruiert hat. Oft waren es einfach Visionen von einem Lied, manchmal kamen Ideen plötzlich beim herumklimpern auf dem Klavier. Seine besten Stücke sind die, die er "schnell" geschrieben haben soll.
Nebenbei bemerkt war Rio ein sehr fleißiger Musiker, der viel geübt hat, oft stundenlang am Klavier saß und sich warm gesungen hat. Gerade am Klavier ist seine Musikalität nicht nur hörbar, sondern fast schon spürbar, und man versteht, was Wolfgang Michels meint, wenn er sagt "Rio war ein begnadeter Künstler." Und Hollow Skai schrieb in "Mare" (6/98) "Rio war ein begnadeter Songwriter." Begnadet, ja, aber im allgemeinen leider unterschätzt und verkannt, zumindest was den ausbleibenden materiellen Erfolg angeht, der einem durch großen Zulauf der breiten Masse widerfährt.

Was die Einzigartigkeit von Rio Reiser ausmacht, ist die Vereinigung vieler Fähigkeiten: Er war Texter, Komponist, Sänger und Instrumentalist (Cello, Klavier und Gitarre). Hinzu kamen persönliche Eigenheiten, wie seine Intensität und sein Charisma. Rios Persönlichkeit war aber auch geprägt von einer inneren Zerrissenheit (vielleicht vergleichbar mit Truman Capote, den man "Monster, das man liebte" nannte). Rio war oft unberechenbar, gespalten und launisch. Selbst engste Mitmenschen sahen ihn kritisch, denn auch sie hat er oft enttäuscht.
So schwierig er als Privatperson auch gewesen sein mag, als öffentlicher Künstler wollte und konnte Rio Reiser vor allem vermitteln, war ganz Überzeugungstäter, leider auch manchmal ein Opfer, das schuldig wurde. Oder anders ausgedrückt: "Wenn ein Hamletdarsteller die Bühne verläßt, wird ihm niemand übel nehmen, daß er im wirklichen Leben kein Hamlet ist." (Misha Schöneberg)

Rio Reisers musikalische Laufbahn begann wie anfänglich beschrieben unter dem Einfluß der Beatles, deren Musik er immer bei Arbeiten im Tonstudio hörte, und den Rolling Stones. Auch mochte er The Clash, die Beach Boys, und, nun ja, auch Hans Albers, doch vor allem die von ihm innig verehrte Marlene Dietrich. So breit wie sein musikalisches Interesse war auch sein eigenes Repertoire. In gleicher Weise war Rio Reiser seit frühester Jugend der Theater- und Kleinkunstszene verbunden.
So war es nur eine Frage der Zeit, bis er einen Auftritt im Hamburger "Schmidt-Theater" hatte, zumal er den Chef, Corny Littmann, seit Mitte der 1970er Jahre kannte. Ton Steine Scherben hatten mit dem Schwulen-Kabarett "Brühwarm" (Corny Littmann alias "Herr Schmidt", Ernst Reinhard alias "Lilo Wanders" und andere) zwei Platten gemacht, "Mannstoll" (1977) und "Entartet" (1978). Wahrer, warmer Männercharme ...
Im November 1991 trat Rio dann solo bei der "Schmidt-Mitternachtsshow" auf und sang alleine am Klavier "Halt Dich an Deiner Liebe fest". Zuvor hatte er für Marianne Rosenberg zwei schöne Liebeslieder geschrieben, die auf ihrem Album "Und Du kannst nichts dagegen tun", das im Oktober 1991 erschien, zu hören sind.

1992 war kein so gutes Jahr für Rio: Gesundheitlich schlug es ihn nieder, was genau "es" war, entzieht sich meiner Kenntnis, spielt aber auch keine Rolle. Der Ärger über die Wiedervereinigung war ihm wohl dermaßen auf den Magen geschlagen, daß nur noch ein Aufenthalt in der Schloßpark-Klinik in Berlin-Charlottenburg half. Die Presse stürzte sich wie ein hungriger Geier auf ein scheinbar halbtotes Opfer. Tja, Show ohne Biz gibt es nicht, berühmt sein ohne Presse auch nicht, das wußte Rio.

