German Rock e.V. | Das Online-Archiv der Deutschen Rockmusik
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2066 Deutsche Bands

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Lindenberg, Udo

Biografie

Eine Biographie zur Person Udo Lindenbergs findest Du im Musikerverzeichnis.


Wie wir schon des öfteren erklärt haben: Udo wurde nicht von der BMG gekündigt. Die Trennung erfolgte schon Monate vor der großen Kündigungswelle bei BMG im gegenseitigen Einvernehmen. Grund waren unterschiedliche künstlerische Auffassungen. Der Aufhebungsvertrag wurde zwischen dem Chef der BMG-Berlin Andre Selleneit und Udo Lindenberg geschlossen. Herr Steinkamp hat damit nichts zu tun.
In einer dpa Meldung vom 16.07.2004 über die mögliche Fusion von Bertelsmann und Sony und der Kündigung von BMG-Künstlerverträgen, wird der BMG Deutschland Chef Marteen Steinkamp zitiert: „Wir mussten die Kartei bereinigen“. In diesem Zusammenhang wurde auch Udo Lindenberg genannt.
Nochmals ganz klar vorweg: Udo Lindenberg und die BMG-Berlin haben sich bereits vor Monaten in freundlichem Einvernehmen getrennt, und zwar wegen künstlerischer Differenzen. Also lange VOR der Kündigungswelle bei BMG durch den neuen BMG-Chef M.Steinkamp.
Zum Maarten Steinkamp Zitat in der dpa-Meldung vom 16.07.2004 : "Wir mussten die Kartei bereinigen":
Da es sich hier um Menschen (Künstlerkollegen) handelt, stellt sich bei Udo Lindenberg die Erinnerung an Begriffe wie ethnische Säuberung und Schmutz-Entfernung etc. ein. Das ist eine menschenverachtende Sprache und Haltung, die Udo Lindenberg stets bekämpft hat.
[Pressebüro Lindenberg, Arno Köster]

[Mit Beiträgen von: Jürgen Hornschuh, Fritz Gröger, Kurt Mitzkatis, Rita Mitzkatis, Wolfgang Pokall, Stephan Schelle, Regina Sommerfeld]

Bilder

Pressefoto.
Sammlung Wolfgang Pokall.

Pressefoto.
Sammlung Wolfgang Pokall.

essefoto
Sammlung Wolfgang Pokall

essefoto
Sammlung Wolfgang Pokall

essefoto
© 1979
Sammlung Wolfgang Pokall

essefoto
© 1979
Sammlung Wolfgang Pokall

essefoto
© 1979
Sammlung Wolfgang Pokall

1981
mit Gitarrist Fritz Fetzer
Sammlung Fritz Gröger

1981
Fritz Fetzers Backstagepass der Udopia-Tour
Sammlung Fritz Gröger

20.07.2004
Gronau, Einweihung des Rock-n-Popmuseums
Foto: Rita Mitzkatis

20.07.2004
Gronau, Einweihung des Rock-n-Popmuseums
Foto: Rita Mitzkatis

20.07.2004
Gronau, Einweihung des Rock-n-Popmuseums
Foto: Rita Mitzkatis

20.07.2004
Gronau, Einweihung des Rock-n-Popmuseums
Foto: Rita Mitzkatis

20.07.2004
Gronau, Einweihung des Rock-n-Popmuseums
Foto: Rita Mitzkatis


Bilder von Festivals


Udo Lindenberg mit Panikorchester auf dem German Rock Festival in Dortmund 1974 Foto: Michael Hälker

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Udo Lindenberg mit Panikorchester auf dem German Rock Festival in Dortmund 1974 Foto: Michael Hälker

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Udo Lindenberg mit Panikorchester auf dem German Rock Festival in Dortmund 1974 Foto: Michael Hälker

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Udo Lindenberg mit Panikorchester auf dem German Rock Festival in Dortmund 1974 Foto: Michael Hälker

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Udo Lindenberg mit Panikorchester auf dem German Rock Festival in Dortmund 1974 Foto: Michael Hälker

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Udo Lindenberg mit Panikorchester auf dem German Rock Festival in Dortmund 1974 Foto: Michael Hälker

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Udo Lindenberg mit Panikorchester auf dem German Rock Festival in Dortmund 1974 Foto: Michael Hälker

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Udo Lindenberg mit Panikorchester auf dem German Rock Festival in Dortmund 1974 Foto: Michael Hälker

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Udo Lindenberg mit Panikorchester auf dem German Rock Festival in Dortmund 1974 Foto: Michael Hälker

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Udo Lindenberg mit Panikorchester auf dem German Rock Festival in Dortmund 1974 Foto: Michael Hälker

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Udo Lindenberg mit Panikorchester auf dem German Rock Festival in Dortmund 1974 Foto: Michael Hälker

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Udo Lindenberg mit Panikorchester auf dem German Rock Festival in Dortmund 1974 Foto: Michael Hälker

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Konzertbericht

EINWEIHUNG ROCK-N-POPMUSEUM GRONAU
Gronau, 20.07.2004

siehe Eventbericht


Erfurt, Hotel Elephant 28.03.2008
Endlich, es ist Freitag, der 28.03.2008!
Kein gewöhnlicher Freitag, zum einen habe ich eine Einladung von Udo Lindenberg nach Erfurt zu den Proben von Wetten Dass...?, zum anderen ist ab heute das neue Album Stark Wie Zwei von Udo im Handel.
Also nichts wie los, erst einmal den nächsten Laden ansteuern, Udos CD kaufen und ab geht's nach Erfurt. Den Silberling habe ich natürlich gleich in den Player geworfen, da fielen mir doch gleich noch mehr Fragen an Udo ein .... Wahnsinn, gleich nach den ersten Liedern war mir klar: Das ist wirklich eines der stärksten Alben, die Udo jemals abgeliefert hat und das nach so langer Zeit. 15 Tracks später sitze ich mit breitem Grinsen hinter dem Steuer, da ist er wieder der alte Lindi, der wieder was zu sagen und zu erzählen hat. Längst vergessene Klänge aus meiner Kindheit/Jugend werden wieder wach, das Gänsehautfeeling stellt sich wieder ein. Vom Panikvirus sowieso befallen, wurden jetzt verstaubte Abwehr- und Immunzellen der Vergangenheit ganz vernichtet. Huch, vor lauter Schwärmerei habe ich gar nicht bemerkt, dass die im Radio ja Recht hatten und sich ein Stau bildete. Staus sind ja nicht so mein Ding. Doch heute freut er mich sogar. So habe ich die Möglichkeit, die Scheibe noch einmal abzuspielen. Ich hatte in letzter Zeit viel gelesen über das neue Album in den unterschiedlichsten Zeitungen und Magazinen, natürlich auch mit Skepsis, umso mehr bin ich erfreut: Mensch, die haben ja alle Recht behalten und nicht übertrieben!
Als Udo Lindenberg - Fan wurde man ja in letzter Zeit musikalisch mit neuen Sachen nicht gerade verwöhnt. Okay, Udo hat sich mehr der Malerei und den Kreuzfahrten gewidmet. Warum auch nicht, wenn Du so oft wie er für sein Lebenswerk geehrt wirst, als lebende Legende gefeiert wirst, dann kannst Du ja mal alles etwas langsamer angehen lassen. Frei nach dem Motto: Lass den Nachwuchs mal rocken! Der ja bekanntlich auch von Udo unterstützt wird.
Aber Udo wäre nicht Udo, wenn er es nicht noch einmal wissen wollte. In zahlreichen Gesprächen, zuletzt Weihnachten 2007, sagte mir Udo: "Einmal Musiker - Immer Musiker. Es geht immer weiter." und verriet mir: "Im Frühjahr geht's ab mit der neuen Platte und im Herbst kommt ne große Tournee dazu." Udo hat Wort gehalten, obwohl ich damals nicht so recht daran glauben wollte, denn seit zwei Jahren hat er immer mal wieder von einer neuen Platte gesprochen, die aber dann doch nicht kam. Warum, wieso und überhaupt - interessiert heute keinen mehr? Die Leute sind begeistert, nicht nur die Panikexperten.
Die Platte geht unter die Haut, sie ist romantisch, macht nachdenklich, ist witzig, rockig also für Jeden was dabei. "Stark Wie Nie" müsste das Teil eigentlich heißen.
Irgendwann kam ich dann doch in Erfurt an, da erwartete mich das zweite Highlight des Tages - Udo livehaftig. Kurze Begrüßung, kleiner Smalltalk mit ihm und rein ging es in die Halle zu den Proben. Da habe ich sie auch schon gleich erblicken können: die Achterbahn der Welt, eine Requisite, die Udo in seinem Song Wenn Du Durchhängst erwähnt. Es ist 17:00 Uhr, es erfolgt eine zweimalige Songprobe. Aber auch 40 Jahren Bühnenerfahrungen schützen nicht davor, dass man sich immer noch sagen lassen muss, wie man auf der Bühne zu stehen oder zu sitzen hat, damit die Kameraeinstellung auch ja stimmt.
Udo jedoch sah das cool und machte alles mit, was der Regie noch so alles einfiel, damit er am Samstag bei der Liveshow auch richtig in Szene gesetzt werden konnte.
Nach den Proben ging es in den Elephantenkeller nach Weimar des Hotels Elephant, und dort tranken wir dann einen auf die neue Platte. Ein Vertreter der Plattenfirma verkündete um etwa 23:30 Uhr, dass am ersten Tag 65.000 Stark Wie Zwei CDs in Deutschland verkauft wurden. Respekt!
Udos Freund Eddy Kante, Mädchen für alles und Bodyguard Meinung über die neue CD: "Sie ist Kaviar für die Ohren und bringt Pipi in die Augen". Dem ist nichts mehr hinzuzufügen. Treffender hätte ich es auch nicht sagen können.
Tine Acke, Udos Freundin sagte mir noch: "Ich glaube Udo ist heute Abend noch gar nicht bewusst, was er da für eine tolle Scheibe gemacht hat.".....
[Jürgen Wokatsch]

