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Deckbar

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[Mit Beiträgen von: Andrea Göbel]

Bilder

4.11.2001
Foto: Andrea Göbel

Konzertbericht

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Diskografie


Rezensionen

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Interviews

Halberstadt, Nightbreaker-Kneipennacht, 14.10.2000
GR: Andrea Göbel für GERMAN ROCK NEWS
CD: Keyboarder/Songwriter Christoph Deckbar für DECKBAR

GR: Trotz fünfjährigem Band-Bestehen und einer guten Publikumsresonanz gibt es außer ein paar Demos noch keinen Longplayer von Deckbar. Woran liegt das?
CD: Es mag daran liegen, dass ich, was das angeht, ziemlich faul bin. Ich gucke eigentlich nur den ganzen Tag lang Filme und schreibe zwischendurch einige Songs. Die probe ich dann ab und zu mit ziemlich guten Musikern, und dann mache ich ab und zu damit einen Auftritt. Es gibt einige, die sagen seit Jahren, dass ich mal aus dem Arsch kommen sollte, weil ich vielleicht berühmt werde, und ich hätte ja nicht mehr so viel Zeit... Das sind Freunde wie man sie liebt. Ich werde mich jedenfalls ranhalten, dass es im nächsten halben Jahr endlich was zu kaufen gibt. Der größte Teil von dem, was ich schreibe, sind äußerst persönliche Lieder, meistens Liebeslieder. Ich werde versuchen, ein paar thematisch zu ordnen. Es wird Zeit, es wird wirklich Zeit. Wenn ich es bis zum nächsten Februar nicht geschafft habe, dann soll mich wegen meiner Faulheit der Schlag treffen!

GR: Hast du schon einen Arbeitstitel im Kopf?
CD: Blaue Augen und Königskinder.

GR: Nun ist es ja so, dass du die Texte alle selber schreibst. Wie gehst du da vor? Ist es so, dass die Musik zuerst da ist, oder sind es erst die Texte?
CD: Fast ausschließlich ist beides gleichzeitig da! Anders kann ich es mir persönlich nicht vorstellen. Es ist sehr, sehr selten, dass ich einen Text schreibe ohne Musik, oder umgekehrt. Das nicht komplex entstandene Material ist meistens das, was dann unvollendet auf Halde liegt. Was nicht gleichzeitig kommt bei mir, kommt dann meistens auch später nicht mehr zusammen, oder nur sehr selten.

GR: Wo liegen die Schwerpunkte deiner Lyrics?
CD: Ich schreibe im Grunde genommen fast ausschließlich über Frauen in meinem Umfeld und die Verhältnisse zu ihnen.

GR: Du bist also fast schon so etwas wie ein Frauen-Forscher?
CD: Das könnte man fast so sagen. Leider Gottes, denn so lieb ist mir diese Position nicht. Der Punkt bei dieser Sache ist, dass ich mir Geschichten erzählen lasse, und leider Gottes auch welche erlebe, die sehr traurig sind, und daraus wird ein Song. Es ist sehr, sehr selten der Fall, dass es einen Song für einen bestimmten Vorfall gibt. Es ist mehr so, dass es ein Konglomerat ist aus dem, was man erlebt und gehört hat. Es gab im Laufe der Zeit (und das sind sicher auch die besten geworden) einige Titel, die eine Art Loslösung und Herausschreien von allem waren, was in dem Moment umherging. Es sind alles Liebeslieder. Ich interessiere mich weder für Lieder über sterbende Bäume noch über Lieder über Panzerfinanzierungen und wo die Gelder hinfließen. Ich interessiere mich nur für Liebe. Meine Lieder funktionieren alle so ähnlich wie ein Woody Allen Film. Woody Allen hatte, als er anfing Filme zu machen, irgendwann Depressionen. Die schienen zu sein: Älterer Mann liebt junge Frau, ist intellektuell, Jude, mittelständig und hasst sich selber. Er macht seit dreißig Jahren den selben Film. Er macht ihn immer besser, denn er wird immer perfekter. In jeder Schattierung von dem was er denkt, was er tut. Ob es das Lolitamotiv ist, das Judenmotiv oder das Selbsthaß-Motiv, er findet immer eine neue Art und Weise, es in irgendeine Form zu pressen, aber es ist seit 30 Jahren derselbe Film. So ähnlich ist es bei mir auch. Es ist eigentlich, seit ich Musik mache, dasselbe Lied.

