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Neues Glas Aus Alten Scherben
Neues Glas Aus Alten Scherben

Biografie

Ton Steine Scherben... und zurück bleibt Neues Glas aus alten Scherben.

[Mit Beiträgen von: Wolfgang Kampz, Rita Mitzkatis, Regina Sommerfeld, Klaus Unland]

Bilder

Osnabrück, 30.9.99
Foto: Rita Mitzkatis

Osnabrück, 30.9.99
Foto: Rita Mitzkatis

Osnabrück, 30.9.99
Foto: Rita Mitzkatis

Osnabrück, 30.9.99
Foto: Rita Mitzkatis

Osnabrück, 30.9.99
Foto: Rita Mitzkatis

Osnabrück, 30.9.99
Foto: Rita Mitzkatis

Osnabrück, 30.9.99
Foto: Rita Mitzkatis

Osnabrück, 30.9.99
Foto: Rita Mitzkatis

Osnabrück, 30.9.99
Foto: Rita Mitzkatis

Osnabrück, 30.9.99
Foto: Rita Mitzkatis

Berlin, 9.6.99
Foto: Regina Sommerfeld

Berlin, 9.6.99
Foto: Regina Sommerfeld

Berlin, 9.6.99
Foto: Regina Sommerfeld

Berlin, 9.6.99
Foto: Regina Sommerfeld

Berlin, 9.6.99
Foto: Regina Sommerfeld

Berlin, 9.6.99
Foto: Regina Sommerfeld

Berlin, 9.6.99
Foto: Regina Sommerfeld

Berlin, 9.6.99
Foto: Regina Sommerfeld

Berlin, 9.6.99
Foto: Regina Sommerfeld

Berlin, 9.6.99
Foto: Regina Sommerfeld

Berlin, 9.6.99
Foto: Regina Sommerfeld

Berlin, 9.6.99
Foto: Regina Sommerfeld

Berlin, 9.6.99
Foto: Regina Sommerfeld

Berlin, 9.6.99
Foto: Regina Sommerfeld

Berlin, 9.6.99
Foto: Regina Sommerfeld

Berlin, 9.6.99
Foto: Regina Sommerfeld

Berlin, 9.6.99
Foto: Regina Sommerfeld

Berlin, 9.6.99
Foto: Regina Sommerfeld

Berlin, 9.6.99
Foto: Regina Sommerfeld

Berlin, 9.6.99
Foto: Regina Sommerfeld

Pressefoto: Wolfgang Kampz

Juli 2001
Burg Herzberg OA
Foto: Klaus Unland

Juli 2001
Burg Herzberg OA
Foto: Klaus Unland

Juli 2001
Burg Herzberg OA
Foto: Klaus Unland

Juli 2001
Burg Herzberg OA
Foto: Klaus Unland

Juli 2001
Burg Herzberg OA
Foto: Klaus Unland

Juli 2001
Burg Herzberg OA
Foto: Klaus Unland

Juli 2001
Burg Herzberg OA
Foto: Klaus Unland

Juli 2001
Burg Herzberg OA
Foto: Klaus Unland

Juli 2001
Burg Herzberg OA
Foto: Klaus Unland

Juli 2001
Burg Herzberg OA
Foto: Klaus Unland

Konzertbericht

9.6.99, Berlin, Ufa-Fabrik
Anläßlich des 20. Geburtstages der Ufa-Fabrik (alternative Kulturstätte in Berlin) gab es - nach einer flippig-festlichen Gala - ein kleines, exquisites Konzert einer zusammengewürfelten Formation aus reaktivierten Musikern: Funky K. Götzner (Drums) und Dirk Schlömer (Gitarre) von TON STEINE SCHERBEN (1970 - 1985), sowie Jochen Hansen (Bass) und Jörg Mischke (Keyboards) von der RIO REISER BAND (1986 - 1996) vereinten sich zu NEUES GLAS AUS ALTEN SCHERBEN. Da die Stimme, die zu dieser Musik gehört, vor bald drei Jahren tra-gischerweise für immer verstummte, mußte man einen Sänger finden, der diese enorme Lücke ansatzweise füllt, und zwar ohne das fragile Glas zu zerbrechen.
Es begab sich, daß Jörg Mischke eines Abends in der beliebten Berliner Vorstellung "Bukowski waits for us" saß und von dem Tom Waits-Darsteller Michael Kiessling so begeistert war, daß er ihn fragte, ob er das neue Glas nicht zum klingen bringen wolle. Er wollte, wenn auch mit gewisser Skepsis, wie er mir vor dem Auftritt noch reichlich nervös gestand. Er war sich bewußt, daß die Fußstapfen, in die er nicht treten wollte, einige Nummern zu groß für ihn sind, und es gab im Grunde nur eine erwartete Reaktion: Entweder Daumen nach unten oder nach oben. Als ihm jemand "Viel Glück!" wünschte, lehnte er energisch ab: "Ich arbeite nicht mit Glück, ich arbeite mit Können. Wünsch' mir Erfolg!"
