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Mucc (J)

Biografie

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Konzertbericht

MUCC (J)

Hamburg, Markthalle 7.8.2005 siehe Saeko


MUCC (J)

Köln, Gloria, 28.03.2007

Es ist ein sonniger Tag, genau geschaffen für die Vorfreude auf ein richtig gutes Konzert. Als ich so gegen 18h am Gloria ankomme ist schon allerhand los. Der allgemeine Aufruhr eben, wenn mal wieder Japaner in Deutschland sind. Meine Schwestern zeigen mir stolz ihre Autogramme von Hirosuke, dem Sänger von Balzac. Balzac sind 4 junge Japaner, die bereits 2004 in Deutschland mit den Ärzten aufgetreten sind und mit ihrem Horrorpunk heute wieder einmal rocken. Hirosuke (V), Atsushi (G), Akio (B) und Takiyuki (D) fallen durch ihr Punkauftreten sehr auf. Ganz neu draußen ist auch eine Single, die die Jungs mit Bela B. von den Ärzten zusammen aufgenommen haben. Heute allerdings sind sie mit der eher bekannten japanischen Band Mucc in Köln.

Mucc, bestehend aus Tatsurou (V), Satochi (D), Yukke (B) und Miya (G) sollten also der Hauptact diesen Abend sein.

Bereits nach ein paar Liedern bekommt Hirosuke richtig Spaß mit uns zu spielen. Da die typischen Punkgesänge keine Textsicherheit benötigen, konnten auch fast alle mitsingen oder eher grölen. Es hat Spaß gemacht, zu sehen, dass beide Seiten das Konzert genießen. Akio, der auch für den Backgroundgesang zuständig war, hat mich mit seinem selbstbewussten Posing, aber auch vom Spiel her überzeugt. Nachdem Hirosuke mit seinem riesigen Gumminietenarmband immer wieder bedrohlich nahe zu den Fans in der ersten Reihe kam, schmeißt er sich vollends ins Publikum und lässt auch einen Fan singen. Die Atmosphäre ist atemberaubend... anscheinend so atemberaubend, dass fast am Ende des Balzac Konzerts die ersten aus der Menge gezogen werden. Nachdem Balzac also gut 1 ½ Stunden mit einer super Performance und vielen Gefühlen ihre Songs wie Day the earth caught fire und Godless rübergebracht haben, geben sie das Mikro ab für Mucc. Die Spannung steigt merklich und auch ich werde nervöser. Immerhin muss ich nach vorne (scharfe) Fotos schießen und, auch wenn ich Mucc bereits das zweite Mal in Köln sehe, ist es Aufregung pur.

Rave Circus, Intro des aktuellen Albums Gokusai, gibt dem Höhepunkt des Abends eher einen chilligen Anfang, doch kaum dass Satochi als Erster die Bühne betritt, flippen alle herum. Yukke und Miya folgen, alle warten gespannt auf Tatsurou. Der kommt hüpfenderweise mit einer Hose, die eher einem Sack gleicht, was aber gar nicht schlecht aussieht, und einem XXL T-Shirt auf die Bühne und schon geht es los mit Gokusai. Bei Miya hat man immer das Gefühl, gleich nachdem er sich traditionell verbeugt und die Menge gegrüßt hat, er würde nur noch headbangen. Er geht immer voll in der Musik auf. Yukke, mit 7/8-Hose und nackten Füßen, sieht mit seinem bezaubernden Lächeln immer wieder süß aus. Das lässige Bassspiel und sein unverwechselbarer Tanz dazu, fehlen auch dieses Jahr nicht. Tatsurou sieht mit seinem Pony, das ihm ins Gesicht hängt, und den Miniwellen im Haar richtig zum Knuddeln aus. Satochi, mein persönlicher Liebling, machte wie immer hinterm Schlagzeug gute Laune. Leider war die Beleuchtung sehr unvorteilhaft und man hat ihn fast nie richtig sehen können.