GR: Wenn ich das einmal interpretieren darf, ist es aber schon eine bestimmte Fixiertheit auf Psychologie?
CD: Auf jeden Fall! Es ist eine Menge Traurigkeit, eine Menge Sehnsucht und eine Menge Selbsthass dabei. Den Selbsthass habe ich von Woody Allen. Deshalb bin ich darauf gekommen.

GR: Siehst du Musik und Texte in einer verschiedenen Wertigkeit, oder ist alles eine untrennbare Verschmelzung?
CD: Ausschließlich als Verschmelzung. Ich glaube nicht, dass es einen wirklich guten Songwriter gibt, bei dem der Text oder die Musik jeweils besser sein sollte, es sei denn Prinz. Aber bei Prinz ist das auch so eine Sache, wie bei den ganzen großen Popsachen. Hier kann man, wenn man den Text sieht, nicht immer sagen, ob es nun ein großartiges Gedicht ist. Aber da ist die Verschmelzung von Kultur, Soziologie und Rollenmodell eine so andere, dass es keine Rolle mehr spielt, was genau sie singen. Hier werden Dinge, wie Tanz oder Juke Box oder Rock'n,Roll-Kultur, die einfach der Inhalt an sich schon sind, über die Musik herübergebracht. Die eigentlich großen Songwriter die haben eine Verbindung. Sprich Bob Dylan. Ich habe mich mit Dylan bis vor drei Jahren nicht beschäftigt, da traf mich dann der Schlag, denn ich habe mit einem Mal festgestellt, warum einige Leute meinen, dass er der größte ist. Er ist es definitiv. Es ist eine so geniale Verbindung von Musik und Text, das ist schon fast nicht mehr schön... Es gibt noch zwei Leute, die mit Sicherheit zu den Größten gehören in unserem Jahrhundert: Der eine ist Paddy McAllen. Ich kenne Leute, die halten Steve McQueen, die CD von 1985, für die Beste aller Zeiten. Es ist eine wunderbare, perfekte Platte. Dann ist vor einem Jahr in Deutschland eine ganz merkwürdige Scheibe erschienen von einem gewissen Steven Meritt. Die Band heißt Magnetic Fields. Da sind 69 Liebeslieder drauf. Diese Liebeslieder stellen bei weitem alles in den Schatten, was ich in den letzten 15 Jahren gehört habe. Bei all diesen Sachen ist die Verbindung von Text und Musik auf so hohem Niveau, dass es fast unvorstellbar ist. Ich bin schon glücklich, wenn ich bei meinen Songs ein paar Sekunden habe, in denen ich das Gefühl habe, ich bin da dran. Aber es wird immer besser, im Laufe der Zeit.

GR: Könntest du Dir trotzdem vorstellen, einen Song auf fremde Lyrics zu schreiben?
CD: Hab ich schon gemacht. Da müssen die Lyrics aber verdammt gut sein. Es gibt einen sehr schönen Song im Deckbar-Repertoire, der heißt Nest Der Kälte. Der ist angeblich von einem Mann namens Hommel, den ich nicht kenne. Ich habe vor 16 Jahren, da war ich noch ganz klein, bei einem meiner ersten Versuche, mit jemandem namens Mike Lawinki gearbeitet. Der sang wie Heinz Rudolf Kunze und war in einer Kunze-Coverband. Da soll dieser Hommel Bass gespielt haben. Der hat Texte geschrieben. Diese Texte sind irgendwie zu mir gekommen. Ich habe ihn nie gesehen, ich habe alle seine Texte vertont und suche immer noch nach ihm.