Die Stimmung im recht gut gefüllten Theatersaal war geprägt von Neugier, Freude und Anspannung. Als die Band zu ihrem allerersten Auftritt die Bühne betrat und mit "Steig ein" loslegte, kam sofort etwas von dem Feeling alter SCHERBEN-Zeiten auf, auch wenn alle noch reichlich verkrampft waren, besonders Michael Kiessling. Die hagere Gestalt im schwarzen Anzug hatte Mühe, den Draht zum Publikum zu finden, was Rio Reiser immer von der ersten Sekunde an gelang. Doch genau das ist der Knackpunkt: Man mußte sich zwingen, nicht an Rio zu denken, man durfte keine Vergleiche ziehen. Es war nie die Motivation, eine Legende wieder auferstehen zu lassen, es sollte eben etwas neues sein. Aber wie soll das gehen, wenn all die Lieder, die an diesem Abend gespielt wurden, zu eng mit Rio Reiser verbunden sind und auch noch von seinen Wegbegleitern gespielt werden?
Es war ein Versuch, der weder so richtig glückte, noch vollends mißlang. Die Musiker entfachten ein Feuer, das fast erloschen zu sein schien, zu neuem Leben und spielten wirklich verdammt gut, die Arrangements waren stimmig, ja geradezu fehlerlos. Die Band brachte Songs von den SCHERBEN und aus Rio Reisers Solo-Zeit, und zwar so querbeet, daß man keine Grenzen ziehen konnte, gut so. Lobend zu erwähnen ist auf jeden Fall, daß auch Songs gespielt wurden, die bisher selten oder gar nicht im Live-Programm waren, wie z. B. "Ebbe und Flut", "Re-gentag", "Runter zum Hafen" oder "Träume". Der Sänger taute zwar nach und nach auf, blieb aber immer irgendwie Schauspieler. Er zog eine dramaturgische Show ab, die er hier und da auch schon mal überzog. Was ihm fehlte, war nicht Charme oder Stimme, sondern eher das Gefühl von Ehrlichkeit, in dem, was er sang. Die Texte, die er interpretierte (teilweise nicht sehr textfest), spiegelten nicht das wieder, was er selbst dachte oder fühlte. Der Funke sprang nicht über. Leider!
Das Publikum tanzte und sang mit, aber das hätten sie wahrscheinlich auch getan, wenn man ein Tonband mit Rios Stimme in die Bühnen-mitte gestellt hätte. Es waren einfach die Songs, die so stark sind, daß sie einen mitreißen und eigentlich keiner theatralischen Darbietung bedürfen. Es gibt aber auch Reiser-Songs, an die man sich besser nicht herantrauen sollte, was bis auf eine Ausnahme gelang. Die Ausnahme war "Für immer und Dich", jene Ballade, die Rio mit Vorliebe alleine am Klavier sang, besinnlich und intensiv. Hier wurde es zur Rocknummer deklassiert. Überhaupt war die Überarbeitung vieler Songs seltsam: Ruhigere Titel wie "Laß uns 'n Wunder sein" spielten sie punkig, Polit-Rock à la "Wir müssen hier raus" in Bar Atmosphäre (inklusive Barhocker). Im allgemeinen war es sehr laut und treibend, nur bei "Zauberland" und "Ardistan" (von Dirk Schlömer gesungen) konnte man sein Feuerzeug oder die Wunderkerze entzünden. Die Jungs hatten ihren sichtbaren Spaß und rockten engagiert wie eh und je.
Es gab mehrere geforderte Zugaben, ganz zum Schluß begleitet von der Percussion-Truppe TERRA BRASILIS. Nach ca. 90 Minuten war der Zauber, der seine Magie nicht entfalten konnte, vorbei und man ging mit gemischten Gefühlen nach Hause. Die Ufa-Fabrik wurde nicht besetzt, keine rot-schwarzen Flaggen gehißt, nur der eine oder andere Joint kreiste. Irgendwie zu Hause und doch nicht daheim.
Es war eben ein schöner lauter Abend, an dem man mal wieder unter seines gleichen sein konnte. Und was den Daumen betrifft: Ich würde sagen er blieb (erstmal) auf Halbmast stehen, kann sich aber mit jedem weiteren Konzert nur nach oben bewegen.
[Regina Sommerfeld für German Rock News 9]