Er wußte auch sehr wohl, daß er schwerkrank war, die Leber hinüber. Fachärzte sagten ihm, daß er keinen Alkohol mehr trinken und sich nicht anstrengen dürfte. Rio ging zu Heilpraktikern und trank Kräutertee. Er alterte im Gesicht um Jahre, und die Haare gingen ihm aus.
Er hat sich nie geschont, in keiner Beziehung: In dem Theaterstück "Ein ungelegener Besuch", das am 6. September 1992 im Berliner Renaissance-Theater Premiere hatte, spielte Rio Reiser die Hauptrolle.
Im Dezember trat Rio bei dem antifaschistischen Benefiz-Konzert "Heute die - Morgen Du" in Frankfurt am Main auf. Zusammen mit Ulla Meinecke sang er das kurzfristig entstandene Lied "13. Dezember", wobei Ulla den Text und Rio die Musik geschrieben hatte. Diese Zusammenarbeit war nicht neu, schon 1988 hatten die beiden für ein Album von Ulla Meinecke zusammen Stücke geschrieben. Einen zweiten Auftritt bei diesem Konzert bestritt Rio mit Marianne Rosenberg, ebenfalls keine Neuheit. Sie sangen den Scherben-Klassiker "Der Traum ist aus". Dies ist ja eins von den Liedern aus der Ton-Steine-Scherben-Zeit, die Rio auch bei Solo-Konzerten immer wieder gerne sang, weil er nach wie vor dazu stand. Andere Titel waren "Land in Sicht" und "Halt Dich an Deiner Liebe fest".
Die Teilnahme an diesem Konzert kommentierten viele Schreiberlinge mit Erstaunen: Ach gugge ma, der Rio engagiert sich widder mal politisch, hieß es da sinngemäß. Rio war immer ein politischer Mensch, nur was früher von Medien und Publikum überbewertet wurde, wurde nun unterbewertet. Rio konnte es nie jemanden Recht machen, und wer will es ihm dann verübeln, daß er Solidaritätsveranstaltungen und politische Arbeit nicht sonderlich mochte.
Rio Reiser war vor allem ein unorthodoxer Christ, der jeden Tag in der Bibel las (ein Kapitel aus dem alten und eins aus dem neuen Testament), aber nichts von der Institution Kirche hielt. Er setzte sich mit dem Christentum auseinander, um es zu verstehen, und er setzte sich gleichermaßen mit allen Weltreligionen zwischen Orient und Okzident auseinander, so wie er es bei Karl May immer bewundert hatte. Mit zehn Jahren hatte Rio die Bibel mit all ihren Widersprüchen für sich entdeckt und seit dem ständig die Konfrontation mit dem wahren (un)christlichen Leben gesucht. So hat er die Bibel auch immer als Inspiration genutzt, nicht zuletzt für Songtexte. Die zehn Gebote fand er gar nicht mal so schlecht.

Als 1993 Rio Reisers neue Platte "Über alles" erschien, war weder sie, noch die Singles "Nimmst Du mich mit" (10/93) und das entfesselte "Inazitti" (2/94) in den Medien irgendwie präsent.

Fernseh- und Radiostationen boykottierten ihn wegen der PDS-Geschichte. Zu widersprüchlich war es, daß ein Linker, der all die Jahre gegen Unterdrücker und Ausbeuter angesungen hatte, ein Anarcho-Barde und Freiheitskämpfer war, sich nun einer Nachfolgepartei der SED anschloß. Da halfen erst recht nicht Rios Rechtfertigungsversuche, daß die PDS immerhin die Verantwortung für die letzten 40 Jahre übernommen hätte.
Verantwortung übernahm Rio 1993 dergestalt, daß er wieder Texte für andere Interpreten schrieb, diesmal für Kalle Krawinkel, Ex-Gitarrist der NDW-Truppe "Trio". Für dessen Album "Kralle" hatte Rio Texte, die Kalle in Englisch geschrieben hatte, ins Deutsche zurückübersetzt.
Im November 1993 war Rio Reiser zu Gast bei Alfred Bioleks "Boulevard Bio" zum Thema "Mein ärgerliches Vaterland". Es ging um Rios Rolle als "Nestbeschmutzer", wobei sich Rio manchmal vorkam wie Goethes "Zauberlehrling", ganz nach dem Motto "Herr, die Not ist groß! Die ich rief, die Geister, Werd ich nun nicht los." Die "Verräter!"-Rufe der alten und neuen Ideologen, die ihm freundliche Lieder ohne Wut vorwarfen und ihm den kommerziellen Erfolg übel nahmen, waren indes nicht neu. Sie begleiteten Rio von der ersten bis zu letzten Platte genauso treu wie der bundesdeutsche Geheimdienst. Sein Kommentar dazu: "Die Leute denken, daß ich immer nur auf's Geld schiele. Die sollten mal meinen Kontoauszug sehen."Ob Rio für seinen Auftritt bei der "Schmidt-Mitternachtsshow" am 4. Dezember 1993 im Schmidt-Theater Geld bekam, weiß ich nicht, aber er bekam die Gelegenheit zu einer außergewöhnlichen Begegnung: Frau Marlene Jaschke sang voller Hingabe das Lied "Vier Wände" von Rios 1990er LP. Nach ein paar Sekunden trat Rio barfüßig hinzu und stimmte mit ein. Was für ein Duett! Rio bedankte sich mit einem Handkuß bei seiner Partnerin und sang dann, begleitet von Volker Griepenstroh am Piano, "Für immer und Dich".