GR: Wo wir bei deutschsprachigen Texten sind, bietet es sich ja geradezu an, auch mal über Heinz Rudolf Kunze zu reden.
CD: Die eigene Musik von Kunze, und die eigene Kunst jetzt mal weggelassen, hat Kunze einen exzellenten Geschmack. Er vergöttert Blumfeld, wo er mehr als Recht hat, die gesamte Hamburger Schule (Zitronen, Sterne, Mastino etc.) und wollte mit denen arbeiten, hat aber größtenteils von diesen Bands eine Absage gekriegt. Die Sterne haben mit ihm eine Tour als Gast gemacht, aber Blumfeld zum Beispiel hat abgelehnt, wegen Kunzes vorgeschlagener Quotenregelung zu deutscher Musik im Radio. Worauf Blumfeld geäußert hat, dass sie sich nicht für die revanchistischen, nationalsozialistischen reaktionären Ziele eines Möchtegern-Künstlers vereinnahmen lassen. Blumfeld ist sicher eine ganz große Band und Diestelmeier ist ein ganz großer Künstler, aber an dieser einen Stelle hat er eine Arroganz, die mir ganz übel aufstößt. Ich denke der Kunze hat es verflucht gut gemeint, und jetzt stürzen sich die ganzen linken Bands auf ihn und beschimpfen ihn als Fast-Nazi, auf jeden Fall als zu nationalistisch. Seltsam ist, dass deutschsprachige Lyrics plötzlich auch Erfolg haben, ohne dass man eine Quote macht.

GR: Hast du außerhalb deiner musikalischen Textergüsse noch Material vorrätig, was du irgendwann einmal anderweitig zu veröffentlichen gedenkst?
CD: Nein. Nichts was wirklich gut ist. Ich glaube nicht, dass ich, nur weil ich gute Songs schreibe, auch in der Lage bin, Prosa oder Gedichte zu schreiben. Es ist ein anderes Spiel. Lyric an sich ist eine Art, etwas auf den Punkt zu bringen, ohne Musik. Für dieses auf den Punkt bringen muss man, wie für alles, meiner Meinung nach jahrzehntelang arbeiten, damit sich etwas herauskristallisiert, das es wert ist. Ich kann die Gedichtsbände von Kunze, Herrmann van Veen, Dylan, Konstantin Wecker nicht leiden. Ich halte den Inhalt für ausgezeichnete Songs, aber nicht für gute Gedichte. Ich persönlich schreibe jetzt aber Tagebuch im Internet. Unter www.kanal-global.de schreibe ich in Deckbars Tagebuch Dinge die ich nachts so tue, wenn ich vorm Fernseher sitze. Kaum private Ereignisse, Gedanken über Filme, Bücher und Musik. Wenn es Mitternacht wird, setze ich mich vor meinen Fernseher und gucke sieben Stunden Fernsehen. Zwischendurch höre ich noch ab und zu Musik und lese ein bisschen. Ich bin ein Filmnarr und glaube nicht, dass ich ohne Filme leben könnte. Ich gucke zwei bis drei Filme pro Tag ernsthaft und zwar alles von Horrortrash aus Italien im Original (was wirklich ein Genuss ist: Blutig, sexistisch, dümmlich - einfach herrlich) bis zu Woody Allen "Ausgerechnet Alaska". Eigentlich alles hoch und runter, von Bergmann bis Pornos, alles was mir in die Quere kommt. Dann schieße ich mich immer auf so eine Art Kapitel ein, wie zum Beispiel: Amerikanischer Horrorfilm von 1970, und dann gucke ich fünf bis sechs Wochen alles, was ich zu dem Thema kriegen kann. Und dann ist das nächste dran. Und da war man jetzt der Meinung, es solle nicht im Kopf bleiben, ich solle es aufschreiben. Also setze ich mich jetzt hin und schreibe über das, was ich da sehe. Ich vergöttere Filme.