Bericht der NEUE OSNABRÜCKER ZEITUNG vom 2.10.99, Seite 22, Stadtfeuilleton über das Konzert von Neues Glas aus alten Scherben-Konzert in der Lagerhalle am 30.9.99 um 20.30 UhrNeues Glas aus alten Scherben
Lagerhalle: "Ton, Steine, Scherben"Dreht sich Rio im Grab um? Oder freut er sich im Rocknirvana, dass seine Lieder nicht untergehen, ja sogar wieder live gespielt werden? Anlässlich des Konzerts in der Lagerhalle, bei dem eine Band unter dem Titel "Neues Glas aus alten Scherben" auftrat, schien auch das Publikum zunächst unentschlossen: Zertört dieser Auftritt die Aura, die sich während der Jahre um die Musik von Ton, Steine, Scherben und Rio Reiser gelegt hat. Oder sollte der Zuschauer glücklich sein, noch einmal einen Hauch vom Flair der alten Tage erhaschen zu können?

Jedenfalls ist es keine Coverband, die da auf der Bühne steht, um alte Scherbensongs nachzuspielen. Authentizität erlangt die Gruppe allein schon dadurch, dass mit Drummer Funky K. Götzner und Gitarrist Dirk Schlömer zwei Originalmusiker der Scherben mitmischen. An Orgel und Bass beteiligen sich Mischka sowie Jochen Hansen, zwei Mitstreiter der Rio Reiser Band.

Und Sänger Michael Kiessling erinnert mit seinem rauhen, nach Suff und Nikotin klingendem Gesangsorgan und seiner Intonation tatsächlich an den frühen Rio Reiser, als er noch unverblümt Agit-Rock -Texte in die Welt hinausschrie. "Wir sind geboren, um frei zu sein, leben im Zuchthaus und müssen hier raus", reibeist Kiessling. Männer in Che -Guevara-T-Shirts jubeln, singen mit. Erstaunlich: Nicht nur die Mitvierziger sind in die Lagerhalle gepilgert, um die Lieder der 68er noch einmal zu hören. Viele Jüngere, ja Jugendliche können sich offenbar wieder mit dem Anarcho-Rock der Apo-Zeit identifizieren.

Aber auch die poetischen Seiten des Rio Reiser werden während des Konzerts nicht vernachlässigt. Nach der Trennung von TSS entwickelte sich der "König von Deutschland" zum "Volkssänger" - im besse-ren Sinn des Wortes -, der herrliche Balladen schuf. "Für immer und dich" oder eine durchaus, stimmungsvolle Interpretation von "Zauberland" - die Band weiß, was sie dem verstorbenen Meister und dem Publikum schuldig ist.Glücklicherweise gehen die Musiker nicht auf Zurufe von Zuschauern ein, die im Anfall peinlichen Anachronismus "Macht kaputt was euch kaputt macht" fordern. Doch die Begeisterung ist groß und die Menge verlangt Zugabe um Zugabe: "Land in Sicht", ja sogar ,Junimond" und "Halt dich an deiner Liebe fest" wird gespielt.