Die Menge war einfach cool. Anfangs war ich noch vorne und habe Fotos geschossen, dann bin ich nach hinten zu einem Freund gegangen, um ihm die Kamera in Obhut zu geben, damit ich abrocken konnte. Auch hier hinten ist gute Stimmung… Dabei fällt mir auf, dass ich ein Konzert noch nie von so vielen Blickwinkeln aus gesehen habe. Vorne, hinten und mittendrin… einfach überall überzeugend!

Da erklingen die ersten Töne von Saishuu Ressha und alle fangen an sich zu bewegen… als Tatsurou zu singen beginnt, beginnt auch die Menge zu singen. Unbeschreiblich, wenn man nicht dabei gewesen ist! Miya hat sichtlich Spaß bei seinem Solo in dem Song und zeigt damit wieder mal, dass er ein toller Gitarrist ist.

Tatsurou hat auch dieses Jahr wieder fleißig Deutsch gelernt und manchmal habe ich das Gefühl, das kann er bald besser als Englisch. Sätze wie \"Lass uns tanzen!\", \"Wie geht\'s, Köln?\" und \"Viel Spaß noch!\" kann er locker auswendig. Für \"Wir freuen uns, dass wir wieder hier sind!\" hat dann aber doch mehr Zeit zum Überlegen gebraucht. Aber wir sind hellauf begeistert und klatschen anerkennend. Hingegen die \"arl-juu lääddy to mosh?\"-Frage, stieß bei mir erst Mal auf Fragezeichen. Als dann all seine Sprüche gesagt waren, fing er an, uns mit Nachsprechübungen zu animieren. \"Yeah-oh-yeeeeeeeah!\" und jetzt das Publikum \"YEAH-OH-YEEEEEEEEEEEEEEAH!\" und in einer anderen Betonung und wieder und wieder. Bald schon ging einem die Puste aus, doch wir geben alles, als Tatsurou dann noch behauptet \"I can\'t hear you!\".

Die Instrumentals haben mir sehr gut gefallen, vor allem, weil Satochi dadurch wenigstens ein paar Minuten in den Vordergrund rücken durfte. Sonst muss ich sagen, finde ich das neue Album eher nicht so gut wie die alten Sachen von Mucc. Vor allem von der aktuellen Single Libra bin ich ein wenig enttäuscht, es ist zwar rockig, aber der Sprechgesang gefällt mir nicht recht. Tatsurou kann so viel Gefühl in seine Stimme reinbringen, wie nur wenige, deswegen ist es schade.

Dagegen ist Utagoe umso besser geworden. Ein richtiges Gute-Laune-Lied und zum Tanzen animierend. Doch wie bei vielen Konzerten ist auch hier der Schluss das Beste. Mit Bouzenjishitsu haben sie einen richtig guten alten Song wieder aufleben und vor allem die Menge pogen lassen. So langsam spürt man seine Knochen nicht mehr, genau richtig ums vor Ende nochmal richtig krachen zu lassen. Daikirai, das Beste an jedem Mucc-Konzert, durfte nicht fehlen! Und so geht das Konzert auch schon seinem Ende zu… noch ein Song und dann ist Schluss! Viel zu früh…

Insgesamt würde ich sagen, war es ein Konzert voll Emotionen und Spaß. Es war rockig, punkig und chillig zugleich. Mein Fazit: MEHR!

Johanne Henders

Diskografie

Jahr vonJahr bisBezeichnungArtCover
2002 2002 HomuraUta CD
2003 2003 Zekuu CD
2004 2004 Kuchiki No Tou CD
2006 2006 Gokusai CD
2006 2006 -6- CD

Rezensionen

MUCC (J)

HomuraUta

2002, re-release 2006, Gan-Shin, GSCD-014

Nachrichten aus dem Hause Gan-Shin. Das Label, das sich auf Rock aus Japan spezialisiert hat, veröffentlicht nun den Backkatalog der Gruppe Mucc.