GR: Bevor wir wieder über Musik sprechen würde ich gerne abschweifen und über etwas ganz anderes reden: Da du als Bluter ständig auf Blutpräparate angewiesen bist, hat man dich, wie unzählige andere Bluter zu Ostzeiten, damals unwissendlich mit Hepatitis C infiziert. So mancher Deutsche hat bis heute noch nichts über diese mehr als tragischen Geschehnisse gehört.
CD: Soweit ich es nachvollziehen kann, hat jeder Bluter in der DDR Hepatitis C gekriegt. Die Bluter in der BRD haben Aids bekommen. Die Sache ist eigentlich ganz einfach zu erklären: Beide Krankheiten kamen so überraschend, dass man nicht darauf vorbereitet war. Bluter leben ausschließlich von einer Unmenge von Blutspenden. In einer Spritze, die ich mir setze, können bis zu 100 000 Blutspenden drin sein. Als Aids aufkam, hat kein Mensch daran gedacht, und so infizierten sich fast alle Bluter in der BRD mit Aids. Die Mauer hat das für uns aufgehalten, aber bei uns war es dafür Hepatitis C. Drüben hat Hepatitis C die Bluter nicht erwischt, weil es ein bisschen später als Aids kam, und als man es schaffte, was leider für die West-Bluter zu spät war, die Medikamente gegen Aids resistent zu machen, machte man sie unwissendlich gleichzeitig gegen Hepatitis C resistent. Deshalb ist es eine Ost-Erscheinung. Drüben grassiert Hepatitis C inzwischen auch, aber durch andere Sachen wie Geschlechtsverkehr etc. Hepatitis C breitet sich genauso aus wie Aids. Angeblich ist die Ansteckungsrate und die Sterblichkeitsrate bei Hepatitis C sogar höher, auch wenn ich selber davon noch nichts konkretes mitbekommen habe. Man wird sehen.

GR: Wie geht der Staat mit dem Schicksal der Betroffenen um?
CD: Der Staat hat ungefähr vier Jahre lang die Klagen sämtlicher Bluter abgelehnt. Vor einem halben Jahr hat der erste vor Gericht gewonnen, mit einer staatlichen Entschädigung in Form einer monatlichen Rente, weil Hepatitis C im Laufe der Jahrzehnte arbeitsunfähig macht. Es zerstört die Leber und danach ist man breit, und zwar völlig. Höchstwahrscheinlich wird das jetzt eine Massenklage sein, und wir kriegen alle was, so ca. in 10 Jahren, aber dann für immer. Es wird, Gott sei dank, bei den meisten Betroffenen noch eine Weile dauern, bis es wirklich kritisch wird, das darf man nicht vergessen.

GR: Kannst du noch mal den Unterschied zwischen Hepatitis B und C genauer erklären?
CD: B ist eine eher einmalige Sache, genau wie Hepatitis A auch, was selten mit dem Tod endet. Eine plötzliche und einmalige Entzündung der Leber. Während die C, und das ist das grausige an ihr, eine chronische Entzündung der Leber ist und damit eine stückchenweise Zerstörung im Laufe der Jahrzehnte und Auslöser für Leberkrebs etc. bei etwa 15 Prozent der Betroffenen.