Am Morgen nach dem Konzert wird der letztgenannte Song in der modernen Reggae-Version des Freundeskreises im Radio gespielt und man fragt sich, welche Art der Interpretation nun zeitgemäßer ist. Eins steht jedenfalls fest: Viele Lieder sind unsterblich.
(thb)


Burg Herzberg-Festival 2001
Hier wurden die Stücke die Rio Reiser (gestorben 1996, im Alter von 46 Jahren) mit seinen Ton Steine Scherben oder Mitte der 80ziger Jahren als er eine Solo-Karriere geschrieben hatte, jetzt wieder live gespielt.
Die Band bestehend aus Funky K. Götzner (Drums, ex-Ton Steine Scherben), Dirk Schlömer (Gitarre, Chor-Vocals, ex-Ton Steine Scherben), Jochen Hansen (Bass), Jörg Mischke (Keys, Chor-Vocals) und dem Sänger Michael Kiessling.
Daher jetzt auch der Gruppenname: Neues Glas Aus Alten Scherben. Der Opener war Schritt Für Schritt Ins Paradies. Das Wetter war prima, und auch die Band wusste zu überzeugen. Dann folgten Lass Uns Ein Wunder Sein, Da, Für Immer Und Dich, Wo Sind Wir Jetzt, Halt Dich An Deiner Liebe Fest, Der Traum Ist Aus, Zauberland Ist Abgebrannt.
Die Band brachte die meisten Stücke einwandfrei gespielt rüber. Allerdings das Stück Der Traum Ist Aus, was wohl (zumindest für mich), das allerschönste Lied von Ton, Steine, Scherben ist, war bei diesem Konzert, der einzige Wehmutstropfen, weil es: erstens nur halb gespielt wurde, zweitens weil früher der Gesang von Rio Reiser eindeutig schöner rüberkam und drittens außerdem das Flötenspiel was bei diesem Lied einfach dazu gehören muss, vollkommen fehlte.
[Mike Lowski]

Diskografie

Jahr vonJahr bisBezeichnungArtCover
2000 Live LP
2000 Neues Glas aus alten Scherben LP
2001 Rebellendisko LP