1994 wurde das Jahr der Bilanzen, also rein musikalisch und biographisch. Im März erschien eine aktualisierte Fassung seines Hits "König von Deutschland". Kohl gab`s noch immer, aber Birgit Breuels Treuhand war nun angesagter als Ronald Reagans Wade und Hans Meiser lebendiger als Robert Lemke. Bei der Bundeswehr gab es nun Hanfgranaten statt Hitparaden und die gewechselten Socken wichen den gebadeten Prinzen. Der alte Hit wurde kein neuer - andere Zeiten, andere Lieder.

Dennoch gab es im April eine "Best-of"-CD, die allerdings genauso wenig Aufsehen erregte.

Anders war es bei der Autobiographie von Rio Reiser, die 1994 erschien. Sie trug den unglücklichen Titel "König von Deutschland - Von Ton Steine Scherben bis in die Hitparaden". Der Inhalt des Buches relativierte dann aber doch die äußere Hülle. Man hatte den Eindruck, und so kam sich Rio auch vor, wie er später gestand (am 28.4.1995 in der NDR-Talkshow), "als ob Oppa vom Krieg erzählt". Ferner wollte Rio "etwas zur Erbauung der Jugend beitragen". Rio Reiser und Co-Autor Hannes Eyber (früher Co-Produzent von Ton Steine Scherben) beschrieben die ersten 25 Lebensjahre eines Protagonisten, den man auf rund 300 Seiten kennenlernt und einfach gern haben muß. Das ganze ist stilistisch wunderbar ehrlich, pointenreich, detailverliebt und lebendig, immer verbunden mit Sprachwitz und Charme. Dabei wird nicht nur eine Künstlerbiographie geschrieben, sondern vor allem auch seine nicht unwesentliche Umwelt beschrieben. Man erfährt fast nebenbei sehr viel über Deutschland, Berlin und Kreuzberg, über Kunst, Kommune und Küchengespräche, natürlich auch über Mitmenschen, zwischenmenschliches und allzumenschliches. Leider endet das Buch mit dem Umzug von Berlin nach Fresenhagen im Sommer 1975. Der Sprung in die Hitparaden wird nur ganz am Ende in einer Art Zukunftsvision angedeutet.

Und wer nun immer noch wissen will, worum es in dem Buch geht, der halte sich an Thomas Koschwitz, der Rio in seiner "RTL-Nachtshow" 1994 zum dritten mal fragte: "Was erwartet mich denn nun in dem Buch?", und eine Reiser-typische Antwort bekam: "Na Buchstaben!" Haben wir gelacht ...
Daß die Autobiographie nicht ganz zu Rios Zufriedenheit ausfiel, lag nicht zuletzt an ihm selber: Ihn nervten die Vorschriften des Verlages so sehr, daß er kurzerhand nach Thailand abhaute und die Schlußverhandlungen Hannes Eyber überließ. Als Rio zurückkam, paßte ihm das Endergebnis überhaupt nicht.
Jedenfalls verkaufte sich das Buch recht gut, sowohl in den Läden als auch in den Medien, und Rio ging auf Lese-Tournee. Daß er dabei nicht immer auf aufmerksames Publikum stieß, zeigte die Frage einer Zuhörerin nach einer Lesung: "Hast Du eigentlich Kinder?"
1994 war Rio noch an einem Boxer-Musical beteiligt, daß Armin Petras und Philipp Stölzl nach Ödön von Horvarth geschrieben hatten. "Knock out Deutschland" wurde zwar nicht wie geplant im Vorprogramm eines Boxkampfes von Henry Maske gezeigt, aber dafür in angenehmerer Atmosphäre im Schauspielhaus Chemnitz.