GR: Es gibt noch keine Maßnahmen um das Voranschreiten zu verlangsamen?
CD: Doch, aber es ist noch nicht sehr wirksam. Jeder vierte kann geheilt werden, soweit ich das momentan weiß, aber die Chancen sind angeblich sehr gut, etwas zu finden, wesentlich besser als bei Aids. Wenn man es mal ganz plastisch schildern will, dann ist es so, dass man einen Schlüssel sucht der passt. Dann kann der Virus ausgerottet werden. Es gibt wenige Projekte in der Medizin, die so gut gestützt werden wie die Hepatitisforschung. Eines ist klar: Hepatitis C hat alles was dazugehört, um zu einer Volksseuche zu werden. Aus diesem Grunde ist man achtsam, damit nicht noch einmal dasselbe wie bei Aids passiert. Damals war ja das Problem, dass es kein Mensch ernst genommen hat, und dann ging es schneller, als man gucken konnte. Die große Hysterie ist vorbei. Vor zwei Jahren waren Spiegel oder Stern-Aufmacher wie "Der neue Tod" zu lesen. Meine Ansteckung liegt 15 Jahre zurück. Das ist irgendwann zwischen Kindheit und Jugend passiert. Ich weiß nur, dass das Zeug, das wir uns damals gespritzt haben, sehr garstig aussah. Das waren große Flaschen mit uringelben, hässlichen Eisklumpen. Die hatten jedes Mal eine andere Farbe. Wenn man täglich ein Medikament bekommt, das jedes Mal anders aussieht, dann fragt man sich natürlich, ob das auch wirklich die gleiche Zusammensetzung hat. Ich hatte manchmal welche, die waren klar wie Selters und es gab welche, die waren richtig gelb. Das Problem der DDR-Bluter war, dass wir medikamentös an Eis gebunden waren. Das waren bei uns Eisklumpen. So konnten wir das Zeug nie ohne Gefriertruhe mit uns herumtragen. Das heißt: Campen oder Trampen usw. viel völlig aus. Wenn ich in den Urlaub gefahren bin, hatte ich immer eine kleine Gefriertruhe mit. Schon deshalb bin ich persönlich über die Wende sehr froh gewesen. Die Medikamente, die dann auf uns zukamen, waren kleine Pulverfläschchen, die sich in Sekunden auflösten, immer die selbe Farbe hatten und die zwanzigfache Wirkung. Bluter zu sein ist nicht das eigentliche Problem heutzutage. Durch den Fortschritt der Medizin hat man teilweise das Gefühl, nicht mehr krank zu sein. Man spritzt es und fühlt, es kommt wie ein Hammer über einen. Rasant schnelle Heilung, rasant schneller Weggang der Schmerzen. Ich denke mal, noch zehn Jahre, dann nehmen wir eine Tablette und das war's.

GR: Für wie sinnvoll hältst du persönlich die Entscheidung gesunder Leute, sich vorbeugend gegen Hepatitis B impfen zu lassen?
CD: Ich bin mir da nicht sicher, aber irgendjemand hat mal gesagt, die Hepatitis B hat in Deutschland ca. 1000 Todesfälle im Jahr. Für die C gibt es definitiv noch keine Impfung.

GR: Was macht dir momentan Angst und was macht dir Mut?
CD: Frauen machen mir Angst, Sex macht mir Mut.

GR: Was möchtest du in den nächsten Jahren, außerhalb der Musik, unbedingt für dich realisieren?
CD: Da ich totsterbenskrank bin: überleben. Oh, ich kann sehr alt werden, so ist es nicht. Ich werde auch sehr alt, habe ich das Gefühl.

GR: Wenn du in der Zeit reisen könntest, wo würdest du gerne einmal hin?
CD: In die Dekadenz. Kaffeehauskultur, Samtmantel tragen, lange Haare, Spazierstock, Baudelaire würde ich lesen.

GR: Könntest du ein Naturgesetz ändern, welches wäre das?
CD: Die Zeit! Definitiv! Ich liebe Zeitreisen. Die Vorstellung ist phantastisch! Vielleicht würde ich versuchen, was in meinem Leben zu ändern. Wenn es dann soweit ist und ich hätte nur eine Chance, dann würde ich vielleicht nicht sagen: Ich will mit Oskar Wilde am Kaffeetisch sitzen. Vielleicht würde ich nur fünf Jahre zurückgehen, ich weiß es nicht. Aber wenn es richtig weit ist, dann sollte es das sein.

GR: Angenommen du hättest für einen Tag lang die Herrschaft über die ganze Welt. Jedes Gesetz, das du in dieser Zeit erlässt, behält seine Gültigkeit für die nächsten hundert Jahre. Wie würde deine erste Anordnung lauten?
CD: Das wird dich jetzt sehr wundern, aber ich mag Demokratie eigentlich. Ich halte sie bei den Menschen für die einzig mögliche, machbare Art, dass sie klarkommen. Ich hasse Anarchie, und deshalb würde ich wahrscheinlich alles so lassen.