Diskografie

Jahr vonJahr bisBezeichnungArtCover
1975 Votan Wahnwitz Single
1976 No Panic Single
1976 Sister King Kong Single
1976 GalaxoGang Single
1976 PanikUdo Single
1977 Panische Nächte Single

Rezensionen

Lindenberg (1971, Telefunken 2292-44134-2)
Jetzt gibt es die erste LP vom Panikrocker aus dem Jahr 1971 endlich auf CD, natürlich digital remastered und mit einem Extra versehen. Der Bonus-Track Good Life City, eine Single A-Seite aus dem Jahr 1972, macht dann auch den Anfang. Für mich ist es ungewohnt, ihn Englisch singen zu hören, und Lindis einmalige, markante Stimme und seine spezielle, ausdrucksvolle Art zu singen kommt in Deutsch besser rüber. Der Text ist sehr persönlich. Udo singt davon, daß er dort, wo er lebt, nicht hinpaßt und sich deshalb auf seinen Weg macht. Ob er, geboren und aufgewachsen in der konservativen emsländischen Kleinstadt Gronau, wohl ahnte, wohin der Weg führen würde?
Bei It Is Allright Again ist der Gesang schon typischer, das Stück klingt einfach locker. We've Had Our Time beginnt mit akustischer Gitarre als Rhythm' and Blues, der Gesang erinnert manchmal an Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band von den Beatles. Der Schluß ist instrumental mit ständigen Wiederholungen, typisch für die 70s. Sphärische Klänge eröffnen das fast neun Minuten lange Paradise Now, dann eine Art Sprache aus dem All. Danach wird es jazzig und bluesig, es folgt ein langer Instrumentalteil mit einem sich ständig wiederholenden heavy Bassriff. Der Zeitgeist – die Hippie-Ära - bestimmt auch den Rest des Titels und den Text. Leider haben sich die Ideen, für die wir uns damals einsetzten, bis heute nicht durchsetzen lassen. Alle zusammen, Hand in Hand – irgendwann wird es vielleicht einmal Wirklichkeit.
Eine fast getragene Ballade mit sphärischen Keyboardklängen und ruhigem, hohen Gesang ist Stardance. Und Udo singt so hoch, wie ich ihn noch nie gehört habe. Bei We Could Be Friends hört man dann zum erstenmal die spezielle Art zu singen,mit der Lindenberg später berühmt wurde. Gewürzt ist das Stück noch zusätzlich mit einem stark gespielten Bass und schönen Drums. 11:37 Minuten lang der letzte Titel The Children Of Your Children Won't Even Now Your Name, nicht ungewöhnlich für die Siebziger. Im Instrumentalteil nerven die ständigen Wiederholungen doch irgendwann, mit einem Joint würde ich es vielleicht toll finden...Udo steigt dann auch wieder mit Gesang ein, wobei sich die Textzeilen ebenfalls wiederholen, am Schluß noch schön viel Hall – so war es halt 1971.
Eine schöne Ära war es, wir hatten viele tolle Träume und Ziele für eine bessere Welt. Vielleicht hat ja Udo Lindenberg mit seinen Texten und seiner Musik etwas bewegt – ein Zeitdokument ist die CD allemal. Auch die Fotos bringen den Zeitgeist super rüber. Mit nicht einmal vierzig Minuten ist Lindenberg etwas kurz (oder besser niedrig?) geraten, trotzdem nicht übel.
[Rita Mitzkatis für German Rock News 7, 1999]

No Panic
Aus den Tiefen des Telefunken-Archivs kommen dank Wolfgang Michels immer wieder schöne Raritäten als CD ans Tageslicht. Ganz frisch ist das Album No Panic (Telefunken) von Udo Lindenberg & The Panic Orchestra, dem einzigen Album, das unser Held in englischer Sprache zusammen mit seiner Top-Band veröffentlichte. Ge-dacht, um auch auf der britischen Insel einen oder mehrere Füße in die Tür zu bekommen, floppte das Ding dort allerdings gnadenlos. Kein Wunder eigentlich, denn 1976/77 kümmerten sich die Briten mehr um den frischen Punk als um einen Kraut, dessen Musik für die Insel nicht aufregend war und dessen Texte die deutsche Herkunft nicht verleugnen konnten, da sie teilweise doch recht holprig übersetzt waren. Das tat den deutschen Lindi-Fans jedoch keinen Abbruch, diese englische Version von Keine Panik wurde gern gekauft und man war stolz, daß sich der Udo auch international beweisen wollte. Der Inhalt der CD entspricht dem deutschen Pedant, es ist eine Zusammenstellung aus einigen vorher veröffentlichten Alben. So hören wir hier unter anderem Votan Wahnwitz, Rudi Ratlos und Johnny Controlletti, dazu weitere Extrakte aus jener Zeit. Produktionstechnisch fein geschliffen, zeigt diese CD nochmals die damalige Klasse Lindenbergs und seiner Band, absolut professionell, mit echtem hand-werklichen Können. Dazu zeigt die Covergestaltung lang vermißte optische Reize: Lindi ohne Hut, aber mit Haaren. Das allein ist schon mal das Hingucken wert, doch auch das Hören ist, mit geschichtlicher Perspektive, ein Genuß. Mann, waren das noch Zeiten !
[Wolfgang Pokall für German Rock News 8]

