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Versailles (J)

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Konzertbericht

VERSAILLES (J)

MATENROU OPERA & VERSAILLES COUPLING TOUR
Frankfurt/M., Nachtleben, 2.4.2008

Ob sich Fahrzeit und Eintritt lohnen werden, das ist die große Frage, welche sich mit jedem Konzert verbindet, über dessen Besuch man nachdenkt. Häufig weiß man vorweg, was einen erwartet. Die Zahl der Menschen, die es ebenfalls wissen, entscheidet mitunter über die Höhe der Vorverkaufszahlen. Und je besser der Ruf einer Gruppe allgemein ist, desto mehr Besucher werden auftauchen, die sich überraschen lassen. So wie ich. Es sind jene Leute, auf die es ankommt, denn vom Touren allein kann man als Musiker selten leben. Im Allgemeinen fressen die Kosten den Überschuss aus Ticket- und Merchandiseverkauf auf. Wenn man allerdings die Unentschlossenen, die Neulinge, die Begleitpersonen überzeugen kann, erschließt man sich für die Zukunft neue Kundenkreise, also neue Fans, die ihrerseits wieder unbeleckte, potenzielle Anhängerschaften an die Band heranführen.

Für die beiden Gruppen, die auf ihrer ersten Euro-Tour in Deutschland Frankfurt und München ansteuerten, war es ein wenig früh. Gerade mal ein bzw. eineinhalb Jahre zuvor gegründet war es ihnen noch nicht gelungen, größere Bekanntheit zu erlangen. Angesichts der derzeitigen Überpräsenz japanischer Gruppen sowie Ticketpreisen von deutlich über 30 Euro hielt sich die Risikobereitschaft der Konzertgänger in Grenzen.

Vielleicht mit ein Grund, warum das Frankfurter Date von der Batschkapp ins kleinere Nachtleben verlegt wurde, wo schätzungsweise 150-200 Fans die Kellerlocation wenn nicht füllten, so doch in angenehmer Dichte bevölkerten. Bei schummriger Beleuchtung, niedriger Decke, fehlendem Graben, doch astreinem Sound entstand eine fast schon familiäre Stimmung, über die sich als Einzige die Fotografen ärgerten, alle anderen aber freuten.

Speziell die Opener Matenrou Opera profitierten von der intimen Atmosphäre im Nachtleben. Ihr offener, solider Rock ging sofort ins Blut. Ohne irgendwelche Vorkenntnisse mitbringen zu müssen gelang es mir umgehend, sie sympathisch zu finden, während sie auch die Herzen der anderen Anwesenden im Sturm eroberten. Präsentieren sich die fünf Bühnenakteure optisch eindeutig visu-style, ähnelt ihre Musik teilweise eher dem Gothic Metal von DéspairsRay. Donnernde, bombastische Eröffnungsklänge und einige Songs wiesen in diese Richtung. Doch ihre wahre Stärke liegt in mitreißenden Rock- und Metalsongs, die ihre Kraft aus eingängigen Melodien und schweren Rhythmen beziehen. Ist es einerseits löblich zu nennen, dass Matenrou Opera sich als eine von wenigen Gruppen traut, ihren Keyboarder, Ayami, mit auf die Bretter zu nehmen, kann ich mich andererseits manchmal des Gedankens nicht erwehren, dass Anzis souveränes, rhythmusorientiertes Gitarrenspiel ohne den Tastenmann besser zur Geltung gekommen wäre. Aber das sind Geschmacksfragen, welche man einfach beiseiteschieben sollte, denn Matenrou Opera überzeugten sowohl gothic als auch heavy, hatten Spaß mit dem Publikum, wie dieses ebenso mit ihnen und liefern eine bodenständige Rockshow, die sie für mich persönlich zum Überraschungspaket des Abends erhob. Dass Zugaberufe direkt bei Abgang erfolgten, zeigte, dass mehr als nur Höflichkeit dahinter steckte. Eine Band wie gemacht für deutsche Bühnen. Man sollte sie unbedingt mit ähnlichen Westgruppen auf Tour schicken!