Frisch aufgelegt für den mitteleuropäischen Markt wurde beispielsweise Muccs Major-Erstling HomuraUta, dessen Drive schon 2002 ahnen ließ, wohin diese wirklich geniale Band einmal steuern würde. Typische Rhythmik und Melodik im Stile von Korn oder Sepultura sind bereits angelegt. Mucc klingen wegen des nach vorn gemischten Basses teilweise wesentlich eindrücklicher als ihre West-Kollegen, haben dafür leichte gesangstechnische Defizite, die erst mit Kuchiki No Tou (2004) ernsthaft behoben wurden. Tatsuros unverwechselbare, zwischen aggressiven und depressiven Stimmungen schwankenden Vocals sind jedoch unverzichtbarer Bestandteil des Mucc-Sounds.

HomuraUta eröffnet - wie übrigens alle Mucc-Alben, instrumental. Hier mit dem Schlagzeugrhythmus von We Will Rock You. Danach folgt Zetsubou, das bis heute auf Tanzböden ebenso wie in Konzerthallen das Volk zum Hüpfen bringt.

Mucc spielen im eigentlichen Sinn zwar keinen J-Rock, sondern eine mitreißende Mischung aus Thrash und Nu Metal, lassen jedoch häufig landestypische Elemente aus J-Rock und Enka einfließen. Shiawase No Shuuchaku beispielsweise ist ein experimentelles J-Rock-Stück.

Immer wieder greift die vierköpfige Band zur Stilvariation auf Funk zurück, etwa bei der Ballade Kimi Ni Sachi Are oder im Stück Uso De Yugamu Shinzou. Zusammen mit den punkigen Bonustracks Sekai No Owari und Samidare beläuft sich die Neuauflage von HomuraUta auf 75 Minuten Spielzeit.

Jürgen Hornschuh


 

MUCC (J)

Zekuu

2003, re-release 2006, Gan-Shin, GSCD-013

Zekuu, das 2003er Nachfolgealbum von HomuraUta, nähert sich dem tieftönenden Roots-Sound Sepulturas sowie einem insgesamt westlichen Erscheinungsbild noch mehr. Mucc präsentieren sich nach allen Seiten offen. Oft schimmern Einflüsse aus allen möglichen Genres durch, vorwiegend Funk (1979) und Heavy Metal (Shogyo Shisoukyou Jidai Koushikyoku).

Absolut herausragend der Track Kugatsu Mikka No Kokuin, bisher eine der umwerfendsten Kompositionen der Japaner. Dichter können hoffnungslose Verzweiflung und explosive Wut kaum zusammenhängend dargestellt werden. Zwei Bonustracks hat das 60minütige Re-Release von Zekuu, nämlich Leji und Hakanakutomo, wobei letzteres kompositorisch wie ein unfertiger Entwurf, eine Vorform von Kugatsu Mikka No Kokuin klingt.

Zekuu-Anspieltipps: Bouzenshitsu, Waga Arubeki Bisho sowie auf jeden Fall der Überhammer Kugatsu Mikka No Kokuin. Den Promo-Versionen von Zekuu und HomuraUta wurden im Gegensatz zu allen sonstigen Gan-Shin-Veröffentlichungen keine deutschsprachigen Textblätter beigelegt. Bei Zekuu helfen einem leider auch Kanji-Kenntnisse nicht weiter, denn Druck und Booklet-Papier passen leider nicht zusammen.

Trotzdem klasse, dass nun Schritt für Schritt auch ältere Japanscheiben zu erschwinglichem Preis bei uns erhältlich sind. Leute, die Mucc noch nicht kennen, sollten sich übrigens besser zuerst das Album -6- und anschließend dessen Vorgänger Kuchiki No Tou kaufen, bevor sie sich an die beiden älteren Scheiben heran wagen.

Jürgen Hornschuh 


 

MUCC (J)

Kuchiki No Tou

2004, Re-Release 2005, Gan-Shin, GSCD-006

Beobachtete man die sich in den letzten Jahren entwickelnden Trends, so war fast schon klar, dass sich auch bei uns findige Label gründen würden, die japanisches Material in Deutschland zu vernünftigen Preisen zugänglich machen. Denn mal ehrlich: Als Fan kann man sich nur eine begrenzte Zahl von Alben leisten, die als Importware 50-100 Euro, manchmal sogar mehr kosten. Dennoch gehen Insider inzwischen von wenigstens 20-30.000 deutschen, vorwiegend jugendlichen Fans aus, die sich mit J-Rock beschäftigen und auch bereit sind, größere Summen dafür auszugeben.