Im März 1995 erschien die Rio-Reiser-CD "Himmel & Hölle" mit elf neuen Liedern, die jedes für sich eine Geschichte aus seinem Leben erzählten, denn sie zeigten die Einflüsse aus Theater, Film, Rockmusik, Politik und Märchen.

Die musikalische Vielseitigkeit machte das Album zu Rios komplexesten Werk. Dies befand auch das Musikmagazin "Rolling Stone" im Mai 1995 und nannte es "Reisers bislang bestes Solo-Album". Weiter schrieb Hollow Skai: "Niemand in Deutschland schreibt so wahre, aufrichtig-radikale und nachzuempfindende Texte wie dieser melancholische Spielmann des auslaufenden 20. Jahrhunderts."
Den Grundstein der CD bildete der Song "Irrlicht", eine rundum kraftvolle Komposition mit herrlich kraftvollem Gesang. Drei Stücke "entlieh" sich Rio bei sich selber, er hatte sie für das Musical "Die Braut der Brüder" seines Bruders Peter Möbius geschrieben und nun selbst gesungen, allerdings dermaßen gefühlsecht, wie es kein zweiter singen kann. Das trifft eigentlich auf alle Songs dieser Platte zu, besonders auch bei "Träume", der Titelsong des Tatorts "Im Herzen Eiszeit", der am 2. April 1995 erstmals ausgestrahlt wurde, mit Rio Reiser in der Hauptrolle.
Wie schon in seinen sechs Filme zuvor, gab er auch hier viel von sich selbst und spielte alle Mit-Darsteller an die Wand. Er war ein guter Schauspieler. Nicht umsonst bekam er für seine erste Hauptrolle in dem Roadie-Movie "Johnny West" 1977 den Bundesfilmpreis in Gold, was damals vor allem den Gerichtsvollzieher erfreute.
Wie ein kleines Drehbuch wirkte auch der Song "Straße", die einzige Single-Auskopplung (2/95) aus "Himmel & Hölle". Hier beschreibt Rio die Situation des Verlassenwerdens. Manche Menschen sagen ja "Ich geh' mal eben Zigaretten holen" und kommen nie wieder. Rios damaliger Lebenspartner Niels sagte "Ich bring' mal eben Lutz zum Bahnhof" und ward nicht mehr gesehen.

Rio hat so oft Situationen beschrieben, die jeder von uns kennt, Themen, die jedem oft genug begegnen, und sein Anliegen war es dabei, Licht ins Dunkel zu bringen, "den Leuten, die meine Musik hören, die Stimmung zu heben, so daß sie wieder was tun können." In einem Radio-Interview für "Rock et cetera" (Deutschlandfunk) am 24. Juli 1995 erklärte es Rio dann so: "Wenn jemand den Song hört, dann muß er ja mit dem Song was anfangen können. Er soll den ja benutzen, er soll ihn umsetzen." Befragt nach seiner Glaubwürdigkeit sagte Rio an gleicher Stelle: "Die Leute sollen nicht mir glauben, sondern sich selbst glauben. Ich kann viel erzählen. Warum soll man mir glauben? Wer will's denn überprüfen? Also: Zweifel an allem!" Ein paar Sätze weiter fügte er hinzu: "Um zu überprüfen, was für ein Typ ich bin und wie echt ich bin, da muß man mich schon gut kennen."
Selbst die, die ihn gut kannten und sich Sorgen machten, wagten trotz besseren Wissens nicht daran zu denken, wie nah Rio Reiser Himmel und Hölle schon damals war. Bedingt durch Alkohol, Psycho-Terror von Rechtsradikalen und der Sekte "Kinder Gottes", von der er sich verfolgt fühlte, wurde er immer depressiver, und langsam verlor er den Kampf gegen den Terror aus der Psyche seiner selbst.
Noch nie ganz frei von Todessehnsüchten, wirkten viele seiner letzten Lieder wie Todesahnungen oder Visionen, als ob er wußte, was kommen würde und wie falsch Freunde sein können.
Rios Leber war kaputt, jedes Glas konnte das letzte sein, denn Jahre zuvor fiel er schon mal in ein unheilvolles Koma - hatte ihm ein Barkeeper in Florida K.O.-Tropfen in den einen Tequila getan? (oder war's ein Räuber in New York?) - , doch Rio hörte nicht auf die Ärzte, sondern flüchtete und schaute weiterhin zu oft zu tief ins Glas. "Ich habe alles ausprobiert, aber die beste Wirkung habe ich noch mit Alkohol", sagte er einmal einem Freund.

