German Rock e.V. Festivals

Bang Your Head 2012

BANG YOUR HEAD 2012

Balingen Messegelände 13.-14.07.

Donnerstag, der 12.07.

Günni und Markus machten sich bereits am Donnerstagmittag auf die Reise in Richtung Bang Your Head im süddeutschen Balingen, während ich noch aus dem Urlaub aus der Eifel zurück fuhr. Die beiden wurden herzlich dort vom Chef persönlich begrüßt und erhielten sofort zwei Fotopässe, was uns natürlich sehr entgegen kam. Ich (Buffa) kam aufgrund der Reiseanstrengungen am frühen Freitagmorgen nach. So sparte ich mir schon als handwerkliche Nullnummer den Aufbau des Zeltes.

Die German Rock Luxusvilla (Sechs Meter Stoffzelt !!!) konnte noch im Trockenen aufgebaut werden. Mit Hilfe einer elektrischen Luftpumpe (ich erwähnte bereits den Luxus?) wurde der Grill von Markus und Günni angeschürt. Lecker Essen für die Beiden :-). Schöne Maledei, dass ich das verpasst habe.

Leider ist es nicht möglich, über die Warm-Up Show zu berichten, da die Tickets hierfür keine Gültigkeit haben (wäre mal ein Vorschlag an den Veranstalter), so dass wir konzerttechnisch mit dem Freitag beginnen.

Petrus testete die Villa mit sattem Regenguss auf Wettertauglichkeit. Es blieb trocken (zumindest bei den German Rockern äußerlich), während sich innerlich die Räume mit leckerem fränkischem Apfelwein, im Fachjargon Mooschd oder Ebbelwoi genannt befeuchten ließen.

Freitag, der 13.07.

Während des Frühstücks der Herren Häfner und Käsmann spielte bereits eine nicht angekündigte Band, die auf den Namen Collapse hörten. Keine Erwähnung im Programmheft hatte dann dumm schauende Gesichter bei den German Rockern zur Folge, die eigentlich keine Band wirklich verpassen wollten. Das war zumindest der vorgesehene Plan. Die Betonung liegt allerdings auf Plan.

Dann begann es furios mit dem von der Rockantenne und dem BYH ausgewählten Opener Forensick. Markus schwärmt noch heute von der Band und sie konnten ordentlich Stimmung auf Gelände bringen. Das ist Einsatz und wahre Kunst. Bitte mehr davon.

Die 2008 gegründete Drei-Mann-Band aus Holland, Vanderbuyst um Willem Verbuyst, legte klassischen Heavy Metal und Hardrock nach, wusste allerdings nicht auf ganzer Linie laut Markus zu überzeugen. Solide, aber nicht der Burner, doch gut genug für einen ordentlichen Applaus des leider noch nicht so zahlreich anwesenden Publikums.

Pünktlich zu Crash Diet schaffte ich (Buffa) es auch zum Bang Your Head und sah eine ordentliche Rockshow. Leider konnte die Band im letzten Jahr Ihren Gig nicht wahrnehmen und nutzte daher in diesem Jahr Ihre Chance. Tolle Gruppe, sehr originelle Frisuren und Haarspray bis in die Saitenhalterungen der Gitarren. Eine Band, die einen Besuch meinerseits beim nächsten Clubgig wohl verkraften muss. Da freu ich mich schon drauf.

Die nach einer Tuffsteinformation auf Hawaii benannte Band Diamond Head, 1976 in Großbritannien gegründet zeigten den Jungen mal wo es lang geht. Dies sind also die Erfinder von Am I Evil, was von Metallica legendär gecovert wurde. Geiler NWoBHM und super Show, agile Musiker und professionelle Performance. Und den optischen Seitenhieb auf Bryan Adams in Form des Sängers kann ich mir nicht verkneifen. Zum Glück war die Musik für mich ansprechender als die des kanadischen Kuschelbarden.

Power-Metal aus Griechenland gab es mit Firewind um das von Ozzy Osbourne angeworbene Gitarrenwunderkind Gus G. anschließend. Und der war Euro-tauglich. Hammergeil. Man konnte ordentlich abbangen und die Menge wurde begeistert.

Was ein Ding kam da jetzt? The March Of The Saint und vieles mehr mit dem Ausnahmesänger John Bush und seinen Amored Saint, die ich das letzte Mal live in meiner Jugend sah. Die Amis stürmten die Bühne und spielten ein Best Of Programm. Alle Hits und eine formidable Darbietung. Beim Bang Your Head fühlt man sich doch immer wieder jung. Zumindest im Geiste.

Raise Your Fist, Evangelist! Die deutschen Powerwolf glänzten wieder mit tollem Corpsepaint und animierten das Publikum durch den rumänischen Sangesbarden Attila Dorn. Tolle Show. Auch die Instrumentalisten wussten zu glänzen, so dass wir kräftig vor der Bühne mitbangen konnten. Alte rumänische Sagen im Power-Metal-Gewand, mal auf Englisch, Latein und Deutsch gesungen. Genial!