Raritäten ... & Spezialitäten (Telefunken, eastwest records, 1998)
Wow, was für eine wunderbare CD! - Das war das erste, was ich schon nach einmaligem Hören dachte. Und man muß noch nicht mal LINDENBERG-Fan sein, um diese im wahrsten Sinne des Wortes runde Scheibe zu lieben, aber man könnte glatt einer werden. Der Titel "Raritäten ... & Spezialitäten" ist Programm, da es sich nicht um ein Best-Of-Album handelt, sondern wirklich um rare Studio-Aufnahmen aus dem Telefunken-Archiv, viele davon erstmals überhaupt auf CD.
Die 13 Songs sind nicht chronologisch, sondern inhaltlich strukturiert und das sehr gekonnt. Die Ballade "Ich träume oft davon ein Segelboot zu klauen" (1976) lädt dazu ein, mitzuträumen und bringt den Hörer in eine Stim-mung, die man für den Nachfolgesong unbedingt braucht: Den Elton John-Klassiker "Candle In The Wind" sang Udo anno 1979 auf Deutsch und mit seiner ganz eignen Intensität. Obwohl auch er das Norma Jean-Thema auf-nimmt, beschreibt er fast hellseherisch das Diana-Phänomen: "Und weiter wurdest Du gejagt von den geilen Pressehunden". Danach erzählt uns der junge Lindenberg seine musikalischen Vorlieben, wobei er mal "Trommler in 'ner Rock'n'Roll-Kapelle" ist ("Rock'n'Roll Band" von 1973) und mal Gitarre spielt "nur so nebenbei" ("Gitarrenlied" von 1977). Aber Sänger war er nie nur nebenbei.
Dann geht es weiter mit ganz alten Besonderheiten, wie Udos erster Single, noch in Englisch gesungen ("Good Life City", 1972) und seiner ersten deutschsprachigen Single ("Sommerliebe", 1972). Nach vielen flott-rockigen Songs, die den typischen Udo zeigen, wird es am Ende der CD noch mal sehr anrührend. "Wozu sind Kriege da?" war 1981 ein Single-Hit, wobei der damals 10jährige Pascal Kravitz sich seine traurigen und fragenden Gedanken von der kindlichen Seele sang. Wer hätte schon gedacht, daß diese Fragen selbst 1999 noch nicht beantwortet sind? Dieses Lied erzeugt jedenfalls eine unheimliche Gänsehaut. Diese bleibt beim letzten Song erhalten, verstärkt sich sogar noch, je nach der eigenen Geschichte des Hörers. In "No Future" von 1981 besingt Udo nur vom Klavier begleitet das Leben eines 15jährigen, der seinen Mut und seine Hoffnung mit Drogen betäubt hat und keinen Ausweg mehr sieht. Es ist dennoch kein depressiver Song, weil Udo seinem Protagonisten bei allem Verständnis die destruktive Wegbegleitung verweigert und Alternativen aufzeigt. Ganz nach dem Motto "wenn Du aufgibst, hat es auch für mich keinen Sinn mehr zu singen", ist dies eine Form der Solidarität, die junge Leute auch heute noch gebrauchen könnten, aber leider viel zu wenig bekommen. Ein gnadenlos guter Song!
Das Booklet zur CD hat die gleiche hohe Qualität wie die musikalische Zusammenstellung, wahrscheinlich weil die Konzeption in den Händen des Produzenten Wolfgang Michels lag. Die Informationen zu den einzelnen Tracks sind detailliert und interessant. Als Bonus für die Fans gibt es noch eine komplette Lindenberg-Discographie der Telefunken-Veröffentlichungen, sowie einige seltene Fotos.
Auf jeden Fall ist diese CD eine bei Fans & Kritikern sehr beliebte Akkumulation von Lindenberg-Schätzen, die auch jeden Deutschrock-Freund begeistern dürfte!
[Regina Sommerfeld für German Rock News 9]Der Exzessor (2000, Sony Music, Berlin Records)
Ein politischer Provokateur und ruheloser Rocker als gekauftes Kreativobjekt? Nichts ist unmöglich im postmodernen Deutschland: Die neue CD des 50jährigen Udo Lindenberg wird gesponsert von Sat.1 und der Deutschen Telekom! Somit lässt der Titel Der Exzessor ein weites Feld für Interpretationen und erhöht im Grunde die Spannung, wie Udo seine "Ware" diesmal präsentieren wird.
Bis auf drei prominente Ausnahmen sind alle Texte von Udo Lindenberg und die Kompositionen meistens von Jean-Jaques Kravetz, welche beide auch als Produzenten-Gespann fungierten.
Das Booklet zur CD enthält alle Texte mit themenrelevanten Hintergrundmotiven und Fotos von Udo. Es wirkt alles sehr schick und gefällig, Blankenese statt St. Pauli ...hm?!
Im Kopf (zumindest dem meinigen) zickt noch "Willkommen im Konsumrauschland" herum, als aus den Boxen schon die Hymne Seid willkommen in Berlin in mein kleenet Balina Herz schleicht und es knallhart besetzt. Die pathetischen Streicher und Melodiebögen reflektieren den bestellten Lobgesang auf die Deutsche Hauptstadt, aber Udos Text und seine Art zu singen hat diesen gewissen Charme von unten, die Sympathie für das Alternative und die liebevolle Sichtweise eines Globetrotters.
Die Metropolen-Szene der Nachtschwärmer beschreibt Lindenberg in Berlin light my fire - ein ganz netter Rocksong, der es aber auch ohne englischen Refrain in Anlehnung an die Doors getan hätte. Auch bei I'm on my way verstehe ich die Intention der englischen Titel-Zeile nicht. Der Solidaritäts-Song für Rüdiger Nehberg wirkt insgesamt eher unspektakulär, auch wenn die raue, harte Musik die seelischen Härten im Dschungel umzusetzen versucht.
Der Titel-Song Der Exzessor ist ein gelungenes Uptempo-Stück. Wie Phönix aus der Asche steigt jemand aus dem Dunkel ins (Schweinwerfer-) Licht, die Metapher des Boxers, der sich auf seinem Weg nach oben durchs Leben boxt. Astreine Gitarrensoli demonstrieren eindrucksvoll: "Winde werden Stürme".
Und wie die Faust aufs Auge passt dann auch der Nachfolgetrack Gegen den Strom, gegen den Wind, welcher gleichzeitig die erste Single-Auskopplung mit Hit-Qualitäten ist. Es könnte die Filmmusik für einen rührigen Road-Movie sein, der sich an kleinen und großen Pioniergeistern orientiert, um mit Gruppendynamik etwas zu bewegen. Das könnte sogar ein Hollywood-Streifen sein, da der Song musikalisch international ist und ebenso gut von Bob Seeger stammen könnte.Die Klassik-Version des gleichen Songs am Ende der CD ist dann für den Film-Abspann: Noch reduzierter, noch ruhiger, nur mit Klavier & Streicher. Wer Udos Stimme mag, bekommt hier puren Hochgenuss.
"Sie küssten und sie schlugen sich" wäre die Zusammenfassung des entspannten Dialoges Und trotzdem lieb ich Dich so sehr, ein Duett mit Dorkas Kiefer.
Das Märchen von Rotkäppchen kommt einem unweigerlich in den (noch reinen) Sinn, wenn man die ersten Worte aus Udos Süße Lippen hört. Natürlich fragt er nicht "Großmutter, warum hast Du so ...", um zu hören "Damit ich besser ..." - trotzdem kann man rote und heiße Ohren bekommen, wenn süße Lippen zum knutschen, weiche Hüften zum reinlegen, schnelle Füße zum "wechrennen" und eine tiefe Seele zum erkennen besungen werden. Schade, dass die sanfte Ballade am Ende zum Hardrock mutiert.
Dafür entschädigt später der sphärische Song Gott wenn es Dich gibt. In tiefer Stimmlage und "mit kleinem Glauben" weltliche Paradigmen hinterfragend und um Kraft für Veränderung bittend, verbunden mit einer wunderschöne Melodie, die im Ohr bleibt, selbst als die Gitarren aufheulen & die Drums powern - das ist Lindenberg in Perfektion!
Natürlich darf auch auf seinem neuesten Werk die Auseinandersetzung mit anderen Künstlern nicht fehlen. Diesmal hat er sich 3 unterschiedlicher Adaptionen angenommen.
Der Panther ist ein von Udo Lindenberg vertontes Gedicht des großes deutschen Dichters Rainer Maria Rilke. Ein Wagnis, das zu einem Gewinn wurde! Udo hat Rilke verstanden, hat auch die Poesie begriffen und sie in Klavier & Gesang mit ruhiger Stimme aufgefangen, erzwingt förmlich die Aufmerksamkeit des Zuhörers.Ähnlich positiv ist die Version von Mackie Messer zu bewerten. Der Klassiker von Brecht / Weill im ungewohnten Rock-Beat. Udo kann das, denn es wirkt nicht peinlich, künstlich oder absolut unpassend. Es zwinkert vielmehr sein geliebter Belcanto hervor.
Der traurige Tiefpunkt des Albums ist Mama - das alte Kinderliedchen von Heintje, geröhrt von Eddy Kante, dem Bodyguard von Udo Lindenberg (http://www.eddy-kante.de). Das Teil gibt es auch als Single, was als Gag angesehen werden kann und mit viel Humor vielleicht sogar noch ertragbar ist, aber warum dieser groteske Rammstein-Verschnitt auf das Album musste, ist mir unbegreiflich. Da geb' ich mir die Kante!