Für die ARD-Krimiserie "Die Gang" spielte Rio Reiser 1996 in der Folge "Liebeslied für eine Leiche" den paedophilen Popstar Kevin Kaiser, kein filmisches Glanzlicht allerdings.
Glanzlichter standen eher in den Augen von Uwe Ochsenknecht, dem Hauptdarsteller der "Gang"-Serie, als er während der Dreharbeiten mit Rio über Musik plauderte. Ochsenknecht brauchte für sein Album "O-Töne" noch einen Song und da kam ihm die Idee - "Wenn der Meister einem schon mal gegenüber sitzt" (U.O.) - Rio zu fragen. Wenige Wochen später erhielt der singende Schauspieler einen Songtext, den er unverändert übernahm.
Gegen jeden gut gemeinten Rat begab Rio sich im Mai '96 auf Deutschland-Tour. Doch dieser Kraftakt, todkrank auf Tour zu gehen, war zuviel für Rios ausgemergelten Körper, er mußte die Tour am 24. Mai abbrechen, ausgerechnet einen Tag vor dem Berliner Konzert, wo seine größte Fangemeinde auf ihn wartete.
Wer weiß, mit welcher Energie und Leidenschaft Rio Reiser auf der Bühne arbeitete, der mag nachvollziehen können, daß so ein Feuer irgendwann ausgebrannt ist. "Irgendwann" war ein heißer Augusttag, der 20. August 1996 - Kreislaufzusammenbruch, innere Blutungen. Ende. "Unser Verlust ist Gottes Gewinn" heißt es, aber mußte es verdammt noch mal so früh sein und gleich so endgültig?
Viele Fragen standen im Raum und viele Nachrufe im Blätterwald, untersetzt von Heuchlern erster Güte, aber auch subtileren Stimmen: "Mit Rio Reiser ging auch die Illusion von der subversiven Kraft der Musik", schrieb Hollow Skai im "Rolling Stone" (10/96). Blixa Bargeld, der Sänger der Einstürzenden Neubauten, formulierte es im "Spiegel" (35/96) nicht minder wahr: "Ich habe noch nie jemanden in Deutschland singen gehört oder gesehen, der wie Rio in der Lage war, innerhalb von Sekunden eine intime Beziehung, geradezu eine Liebesbeziehung, mit jedem einzelnen seiner Zuhörer aufzubauen." - "Rio Reiser strahlte Kraft und Macht aus, die er vom Publikum bekam, und er gab sie wieder zurück."

Rio Reiser wurde in Fresenhagen begraben, wo er zwanzig Jahre lang gelebt hat und sich immerhin so wohlgefühlt haben muß, daß er einmal den Wunsch äußerte, dort, unter dem Apfelbaum, den er von seinem Zimmer aus sehen konnte, seine letzte Ruhe zu finden. Seine Familie und Freunde erfüllten ihm den Wunsch und kümmerten sich anschließend um sein Erbe, das weniger materiell war, sondern in geistiger, kreativer und künstlerischer Form vorlag.
Im Oktober 1996 wurde der Verein "Rio-Reiser-Haus e.V." gegründet, wo Rios Nachlaß fürsorglich und akribisch gesichtet wird, um ihn der Nachwelt zu erhalten.
Doch zuvor gab es am 1. September 1996 einen "Abschied von Rio" in Form eines Konzertes im Berliner Tempodrom. Einen Abend lang war es noch einmal Rios Bühne, auf der junge und alte Kollegen aus Ost und West auf unterschiedlichste Art Abschied nahmen und noch einmal an den großen Künstler erinnerten. An die 10.000 Fans aus ganz Deutschland und darüber hinaus kamen, und einer schrieb hinterher in einem Leserbrief, für ihn sei Rio Reiser "der sensibelste, zerrissenste, menschlichste, eigensinnigste, inspirierendste und konsequenteste Poet unserer Gegenwart".

Dem ist nichts hinzuzufügen, außer vielleicht als Beweis die im Oktober 1998 erschienene CD "Rio Reiser am Piano I" aus dem Rio-Reiser-Archiv mit 18 bisher unveröffentlichten Liedern aus dem Nachlaß. Rios Stimme und das Klavier, purer kann Musik nicht sein. Die Musik und die Sprache Rio Reisers werden bleiben.