Melodic Power Metal aus den USA folgt anschließend mit Kamelot. Es war auch gleichzeitig die Feuertaufe des neuen Sängers Tommy Karevik, der seine Brötchen bei Seventh Wonder verdiente. In Ihrer Musik verarbeitet die 1991 gegründete Band viele klassische Einflüsse. So hatten auch die Frickler unter den Zuhörern Ihren Spaß, den die Band durch Spielfreude ordentlich unterstützte.

Arch Enemy sind Kult. Arch Enemy sind purer Sex. Arch Enemy ...ach ja, die Band spielte gut und rockte ordentlich. Melodic Death Metal stand auf dem Programm, und sie waren damit diesem Tag sicherlich die härteste Band. Aber definitiver Blickfang der Band ist die singende (growlende) Nachtigall Angela Gassow. Hammer, was die Frau für eine Power über die Bretter jagt. Bei den Growls der Dame können sich viele Herren der Zunft eine Scheibe abschneiden. Hat mich voll überzeugt! Und Hots wie We Will Rise kommen auch bei kräftigem Regenschauer top an.

Thin Lizzy fand ich persönlich langweilig. Irgendwie sprang der Funke nicht über, auch wenn eine solide Leistung erbracht wurde. Dafür bin ich mit 39 Lenzen wohl noch zu jung. Aber Respekt, wenn eine Band schon seit 1969 unterwegs ist. Da sollte man den Seniorenbonus drauf legen und den Auftritt in die Schublade „nett dabei gewesen zu sein“ ablegen. Leider hat die Band für viele nur noch den Status einer sehr guten Tribute-Band, aber das soll nichts Negatives heißen.

Doch wenn wir schon bei Seniorenrock sind, darf der Tagesheadliner Venom nicht unerwähnt bleiben. Die Jungs hatten Ihre Fans und unterhielten die Menge mit Ihren Klängen am Ende des Tages. Leider kann ich nicht allzu viel hierzu schreiben, da ich während des Auftritts in Gespräche verwickelt wurde und die Musik mich nicht aus dem Gespräch riss. Lediglich die etwas deplatziert eingesetzten Pyros schreckten mit lauten Knall die Zuschauer hoch, so dass man sich Sorgen um eventuell auftretende Tinnitus-Erscheinungen machen musste.

Von Olli Ehrlich folgte noch eine Unwetterwarnung für die Nacht, was wir dank unserer Müdigkeit nicht mehr bestätigen konnten. Das Unwetter muss dann wohl während des Schlafes passiert sein. Meines Erachtens aber nur im Inneren unserer Schlafsäcke.

Samstag, der 14.07.

Sleaze-Rock aus Schweden mit Sister. Und das zum frühen Morgen. Eher gesagt Morgähn. Egal, denn was die Jungs da fabrizierten ließ mich wach werden. Ich liebe diese Optik der Musikanten auf der Bühne.

„Ich will nicht zurück ins schwäbische Bergwerk und Maultaschen abbauen“, so begrüßte ein portugiesischer Kurpfälzer die Menge. Daraus zu schließen waren die Süddeutschen Lanfear als nächstes dran. Tolle Band, die Power-Metal zelebriert. Nach sieben Alben und 19 Jahren Bestehen, kann man da auch was Ordentliches erwarten. Gutes Stageacting und Spielfreude übertrugen sich aufs Publikum, und so war auch schon zu so früher Stunde mächtig Stimmung und viele neue Fans auf dem Gelände.

Aus Ventura in Kalifornien kommen Warbringer. Sie spielten Thrashmetal im Dunstkreis von Metallica, Slayer und Exodus und brachten gutes Training in die Nacken des Publikums. Leider blieb hier nicht allzu viel bei mir hängen, da mich persönlich die Band nicht wirklich vom Hocker riss. Aber Kult und Zuckerbrot für Liebhaber des 80er Thrashs. Oder einfach mal Zeit, ein Bier zu trinken für so manchen Festivalbesucher.