Rezensionen

Live (2000, Möbius Rekords / Buschfunk Vertrieb)
Am 14. Und 15. Januar 2000 gab es in der Ufa-Fabrik in Berlin zwei ausverkaufte Konzerte der Band Neues Glas aus alten Scherben, die aus Musikern von Ton Steine Scherben und der Rio Reiser Band, sowie dem Sänger Michael Kiessling besteht. Da es sich um eine reine Live-Band handelt, lag es nahe, als viel gewünschte Erstveröffentlichung eine Live-CD einzuspielen, die im April erschien.
Als "Vorband" agiert die Rias-Big-Band in Form einer 0:52-Einspielung: Schön, dass Du wieder bei mir bist - wer immer auch mit "Du" gemeint sein mag...
Steig ein ist eine nett gemeinte Einladung und musikalisch durchaus antreibend, doch Sänger Michael Kiessling klingt nach Westernhagen, beim anschließenden Song Wann wie Tom Waits. Dies sei für den Unwissenden nur deshalb erwähnt, damit nicht die Illusion entsteht, hier singt jemand wie Rio Reiser. Eine imaginäre Meßlatte mit den Markierungen Scherben und Reiser anzulegen, ist bei dieser CD sowieso unsinnig und wird weder Kiessling noch den Musikern gerecht. Dennoch gibt es Anlass zu Kritik am neuen Sänger: Es ist nicht mein subjektiver Eindruck, sondern ein Kanon von Meinungen, dass es ihm an Ehrlichkeit in den Gefühlen mangelt, um die es in den Songs geht. Und das ist in diesem Fall nun mal unabdingbar. Ein anderer Punkt ist Kiesslings Kampf mit Reisers Ruhelosigkeit - Michael ist ständig bemüht, dann irgendwie doch an Rio heranzureichen, ja vielleicht sogar besser zu sein. Das macht ihn unglaubwürdig und schmälert meinen ganz persönlichen Respekt vor seinem Mut, sich dieser mehrschichtigen Herausforderung zu stellen.
Kommen wir zu dem Tonträger zurück: Das dritte Stück Ebbe und Flut wird hier kritiklos mit erstaunlicher Emotionskraft vorgetragen, die in Teilen beim nächsten Song erhalten bleibt. Das Intro dazu wird anfangs etwas entfremdet und verzögert die Wiedererkennungsfreude, doch dann peitscht unverkennbar und vom Publikum bejubelt der Scherben-Klassiker von 1975 Wenn die Nacht am tiefsten durch die Boxen. Kiessling singt die Strophen mit langgezogenen Frasierungen, die zu dem ursprünglich fast Stakkato geschriebenen Lied nicht passen. Fantastisch: Funky K. Götzner am Schlagzeug!
Es folgen Scherben- und Reiser-Songs aus ganz unterschiedlichen Zeiten, deren Interpretationen mit jeder gehörten Minute beweisen, dass die musikalische Umsetzung in Arrangement und Instrumentierung mehr als gelungen ist, aber gesangstechnisch dann doch immer wieder leidet. Träume enthält wirklich klasse Soli, wie Hansens Bass am Anfang, Mischkas Orgel in der Mitte und Schlömers Gitarre am Ende, aber zuviel Herzschmerz in Kiesslings Stimme. Die Single-Auskopplung Da! ist musikalisch brilliant, vor allem durch den Gast Sonny Thet am Cello, und Frühlingssturm - bisher nur als Pianoversion auf Rio am Piano 1 erschienen - wurde scheinbar extra neu arrangiert, wodurch es aber nicht unbedingt besser wurde. Gänzlich entzaubert wurde Zauberland. Warum musste das auf die CD? Oder warum hat man es nicht als Instrumentalstück belassen? (Eine Frage, die ich mir zugegebenermaßen bei vielen Songs stelle!) Nein, Zauberland zeigt, dass man manche Lieder nicht singen sollte, denn der Refrain tut einfach weh, obwohl Klavier und Gitarre, beides zart und schön, Gegenteiliges versprechen.
Es folgt mit Ansage ein Lied für den Henker: S'is eben so mit Akkordeon und Schunkel-Laune. Noch mehr Laune verbunden mit tieferem Sinn macht dann der Null-Uhr-Express, ein bisher unveröffentlichter Titel von Rio Reiser (circa 1992 geschrieben), der textlich hochaktuell und musikalisch sehr kraftvoll ist. Hier wirkt Michael Kiessling direkt überzeugend, vielleicht weil weder er noch das Publikum Vergleichsmöglichkeiten hat. Die aufgebaute Freude und Sympathie stürzt allerdings in sich zusammen, als die großen Scherben-Werke Der Traum ist aus als gehetzte Version und Land in Sicht ohne Hoffnungsschimmer deklassiert werden, wie vom Blatt abgelesen. Notopia!
Mit Unterstützung der Percussion-Truppe Terra Brasilis bringen Neues Glas als Zugabe Mein Name ist Mensch (mit Dirk Schlömer als Sänger) und Alles verändert sich in heißen Samba-Rhythmen. Da hilft nur noch Kopf ausschalten und abtanzen.
Leider endet die CD mit dem unglücklichen Nur Dich (warum wurde nicht Erdbeben gewählt, das Kiessling wirklich recht gut bringt?). Ein letztes Mal versucht der Sänger etwas unerreichbares zu kopieren. Jeder stimmliche Schlenker oder Kiekser, den Rio Reiser einst hervorbrachte, wird übernommen. Es bleibt ein trauriges Ich brauch' nur Dich, das einen kognitiven Bogen zu dem "Du" des Intros am Anfang schlägt.
Scherben - der Name verbindet! Und verpflichtet? Nein, nicht unbedingt, denn es kommt auf die Wort-Konstellation an. Die junge Berliner Punk-Band Scherbenhaufen setzt ihren Namen programmatisch um und verliert sich nicht im eigenen Anspruch. Neues Glas aus alten Scherben ist zwar weder eine reine Cover- noch Revival-Band, aber wirklich neu ist das, was sie machen, auch nicht. Die bereits erwähnte Ausnahme ist Null-Uhr-Express, genau da sollten sie ansetzen und weitermachen. Es gibt noch unzählige unbearbeitete Texte und Kompositionen; es gibt bei durchaus vorhandenen Talenten die Option, selbst Songs zu schreiben. Erst dann wäre dieses Projekt - und es sollte bis dahin ein Projekt bleiben - eine Weiterentwicklung der Scherben, wie neulich zu lesen war. Solange ist es ein kontroverser musikalischer Spaß mit Wehmut!
[Regina Sommerfeld]