An seinem letzten Tag auf dieser Erde war seine Bibel auf der Seite Sirach 37 aufgeschlagen: "Die Wurzel der Pläne ist das Herz. Vier Reiser wachsen daraus hervor: Gutes und Böses, Leben und Tod. Doch die Zunge hat Gewalt über sie alle."

Wie aktuell Rio Reiser und Ton Steine Scherben gerade in dieser Zeit sind, belegen einige Veröffentlichungen, sie bereits erschienen oder geplant sind: Im November 1998 erschien auf der CD-ROM von "German Rock e.V." weltexklusiv (!) ein Auszug des Titels "Herz verloren", den Rio 1985 für Wolfgang Michels getextet und in dieser Demo-Version einmalig selbst gesungen hatte. Es ist angedacht und erwünscht, diesen Track einmal "offiziell" zu veröffentlichen. Im Februar 1999 erschien auf der CD-ROM des Musikmagazins "Musikexpress/Sounds" eine 7-Minuten-Version des Scherben-Songs "Ardistan", neu aufgenommen von "Zeit-Reiser" alias Dirk Schlömer (Ex-Scherbe) als Sitara-Mix. Die Version ist drei Jahre alt, und Rio soll sie sogar noch gehört haben. Geplant ist ein Sampler mit diversen, sehr unterschiedlichen Remixes dieses Songs. Rio hatte zu Lebzeiten seine Rechte an "Ardistan" an Dirk Schlömer abgetreten. Im April 1999 soll die CD "Am Piano II" erscheinen, also die Fortsetzung von "Am Piano I". Man darf gespannt sein ... In Arbeit ist eine CD mit dem Titel "Die Nachtfalter - Träume, Tod, Erinnerung" mit Musik von Kai Sichtermann und Martin Paul als Produzent - beide ihres Zeichens langjährige Mitglieder von Ton Steine Scherben. Sie enthält überwiegend aufbereitetes Material dieser Band, sowie zwei Texte von Misha Schöneberg. Ferner plant das Label Telefunken, eine CD des Scherben-Samplers "Auswahl I 1970-1980" herauszubringen.Mein aufrichtiger Dank gilt ...Kurt Mitzkatis, daß er mir den Anlaß und die Kraft gegeben hat, diesen Artikel überhaupt zu schreiben,Wolfgang Michels für wunderschöne Telefongespräche voller Informationen, Impressionen und i-Tüpfel,Misha Schöneberg, daß er mich ein Stück auf dem Weg zur Sprach- und Wahrheitsfindung begleitet hat,Peter und Gert Möbius für ihr Vertrauen,Tanja Blum und Friedhelm Schäfer, daß sie mich mit unentbehrlicher Hilfe bei der Recherchearbeit undmit konstruktiver Kritik unterstützt haben.

Ihr alle seid ganz wunderbare Menschen!

[Regina Sommerfeld für German Rock News 7, 1999]

Rolf Appelboom

Appelboom, Rolf

Zu hören auf Rio Reisers Soloalben.

Thomas Fehlmann

Fehlmann, Thomas

Zu hören auf Rio Reisers Soloalben.

Thomas Glanz

Glanz, Thomas

Zu hören auf Rio Reisers Soloalben.

Udo Arndt

Arndt, Udo

Zu hören auf Rio Reisers Soloalben.

Uli Hieber

Hieber, Uli

Zu hören auf Rio Reisers Soloalben.


1987

Anete Humpe

Christ Manner

Manner, Christ

Zu hören auf Rio Reisers Soloalben.

Christa Wagner

Wagner, Christa

Zu hören auf Rio Reisers Soloalben.

Curt Cress

Die Gropiuslerchen

Elfie Steitz

Steitz, Elfie

Zu hören auf Rio Reisers Soloalben.

Frank Luedecke

Luedecke, Frank

Zu hören auf Rio Reisers Soloalben.

Frank Oberpichler

Oberpichler, Frank

Zu hören auf Rio Reisers Soloalben.

Gait Kringel

Kringel, Gait

Zu hören auf Rio Reisers Soloalben.

George Glueck

Hannes Eyber

Eyber, Hannes

Zu hören auf Rio Reisers Soloalben.

Ino Kringel

Kringel, Ino

Zu hören auf Rio Reisers Soloalben.

Jochen Hansen

Hansen, Jochen

Zu hören auf Rio Reisers Soloalben.
Um die Jahrtausendwende Bassist bei Neues Glas aus alten Scherben.