Der in Berlin und München mit Ladenlokalen vertretene Versandhändler NeoTokyo hat die Gelegenheit beim Schopf ergriffen und nicht nur eine ganze Reihe Konzerte auf die Beine gestellt, sondern in Zusammenarbeit mit dem rührigen Brainstorm Music Marketing das erste deutsche Nischenlabel für J-Rock gegründet: Gan-Shin. Deren erste Veröffentlichung wurde anlässlich des Mucc-Konzerts in der Hamburger Markthalle auf die Theke gelegt: das 2004er Album Kuchiki No Tou. Ebenso stehen Hyde - 666, Dir En Grey - Withering To Death, Merry - Nu Chemical Rhetoric sowie einige andere Scheiben auf der Release-Liste.

Bei Mucc handelt es sich um eine 1997 gegründete Gruppe, die einen kometenhaften Aufstieg erlebt. Ende noch lange nicht in Sicht, denn in Ländern wie Deutschland beginnt sie gerade erst Fuß zu fassen und auch an Kreativität für weitere Schandtaten mangelt es ihr offensichtlich keineswegs. Während der vergangenen acht Jahre schraubten sie konstant an ihrem Songwriting, was uns eine Reihe interessanter Demos und inzwischen vier Alben beschert hat.

Kuchiki No Tou klingt reifer und wesentlich kontrollierter als seine Vorgänger. Dafür mag auch die ausgezeichnete Produktion verantwortlich sein. Insbesondere aber die klareren Strukturen und deutlicher hervortretenden Melodien. Der Mucc-Sound ist unter den aktuellen J-Rock-Größen (abgesehen von Gruppen wie Volcano, deren Vorbilder ganz klar im Westen liegen) derjenige, der europäischem Musikgeschmack am nächsten kommt. Vergleichbar vielleicht mit Sepultura, Ektomorf oder Korn, was die aggressiveren Parts angeht. Deutlich vertreten ist jedoch auch eine melancholische Note, die ihre Kraft aus Enka und skandinavischem Gothicmetal beziehen mag.

Falls Gelegenheit besteht, sollte man in Track Zwei Daremo Inai Ie und 11 Rojiura Boku To Kimi E rein hören, um sich von der Qualität der 15 Stücke zu überzeugen und um sicherzugehen, dass man mit Stimme und Gesangstechnik klar kommt. Falls ja, wartet ein ganzes Universum vergleichbarer Musik auf dich.

Die Texte sind durch die Bank in japanischer Sprache gehalten. Trotz Sepultura-Vergleich liegen Muccs Wurzeln klar im Heimatland. Für den deutschen Markt wurde ein zweites Booklet beigelegt, das die Lyrics sowohl in Romaji (lateinische Transkription) zum Mitsingen, als auch in deutscher Übersetzung liefert. Die bilderreiche, tief bewegte Sprache ließ sich offensichtlich nur schwer übersetzen, aber immerhin bekommt man einen inhaltlichen Eindruck.

Für 14,90 Euro ein echtes 69-minütiges Schnäppchen!

Jürgen Hornschuh

MUCC (J)

-6-

2006, Gan-Shin, GSCD-015

Nach Kuchiki No Tou stellen die Japaner ein weiteres Hammeralbum in die Regale. Gezweifelt hatte ich zwar nicht daran, dass es ihnen gelingen würde, Hochkarätiges nachzulegen, aber man steckt ja nicht drin.

Wenn ich mir -6- so ansehe, bekomme ich den Eindruck, dass Mucc sich in letzter Zeit viel mit amerikanischem Speed / Thrash Metal der 80er Jahre beschäftigt haben. Für diese These sprechen nicht nur Totenschädeldesign und die knackige Gesamtspielzeit von 30 Minuten (Slayer lassen grüßen), sondern beispielsweise auch Tracks wie Akai Sora, die an Bands wie Overkill denken lassen. Fast durch die Bank schwingt überdies Meister Satochi den schnellen Knüppel, so dass man vor dem abschließenden, sehr ruhigen, an Wishbone Ash erinnernden AOR Stück Haruka nur selten Luft holen kann.