Rebellendisko (2001, Brigade Bunt Berlin / Buschfunk)
Was kann es für einen Musikrezensenten, der bemüht ist, seine Kritik konstruktiv zu formulieren und faktisch zu begründen, schöneres geben, als das Gefühl, verstanden worden zu sein. Auch wenn meine Kritik (RockNews, Nr. 11) am ersten Album der Band Neues Glas aus alten Scherben (Live, 2000) mit den Worten endete "Es gibt bei durchaus vorhandenen Talenten die Option, selbst Songs zu schreiben." wäre es vermessen, zu behaupten, die Genossen hätten mich erhört und ihr neues Album, das am 15. Oktober erschien, genau nach meinen Wünschen konzipiert. Dennoch: Rebellendisko macht mich irgendwie glücklich ...
Denn wenn man die Geschichte einer Band seit ihren Anfängen mitverfolgt hat und frei von dogmatischen Scheuklappen ist, dann kann man als kritischer Beobachter die Chance nutzen, seine Ansichten mit der Band weiterzuentwickeln.
Auf dem schlichten Schwarz-Weiß-Cover ist ein scheinbar brennendes Studio-Equipment zu sehen, das sich bei genauerer Betrachtung als eine sehr kunstvolle Collage herausstellt und den CD-Titel effektvoll wiederspiegelt. Die zwölf Songs sind alles andere als künstlich, die sind echt, bodenständig, rockig, gehaltvoll und machen aus dem einstigen Projekt eine Band, die stolz ihr erstes Studio-Album präsentiert.
Nur noch zwei Songs aus dem ursprünglichen Repertoire (Songs von Ton Steine Scherben und Rio Reiser) sind übrig geblieben, alles andere sind selbst geschriebene Stücke. Der Opener ist der Scherben-Titel Schritt für Schritt ins Paradies mit einem psychedelischen Intro und einem krachenden Erwachen aus Gitarren, Drums und Gesang zur Zeile "Ich bin aufgewacht". Das rockt! Am Ende singen Kinder den Refrain und verdeutlichen somit die Perspektive.
Das große Thema ist das ewige Suchen. Es geht um Freiheit, Bewegung, Dynamik und immer wieder die Suche. Wenn der Wind weht, trommelt Funky K. Götzner (Drummer von Ton Steine Scherben) den treibenden Beat zu diesem monoton melodiösen Ohrwurm. "Mein Floss ist die Zeit" singt Michael Kiessling in Setz die Segel, einem etwas ruhigerem Song mit Aufbruchstimmung.
Der Widerstand kommt mit einem unglaublichen Groove und Basslauf daher, zu dem verschiedene Stimmen einen Text rappen, den man ruhig mal im Booklet nachlesen sollte. Der Refrain fasst die Aussage zusammen: "Die neue Mitte frisst den Rand - Es fehlt der Widerstand". HipHop meets Deutschrock und das ganze dann auch noch musikalisch modern und mit sinnvoller Aussage. GermanRock-Herz, was willst Du mehr? Mehr! Und schon macht sich Der Wanderer wieder auf den Weg, immer unterwegs "auf der Suche nach dem Traum". Dirk Schlömer (letzter Live-Gitarrist bei den Scherben) beherrscht sein Instrument und lässt den ruhigen Song nicht kraftlos werden.
Der einsame Reiter galoppiert zu flottem Beat als Asphalt-Cowboy durch die Großstadt und gelangt irgendwann zu der Erkenntnis Ich weiß es - der Song droht im Refrain auf die Nerven zu gehen und bleibt doch verdammt schnell im Kopf hängen, vor allem, wenn man sich auf die zweifelnde Frage "Warum lass ich es geschehen?" einlässt. Die Antwort kommt vielleicht schon im nächsten Titel Virus , bei dem Keyboarder Mischka (wie auch Bassist Jochen Hansen einst Mitglied er Rio-Reiser-Band) ein wunderbar spaciges Intro spielt. Hier zeigt sich, wie die Inhalte miteinander verwoben sind, miteinander spielen, eine Geschichte erzählen - immer unterstützt von großartigem Sound. Man merkt halt, dass alle Beteiligten keine Newcomer sind.
So können sie es sich auch leisten mit dem Song Wenn die Menschen wieder lachen den Hauch eines russischem Volksliedes zu vermitteln. Streicher, Klavier und akustische Gitarre erzählen zusammen mit dem Sänger das Märchen vom bösen Drachen .Mit der Quintessenz, dass oftmals nur Das ewige Warten bleibt, "auf 'n Zug, der nie fährt" oder "auf ein Morgen, das nicht kommt". Dirk Schlömer, der sich auf der CD als Haupttexter und Komponist präsentiert, beweist nicht nur hier Talent. Da ist ein kleiner Ausrutscher wie Deutschland, Deutschland schon mal verziehen.
Die Rebellendisko verabschiedet sich mit dem späteren Scherben-Titel Sternschnuppen, der die nachdenkliche Stimmung musikalisch sehr gut einfängt und wieder rauslässt. "Der Himmel bleibt leer" ist die letzte gesungene Zeile, doch das Herz ist nicht mehr leer, da hat sich was bewegt ...
Neues Glas hat endgültig als Band zu sich gefunden - mit dieser Stärke können sie überzeugen und ihr ganz eigenes Publikum finden. Im Presseinfo heißt es ganz richtig, die Band und ihr Album "füllt eine Lücke im deutschen Rock, die allzu lange nicht besetzt war". Kiesslings Stimme bleibt gewöhnungsbedürftig und das ist auch gut so, denn an all die Stimmen im deutschen Rockzirkus haben wir uns ja mehr oder weniger schon gewöhnt. Hier ist ein neuer Typ mit rauem Widererkennungswert und ganz eigener Phrasierung, außergewöhnlich und unvergleichbar. Doch vor allem die kraftvollen, qualitativ hochwertigen Arrangements und die Texte im sinne einer "romantischen Rebellion" geben der Rockband ein eigenes Profil.
[Regina Sommerfeld]