Die Plattenfirma feiert dieses "grandiose Comeback" - das für mich keines ist, da nur zurückkommen kann, wer weg war - mit branchentypischem Hype: "Hemmungslos laut. Exzessiv aggressiv. Orgiastisch phantastisch." Udo selber bringt es nüchterner auf den (T-)Punkt: "Wir haben die Computer weggeschmissen und wieder die Gitarren rausgeholt." Jawoll, es ist ein relativ wildes Werk eines reifen Künstlers, der noch immer gerne stilistische Grenzen auslotet und die "harten Seiten" auch im fortgeschrittenen Alter leidenschaftlich auslebt. Vereinzelt ist da sogar noch ein politischer Provokateur und ruheloser Rocker, kein gekauftes Kreativobjekt. Das beweist auch seine sehr gut gemachte Homepage unter www.udo-lindenberg.de.
Meine Quintessenz: Udo Lindenberg ist sich treu geblieben ohne stehen zu bleiben!
[Regina Sommerfeld]Das Beste ... mit und ohne Hut (2000, eastwest, Telefunken)
Fast zeitgleich mit Lindenbergs neuer CD Exzessor erschien am 22. Mai eine Compilation seiner besten Telefunken-Songs aus den Schaffensphasen mit und ohne Hut. Im Gegensatz zu anderen Wiederveröffentlichungen, auf denen die alten LPs und deren Titel ohne jegliche Klangbearbeitung auf CD erschienen, machte sich Produzent Wolfgang Michels die Mühe, die originalen Bänder detailliert auszuwerten. Somit gelang ihm, das Dumpfe aus den bisherigen Aufnahmen zu nehmen und die Höhen zurückzugeben, was einen exzellenten Klang hervorzauberte. Selbst Songs aus den frühen Siebzigern klingen auf einmal ungewöhnlich frisch und intim. Der Malocher, Bodo Ballermann und Johnny Controletti sind gute Beispiele für die verbesserte Tonqualität, wenn man sie mit den früheren CDs (der Original-LPs) vergleicht.
Insgesamt ist es ein eher ruhiges Album geworden, eine angenehme Erscheinung zwischen all den Kracher-CDs. Für viele - und da schließe ich mich mit ein - ist der balladeske Udo in seinen stilleren Songs sowieso der Stärkste. Hier beweist er Zeitlosigkeit und kann seine unvergleichliche Stimme vortrefflich einsetzen. Natürlich bietet die Perlen-Kollektion auch die beliebten Knaller, wohldosiert und überlegt platziert.
Inhaltlich und optisch folgt die CD ihrem Vorgänger Raritäten & Spezialitäten von 1998. Diesmal in rot-gold statt schwarz-gold (fehlt nur noch gelb-gold ...), aber mit ähnlich gut recherchiertem Booklet. Das Frontcover zeigt uns Udo mit Hut, auf dem Backcover ist er ohne Hut, dafür mit verdammt enger Hose und großem "Panik"-Gürtel. Im Booklet befinden sich dann weitere seltene Fotos, sowie unzählige Infos zu den einzelnen Songs. Saubere Arbeit!
Die CD beginnt ruhig und getragen mit Cello von 1973. Die Textzeilen sind typischer Weise etwas holprig , und Udo reimt, dass die Besungene in der Gegend war und er sie sehr erregend fand. Tiefsinnig geht es weiter mit der Super-Ballade Bis ans Ende der Welt (1978), musikalisch von Streichern und einem Piano dominiert, den Takt wird das eigene Herzklopfen vorgeben.
Es folgen drei flotte Stücke, die natürlich nicht fehlen dürfen: Alles klar auf der Andrea Doria mit ausgelassener St.-Pauli-Stimmung, Johnny Controletti - eine typische Udo-Nummer, mit seinem ureigenen Humor - und Boogie Woogie Mädchen.
Ein wunderschönes Liebeslied mit politischem Charakter ist Mädchen aus Ost-Berlin von 1973. Man kann Michels' Anmerkung nur zustimmen, dass Lindenberg mit solch thematisierten Liedern im damals geteilten Deutschland "mehr für die Wiedervereinigung getan hat als manche Politiker, die sich [bis heute] dafür feiern lassen". Mit Musik und Worten, die hüben wie drüben verstanden wurden, sprach er vor allem die menschliche Komponente an. Die Gitarren klingen melancholisch und passen sich damit Udos Gesang an, geben dem Song auch heute noch eine anrührende Menschlichkeit.
Eine nachdenkliche Nummer bietet der Radio Song über das alltägliche Musikbusiness, gefolgt vom Tango-Klassiker Rudi Ratlos mit eher schwachem Gesang. Als Cha Cha Cha kommt uns der Der Malocher aus'm Ruhrgebiet, der das süße Leben in Paris sucht.
Bitte keine Love Story bat Udo 1974 recht emanzipiert, denn er zeigte Schwäche und gab offen zu, dass er in einer Beziehung "schon mal richtig auf die Fresse gefallen ist", was ihn empfindlich gemacht hat. Ein Song mit dezentem Schlagzeug, viel Gitarre und hintergründigen Bläser.
Für die eine oder andere schräge Nummer war sich ja Lindenberg nie zu schade, so dass ihm der Hollaender-Schlager Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt als Rock-Nummer tierischen Spaß bereitet haben dürfte (und wenn ich mir was wünschen dürfte, hätte ich das Stück zu gerne im Duett mit dem Marlene-Dietrich-Fan Rio Reiser erlebt). Diese Veröffentlichung ist übrigens die Single-Version, die bisher noch nie auf CD erschienen ist.
Zwischen dem rockigen Bekenntnis Ich bin Rocker und dem witzigen Fußball-Tango Bodo Ballermann (in den prüden 70ern boykottiert u. a. wegen der Zeile "als die Damen ihm seinen Samen nahmen") schleicht sich die melodiöse und intensiv gesungene Ballade Kugel im Colt ein, die 1981 die Charts eroberte und noch heute den Verliebten dieser Welt aus der Seele sprechen dürfte.
Seine ganz eigene Erotik nimmt Udo in dem Song Körper auf die Schippe, seine Beatles-Begeisterung und Hamburg-Heimat besingt er in der deutschen Fassung von Penny Lane, die zur Reeperbahn wird. Wer hier nicht mitträllern muss, ist nicht zu retten. Eine ganz andere, wenn auch metaphorisch ähnliche übersetzte Cover-Version ist Baltimore von Randy Newman, wo die Ernsthaftigkeit in Gedankenbildern gemalt wird und Freiräume für gesellschaftskritische Ansätze lässt. Die Musik zeugt von einem großartigen, intellektuellen Komponisten.
Unverkennbar bei Ton Steine Scherben geklaut hat Lindi das Strassen-Fieber (1981), aber es ist durchaus legitim, wenn die Intention erhalten bleibt. Und überforderte Lügendetektoren im Bundestag oder kritisierte Eiszeit statt Zärtlichkeit hätte schließlich auch den Scherben gefallen.
Wozu sind Kriege da von 1981 und mit herzzerreißendem Gesang des 10 jährigen Pascal Kravetz war zwar schon auf der Raritäten-CD, hat aber immer wieder diese Gänsehaut-Besonderheit. Es war Lindenbergs erster und größter Single-Hit bei Telefunken bzw. Teldec. Hinzu kommt die nicht enden wollende Aktualität der Fragestellung. Die Aussage ist wichtig und appelliert bewusst mit den Songs davor und danach an die Verantwortung unserer Politiker.
Und so endet der Lindenberg-Querschnitt in Michels-Manier mit einem Zeitdokument, das es in sich hat, weil es auch die Zukunft der Vergangenheit verdeutlicht: Die Ultra-Rarität Berlin gibt es überhaupt erstmalig auf CD und wurde noch nie in Deutschland veröffentlicht! Udo nahm den Song 1980/81 in New York auf und fragte auf englisch, warum sein Vater, Musiker im Deutschland vor 1933, nicht seine Violine gegen eine Waffe eingetauscht hat, um damit Hitler zu killen. Nein, er fragt nicht, er fordert "Father you should have killed Hitler" mit wütend-schrillen Gesang; er fordert im übertragenen Sinne ein, was die meisten seiner und meiner Generation ihren Eltern vorwarfen. Dennoch ist es kein Protestsong im herkömmlichen Sinne, sondern paart sich mit bitter-süßer Ironie im quietschvergnügten Frauenchor. Dass dieser Song - der Text ist im Booklet abgedruckt - Anfang der 80er im angeklagten Land nicht gern gesehen war, zumal das damalige Cover deutliche Zeichen trug, ist mit enttäuschtem Kopfschütteln nachvollziehbar.
Weder inhaltlich, noch musikalisch, aber zumindest instrumentarisch schließt die letzte Violine den Kreis zum ersten Cello. Es ist ein wohlgeformter, in sich schwingender Kreis geworden, der Ying und Yang des frühen Udo Lindenberg offenbart. Der musikalische und inhaltliche Ablauf unterliegt einer Dramaturgie, wie sie wenige Best-Of-Alben bieten.
Ich wünsche diesem Schmuckstück eine gesunde und erfolgreiche Konkurrenz zum ganz neuen Lindenberg-Album, denn hier steckt mehr Arbeit, Wissen und Liebe zur Musik drin, als mancher ahnen mag.
Mehr Infos unter www.udo-lindenberg.de
[Regina Sommerfeld]