Kenneth Taylor

Misha Schoeneberg

Schoeneberg, Mischa

Zu hören auf Rio Reisers Soloalben.

Peter Adamik

Adamik, Peter

Zu hören auf Rio Reisers Soloalben.

Peter Weihe

R.P.S. Lanrue

Rio Reiser

Thomas Fehlmann

Udo Arndt

Uli Hieber

Ulli Bartel

Bartel, Ulli

Zu hören auf Rio Reisers Soloalben.


1988

Christian Schneider - Keyboards

Schneider, Christian

Zu hören an den Keyboards auf Rio Reisers Soloalben
1986-89 Sax bzw. Keyboards bei Westernhagen
1987 Gast-Saxophonist bei
Wolfgang Niedecken und Complizen.

Jochen Hansen - Bass

Manuel Lopez - Gitarre

Lopez, Manuel

Zu hören an der Gitarre auf Rio Reisers Soloalben.

R.P.S. Lanrue - Gitarre

Toni Nissl - Schlagzeug

Nissl, Toni

Zu hören am Schlagzeug auf Rio Reisers Soloalben.


1990

Bernd Gedike

Gedike, Bernd

Zu hören an auf Rio Reisers Soloalben.

Christa Manner

Jan Selber

Selber, Jan

Zu hören an auf Rio Reisers Soloalben.

Lutz Kerschowski

Kerschowski, Lutz

Ab 1990 zu hören an auf Rio Reisers Soloalben.
Auch solo unterwegs

Manuel Lopez

Misha Schoeneberg

Peter Hantke

Hantke, Peter

Zu hören an auf Rio Reisers Soloalben.

R.P.S. Lanrue

Rio Reiser

Roger Retzlaff

Retzlaff, Roger

Zu hören an auf Rio Reisers Soloalben.

Toni Nissl

Uli Hieber

W. A. Motzek

Motzek, W.A.

Zu hören an auf Rio Reisers Soloalben.

Willy Wagner

Wagner, Willy

Zu hören an auf Rio Reisers Soloalben.


1991

George Glueck

Gert Moebius

Moebius, Gert

Zu hören an auf Rio Reisers Soloalben.

Hannes Eyber

Holly Wagner Warwick

Wagner Warwick, Holly

Zu hören an auf Rio Reisers Soloalben.

Jan Selber

Jean Mercy Eckel

Eckel, Jean Mercy

Zu hören an auf Rio Reisers Soloalben.

Johannes Krause

Krause, Johannes

Zu hören an auf Rio Reisers Soloalben.

Lutz Kerschowski

Manuel Lopez

Martin Moss

Moss, Martin

Zu hören an auf Rio Reisers Soloalben.

Moritz Boge

Boge, Moritz

Zu hören an auf Rio Reisers Soloalben.

Peter Moebius

Moebius, Peter

Zu hören an auf Rio Reisers Soloalben.

R.P.S. Lanrue

Reinhold Heil

Heil, Reinhold

Zu hören an auf Rio Reisers Soloalben.

Rio Reiser

Sven Schmeier

Schmeier, Sven

Zu hören an auf Rio Reisers Soloalben.

Toni Nissl

Udo Arndt

Ulli Hieber

Volker Griepenstroh

Griepenstroh, Volker

Zu hören an auf Rio Reisers Soloalben.

W. A. Motzek

Wilky May

May, Wilky

Zu hören an auf Rio Reisers Soloalben.


1993

Andreas Herbig

Herbig, Andreas

Zu hören an auf Rio Reisers Soloalben.

Andreas Motzek

Motzek, W.A.

Zu hören an auf Rio Reisers Soloalben.

Annette Humpe

Caspar Besch

Besch, Kaspar

Zu hören an auf Rio Reisers Soloalben.

Christa Manner

Doerte Wiedorn

Wiedhorn, Dörte

Zu hören an auf Rio Reisers Soloalben.

Eugen Stemmle

Stemmle, Eugen

Zu hören an auf Rio Reisers Soloalben.

George Glueck

Gert Moebius

Graham Layborn

Layborn, Graham

Zu hören an auf Rio Reisers Soloalben.

Hannes Eyber

Holl Wagner

Lutz Kerschowski

Manuel Lopez

Markus Schmidt

Schmidt, Markus

Zu hören an auf Rio Reisers Soloalben.

Niels Braasch

Braasch, Niels

Zu hören an auf Rio Reisers Soloalben.