GR: Wenn du in deine Kindheit zurückblickst, welches Bild hast du da spontan vor Augen?
CD: Dass ich mit fünf Jahren einen Traum hatte, wo ich in Leichen versank und nicht mehr herauskam. Das stimmt wirklich, auch wenn ich eine an sich glückliche Kindheit hatte, aber dieser Traum hat mich nicht mehr losgelassen.

GR: Dein allererstes Schlüsselerlebnis mit Musik: Wo und wann hat es dich richtig gepackt und du wusstest im gleichen Moment, dass du Musiker werden willst?
CD: Als ich meinen Vater fragte, wer Frank Zappa ist. Mein Leben hat sich in dem Moment grundsätzlich geändert, als ich John Cage im Interview in die Hände kriegte. Das war, als ich das erstemal für mehr als eine Stunde im sogenannten Westen war, in Hannover.Wir kannten eine Barkeeperin, mein Vater hatte sie auf seiner ersten genehmigten Westreise kennengelernt, eine sehr nette Frau, und ich sah dieses Buch stehen. Es kostete 23 Mark und sie sagte: "O.k., hier hast du 30 Mark, kauf es Dir!" Danach habe ich mit ihr einen Kaffee getrunken und sie hat mir noch ein Sakko von ihrem Ex-Liebhaber geschenkt. Mit diesem Sakko, ein wunderbares Kaschmirsakko, und dem Buch in der Tasche, bin ich dann nach Hause gefahren. Hab´ im Zug angefangen zu lesen und habe die ganze Nacht das Buch gelesen, während im Fernsehen Edgar Allen Poe "Der rote Tod" lief. Das war eine der schönsten Nächte meines Lebens.

GR: Zu welchem unvergesslichen Konzert bist du als Fan selber hingefahren?
CD: Das war gleichzeitig das beste Konzert, das ich jemals erlebt habe und das war Beck. Ich habe das dumme Gefühl, dass Beck ein unglaubliches Arschloch ist und ich habe gehört, aus sicherer Quelle, dass er sich mit seinen Musikern nicht einmal unterhält, die ganzen Monate, die er auf Tour ist. Der kumpelhaften Ton, den er auf der Bühne anschlägt, ist alles nur Show, aber er ist ein Genie und es sei ihm gestattet. Das war ein wundervolles Konzert und es schwebte zwischen Dadaismus und Fluxus und Rap und Hardcore und war auch vom Sound her phantastisch. Beck - einmalig!

GR: Mit welcher Band würdest du wahnsinnig gerne mal einen gemeinsamen Gig spielen?
CD: Mit den Talking Heads. Die Talking Heads sind eine unglaubliche Band, weil man bei den Talking Heads das Gefühl hat, dass sie nicht nur Musik machen können, sondern auch denken. Dieses Gefühl hat man leider bei den wenigsten Musikern.

GR: Was war das letzte Buch, das du gelesen hast und was dich wirklich beeindruckt hat?
CD: Das war zum zwanzigsten mal die Novelle Franny und Zoey von Jerome D. Salinger und ich habe viel zu spät, außer Fänger im Roggen, die anderen drei Bücher gelesen, die Salinger geschrieben hat. Weil irgend jemand sagte, es wäre nur Fänger im Roggen gut. Salinger halte ich für den größten Schriftsteller den ich kenne, und ich habe verflucht viel gelesen, weil er nach vier Büchern aufhörte und weil, wenn man alles zwanzig/dreißigmal liest, man feststellt, dass es von Anfang an als Gesamtwerk geplant war: Der Roman Fänger im Roggen, die neuen Kurzgeschichten und die vier Novellen, die er geschrieben hat. Franny und Zoey ist die Novelle gewesen, wo ich als Misantroph bis zu diesem Moment die Menschen gehasst habe. Da hatte ich einen Vortrag in Bernburg über moderne Musik und hab´ auf der Rückfahrt mit dem Zug Franny und Zoey angefangen und durchgelesen bis zur letzten Seite. Danach hatte ich das Gefühl, ich sollte vielleicht doch versuchen, die Menschen zu lieben. Das Buch habe ich vor fünf Tagen zum zwanzigsten mal gelesen. Salinger ist ein Typ, der hat mit zwanzig Jahren sein Kultbuch Der Fänger im Roggen geschrieben, das war auch die Vorlage für Kenzdorfs Die Leiden des jungen W., der erzählt da auch auf Seite 20, wie toll der Fänger im Roggen ist und wurde über Nacht berühmt. Dann hat er sich sehr schnell abgekapselt, weil er Menschen nicht leiden kann, ist in die Wälder von New Hampshire gezogen. Mit den Millionen, die er hatte, hat er sich da ein riesiges Anwesen gebaut, hat in den nächsten vier Jahren noch drei Bücher geschrieben und hat dann aufgehört. Angeblich schreibt er immer noch und hat tonnenweise geschrieben, macht das aber nur noch zum Spaß und will es nicht veröffentlichen lassen. Der Kafka-Effekt: Verbrennt es, wenn ich tot bin! Phantastisch, der Mann!