Interviews

Musiker

Götzner, Funky K. - d

Götzner, Klaus

1975 Trommler von Ton Steine Scherben.
Um die Jahrtausendwende bei Neues Glas aus alten Scherben.

Hansen, Jochen - b

Hansen, Jochen

Zu hören auf Rio Reisers Soloalben.
Um die Jahrtausendwende Bassist bei Neues Glas aus alten Scherben.

Kiessling, Michael - v

Kiessling, Michael

Um die Jahrtausendwende Sänger bei Neues Glas aus alten Scherben.

Mischka - keyb

Schlömer, Dirk - g, v

Schlömer, Dirk

1984 Gitarrist von Ton Steine Scherben.
Mitglied von Das Zeichen und Amygdala.
Um die Jahrtausendwende bei Neues Glas aus alten Scherben.
2001 gründet er Ornah-Mental

News

/a}
NEWS:
-

TOURDATEN:
(Kann sein wir haben auch nur vergessen nachzutragen... Wenn Konzerttermine bekannt sind, ist auf   j e d e n   Fall was in der aktuellen Vereinszeitung drin.)

29.04.00 Altenburg Music-Hall
01.05.00 Bad Salzungen Pressenwerk
02.05.00 Leipzig Moritzbastei
04.05.00 Rostock Mau-Club
05.05.00 Schwerin Speicher
06.05.00 Jena Casablanca
09.05.00 Frankfurt/Main Batschkapp
10.05.00 Oberhausen Ebertbad
11.05.00 Köln Kantine
12.05.00 Fulda Kreuz
13.05.00 Hannover Faust
14.05.00 Bochum Rockfabrik
16.05.00 Schorndorf Manufaktur
17.05.00 Erlangen E-Werk
18.05.00 München Schlachthof
19.05.00 Dresden Bärenzwinger
20.05.00 Plauen Malzhaus
23.05.00 Trier Tufa
24.05.00 Hachenburg Stadthalle
25.05.00 Mainz KUZ
26.05.00 Kaiserslautern Kammgarn
27.05.00 Koblenz Cafe Hahn
30.05.00 Wintersdorf Rock am Rhein
01.06.00 A-Linz Posthof
02.06.00 Wuppertal Live Club
03.06.00 Gütersloh Die Weberei
04.06.00 Unna Lindenbrauerei
07.06.00 Hamburg Markthalle
08.06.00 Berlin Kulturbrauerei
09.06.00 Barby Rautenkranz
29.06.00 Essen Zeche Carl
01.07.00 Hannover Jam-City
04.07.00 Freiburg Zeltmusikfestival
16.07.00 Nürnberg open air
03.08.00 Detmold open air
05.08.00 Kassel Zeltmusikfestival
25.08.00 A- Wien Planet Music
26.08.00 A-Ebbensee Kino

Kontakt

Bandkontakt:
neues-glas@web.de

Management:
Martina Grünewald
Tel.: 030-6175612

www.neues-glas.de
Regina Sommerfelds Seite

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