Das 1. Vermächtnis: 50 Songs aus 30 Jahren (2000, Polydor 00309)
Udo Lindenberg feiert sein 30-jähriges Jubiläum im deutschen Show-Business. Das ist natürlich ein Anlass, zurückzublicken. Wolfgang Michels von Michels Music Consulting hat deshalb in Zusammenarbeit mit dem Künstler Das 1. Vermächtnis ... Herausgebracht. Schon der Titel verrät, dass Udo noch lange nicht ans Aufhören denkt.
Edel und doch schlicht die Aufmachung der 3er-CD-Box im stabilen Pappschuber mit goldener Schrift auf schwarzem Grund. Aus dem Schwarz taucht Udo, in Bühnennebel gehüllt, im Scheinwerferlicht auf der Vorderseite des Covers auf. Drinnen findet man drei CDs, auf den Covers jeweils zwei tolle Schwarzweißfotos, vollgepackt mit 50 Songs aus 30 Jahren. Das 48-seitige Booklet bietet reichlich Lesestoff und weitere, wirklich sehenswerte Fotos.
CD 1 behandelt die Jahre 1969 bis 1983, CD 2 befasst sich mit der Zeit von 1983 bis 19991, und auf der dritten CD findet man Titel, die zwischen 1991 und 2000 entstanden sind. Das Album ist keineswegs eine bloße Zusammenstellung von Hits, sondern lädt zum Zuhören ein. Die Titel sind sorgfältig ausgewählt und zeigen sehr eindrucksvoll, dass Udo sich immer wieder gesellschaftskritisch engagiert hat und dabei auch Tabu-Themen aufgriff.
Meine Anspieltipps: Cello, ein wunder-schönes, einfaches Liebeslied. Mit Mädchen aus Ost-Berlin (Wir wollen einfach nur zusammen sein) zeigt Udo die Unsinnigkeit der der damaligen Teilung der Stadt auf, hofft aber für die Menschen, das sich etwas ändern wird. Wozu sind Kriege da? fragt der zehn-jährige Pascal Kravetz den Präsidenten. Das Stück ist eine eindrucksvolle Forderung nach Frieden.
Sternentaler handelt von einem Mädchen, das seinen Traum von einer Filmkarriere verwirklichen möchte. Sie landet auf dem Strich und hofft trotz aller Härte auf ein besseres Leben. Das Stück ist bisher lediglich als B-Seite der Vinyl-Single Sonderzug nach Pankow erschienen. Voller Erwartungen und Lust auf das Leben fährt die junge Hermine 1930 von Gronau nach Berlin. Sie wird empfangen von der Einsamkeit und Hetze der Großstadt. Musikalisch ist der Titel so gut umgesetzt, dass man die Atmosphäre spüren kann. Übrigens, Hermine ist die Mutter von Udo Lindenberg. Ein klares, direktes Nein! zu Ausländerhass und Neonazis ist das rockige Sie brauchen keinen Führer.
Sehr rhythmisch ist der Song Romeo und Juliaaah, gesungen im Duett mit Nina Hagen. Herrlich schräg, ein echter Brüller, klasse! Ein weiteres Beispiel für die Zusammenarbeit mit anderen Künstlern ist das orientalisch klingende Salomon (Das Hohe Lied) mit Esther Ofarim. Ich schwöre: "Wenn es drauf ankommt bin ich für dich da". Hoffentlich hat jeder von uns einen Freund, der so denkt. Das Stück ist ruhig, konzertant, melodisch und fast klassisch.
Die Titel sind nur Beispiele, die zeigen, wie vielseitig Udo musikalisch und bei der Themenauswahl war und ist. Eigentlich ist jeder Song ein Anspieltipp. Natürlich sind auch Hits wie Alles klar auf der Andrea Doria, Sonderzug nach Pankow oder Club der Millionäre zu hören, aber die nachdenklich stimmenden Songs überwiegen. Darunter sind ein paar wirkliche Schätze wie Berlin, das hier zum ersten mal überhaupt veröffentlicht wird. Mädchen gab es bisher nicht auf CD, eine andere Version des Songs ist auf der LP Galaxo Gang erschienen. Zum ersten mal auf CD auch All my Love Girl, sonst nur auf der LP Free Orbit vorgestellt. Come on, Let's Be Together ist der allererste Track, den Udo je im Studio aufgenommen hat. You Can't Run Away gibt es sonst nur auf der CD Raritäten, allerdings unter dem Namen No Future.
Ein wirklich gelungenes, besonderes, aus der Masse der Neuerscheinungen herausragendes Album. Udos bisheriges Werk wird gebührend gewürdigt. "Er singt und spricht vielen Menschen in Ost und West, in Nord und Süd direkt aus dem Herzen, wenn er sich für Toleranz, Offenheit und Verständnis gegenüber dem Anderen, dem Benachteiligten einsetzt.", so Dr. Richard von Weizsäcker in seiner Laudatio für Udo. Seine Sprache versteht man, sicherlich ein wesentlicher Grund für den andauernden Erfolg des Sängers.
Auf die Zukunft dürfen wir alle gespannt sein, denn "Es könnte ja eines Tages mal kommen, dass ich so eine Art alternativer Bundespräsident bin, und dass die ganzen Bands aus Togo, Brasilien und so weiter, sich dann nach dem Staatsempfang im Bellevue bei uns treffen und dass sie wunderbare Musik machen und wir alle so zur Stärkung der Völkerfreundschaft und der UNO beitragen", verkündet Udo uns im Jahr 2000. Zu hören auf dem 2. Vermächtnis?
[Rita Mitzkatis]
Ich schwöre! Das volle Programm! (2001, Berlin Records 5012 18 2)
Alles unter einem Hut - Udo Lindenberg in Action. Wer auch sonst könnte sich hinter diesem Tour-Motto verstecken. Zusammen mit seinem Panikorchester und dem Deutschen Filmorchester Babelsberg als Gast reiste Udo Lindenberg im Frühjahr 2000 durchs Land. Natürlich machte er auch in seiner ehemaligen Wahlheimat Hamburg Station, wo am 12. Mai im Schauspielhaus die Aufnahmen für diese Doppel-CD entstanden. Ich schwöre! Das volle Programm! Ein ehrlicher Rocker wie Udo hält sich natürlich an seinen Schwur.
Neben purem Rock kommen die nachdenklichen, sentimentalen Songs und die politisch engagierten Lieder nicht zu kurz. Lieder, die das Leben schreibt, und das ist nun mal nicht immer schön. Zwei Studiotracks gibt es als Bonus, dabei die 2000er Version von Sie brauchen keine Führer. Dieses Thema bleibt leider weiter aktuell. Absoluter Höhepunkt ist das fast 20-minütige Medley der Hits Ich brech die Herzen der stolzesten Frauen, Johnny Controlletti, Sonderzug nach Pankow, Alles klar auf der Andrea Doria und Candy Jane. Das Hamburger Publikum feiert und singt begeistert mit. Schön, dass man das auch gut hören kann. Die Live-Atmosphäre kommt super rüber und wurde nicht wie bei vielen anderen Produktionen wegbearbeitet. Man hat das Gefühl wirklich dabei zu sein.
Als Gäste wirken Dorkas Kiefer, Nathalie Dorra und Eddy Kante mit. Udo legt ja schon seit langem Wert auf die Zusammenarbeit mit anderen Künstlern.
Die Stückauswahl ist gelungen, alles Highlights, deshalb wage ich keine Anspieltipps. Nicht nur das volle Programm, auch ein tolles Programm. Also, macht Euch mit den beiden Silberlingen einen schönen Abend, hört möglichst das ganze Konzert an und stellt Euch vor, dabei zu sein.
[Rita Mitzkatis]
Balladen (2001, Warner Special Marketing 8573 87700-2 2001)
Da es Udo Lindenberg einfach nicht gelingen will, mit neuem Material einen Hit zu landen, kommen alle paar Wochen neue Kopplungen auf den Markt, die auf Verdienste und große Werke längste vergangener Zeiten verweisen. Hier trennt sich die Spreu schnell vom Weizen, wobei die Telefunken-Compilations zu dem hochwertigsten und liebevollsten gehören, was es über Lindenberg gibt.
Im Mai erschien nun ein Konzeptalbum, das sich auf Udos Balladen konzentriert. Das ist gut so, denn es bedient die häufig geäußerte Meinung, dass der Deutschrocker in seinen ruhigen Stücken seine wahre Größe zeigt und darin schlichtweg am besten ist.