Abwechslung bietet die neueste Muccerei dennoch genug. Die typische Mischung aus zuckersüßer Melodie und bösen Rhythmusattacken wie bei Kuukyo Na Heya bekommt man hier ebenso geboten, wie high speed sing-alongs (Fourty-Six), schnellen Melodic Metal (Kami No Hoshi) oder speed Country mit J-Rock-Anleihen (Yuubeni). Glaubt mir: es klingt fast so krass wie Raphaels Huckleberry No Koi, wenngleich irgendwie unpassend hinsichtlich des Gesamtwerks der Band.

Auch auf gewohnte Funkereien braucht nicht verzichtet zu werden. Dafür sorgt das Stück Haribote No Otona, das langsame Funkrhythmen eröffnen lässt, um zur Hälfte der Spielzeit über ein Rage Against The Machine ähnliches Crossover-Riff in den typischen Mucc-Sound umzuschwenken. Bemerkenswert darüber hinaus das Speed Metal Stück Haru Kaze No Fuita Hi, das in vieler Hinsicht (Gesangs- und Gitarrenlinien, Drumming) sehr stark an X Japan erinnert. Insgesamt bei aller Geschwindigkeit und Härte ein wirklich faszinierendes Scheibchen, dessen Melodien sofort greifen.

-6- kommt im Pappschuber mit Klappcover und deutsch/romaji Textblatt.

Jürgen Hornschuh

MUCC (J)

Gokusai

2006, re-release 2007, Gan-shin, GSCD-026

Wahaha! Ich könnte mich jedes Mal totlachen, wenn eine neue Mucc-Scheibe herauskommt und ich schon genau weiß, ob das Intro melodisch ausfällt, oder einfach nur grässliche Klangcollagen enthält.

Diesmal also ist es (Rave Circus) wieder genießbar, genau wie der Rest der Scheibe, die sich mordspfundig ins Zeug legt. Hörempfehlungen können schon für die ersten paar Songs ausgegeben werden. Schwerer basslastiger Sound und ultratiefe Gitarrennoten empfangen uns beim Titelstück Gokusai, und ebenso bei Nageki no kane, dessen Reggae-Parts kaum darüber hinwegtäuschen können, wo der Hammer hängt. Mucc sind überwiegend schnell und düster wie immer. Auch heute der Geheimtipp für Sepultura- oder Korn-Fans, die genug von billigen Rip-offs haben.

Heitere Metalmelodik à la Kami no hoshi vermisst man spätestens ab Track vier (Utagoe) nicht mehr. Etwas Ruhigeres bekommen wir mit Panorama geboten, aber gleich darauf zieht Gerbera wieder derbe Register. Und dann Risky Drive: ein Speed Metal meets Punk meets Funk Feuerwerk, dass einem glatt die Ohren abfallen.

Bisher hatte jedes Album seinen Dauerbrenner, eine Halbballade oder Hymne, die nicht mehr aus dem Kopf weichen will, wenn man ihn einmal intus hat: Kimi Ni Sachi Are, Kugatsu Mikka No Kokuin, Rojiura Boku To Kimi E und zuletzt Haribote No Otona haben das jeweilige Album veredelt. Derartig Herausragendes hat sich in den ersten paar Hördurchgängen bei Gokusai nicht herauskristallisiert, aber es gibt Anwärter darauf.

Was ist so faszinierend an dieser Band? Dass sie als Asiaten so wunderbar europäischen Musikgeschmack treffen, ohne ihre Wurzeln verleugnen zu müssen? Dass sie hemmungslos brutale Sounds fahren, die sich trotzdem als Melodieträger eignen? Dass Mucc trotz (im Großen und Ganzen) berechenbarer Neuveröffentlichungen ständig mit bisher unbenutzten Spieltechniken und Stilelementen überraschen? Dass sie von Album zu Album besser und zielstrebiger werden, so dass niemand ihren Visual Kei Zeiten hinterher weint, wie das bei den meisten anderen heute Streetware tragenden Bands der Fall ist?