Breaker konnte ich leider nur akustisch vernehmen, aber das klang recht gut. Die Band feiert in diesem Jahr Ihr 30jähriges Bestehen, was man auch hören konnte. Während des Gigs der Band widmete ich mich der Füllung meines Magens. Leider halt ohne die uns sehr wichtigen Fleischspieße oder Knoblauchbrote :-)

Alte Bekannte und Kollegen aus Frankfurt am Main waren nun an der Reihe. Tankard mit Ihrer Rampensau Gerre setzten wieder voll auf Stimmung und Spaß. Sie hatten zwei ältere Herren in schrillen Klamotten auf die Bühne platziert, deren Job es war, während des Konzertes sich die Lichter auszuschießen, was der Preis eines Gewinnspiels der Band unter Ihren Fans war. Nicht sehr originell, aber extrem witzig und unterhaltsam. Musikalisch gab es ein Best Of aus dem langen musikalischen Schaffen des Quartetts, sowie die Vorstellung der neuen Single A Girl Called Cerveza. Geile Sache. Ach so, geil …, ähm …, das wurden auch manche Zuschauer, als plötzlich bei dem Song die junge Dame aus dem gleichnamigen Video auf der Bühne persönlich erschien, die Ihre Reize, ohne unästhetisch zu wirken, dem Publikum im Tanze präsentierte. Nein, die zog sich nicht aus, sondern wusste mit Kleidung und Ausstrahlung zu glänzen. Danach ließen sich die Damen auf dem Gelände nicht lange Bitten und waren in großer Zahl um die Band auf der Bühne zu finden. Toller Einsatz und gute Idee der Frankfurter am frühen Nachmittag. Wichtig bei einer solch großen Band: Kein Hit und kein Spaß fehlte!!!

Die seit 1980 agierenden deutschen Hardrocker Axxis überzeugten durch einen glasklaren Sound und einem richtig geilen Programm. Bernhard Weiß traf sicher die Töne und führte souverän durchs Repertoire der Band. Ein Highlight war auch, dass ein etwa achtjähriger Junge mit auf die Bühne geholt wurde und dort mit aufblasbarer Gitarre und Schellenkranz mitrocken durfte.

Mit Primal Fear um die Schwaben Ralph Scheepers und Matt Sinner spielte eine der erfolgreichsten deutschen Powermetalbands auf und enttäuschte nicht. Scheepers traf sicher die Töne und die Leute sangen mit. Meiner Meinung nach immer noch die deutschen Judas Priest, was hier als Kompliment stehen soll und ein Wink mit dem Zaunpfahl Richtung England ist.

Angst !!! 200mm Telezoom in der Kamera und der Primordial Sänger kommt schnurstracks auf Fotograf Markus zu gerannt. Hauaha und -Zusammenzucken. Der Kerl sah aus wie halb verwest (der Sänger!), roch glücklicherweise aber besser. Gute Show des Sängers. Mit dem kann man Friedhöfe unsicher machen und Totengräber die Blässe ins Gesicht treiben. Nur sollte man eine solche Band besser im Dunkeln spielen lassen, was zum Beispiel in der Halle wesentlich besser gekommen wäre.

Sabaton, die Band um Sänger Stefan Raab, ääähm nein, der Typ sah nur so aus … aber die Schweden wussten als Wiederholungstäter erneut zu überzeugen. Geiles Stageacting, volle Bühnenausnutzung und Hit auf Hit, was die anwesende große Fanschar der Band zu würdigen wusste.

Hardrock aus Lugano (Schweiz) folgte mit Gotthard. Ich sah die Band schon vor Jahren in Miltenberg als Support von ZZ Top. Hier spielte der für das Festival gesehene eigentliche Headliner. Geiler Sound, geile Animation, gefühlvolle Darbietung... Das Publikum sang und feierte mit, und die Band überzeugte auf voller Linie.

Edguy bewegen sich mittlerweile längst auf Headlinerniveau und wandelten musikalisch vom früheren Powermetal bis zum heutigen Stadionrock der Band. Hits wie Tears Of A Mandrake, Spooks In The Attic, Out Of Control waren an Bord und alles schien einem Siegeszug der Hessen gleich zu kommen.

Doch dann passierte es. Sänger Tobias Sammet war verschwunden und seine Mitstreiter konnten Ihn nicht finden. Was war passiert? Während eines Solo-Parts beim Hit 9-2-9 stolperte der Sänger und fiel von der zwei Meter hohen Bühne auf den Asphalt im Fotograben. Neben schweren Prellungen an den Rippen und Hüfte, einigen Schürfwunden und so weiter war auch noch das Nasenbein gebrochen.

Aua!

Respekt hier an den Frontmann, dass er trotz allem professionell seine Show zu Ende brachte. Geil!

In der Halle konnten wir noch Pain begutachten und sind zum wiederholten Male begeistert. Was die Schweden um Legende Peter Tätgren hinlegten war erste Sahne. Alle Hits dabei.

Leider kann man die Hallengigs nicht alle ansehen, da man sonst das Geschehen auf der Hauptbühne verpasst.

Zum Schluss gab es noch eine Ansprache des Veranstalters wegen den Kritiken an den Headlinern in diesem Jahr. Man bekommt leider nicht immer die Bands, die man gerne möchte, aber unterm Strich konnten sich die Bands beweisen und meisterten Ihre Aufgabe.

Negativ anzumerken ist das Bon-System, das man mal überdenken sollte. Zentrale Kasse ok, aber vielleicht besser organisiert.

Boris Englert

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