Die zwanzig Tracks von 1973 bis 2000 sind ein dokumentarischer Querschnitt, dem es leider an Konzeption mangelt, denn die Reihenfolge ist scheinbar wahllos, hat keinen kognitiven Bezug, wie er in den Songs vorkommt. Beispiele: Die CD beginnt mit Ich Schwöre - eine richtig schöne Ballade, nur Klavier, Streicher und typischem Lindenberg-Gesang. Danach hätte sehr gut Gegen Die Strömung gepasst, da dieser Song auch von Verschwörung unter Freunden handelt. Später wäre es angebracht Ich Träume Oft Davon Ein Segelboot Zu Klauen vor Jamaika mit Seefahrer-Thematik zu setzen.
Dennoch ist die Auswahl der einzelnen Songs gelungen: Hits wie Ich Lieb Dich Überhaupt Nicht Mehr, Cello, Horizont oder Mädchen Aus Ost-Berlin werden ergänzt durch bewegende Ausnahmetitel wie Du Und Ich Und Dann Ganz Lange Gar Nichts (melodischer Ohrwurm mit modernem Groove), No Future (Udo pur) oder Liliputaner (Zirkus-Atmosphäre mit tragisch-traurigem Ende).
Eigentlich ist ja Lindenberg dafür bekannt, dass er zwar schöne Geschichten erzählt, aber nicht in die Tiefe geht. Auf dieser CD verstecken sich zwei Songs, die diesem Vorwurf nicht gerecht werden: Leinwand handelt von Idol-Verehrung mit Erkenntnis der Realität. Aus der Projektion von Wünschen auf eine andere Person wird als Konsequenz Verweigerung. Im Text von Na Und?! geht es um die Beschreibung von Gefühlen für einen Jungen, die Lindenberg geschickt nutzt, um gesellschaftskritisch eine schwule Offenheit zu proklamieren. Zwei Songs, die mich berührt und mir imponiert haben.
So richtig melancholisch wird es dann am Schluss der fast 80 Minuten, als thematisch zusammenhängend ein wunderschönes Bild gezeichnet wird: Hinterm Horizont Geht's Weiter - Bis Ans Ende Der Welt, Wenn Es Das Gibt...
Musikalisch ist das Album also als gut zu bewerten, aber konzeptionell gibt es viele Schwächen. Der fehlende Produzent ist leider deutlich spürbar, auch Cover und Booklet sind zu mager, und außerdem fehlt mit Airport ein Favorit der Rezensentin...
[Regina Sommerfeld]
Die 1. Vision (2002, DVD Polydor 060 968-9)
Die 1. Vision lädt dazu ein, Stationen aus Udos Leben nachzuvollziehen. Die DVD ist mit diversen Videos, Live-Aufnahmen aus den Shows Piratenfreunde und Alles Unter Einem Hut Tour 2000 und Filmausschnitten aus Panische Zeiten gefüllt. Man kann den Maler Lindenberg entdecken, eine Biografie fehlt natürlich ebenso wenig wie eine vollständige Diskografie. Bei insgesamt zwei Stunden Dauer war auch noch Platz für seltene, gut gemachte Fotos. Gespickt ist das Ganze mit lockeren und treffenden Kommentaren Udos.
Die Videos sind sehr abwechslungsreich, es wurden verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten gewählt. Für eine Bunte Republik Deutschland werben Knetfiguren, die üblichen Vorurteile werden auf eine genauso einfache wie geniale Weise eingesetzt zu zeigen, dass wir Menschen doch alle gleich sind, egal welche Nationalität oder Hautfarbe wir haben. Mit dem Titel 98 Lustballons erinnern Udo und Nena??? uns, bei der Liebe Kondome zu benutzen, Aids ist schließlich immer noch ein Thema. Gut gefallen hat mit auch Die Klavierlehrerin. Bei der Erinnerung an Sie rollt Udo so sinnlich mit den Augen, dass man glaubt, er habe in seiner frühen Jugend neben Klavierspielen auch noch anderes von jener barocken Schönheit gelernt. Vielleicht ist es aber auch nur die Fantasie...
Was sind denn Likörelle? Hab' ich etwa im Kunstunterricht geschlafen? Ganz einfach, so was wie Aquarelle, nur werden hier die Wasserfarben durch Likör ersetzt. Udo demonstriert es eindrucksvoll an einer Bar mit Grenadine, Eierlikör, Curacao und Eskorial. Eine tolle Idee, und man kann die Farbreste auch noch völlig umweltfreundlich entsorgen.
Garantiert werden selbst eingefleischte Fans auf der 1. Vision etwas entdecken, das sie noch nie gesehen haben. Wer Lindi noch nicht so gut kennt, kann sich ein gutes Bild von ihm machen. Die Möglichkeiten des Mediums DVD wurden super genutzt, einfach rundum gelungen. Ich freue mich schon auf die zweite Vision.
[Rita Mitzkatis]
Atlantic Affairs (2002, BMG Berlin Musik GmbH 74321 94471 2 / BMG Vertrieb)
Udo Lindenberg steht am Ufer, genauer am "Kai der Tränen" in Bremerhaven. Ein Schattenbild mit Hut und Mantel. Ein Schiff aus New York läuft ein, um ihm 20 mysteriöse Koffer zu bringen, die er geerbt hat. In ihnen befinden sich "Songs aus dem Berlin der 20er Jahre - Noten, Texte, Filme und Storys von deutschen Künstlern, die in den 30er Jahren vor den Nazis nach Amerika flüchten mussten".
Udo hat also eine Aufgabe: Dieses Vermächtnis in unsere Gegenwart stellen, eine Zeitbrücke bauen mit Erinnerungen an die Künstler und deren Träume, die es heute zu verwirklichen gilt. Also hat er sich der Herausforderung gestellt, das Material gesichtet und alte Songs mit neuem Groove & Stil eingesungen bzw. einsingen lassen. Der Maestro hat sich mit drei jungen, schönen Damen umgeben und auch den nicht minder jungen, schönen Tim Fischer ins Studio gelotst, um ein großes Gemeinschaftsprojekt zu realisieren. Auch Die Prinzen sind neben Ellen ten Damme, Nathalie Dorra und Yvonne Catterfield mit dabei. Atlantic Affairs heißt die neue große Show.
Für musikalische Farbtupfer sorgen Helge Schneider am Saxophon bei Bin nur ein Jonny und Elektroniker Alex Christensen (U96). Auch altbewährte Musiker aus panischen Zeiten sitzen mit im Boot, wie Kristian Schultze, Jean-Jacques Kravetz oder Dave King.
Der Opener ist eine typische Lindenberg-Ballade und Programm für die nächsten fast 60 Minuten zugleich: Stars, Die Niemals Untergehen. Doch es folgen schräge, aufgepeppte und teils arg verfremdete Versionen traditioneller Lieder von Paul Abraham, Friedrich Hollaender und Werner Richard Heymann. Elektronische Beats flirten mit groovenden Bassläufen, während Udo am Mikro Platz macht für nicht untalentierte Sängerinnen, die sich jedoch stimmlich wenig unterscheiden und weder frech-frivol, noch wirklich liebevoll an frühere Interpretationen erinnern lassen. Da ragt dann ein Sample von Marlene Dietrich mit der gesungenen Zeile "Ich hab noch einen Koffer in Berlin" anmutig heraus. Weitere Highlights sind My Ship von Weill / Gershwin, von Udo Lindenberg alleine nur in Piano-Begleitung und auf englisch gesungen, oder die Spaß-Nummer Kannst Du Pfeifen, Johanna? (wohlbemerkt, sie kann sogar singen, gurgeln und kichern). Das ist Udo, wie wir ihn lieben.
Manche Songs werden leider etwas überstrapaziert: Irgendwo Auf Der Welt könnte fast ein kleiner Ohrwurm werden, aber der Text - in gewohnter A-Capella-Manier von den Prinzen intoniert - wiederholt sich zu oft, so dass auch der schöne von Udo gesungene Part schnell langweilig wird. Der ruhige Klassiker Ich Weiß Nicht, Zu Wem Ich Gehöre erscheint in der Klangkulisse einer Fabrikhalle mit Rockgitarren und gleichförmigen Drums. Künstlerische Freiheit eben und über Geschmack kann man bekanntlich nicht streiten.