Natürlich darf sich jeder selbst ein Urteil bilden. Nicht jeder kann diese Band mögen. Der Lieferumfang aber steht außerhalb von Kritik. 16-Seitiges Booklet und dt./engl./frz./romaji-Textposter, von denen ich nicht weiß, wie man sie unbeschädigt ins Case fabrizieren konnte. Auf der CD die 14 Originalsongs der drei japanischen CD-Versionen sowie die beiden Bonustracks G.M.C., ein speediger Thrash-Mosher, und Gerbera surf ver. (welchen man Quentin Tarantino für seinen nächsten Film empfehlen sollte), so dass die deutsche Gokusai-Ausgabe auf stattliche 64 Minuten kommt.

Fehlen lediglich die Clips Live documentary of six nine days und Devillish years documentary, die in Japan als Bonus-DVDs beilagen.

Jetzt aber nix wie rein in den Plattenladen!

Jürgen Hornschuh



Interviews

DAS INTERVIEW

MUCC (J)

Hamburg, 06.08.2005

erschienen in Heft 11 der Visions Of Decadence und Heft 29 der German Rock News

GR: = Wendy Albers für die GERMAN ROCK NEWS

Am Tag nach ihrem Wacken-Auftritt beziehungsweise vor ihrem Gig in der Markthalle traf ich mich im Wintergarten eines Hamburger Hotels mit den Jungs von MUCC zu einem Interview. Da mein Japanisch noch nicht perfekt ist, war ein Japanisch-Englisch-Dolmetscher dabei. Tatsurou (v), Miya (g), Yukke (b) und Satochi (d) waren alle sehr nett und locker drauf und so lief auch das Interview ab...

GR: Gestern habt ihr euren ersten Gig in Deutschland auf dem Wacken Open Air gespielt. Wie hat es euch gefallen?

Miya: Es hat wirklich Spaß gemacht, dieses Konzert zu spielen.

GR: Wie haben die deutschen Fans auf euren Auftritt reagiert?

Miya: Wir haben sehr gute Reaktionen auf das Konzert bekommen. Sie haben die Musik wirklich verstanden und genossen.

GR: Gibt es einen Unterschied zwischen den japanischen und den deutschen Fans?

Miya: (überlegt kurz) Sie reagieren nicht an den gleichen Stellen wie in Japan. Die japanischen Fans reagieren zum Beispiel auf diesen Teil der Musik und die deutschen Fans auf einen anderen... Sie verstehen es nicht auf die gleiche Weise.

GR: Was hat euch auf die Idee gebracht nach Deutschland zu kommen?

Miya: Wir wurden eingeladen und darum sind wir gekommen.

GR: Denkt ihr, dass das Publikum in Europa eure Musik verstehen kann, ohne Japanisch zu können?

Miya: Es ist so, wenn die Leute die Musik live erleben und fühlen, dann müssen sie kein Japanisch sprechen können.

GR: Könnt ihr uns etwas über den roten Faden in eurer Musik sagen?

Tatsurou: (überlegt) Es ist hauptsächlich negativ, aber auch ein bisschen positiv... Denn es geht hauptsächlich um Schmerz und Leiden, aber auch darum wie man alleine zurecht kommt, um wieder zu sich selbst zu finden.

GR: Es scheint viel Aggressivität in eurer Musik zu sein, was sich auch in den Bewegungen in euren Videos spiegelt. Würdet ihr dem zustimmen? Und wenn ja, woher kommt diese Aggressivität?

Tatsurou: Diese Aggression kommt während der Arbeit an den Songs. Es ist nicht so, dass ich wirklich aggressiv sein will, aber da sind Sachen die ich ihn mir drin habe und die will ich raus lassen.

GR: Manche eurer Songs klingen sehr melancholisch, besonders der Gesang. Tatsurou-san, bist du ein melancholischer Mensch?