Weniger vorteilhaft geriet die Verlegung ins Nachtleben für Versailles. Dem optischen Eindruck ihrer Promoshots zufolge erwartete ich eine \"Theater\"gruppe im Stil von Malice Mizer, die Wert auf Abgehobenheit, Schwulst, Pathos und natürlich gepflegte, klassizistische oder barocke Kleidung legt. Stellte sich nur noch die Frage, ob die fünf Mannen solchen Vergleichen gewachsen sein würden. Da ergab sich für mich ein zweischneidiges Bild.

Tatsächlich schickt man mit ex- Lareine Sänger Kamijo einen Fronter nach oben, der sein Handwerk gelernt hat, wie Klaha klingt und an diesem Abend wie Gackt zu Merveilles-Zeiten gekleidet war: dunkle Uniform, reichlich Goldborten, fliegender Umhang. Ihm zur Seite stand u.a. Gitarrist Hizaki, dessen Ähnlichkeit mit seinem Malice Mizer Pendant Mana nicht nur oberflächlicher Art war. Es gibt außer diesen beiden nur wenige Kerls, die so überzeugend auftreten, als ob unter den Goldlöckchen und dem (in diesem Fall roten) Kleid nicht doch eine echte Frau steckte. Und auch die anderen Akteure bei Versailles, allen voran Bassist Jasmine You, der die Hölle aus seinem Instrument heraus zauberte, dürften den textilen Aufwand mit literweise Schweiß bezahlt haben.

Der Auftritt litt jedoch unter kleineren technischen Problemen und unübersehbaren konzeptuellen Widersprüchen. Das unnahbare, edle Image, das Malice Mizer Mitte / Ende der 90er scheinbar so leicht und selbstverständlich zu transportieren verstanden, verträgt sich nicht mit einer Umgebung, die wie das Nachtleben unmittelbaren Kontakt zu den Fans gestattet. Auch nicht mit einer Gruppe, die die Interaktion einerseits sucht, andererseits fürchtet und als Grenzüberschreitung ablehnt, wie das mehrfach an Kamijo zu beobachten war, der sich wiederholten Übergriffen seitens junger Mädchen in den Zuschauerreihen ungeschickt entzog.

Trotz perfekter Maske blieb das geplante Theaterstück \"Versailles spielen Malice Mizer\" pure Scharade. Musikalische Anleihen an die barocke Verspieltheit der Vorbilder, z.B. direkt beim Opener, waren die Ausnahme, verstärkten aber diesen Eindruck. Versailles nehmen ihre Inspirationen wohl eher aus der Klassik. Beethoven liegt ihnen näher als Bach, Malmsteen näher als Mana. Es gab Momente, da wären sie zwar auch als Goths oder Standard-J-Rocker durchgegangen, die überwiegende Zahl ihrer Songs waren jedoch Speed Metal -Knaller: schnelle, aggressive Sologitarren und galoppierende Bässe nach Iron Maiden -Art, sowie atemloses Geknüppel und auf die Dauer enervierender Doublebase-Einsatz an der Schießbude. Wenige Balladen wie das von Kamijo solo vorgetragene Lareine-Stück lieferten willkommene Atempausen. Yukis Drum-Solo dagegen fand ich weniger nötig. Seine Leistungen während des regulären Sets schienen mir anspruchsvoller und vielseitiger.

Insgesamt lieferten Versailles trotz aller Kritik eine gute Show, die den Fan mit einbezog, dem Auge Anziehungspunkte schenkte und auch am gezeigten Können nicht sparte. Allerdings, muss ich sagen, fand ich das Stündchen mit Matenrou Opera gegenüber den eineinhalb mit Versailles ungleich kurzweiliger. Dass es, vielleicht unbewusst, vielen Zuschauern ähnlich ging, ließ sich an ihrem reichlich verspäteten, zögerlich einsetzenden an-ko-le-Ruf bemerken. Meiner Meinung nach darf die Band aber ruhig irgendwann wiederkommen. War mal was anderes, als die ewigen Dir en grey -Clones. Und auf jeden Fall preisgünstiger, als die Wiederkehr X Japans.

Jürgen Hornschuh

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