Zum Ende des Albums hin wächst die Qualität. Die Emigranten Hans Eisler und Bert Brecht beschrieben ihre Gegenwart einst mit den Worten Es Sind Die Finsteren Zeiten, das in der heutigen Version mit Klangcollagen untermalt übergeht in den Lindenberg-Song Father, You Should Have Killed Hitler. Diese Rarität - aufgenommen 1981 in New York - erschien erstmals im Jahr 2000 auf der Udo-Lindenberg-Compilation Das Beste ... Mit Und Ohne Hut (Telefunken / Warner). Der Song wird mit jedem Mal besser und hat auch gerade im Kontext der Atlantic Affairs eine bewusste Stellung und Bedeutung. Und so spinnt sich der rote Faden geschickt weiter zu einem traurigen Lied aus Theresienstadt: Ein Koffer Spricht durch die Stimme von Tim Fischer, von Thomas Dörschel am Piano begleitet. Da sitzt man dann mit schauriger Gänsehaut und Kloß im Hals, denkt und träumt und plötzlich öffnet sich einem "das verlorene Paradies", besungen von Udo und Yvonne Catterfield im wunderschönen Song Nangijala. Klavier und Streicher schaffen eine sphärische Stimmung, einen besonderen Moment.
Udo wäre nicht Udo, wenn er nicht auch provoziert und zu brandaktuellen Geschehnissen Stellung nimmt. Dies tut er auf diesem Album in Form einer Adaption des Songs Ich Hab Noch Einen Koffer In Berlin, der nun zu einem Koffer Für Berlin wird, der prall gefüllt ist mit pazifistischen Visionen, Wünschen und Träumen - "Seligkeiten moderner Zeiten".
Als letzten Track gibt es für die Fans, die zuvor vielleicht enttäuscht waren, als Entschädigung noch eine typische Lindi-Nummer, denn Der Millionär Hat Keine Kohle Mehr und stolpert noch nicht mal im Textfluss zu Synthie-Bumm-Bumm.
Das Gesamtwerk ist im Moment noch schwer einzuschätzen, hat Höhen und Tiefe, wird die Hörer entzücken oder vergraulen. Die wahre Größe erschließt sich wahrscheinlich erst, wenn die geplanten Aktionen im Herbst stattfinden: Atlantic Affairs als aufwendige & mehrdimensionale Bühnenshow auf Tour, die auch ins Ausland führt, sowie eine gleichnamige Fernsehverfilmung von Hark Bohm. Dann, so vermute ich, wird man den Soundtrack, der seit dem 27. Mai im Handel ist, als Erinnerungsinsel nicht mehr missen wollen und Udo Lindenbergs Maxime in ihrer eindringlichen Poesie begreifen: "Das ist nicht Anbetung der Asche, das ist das Weiterreichen des Feuers."
[Regina Sommerfeld]
Pimmelkopp (2002, 0132885 FLX)
Gegen Neo-Nazis richtet sich die Single, auf der auch eine lange Version des Titels zu hören ist. Mit einfachen Mitteln versucht Udo den einfachen Skins zu zeigen, das sie schlicht und simpel blöd sind. Wäre schön, wenn die es auch kapieren würden, damit wir wegen ihnen keine schlaflosen Nächte mehr haben müssen. Der Titel könnte ein Hit werden uns kann gar nicht oft genug unbedingt oft im Radio gespielt werden!
[Rita Mitzkatis]
Stark Wie Zwei (2008, Warner Music 5051442-7704-2-1)
Man Udo - Endlich!! Zu einer Zeit wo man nicht damit gerechnet hat kommst Du mit einem komplett neuen Album auf den Markt. Und dann - der volle Medienrundumschlag - Respekt.
Es ist sinnlos einen Künstler wie Udo Lindenberg hier noch beschreiben zu wollen. Er ist ein Unikum und ein Genie auf mehreren Ebenen dazu. Alle, die ihm schon vor Jahrzehnten eine Masche andichten wollten wurden durch die Zeit eines Besseren belehrt. Udo hat alles erlebt, was einem Künstler passieren kann: Viel Geld, viel Frauen, Drogen, falsche Freunde, aber auch gute Kameraden, Anerkennung und Beliebtheit, so wie ein ultratreues Publikum. Und genau das hat in den letzten Jahren zu oft den Maler Lindenberg erlebt - der Panikpräsident war auf Urlaub. Und jetzt acht Jahre nach dem Exzessor meldet sich der Musiker mit neuer und ungebrochener Kreativität zurück.
14 Titel sind auf diesem Silberling, und ich bin mächtig gespannt ob er auch im neuen Jahrtausend was zu sagen hat.
Er hat!
Gleich beim ersten Titel gibt es quasi eine Erklärung für alles. Ich Zieh Meinen Hut ist eine Liebeserklärung an jemanden, der Udo immer wieder auffing - egal ob Fiktion oder real. Eine Ballade von zeitloser Schönheit im typischen Udo-Stil (und meiner Meinung nach wäre das die bessere Single gewesen....)
Wenn Du Durchhängst ist dagegen schon fast wie eine (gewollte) Karikatur seiner Songs (Der Text ist trotzdem stark). Und beim Schreiben dieser Zeilen weiß ich schon vom Goldstatus der CD. Es müssen also nicht nur die alten Fans sein, die sich Udo downloaden oder ins Regal stellen.
Beim dritten Titel Ganz Anders teilt sich Udo den Song mit Jan Delay. Und als wäre keine Zeit vergangen klappt das wie immer. Rockig und flockig wollen uns die beiden Herren erzählen, dass sie ja ganz anders sind.... Bloß nicht - Jungs ihr seid goldrichtig!
Dass Herr Lindenberg aber noch immer den Daumen im Wind hat und sanft ist beweist er mit Was Hat Die Zeit Mit Uns Gemacht. Er sucht weiter das gelobte Land und wird immer noch nach Norden getrieben.
Mein Ding erzählt von seinem unstillbaren Drang das zu tun, was er für richtig hält. Und auch uns empfiehlt er das. Ach Udo - ob wir das so hinbekommen können. Aber ein toller Titel (und rockig obendrein!)
Und dann kommt der Song, der völlig zu Recht der Titeltrack des Albums ist: Stark Wie Zwei! Gänsehaut entsteht Zeile für Zeile, weil man das, was er da singt selbst schon mal so oder so ähnlich erlebt hat. Hier wird nicht einfach nur ein Text gesungen, sondern hier wird vom Player aus Trost verbreitet und Trauer verarbeitet. Ein ganz, ganz starker Song.
Steffie von Silbermond fetzt in Der Deal mit Udo, dass man die Augen reibt.... Rock ist tatsächlich zeit - und alterslos. Wie das wohl live kommt. Steffie hat auch hörbar ihren Spaß.
Knalliger könnte der Bruch nicht sein. Ein köstlich schräge Nummer mit Helge Schneider nimmt uns mit auf den Drogensuchtrupp mit Chubby Checker (keine Angst hier wird nicht getwistet - ganz im Gegenteil). Drogenhund Rex, Helge und Udo swingen - und singen.
Tja, aber das kann man noch toppen: Der Greis Ist Heiß kommt als Glamrocknummer daher. (T. Rex und Gary Glitter lassen grüßen!)
Woody Woody Wodka beschreibt Zustände, die Udo sicher auch zeitweise durch (und über)lebte. Wenn man Bekannte und Freunde durch Alkoholmissbrauch verlor kann man das Lied nur mit Frösteln hören...
Nasses Gold geht noch tiefer. Udo erzählt von der Suche der Künstler nach Inspiration und göttlicher Erkenntnis, die oft genug im Rausch - oder davor eintraten. Genialer Text - und ergreifender Song.
Interview Mit Gott erzählt von einem fiktiven Gespräch mit dem Allmächtigen. Was würde man fragen oder zu tadeln wagen? Antworten von ihm, die nicht gefallen aber wohl stimmen....
Till Brönner ist mit Udo in der Verbotenen Stadt. Jeder von uns hat wohl so ein Gelände wo die Vergangenheit lebt und niemand anderes hindarf. Klasse Kopfkino.
Schon sind wir beim letzten Song: Der Astronaut Muss Weiter. Hier benutzt Udo das Bild von der Challengerkatastrophe. Von Aufbruch und Zuversicht - oder Angst vor der gefürchteten Katastrophe. Eine sehr leise und nachdenkliche Ballade, die hoffentlich kein Abschiedslied von Udo ist.
Nun habe ich es gehört und bin zutiefst beeindruckt! Diese CD könnte wirklich das (bislang) beste von Udo sein. Wenn man auch acht Jahre warten musste - es hat sich gelohnt. Ein Mensch mit seiner Erfahrung - mit allen Höhen und Tiefen - mit einer Sprache die jeder versteht, das ist genial. Es stimmt, diese CD ist klasse. Udo Lindenberg setzt wieder einmal Maßstäbe!
Fazit: Ein Meisterwerk!
[Kurt Mitzkatis]