Petra Kleinsorg

Kleinsorg, Petra

Zu hören an auf Rio Reisers Soloalben.

Rio Reiser

Rolf Appelbaum

Toni Nissl


1995

Albin Doerge

Doerge, Albin

Zu hören an auf Rio Reisers Soloalben.

Curt Cress

Eva Saenger

Sänger, Eva

Zu hören an auf Rio Reisers Soloalben.

Georg Roither

Roither, Georg

Zu hören an auf Rio Reisers Soloalben.

George Glueck

Gerd Grigat

Grigat, Gerd

Zu hören an auf Rio Reisers Soloalben.

Gert Moebius

Guenter Melde

Melde, Günter

Zu hören an auf Rio Reisers Soloalben.

Horst Sprenger

Sprenger, Horst

Zu hören an auf Rio Reisers Soloalben.

Jan Bajen

Bajen, Jan

Zu hören an auf Rio Reisers Soloalben.

Jan Pieper

Pieper, Jan

Zu hören an auf Rio Reisers Soloalben.

Jonas Bergler

Bergler, Jonas

Zu hören an auf Rio Reisers Soloalben.

Julika Matthess

Matthess, Julika

Zu hören an auf Rio Reisers Soloalben.

Ken Taylor

Klaus Bednorz

Bednorz, Klaus

Zu hören an auf Rio Reisers Soloalben.

Lutz Kerschowski

Matthias Kirchner

Kirchner, Matthias

Zu hören an auf Rio Reisers Soloalben.

Moses Schneider

Schneider, Moses

Zu hören an auf Rio Reisers Soloalben.

Peter Moebius

Peter Weihe

R.P.S. Lanrue

Reinhold Heil

Rio Reiser

Rolf Becker

Becker, Rolf

Zu hören an auf Rio Reisers Soloalben.

Sven Schmeier

Udo Arndt

Ulli Hieber

Volker Griepenstroh

Wladislaw Urbanski

Urbanski, Wladislaw

Zu hören an auf Rio Reisers Soloalben.

Wolfgang Fechner

Fechner, Wolfgang

Zu hören an auf Rio Reisers Soloalben.

News

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[20-März-2000]:
eine Ankündigung von Gert Möbius:
"In der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai 2000 findet inallen Räumen der Berliner VOLKSBÜHNE am Rosa-Luxemburg-Platz eine große Veranstaltung unter dem Titel "Unter Sternen - Eine Rio-Reiser-Scherben-Nacht"statt. Es werden auftreten: "Neues Glas aus alten Scherben" (Musiker von TSS und Rio Reiser Band spielen, wiebekannt, Songs von TSS und Rio)hinzu kommen als Sänger noch Nikel Pallat und Jako Benz sowie weitere Mitglieder der Scherben-Family. 30 Schauspieler vom Schauspielhaus Bochum zeigen ihre Theaterversion des TSS-Hörspiel"Teufel hast du Wind". Die Bremer Gruppe "Die Flut" spielt sehr konzertante Versionen von Rio-Songs. Jugendliche der Bad Nauheimer Musikschule (30 Darsteller & Musiker!) zeigenuns eine Premiere, sie spielen das Hoffmanns-Comic-Teater &Ton Steine Scherben-Hörspiel "Herr Fressack und die Bremer Stadtmusikanten". Außerdem stellen Kai Sichtermann undseine Mitautoren das Buch über Ton Steine Scherben "Keine Macht für Niemand" vor. Anschließend gibt es eine Talkrunde und Schauspieler der Volksbühne lesen aus Fanbriefen an TSSund Rio. Weiterhin treten "Klaus der Geiger" aus Köln und Ingeborg Wunderlich aus Unna auf. Ingeborg singtLiebeslieder von Rio. Und einer darf natürlich nicht fehlen: JohnBanse - allein an der Gitarre!"

Kontakt

Die offizielle Seite: http://www.rioreiser.de/index_1.html
Regina Sommerfelds Rio-Seiten
http://www.sonymusic.de/Music/Columbia/Artists2/RioReiser/
http://www.geocities.com/CapitolHill/Lobby/8522/reiser.html
http://www.netz-meister.de/marko/private/reiser/
Rio-Lyrics

Scherben-Seiten:
http://www.tonsteinescherben.de
http://www.graswurzel.net/

German Rock e.V. - seit 1998 Förderung deutscher Rockmusik und Aufbau eines allgemein zugänglichen Datenarchivs - jeder kann Mitglied werden und die Szene unterstützen.

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