Tatsurou: (auf deutsch) Ja. (lacht)

GR: Welche Art Musik oder welche Musiker haben euch am meisten beeinflusst und was sind eure derzeitigen Favoriten?

Tatsurou: Früher japanische Folk-Songs... Ich habe keine bestimmte Lieblingsband. Ich höre einfach japanischen Rock und Pop und dann finde ich Sachen die ich mag oder nicht mag - ich habe keinen bestimmten Favoriten.

Yukke: Erstmal ist da Ayuki, die die Beste ist. Ich mag viel japanischen Pop und solche Sachen, aber das was ich wirklich am meisten mag und was sich nie ändern wird, ist Anzen Chitai (berühmte japanisch Pop-Band aus den 80ern)! Im Moment höre ich gerade eine finnische Band, die The Rasmus heißt.

GR: Aha. :-)

Tatsurou: Aber ich habe ihn darauf gebracht!

GR: Wo sind eurer Meinung nach die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen europäischer und japanischer Rockmusik?

(alle überlegen)

Miya: Die Melodie. Und in Deutschland wird Rockmusik eigentlich von allen akzeptiert, aber in Japan wird sie nicht von vielen gehört. Hauptsächlich von jungen Leuten.

GR: Euer aktuelles Album Kuchiki No Tou wird jetzt in Deutschland veröffentlicht. Werdet ihr auch ältere CDs veröffentlichen, so wie Gackt-san es getan hat?

Miya: Ja, wenn wir die Möglichkeit haben sie in Deutschland zu veröffentlichen, werden wir es tun.

Zwischenruf von Matthias vom NeoTokyo: Ja. Es werden noch zwei Alben veröffentlicht: Homura Uta und Zekuu

GR: Manche eurer Songs haben einen Refrain zum Mitsingen und hören sich \"bombastisch\" an, so als wären sie geschrieben um in großen Hallen gespielt zu werden. Ist das eure Absicht? Und denkt ihr darüber nach, während ihr die Songs schreibt?

Tatsurou zum Übersetzer: bombastic?

Übersetzer: bombastic.]

Miya: Das hängt von den einzelnen Liedern ab...

Tatsurou: bombastic.

Übersetzer: bombastic - fantastisch.

Tatsurou: (auf deutsch) Ah. Bombastisch - fantastisch! (Gelächter)

GR: Was kommt zuerst: Die Texte oder die Musik? Und was ist euch wichtiger?

Miya: Es kommt nicht speziell das eine oder andere zuerst. Man muss die Musik und die Worte zusammenfügen, damit etwas daraus wird. Man kann nicht sagen, ob eines wichtiger ist als das andere. Sie gehören zusammen.

GR: Keine der J-Rock Bands die bisher Europa besucht haben, haben mehr als ein paar Konzerte gespielt. Wäre eine Oneman-Clubtour oder eine Support-Tour für eine bekannte europäische Band nicht vielleicht eine bessere Möglichkeit um mehr Fans zu gewinnen?

Tatsurou: Das würden wir gerne machen. Kennst du eine berühmte europäische Band die Interesse hätte?

 GR: Hm, schwierig...

Tatsurou: Blind Guardian? (alle lachen)

GR: Kennt ihr irgendwelche deutschen Rockbands? Und wenn ja, was haltet ihr von deutscher Rockmusik?

Tatsurou: Blind Guardian!

Satochi: Helloween!

Yukke: Oliver Kahn! (Gelächter)

Miya: Deutsche Musik ist sehr melodiös und gut zu hören ... Ah, Rammstein!

GR: Wie gefällt euch Deutschland bis jetzt?

(alle überlegen)

Tatsurou: Die Bands!

Yukke: Bier!

Miya: Es ist ziemlich kalt, aber die Gegend ist schön.

GR: Und können eure Fans hier hoffen, euch bald wiederzusehen?

Miya: Wir können noch nicht sagen wann wir wiederkommen, aber wenn wir noch mal eingeladen werden, kommen wir gerne!

GR: Vielen Dank für das Interview!

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