Interviews

Erfurt, Elephantenkeller nach den Proben zu WETTEN DASS...? 28.03.2008
GR: = Jürgen Wokatsch für die GERMAN ROCK NEWS
UL: = Udo Lindenberg

GR: Hallo Udo, wie geht es dir, wie fühlst du dich?
UL: Sehr gut, ich glaube, da ist ein gutes Ding am Laufen, die Udonauten sind gelandet.

GR: Hattest du die Malerei satt und wolltest es noch mal wissen nach all den Ehrungen?
UL: Nein, die Malerei geht weiter und Musiker ist man auch immer. Man kann einfach nicht aufhören, wir hatten cirka zwei Jahre an der Platte gearbeitet. Es gab Terminprobleme, Texte und Musik wurden immer wieder mal verworfen, es wurde gefeilt und gefeilt bis endlich das Baby da war. Zwischendurch habe ich bei Freunden mitgearbeitet wie zum Beispiel Jan Delay, Vince Bahrdt und so weiter.

GR: Bei den Tourneedaten fällt auf, dass auch sehr große Hallen dabei sind, keine Angst diese nicht zu füllen?
UL: Okay, etwas Risiko ist immer dabei. Man wird sehen, wie die Platte läuft. Bin aber überzeugt, dass das Udonautenbaby abgeht und dann könnten die Hallen zu klein werden. Planung beziehungsweise Zusatzkonzerte liegen in der Schublade.

GR: Die Tour wird ja bestimmt mit dem legendären Panikorchester durchgeführt oder?
UL: Ja klar, da sind die ganzen Überlebenden dabei. Steffi Stephan, Bertram Engel, Hannes FEUER Bauer und so weiter...kommen direkt aus der Frischhaltetüte.

GR: Werden auch Gäste dabei sein? Ich meine, die Künstler, die jetzt auch schon auf der neuen Platte mitgewirkt hatten. Jan Delay, Silbermond, Helge Schneider...
UL: Das ist klar, dass die uns besuchen kommen, wenn es in deren Tourpläne passt. Dann kommen die rübergezischt auf die Bühne. Das ist bei uns so Rat Pack - mäßig Frank Sinatra, Dean Martin, Sammy Davis Junior und so. Das ist wie so eine Familie, da kommt man sich gegenseitig besuchen.

GR: Also, du selbst bist von der Platte voll überzeugt?
UL: Ja, ich dachte das ist eine Gigantenscheibe, die wird einschlagen. Ein Psychogramm in Panik Poesie. Die Songs hatten ja lange genug gereift und es war dann endlich der richtige Zeitpunkt gekommen diese endlich der Weltöffentlichkeit vorzustellen.

GR: Was planst du in nächster Zeit?
UL: Im April mal wieder auf Kreuzfahrt, Entspannung und so... Udo Lindenberg Stiftung, Open Air in Calw. Mal gucken, was sonst noch so passiert bis zum Tourstart im Herbst. DVD wird dieses Jahr erscheinen mit alten Sachen zum Beispiel Die Udo Linderberg Schau aus dem legendären Onkel Pö von 1975, die Götterhämmerung Show 1984 und und... Ja, das Material haben wir dem Fernsehen für gute Kohle abgekauft. Dann müssen wir mal sehen, wie es mit dem Udo Lindenberg Museum weitergeht in Hamburg, ich hatte es Dir ja gezeigt im Dezember und Du weißt, da ist noch viel Arbeit zu tun. Mal gucken, es geht immer weiter...

GR: Danke Udo, für unser kurzes Interview. Ich weiß, seit Erscheinen der Single Wenn Du Durchhängst jagt ein Interviewtermin den anderen.
UL: Kein Problem, alles klar, Jürgen. Du weißt doch, solange mir was einfällt, wird es immer weitergehen.

Anmerkung:
Udo Lindenberg hat mit seinem Album Stark Wie Zwei ein erfolgreiches Comeback hingelegt. Nicht einmal eine Woche nach der Veröffentlichung hat die CD nach Angaben der Plattenfirma Warner / Starwatch Music bereits Goldstatus.
Lindenberg sagte dazu: "Ich freue mich wie ein kleiner Robinson Crusoe, dass ich eine neue Actioninsel erreicht habe. Ich bin tief berührt. Dass das so einschlägt, hätte ich nicht gedacht. Da muss sich der Hut jetzt erst einmal wieder an die Höhenluft gewöhnen."

Musiker

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News

Bereits im Juli 2010 erschienen zwei von Udo Lindenberg gestaltete Briefmarken. Das Motiv Andrea Doria ist für 45 Cent zu haben und den Sonderzug Nach Pankow gibt es für 55 Cent.

Es handelte sich jeweils um besonders erfolgreiche Songs aus den Jahren 1974 bzw. 1983, mit denen Udo den Durchbruch als Solomusiker verbindet (Andrea Doria) und seinen Beitrag zur Wiedervereinigung leistete (Sonderzug Nach Pankow).
Das Honorar für die Gestaltung floss an die Udo-Lindenberg-Stiftung, die sich für humanitäre Hilfe in Afrika engagiert.

Kontakt

Offizielle Page: www.udo-lindenberg.de

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