GR: Welche Eigenschaften kannst du an anderen Leuten überhaupt nicht ausstehen?
CD: Dummheit!

GR: Was schätzen Deine Freunde ganz besonders an dir?
CD: Ich habe keine Ahnung! Ich weiß noch nicht mal, warum ich Freunde habe. Es mag der Zynismus sein, es mag sein, dass siewissen, dass sie sich auf mich verlassen können. Ich habe nicht sehr viele Freunde und ich glaube, dass dieser Titel an sehr wenige Leute nur vergeben werden sollte. Ich glaube, dass man für diese Leute da sein sollte, und zwar egal wann, und ich weiß, dass ich für sie da bin. Gerade, weil es einigen von ihnen zur Zeit sehr, sehr schlecht geht, und ich manchmal morgens um sechs oder sieben Telefonanrufe kriege, wo ich losfahren soll oder weiß der Teufel was. Und ich weiß, das würden sie auch für mich tun. Das ist ein phantastisches Gefühl.

GR: Wie lautet deine wichtigste Lebensphilosophie?
CD: Wenn es nicht kaputt ist, reparier es nicht!

GR: Angenommen du hättest nur noch 24 Stunden zu leben und du wüsstest das. Wie würdest du mit dieser Zeit am liebsten umgehen?
CD: Ich glaube, ich würde mit insgesamt fünf Menschen versuchen, je ein Viertel der Zeit zu verbringen. Bei meiner eigenen Frau undbei der anderen Frau, die zu diesem Kreis gehört, würde ich höchstwahrscheinlich noch versuchen, mit ihnen zu schlafen. Mit der anderen dann in dem Fall, denn es ist ja das letzte mal, und das würde man mir vielleicht verzeihen.

GR: Wie sieht dein größter Wunsch aus, die Zukunft deiner Band Deckbar betreffend?
CD: Die Möglichkeit, dass man, egal in welcher Großstadt man spielt, in einen Saal kommt, der ausverkauft ist. Es muss kein Stadion sein. Dass ich mein Leben lang die Musik machen kann die ich will, ohne finanzielle Sorgen. Was bei mir ein Problem ist, da ich sehr elitär und luxuriös bin. Ich lebe weit über meine Verhältnisse. Es wäre wirklich schön, wenn ich mir niemals Gedanken darüber machen bräuchte, was ich wann und warum mache. Es wäre sehr schön, wann immer ich möchte, Musik aufnehmen zu können, mir über das dahinterstehende Geld und den dahinterstehenden Vertrieb keine Sorgen zu machen, und es wäre auch schön, auf eine Bühne zu kommen, keinen Soundcheck machen zu müssen, und nach dem Gig gleich wieder zu fahren.

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(Kann sein wir haben auch nur vergessen nachzutragen... Wenn Konzerttermine bekannt sind, ist auf   j e d e n   Fall was in der allgemeinen Tourdatenliste drin.)

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